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FORST LIVE 2022 Messe-Rundgang: Blick über die Schulter des Experten

31.368 Besucher, 340 Aussteller, ein gestiegener Anteil an großen Forstmaschinen – nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause ist es der FORST live mit WILD & FISCH gelungen, nahtlos an den Erfolg der Vorjahre anzuknüpfen. „Es war ein Fest für das Messewesen“, resümiert Volker Matern, Projektleiter der Messe Offenburg. Auch Bauhof-online.de hat sich dieses Fest nicht entgehen lassen und nutzt die Gelegenheit, um dem Pforzheimer Experten Jens Hartmann beim exklusiven Messerundgang über die Schulter zu schauen.

Lesedauer: min | Bildquelle: Michael Loskarn; weitere Bilder finden Sie in unserer Bildergalerie.
Von: Michael Loskarn

Mit leicht angesäuerter Miene erscheint Hartmann am Treffpunkt. Lediglich sein lässig-federnder Gang verrät: Dieser Gemütszustand kann nicht von langer Dauer sein. Bereits nach einem „Stau auf den letzten Kilometern vor dem Gelände“ und einer freundschaftlichen Begrüßung entspannen sich seine Gesichtszüge. Nun ist der Chef des Bauhofes Pforzheim wirklich auf der Messe angekommen. Über die zahlreichen Köpfe der Besucher hinweg – der Run auf die Messe ist schon am Eröffnungstag enorm – wandert sein suchender Kennerblick nach kurzem Innehalten über die Exponate der diversen Aussteller. Nach einem Rückewagen inklusive Kranaufbau steht dem 46-Jährigen heute der Sinn.

„Wir benötigen einen solchen Hänger für die Fluss- und Gewässerunterhaltung, um beispielsweise Sturmholz aus dem Wasser zu bergen.“ Aber auch, um Fluss- oder Störsteine zu versetzen sowie für Transportaufgaben müsse das Gefährt geeignet sein. Außerdem sucht Hartmann in Offenburg nach sinnvollen Problemlösungen und Maschinen in Sachen Rohstoffverwertung, Holzzerkleinerung, Straßenbegleitgrün sowie Baumpflege. „Ich informiere mich, was es Neues gibt bei Stubbenfräsen, Rodungshilfen, die am Bagger angebracht werden, und schaue generell nach Innovationen – beispielsweise bei Mulchgeräten“, klärt der zweifache Familienvater auf. Letztlich geht es um die „Allzweckwaffe“ schlechthin.


Unscheinbare Dinge stechen Fachmann ins Auge

Eines vorweg: Diese „Allzweckwaffe“ findet der Goldstädter auf der FORST live nicht. Dagegen sind es eher unerwartete Dinge, die die Aufmerksamkeit des technisch hochaffinen Fachmanns mit landwirtschaftlichem Background auf sich ziehen. Eben nicht die kraftvollen hydrostatischen Selbstfahrer oder ferngesteuerten Power-Raupen diverser Hersteller, die zwar den Chronisten ansprechen, dem Fachmann jedoch nur ein „die sind für uns viel zu groß“ entlockt. Oder „eine ferngesteuerte Raupe musst du auch wieder aus dem Unterholz rausziehen können, wenn sie sich festgefahren hat, ohne gleich einen Bergepanzer holen zu müssen“. Eher die – für ein ungeschultes Auge – unscheinbaren Dinge sind es, die Hartmann genauer unter die Lupe nimmt. Etwa eine Bogenhalle. „Das ist eine kostengünstige und spannende Alternative, um auf beengtem Raum eine Überdachung für Geräte, Maschinen oder kleinere Fahrzeuge zu schaffen“, erläutert der Abteilungsleiter Betrieb der Technischen Dienste Pforzheim.

Auch die Teleskopleiter der Firma Siedra sticht Hartmann ins Auge. Schnurstracks steuert er auf die ausziehbare Bockleiter zu, hantiert, erkennt den Verstellmechanismus sofort und konstatiert: „So etwas kannst du gebrauchen, denn oft ist es doch so, dass du eine Bockleiter auf die Pritsche legst und im Einsatz ist sie dann doch zu klein. Die Idee ist nicht schlecht.“ Nicht schlecht sind aus Sicht des Profis auch die Schlepper eines österreichischen Traktoren-Herstellers. Dennoch grenzt der Gärtnermeister ein: „Schade, dass das Vorgängermodell nicht mehr hergestellt wird, der Nachfolger setzt vom Getriebe her die Zugleistung nicht so perfekt um.“ Deshalb testen die Experten aus dem Nordschwarzwald demnächst ein Gefährt aus Finnland. Als der Rundgang an den Schreitbaggern aus der Schweiz vorbeiführt ist sich der Abteilungsleiter sicher: „Das ist die Königsklasse, vor den Fahrern hab' ich Respekt.“

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Elektrische Unkrautbekämpfung: Vorführ-Termin wird vereinbart

Respekt ringt Hartmann auch die wuchtige Anlage zur elektrischen Unkrautbekämpfung namens XPOWER von AGXTEND ab. Durch einen Generator am Heck des rund 8,5 Meter langen Gespanns wird der Hochspannungsstrom bereitgestellt. Dieser gelangt über den Applikator in die Pflanzen und dann in den Boden. Über einen zweiten Applikator, welcher den Boden oder andere Unkrautpflanzen berührt, wird der Stromkreis schließlich geschlossen. Die dabei einwirkende Energie lässt die Pflanze von innen heraus welken, bis hinunter in ihre Wurzeln. Hört sich alles für den knapp 47-Jährigen sinnig an, dennoch zögert er nicht, den Hersteller-Experten Peter Aigster umgehend nach Kleinstlebewesen, dem etwaigen Auslöschen ganzer Populationen sowie entsprechenden Versuchen zu fragen. Letztlich gelingt es Aigster, den kritischen Fachmann aus dem Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie zu überzeugen. Ergebnis: Ein Termin für eine Vorführung in Pforzheim soll zeitnah vereinbart werden.

Richtig spannend wird es dagegen für Hartmann, wenn es um die Rückewägen der Binderberger Maschinenbau GmbH oder um jene der Pfanzelt Maschinenbau GmbH geht. Pforzheims Bauhof-Chef geht in die Hocke, beugt sich gar unter die Fahrzeuge, inspiziert Verarbeitung und technische Lösungen mit Argusaugen, und zwar unter folgenden Maximen: Dreiseitenkipper, kurzes Gespann, schwenkbare Deichsel, niedriger Tiefpunkt sowie Stützen im Profil des Gefährts, um mit dem Kran arbeiten zu können.

Zum Ausklang des Rundganges zieht es den Fachmann an den Stand der Werner Forst- & Industrietechnik Scharf GmbH. Schließlich haben sich die Goldstädter ihren neuen U 530 von den Trierern mit Seilwinde und abnehmbarem Heckkran ausstatten lassen. Bei Wiener Würstchen und einer süffigen Hopfenkaltschale zieht der Bauhof-Chef Bilanz: „Zwar habe ich die Allzweckwaffe nicht gefunden. Aber, eine Kombination aus Binderberger und Pfanzelt Rückewagen – das wär’s.“

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