Laut Google Maps scheinen die Wangener ihren Bauhof ins Herz geschlossen zu haben. „Der Hof isch guet“, steht da ganz oben bei den Bewertungen. Für Bauhofleiter Martin Blum sind solche Äußerungen keine neue Erfahrung: „Es gibt natürlich Kritik, aber wir bekommen auch erstaunlich viel Lob“, berichtet er. Keine Selbstverständlichkeit, verfährt der durchschnittliche Schwabe doch nach dem Motto: „Ned gschimpft isch globt gnua.“ Was mit dem „guet“ gemeint ist, wollen wir nun herausfinden. Und das genau zum richtigen Zeitpunkt, denn zum einen soll das Gelände in Teilen umgebaut werden, zum anderen steht auch ein Wechsel an der Spitze an. Noch bis zum 01. August ist der „alte“ Bauhofleiter vor Ort, dann wird ihn sein Nachfolger Frank Müller beerben.
Bevor er sich aus seiner Führungsrolle zurückzieht, begleitet uns der 61-Jährige aber noch auf einen kleinen Rundgang. „In den 1960er-Jahren war das alles noch grüne Wiese“, erklärt er mit einer Geste, die den gesamten Betrieb zu umfassen scheint. Während das Gelände damals noch vor dem Stadtgebiet verortet war, ist es mittlerweile von allen Seiten mit Immobilien umstellt. Immerhin hatten die Bauhöfler während der städtischen Expansion Zeit, um sich genug Platz für ihre Werkstätten zu sichern. Das ist umso wichtiger, denn „kein Betrieb ist so gut, wie ein gewachsener“, betont Blum. Optimale Abläufe müssten sich erst durch die Arbeit entwickeln und dann der Betrieb entsprechend ergänzt werden. So etwas könne kein Architekt im Voraus planen.
Und Architekten kommen nun bald wieder zum Einsatz, denn einige der Gebäude aus der Gründungszeit der Anlage müssen neu gebaut werden. Energieeffizient seien die 60er-Jahre-Bauten sowieso nicht, allerdings eigneten sich die Mechatronik- Werkstätten des Betriebes allein von den Abmessungen der Türen her nicht mehr, um Maschinen zu warten. Hier und da mussten sogar Stücke aus dem Türdurchbruch herausgeschnitten werden, um größere Geräte in die Werkstatt zu bekommen.
Blum: „Den richtigen Rasenmäher haben wir noch nicht gefunden“
Denn Wartung ist wichtig, immerhin befinden sich die Wangener mitten in der Mähsaison, die in der Regel Ende April beginnt, „sobald Aufwuchs da ist“. Obwohl es unter den Bürgern der Stadt immer für Unverständnis sorgt, ist dabei ein schnelles Eingreifen wichtig: „Angenommen ich fange mit der ersten Fläche an, wenn man mähen muss, dann bin ich erst bei der letzten Fläche angekommen, wenn Mähen nicht mehr möglich ist.“ Für Großflächen baut die Betriebsleitung auf Mäh-Absaugkombinationen von Holder, während der Etesia-Hochsitzmäher mit Hochentleerung auf mittelgroßen Flächen eingesetzt wird. „Den richtigen Rasenmäher haben wir aber noch nicht gefunden“, stellt der Bauhofleiter fest. Hauptkriterium sei dabei hohes, nasses Gras zu mähen, insbesondere bei Regen. „Bei schönem Wetter Rasen mähen, das kann jeder Depp. Aber unter widrigen Bedingungen wird es echt schwierig, da gibt es nicht viele Geräte, die das wirklich gut können.“ Für kleinere Flächen greifen die Mitarbeiter bisher zu Produkten von Sabo, die Suche geht aber weiter.
Unter den circa 70 Hektar, die die Wangener bewirtschaften, sind auch einige Forstflächen in Landschafts- und Naturschutzgebieten. Der entsprechende Baum- und Strauchschnitt wird ganzjährig ausgeführt, weswegen auch zwei Baumpfleger dem Personal des Bauhofs angehören. Im Forstbereich kommen Kettensägen von Dolmar zum Einsatz, sonst sind im Arsenal auch Motorkleingeräte von Stihl sowie einige Akku-Geräte zu finden. Besonders beliebt sind bei den Mitarbeitern die elektrischen Freischneider mit Rücken-Akku.
Winterdienst und Katastrophenschutz
Neben der Grünpflege ist der Bauhof natürlich auch für den Winterdienst verantwortlich, und die Winter im Allgäu haben die Tendenz, härter auszufallen als z.B. in Norddeutschland. Deswegen verwundert es auch nicht, dass die Wangener nicht nur über ein Streusalz-Lager, sondern sogar über einen Siloturm verfügen. Darüber hinaus sind in der ganzen Stadt kleinere Silos, sogenannte „Satelliten“ aufgestellt, von denen einzelne Streuer aus befüllt werden können. Streusalz ist hier allgegenwärtig, und auf den differenzierten Winterdienst angesprochen, winkt Blum ab. „In Wangen kann man entweder räumen und streuen, oder den Schnee liegen lassen.“ Andere Optionen gebe es nicht.
Mindestens ebenso interessant wie der Winterdienst ist die Sandsack-Abfüll-Maschine, die neben dem Salzlager bereitsteht. Eine Reaktion auf die Ahrtal-Flutkatastrophe im vergangenen Jahr? Blum verneint. Der Grund für die Anschaffung liegt im Jahr 1999, als die Argen während dem sogenannten Pfingsthochwasser über ihre Ufer trat und die Stadt überflutete. Um solche Naturkatastrophen in Zukunft zu vermeiden, existiert ein Krisenstab, dem auch die Bauhof-Experten angehören. Jedes Jahr finden zwei Probe-Alarme statt, in denen die entsprechenden Aufgaben für den Ernstfall geübt werden.