Mit leicht angesäuerter Miene erscheint Hartmann am Treffpunkt. Lediglich sein lässig-federnder Gang verrät: Dieser Gemütszustand kann nicht von langer Dauer sein. Bereits nach einem „Stau auf den letzten Kilometern vor dem Gelände“ und einer freundschaftlichen Begrüßung entspannen sich seine Gesichtszüge. Nun ist der Chef des Bauhofes Pforzheim wirklich auf der Messe angekommen. Über die zahlreichen Köpfe der Besucher hinweg – der Run auf die Messe ist schon am Eröffnungstag enorm – wandert sein suchender Kennerblick nach kurzem Innehalten über die Exponate der diversen Aussteller. Nach einem Rückewagen inklusive Kranaufbau steht dem 46-Jährigen heute der Sinn.
„Wir benötigen einen solchen Hänger für die Fluss- und Gewässerunterhaltung, um beispielsweise Sturmholz aus dem Wasser zu bergen.“ Aber auch, um Fluss- oder Störsteine zu versetzen sowie für Transportaufgaben müsse das Gefährt geeignet sein. Außerdem sucht Hartmann in Offenburg nach sinnvollen Problemlösungen und Maschinen in Sachen Rohstoffverwertung, Holzzerkleinerung, Straßenbegleitgrün sowie Baumpflege. „Ich informiere mich, was es Neues gibt bei Stubbenfräsen, Rodungshilfen, die am Bagger angebracht werden, und schaue generell nach Innovationen – beispielsweise bei Mulchgeräten“, klärt der zweifache Familienvater auf. Letztlich geht es um die „Allzweckwaffe“ schlechthin.
Unscheinbare Dinge stechen Fachmann ins Auge
Eines vorweg: Diese „Allzweckwaffe“ findet der Goldstädter auf der FORST live nicht. Dagegen sind es eher unerwartete Dinge, die die Aufmerksamkeit des technisch hochaffinen Fachmanns mit landwirtschaftlichem Background auf sich ziehen. Eben nicht die kraftvollen hydrostatischen Selbstfahrer oder ferngesteuerten Power-Raupen diverser Hersteller, die zwar den Chronisten ansprechen, dem Fachmann jedoch nur ein „die sind für uns viel zu groß“ entlockt. Oder „eine ferngesteuerte Raupe musst du auch wieder aus dem Unterholz rausziehen können, wenn sie sich festgefahren hat, ohne gleich einen Bergepanzer holen zu müssen“. Eher die – für ein ungeschultes Auge – unscheinbaren Dinge sind es, die Hartmann genauer unter die Lupe nimmt. Etwa eine Bogenhalle. „Das ist eine kostengünstige und spannende Alternative, um auf beengtem Raum eine Überdachung für Geräte, Maschinen oder kleinere Fahrzeuge zu schaffen“, erläutert der Abteilungsleiter Betrieb der Technischen Dienste Pforzheim.
Auch die Teleskopleiter der Firma Siedra sticht Hartmann ins Auge. Schnurstracks steuert er auf die ausziehbare Bockleiter zu, hantiert, erkennt den Verstellmechanismus sofort und konstatiert: „So etwas kannst du gebrauchen, denn oft ist es doch so, dass du eine Bockleiter auf die Pritsche legst und im Einsatz ist sie dann doch zu klein. Die Idee ist nicht schlecht.“ Nicht schlecht sind aus Sicht des Profis auch die Schlepper eines österreichischen Traktoren-Herstellers. Dennoch grenzt der Gärtnermeister ein: „Schade, dass das Vorgängermodell nicht mehr hergestellt wird, der Nachfolger setzt vom Getriebe her die Zugleistung nicht so perfekt um.“ Deshalb testen die Experten aus dem Nordschwarzwald demnächst ein Gefährt aus Finnland. Als der Rundgang an den Schreitbaggern aus der Schweiz vorbeiführt ist sich der Abteilungsleiter sicher: „Das ist die Königsklasse, vor den Fahrern hab' ich Respekt.“