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KOSTENPUNKT Stromerzeugungsmöglichkeiten für Betriebe

Um dem Problem der steigenden Strompreise zu begegnen, setzen immer mehr Betriebsleiter und Kommunen auf eigene Möglichkeiten der Stromerzeugung. Doch welche Optionen stehen zur Auswahl und reicht eine davon aus?

Lesedauer: min | Bildquelle: Pexels (Kindel Media); Pexels (Gustavo Fring)
Von: Tim Knott

Im vergangenen Jahr mussten sich viele Betriebe mit einer unbequemen Wahrheit auseinandersetzen: Strom wird wieder teurer. Der russisch-ukrainische Krieg hat die Preise in die Höhe schnellen lassen. Nun haben sich die Kosten stabilisiert, doch laut Einschätzungen von Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder ansteigen. Der Grund: Ein höherer Bedarf, z.B. durch E-Autos und Wärmepumpen sowie ein niedriges Angebot aufgrund des stockenden Ausbaus erneuerbarer Energien. Um dennoch ausreichend Strom zur Verfügung zu haben, wird der übrige Bedarf wahrscheinlich durch teures Erdgas gedeckt, was zu einer Verteuerung führt. Schlechte Nachrichten für alle Betriebe, doch welche Möglichkeiten haben Betriebsleiter, um ihren eigenen Strom zu produzieren?

 

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PV-Anlagen: Solarstrom für den Betrieb

Bei Eigenheimbesitzern sind PV-Anlagen mittlerweile sehr beliebt, um den eigenen Bedarf mit Solarstrom zu decken. In Betrieben sieht das Bild jedoch anders aus. „Dabei kann eine PV-Anlage bei einem Betrieb wesentliche rentabler sein, als bei Reihenhäusern, zumindest, wenn diese Betriebe hauptsächlich tagsüber arbeiten“, erklärt Hans Peter Gross-Bosch, Geschäftsinhaber von enerix-Ravensburg. Denn so wird der tagsüber produzierte Strom ohne Zwischenspeicherung gleich wieder verbraucht. Jedoch lassen sich auch Speicherkapazitäten installieren, um die erzeugte Leistung zu anderer Zeit zu nutzen. Ebenfalls kann der Überschuss auch an Lademöglichkeiten, wie z.B. Wallboxen oder an den Warmwasserspeicher geleitet werden. Alle übrigen Stromkapazitäten lassen sich einspeisen, dafür gibt es zwar mittlerweile nicht mehr viel Geld, allerdings ist es besser als nichts. Vorteil: Für die Anschaffung von PV-Anlagen existiert eine Vielzahl an unterschiedlichen Fördermöglichkeiten. Allerdings hat der Einsatz auch Nachteile. So bringt die Anlage im lichtarmen Winterhalbjahr nicht so viel Leistung und sollte deswegen idealerweise auch mit anderen Stromerzeugungsmöglichkeiten kombiniert werden.

Kleinwindkraftanlagen: auch nachts im Betrieb

Neben der Kraft der Sonne können Betriebe auch durch Kleinwindkraftanlagen Energie erzeugen, d.h. Windräder, die im Gegensatz zu den großen Stromerzeugungsmöglichkeiten lediglich 30 oder 50 Meter hoch sind. Dazu braucht es eigentlich nur zwei Faktoren: „Viel Wind und in der Hauptwindrichtung freie Bahn“, berichtet Joachim Sroka, Geschäftsführer der Sroka KleinWindEnergieAnlagen. Besonders in Kombination mit PV seien die kleineren Windräder effektiv, da sich die eingesetzten Technologien ergänzen. Während Solarenergie logischerweise nur tagsüber produziert werden kann, lassen sich mit Windkraft auch in der Nacht und im Winter Strom produzieren. Jedoch sei eine autarke Stromerzeugung damit ebenfalls nicht möglich, wie der Experte ausführt, da es immer wieder zu Situationen komme, in denen weder Sonne noch Wind in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen – eine sogenannte „Dunkelflaute“. Deswegen können diese Technologien zwar Betriebe in hohem Maße entlasten, aber niemals vollständig einen Stromanschluss ersetzen. Ein weiterer Nachteil: Nicht jedes Gelände eignet sich für Kleinwindkraftanlagen. Während der Wind in der Norddeutschen Tiefebene stärker ist, wird diese Wirkung abgeschwächt, sobald die Mittelgebirge erreicht sind. Im gebirgigen Süden ist es dann umso schwieriger, einen geeigneten Platz zu finden. Deswegen muss vor dem Bau der Anlage mit einer Windmessung evaluiert werden, ob das Errichten einer Kleinwindkraftanlage überhaupt möglich ist. In Nordrhein-Westfalen wird diese gefördert, sonst gibt es jedoch keine Förderungen für die Windkraft.


