Kaum Sitz Kappler-Geschäftsführer Manuel Werner am Besprechungstisch, wird er emotional und thematisiert energisch, was die Branche derzeit wohl am meisten beschäftigt. In Sachen Dieselpreisentwicklung spricht er gar von Spritpreis-Explosion und davon, dass „keiner in der Lage ist, einen Preisanstieg in Höhe von 80 Prozent einfach wegzuschlucken“. Verständlich, denn immerhin hat der Kommunaldienstleister circa 40 Fahrzeuge im Einsatz: sechs Saugfahrzeuge, sechs große Kehrmaschinen, vier kleine (davon zwei inklusive Sinkkastenreinigungsanlage), eine Kompaktkehrmaschine, zahlreiche Sprinter, Fahrzeuge für die Rohrreinigung, Kanaltechnik sowie -sanierung und TV-Inspektionsfahrzeuge. Da kommt einiges an Sprit zusammen. „Und wir bezahlen Tankstellenpreise“, präzisiert der 33-Jährige. Zwar befasse er sich mit Gedanken zu einer Betriebstankstelle, allerdings befänden sich die meisten Einsatzfahrzeuge im Kundengebiet und seien in vielen Fällen gezwungen, auch dort zu tanken. Dramatisch wirke sich die Spritpreis-Explosion bei den kleinen Kehrmaschinen und Sinkkastenreinigungs-Fahrzeugen aus, die mit ihren 60-Liter-Tanks „nicht lange autark“ arbeiteten.
„Generell bewegen sich Dienstleister unseres Metiers auf einem extrem hohen Kosten-Niveau“, ist sich Werner bewusst. Daher sei es weitaus sinnvoller, „mal zehn Minuten darüber nachzudenken, was effizienter gestaltet werden kann, als zwei Stunden stupide zu schaffen“. Und genau diesen „modernen Weg“ verfolgt der Oberschwabe zusammen mit seinem „gut ausgebildeten“ 60-köpfigen Team. Insbesondere im Bereich Straßen- und Flächenreinigung – ein eigenes Standbein, das rund 30 Prozent des Geschäftsvolumens des breit aufgestellten Unternehmens ausmacht – werden bereits innovative Systeme eingesetzt: In Sachen Wildkrautbekämpfung bauen die Baindter auf Heißwasser und Dampftechnik des vorarlbergischen Herstellers KECKEX. Was die Sinkkastenreinigung betrifft, so sind bereits zwei Aebi-Schmidt-Fahrzeuge mit Anbaugerät der Firma AllroundMaster ausgestattet. Ein drittes sollte hinzukommen. Aufgrund des derzeitigen Energiepreis-Wahnsinns wurde der Anschaffungsprozess jedoch auf Eis gelegt.
Jeder Leerungsvorgang wird digital festgehalten
„Bei der Sinkkastenreinigung haben wir früh auf ein Pferd gesetzt“, erinnert sich Werner, der sich selbst als „Pragmat aus der Praxis“ bezeichnet. Bereits 2018 kam die erste Maschine ins Schussental. Vorteil: Die Anlage wird komplett aus dem Führerhaus gesteuert, und es ist auch lediglich der Fahrer nötig, um die Gullys via teleskopierbarem Saug- und Spülrohr entsprechend zu reinigen. Über Magnettechnik wird der Schachtdeckel angehoben und nach der Reinigung wieder zurückgesetzt. Jeder Leervorgang wird digital gezählt und es besteht die Möglichkeit, vorhandene Schächte über GPS auszuwerten. Hartnäckige Verschmutzungen lassen sich mittels Wasserdruck lösen. Zusätzlich werden Schmutzkorb sowie Deckeleinsatz in einem Arbeitsgang mitgereinigt. Eingesetztes Spülwasser nimmt das System wieder auf, reinigt und verwendet es erneut, um das Nachtanken von Frischwasser auf ein Minimum zu reduzieren. „In entsprechenden Städten, in denen ein Straßenzug mal 70 Deckel auf einmal hat, sind an guten Tagen bis zu 500 Sinkkästen möglich“, erläutert der passionierte Jäger und Hundeführer.