Die Kleinstadt Waren gilt als eines der aufstrebenden Touristenzentren in Mecklenburg-Vorpommern. Neben dem direkt benachbarten Nationalpark Müritz ist die Gemeinde seit 1999 staatlich anerkannter Luftkurort und seit 2012 auch staatlich anerkanntes Heilbad. Den 22.000 Einwohnern stehen jährlich 700.000 Übernachtungen gegenüber, Tendenz steigend, dazu kommen noch die Tagestouristen. Während der Corona-Pandemie nahm der Urlaub im eigenen Land nochmals zu, was schlussendlich auch Bauhofleiter Holger Huhs Arbeit berührt: „Unser Aufgabenspektrum hat sich daher im Laufe der Jahre etwas verschoben, vom ursprünglichen Bauhof hin zur Stadtreinigung. 680 Parkbänke, 310 Fahrradständer und ca. 600 Papierkörbe verdeutlichen, wie stark hier der Besucher und die Sauberkeit im Fokus stehen.“
Natürlich gibt es nach wie vor auch bauliche Aufgaben, ein kleines Team wird intern etwa „Mängel Tiefbau“ genannt, zuständig vor allem für Ausbesserungsarbeiten. Bis vor kurzem war für die Instandhaltung der 35 km Wirtschafts- und Feldwege auch ein eigener Grader im Fuhrpark aktiv. 24 Jahre hat der Hanomag SHM 3NA bereits auf dem Buckel, kann nun aber nicht mehr wirtschaftlich repariert werden. Da das Ende der Maschine bereits vor einigen Jahren absehbar war, wollte die Verwaltung die betreffenden Arbeiten dann fremdvergeben. „Das hat sich nun aber als sehr teuer und generell kaum machbar herausgestellt, da entsprechende Firmen nicht für so kleine Baustellen – 50 m² hier, 100 m² dort – jedes Mal mit Maschinen anreisen. Professionelle Tiefbauer spekulieren eher auf Aufträge mit 10.000 m² pro Tag“, weiß Huhs, der selbst in der Branche gearbeitet hat. Daher wird nun eine Wegefräse samt Traktor angeschafft.
Ein schönes Projekt war für Huhs auch das Anlegen des japanischen Zengartens im Jahr 2013: Dieser entstand anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Rokkasho Mura in Japan. Die Partnerstadt schickte dafür eine Gruppe Gartenkunstexperten, die den „Kranich von Waren“ zusammen mit dem Bauhof anlegten. „Das ist wirklich eine schöne Sache geworden und kann auf der Halbinsel im Tiefwarensee besichtigt werden“, sagt Huhs.
Gelebtes Stadtmotto: „Waren ist schön“
Jedoch steht der größte Teil der täglichen Arbeit im Zeichen der Sauberkeit. Dafür sind zwei eigene Kehrmaschinen auf etwa 160 km Straßen im Einsatz. Die Geh- und Radwegreinigung beläuft sich auf ca. 60 km, Fußgängerzonen und Plätze kommen auf ca. 20.000 m², dazu noch ca. 50.000 m² Parkplätze. Zum Einsatzgebiet gehört auch der gesamte Hafenbereich mit zwei großen Molen: „Zusammen mit einer Fußgängerunterführung sind die beiden Mitarbeiter allein dafür zwei Tage beschäftigt – jede Woche“, sagt Huhs. Denn dort ist meist noch Handarbeit gefragt, da keine großen Flächen, sondern viele kleinteilige Elemente gereinigt werden müssen.
Oben drauf kommen 25 ha Grünflächen und beinahe genauso viel Rasen sowie 35 km Straßenbegleitgrün. All das muss von Anfang Mai bis Ende Oktober gepflegt werden, von November bis März stehen dann Reparaturen, Winterdienst und Baumpflege an. Letzteres umfasst 38.000 Exemplare innerhalb der Gemarkung. Neben vielen neu gepflanzten Bäumen wurden auch Altbestände in Erholungswald umgewandelt, wodurch ebenfalls mehr Pflegeaufwand nötig wurde. Aktuell wird daher seit mehreren Jahren ein Baum- und Grünflächenkataster erstellt. Denn nur mit genauen Zahlen kann der Bauhofleiter auch das nötige Personal begründen. „Bisher war das sehr schwierig, man konnte kaum langfristig planen“, so Huhs. Einige Bereiche sind daher auch extern vergeben, so etwa Straßenbeleuchtung, Kanal- und Abwassersystem, Pflege von Blumenbeeten und Kleingrünflächen sowie die Friedhofsunterhaltung.
Junges Team an der Müritz
Der Nationalpark als direkter Nachbar – er grenzt direkt im Süden ans Stadtgebiet – habe laut Huhs keinen direkten Einfluss auf die Arbeit des Bauhofs. Zwar gehört ein kleiner Teil auch zur städtischen Gemarkung, weshalb man dort beispielsweise auch die Pflege einiger Rad- und Wanderwege übernimmt. „Die entsprechenden Baumpflegearbeiten können dann durchaus auch umfangreich sein“, sagt Huhs. Dafür stimmt man sich dann eng mit dem zuständigen Stadtförster ab, da dieser die speziellen Anforderungen genau kennt. Spezielle Schulungen oder Spezialwissen bezüglich Nationalpark braucht das Team des Bauhofs daher nicht. Dieses konnte Huhs über die Jahre übrigens immer weiter verjüngen: „Als ich vor etwa 15 Jahren meinen Job antrat, waren viele Kollegen zwischen 50 und 60 Jahre alt, inzwischen ist der Schnitt deutlich jünger.“ Auch den Ausbildungsberuf zum Straßenwärter absolvierten in den vergangenen Jahren einige Kollegen beim Bauhof Waren (Müritz) und sicherten so den Nachwuchs.
Neben der Stadt gehören auch acht außerhalb gelegene Ortsteile zum Einsatzgebiet des Bauhofs. Dort müssen im Winter die entsprechenden Verbindungsstraßen schneefrei gehalten werden. Dass es nicht nur im Süden der Republik anständig schneien kann, bewies der Winter 2010/11: „Damals waren wir dann sehr froh über den schon genannten Grader, den wir dann auch im Winterdienst eingesetzt haben. Denn mit unseren Lkw oder Multicars war nichts mehr zu machen.“ Neben dem Grader kamen auch Raupen zum Einsatz, um rund um die Uhr zumindest für die Rettungskräfte ein Durchkommen zu ermöglichen. Denn in Waren sind 30 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, weshalb schnelle medizinische Versorgung eine sehr wichtige Rolle spielt.