 

Biomasseheizkraftwerk: Holz verfeuern, Strom gewinnen

Ursprünglich oft bei land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben im Einsatz, sind Biomasseheizungen auch in kommunalen Einrichtungen denkbar. Neben der erzeugten Wärme lässt sich damit auch Strom auskoppeln. „Im Prinzip machen sie für viele Betriebe Sinn, die in der Flächenbewirtschaftung tätig sind“, berichtet Axel Raue, Betriebsleiter der technischen Betriebe Remscheid. Holzhackschnitzel, Baumstämme oder Abfälle aus Arbeiten in Grün- oder Forstflächen (Infrastrukturabfälle) können so thermisch verwertet werden. Vorteil: die entstehende Wärme aus Biomasseheizungen und -kraftwerken lässt sich als Fernwärme nutzen, was durch das kürzlich beschlossene Gebäudeenergiegesetz (GEG) gefördert wird. Diese Förderungen können auch die Planungsphase eines Biomasseheizkraftwerkes finanziell entlasten, wie Raue berichtet. So entstand z.B. eine Machbarkeitsstudie für ein entsprechendes Kraftwerk für den Stadtbetrieb Iserlohn / Hemer in Zusammenarbeit mit den hiesigen Stadtwerken, um Strom und Wärme für den entsprechenden Betrieb, aber auch Fernwärme für die Stadt Iserlohn bereit zu stellen. Die Wärmenetzplanung ist durch das GEG verpflichtend und wird entsprechend stark gefördert. Dadurch konnten rund 80 Prozent der Kosten für die Studie durch Drittmittel finanziert werden.

Blockheizkraftwerke: nicht nachhaltig, aber effektiv

Wie Biomasseanlagen auch, erzeugen Blockheizkraftwerke Strom und Wärme. Zwar sind die Anlagen effektiv, nachhaltig sind sie allerdings nicht, denn hier kommen fossile Brennstoffe zum Einsatz. Dennoch werden bei der Verbrennung sehr hohe Wirkungsgrade erzielt und das eingesetzte Material fast zur Gänze in Leistung umgewandelt. Aufgrund dieser Effizienz sind Blockheizkraftwerke (noch) förderungsfähig, zumindest, wenn sie nicht mit Öl oder Kohle betrieben werden. Allerdings sollte genau geprüft werden, ob sich eine solche Option noch lohnt, da das kürzlich beschlossene GEG eine Nutzung von erneuerbaren Energien vorschreibt. Eine Alternativoption könnte deswegen in einer Wasserstoffheizung bestehen, die eine Brennstoffzelle anstatt eines Brenners nutzt, Solange jedoch keine bessere Verfügbarkeit von Wasserstoff besteht, ist es fraglich, ob viele Betriebe diese Lösung in Betracht ziehen werden.

Welche der aufgeführten Lösungen für die eigene Firma passen, kann wohl nur der Energieberater klären, allerdings setzen viele Betriebe mit einem bestehenden Energiekonzept auf den Mix von Technologien. Dann kann auch eine Verteuerung des Stromes dem alltäglichen Geschehen nichts anhaben.

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