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E-FUELS Hoffnungsträger mit Haken

Welcher Kraftstoff die Fahrzeuge der Zukunft antreibt, wird zurzeit heiß diskutiert. Neben Batterie-Elektrik und Wasserstoff sind vor allem die E-Fuels im Gespräch. Diese bringen einige unschlagbare Vorteile mit und wirken wie eine praktikable Lösung, wenn da nicht die schlechte Effizienz wäre. Eignen sich E-Fuels dennoch als Treibstoff-Alternative?

Lesedauer: min | Bildquelle: Pixabay (markusspiske; webandi)
Von: Tim Knott

Auf EU-Ebene werden wahrscheinlich wenige Themen zurzeit so heiß debattiert, wie der Einsatz von E-Fuels. Viele sehen in dem synthetischen Sprit aus Wasserstoff und CO2 nicht weniger als die Zukunft der Mobilität, immerhin bringt er einige beispiellose Vorteile gegenüber Brennstoffzelle und Batterie-Elektrik mit. Ganz vorne: die Einsetzbarkeit. Mit E-Fuels ist es möglich, Benzin und Diesel komplett zu ersetzen, so werden keine speziellen Motoren oder Fahrzeugsysteme benötigt. Stattdessen lässt sich der Alternativ-Treibstoff im aktuellen Fahrzeugbestand einsetzen und über das herkömmliche Tankstellensystem verteilen. Besonders praktisch: Bei der Herstellung kann das benötigte Kohlenstoffdioxid entweder aus Industrieabfällen oder auch direkt aus der Atmosphäre gewonnen werden, sodass E-Fuels CO2-negativ wirken, solange genug grüner Strom für die Produktion zur Verfügung steht.

 

Praktisch, aber ineffizient

Der perfekte Treibstoff also, wenn da nicht dieser eine Nachteil wäre: E-Fuels sind ineffizient. Dies hängt mit dem Produktionsprozess zusammen. Bei dem sogenannten Power-to-Liquid-Verfahren werden bis zur Erzeugung des synthetischen Kraftstoffs mehrere Umwandlungsstufen durchlaufen. Jeder dieser Produktionsschritte ist verlustreich, sodass viel der ursprünglich eingesetzten Energie verloren geht. Deswegen wird den E-Fuels von vielen Seiten eine schlechtere Effizienz als anderen Antriebsarten bilanziert. 

Einspruch kommt von Olaf Toedter, dem Leiter neue Technologien und Zündsysteme am KIT: „Ich würde sagen, dass das Thema der Effizienz nicht die dringendste Frage ist, die wir im Moment behandeln sollten. Wenn wir E-Fuels an Standorten produzieren, an denen Sonne und Wind im Überschuss zur Verfügung stehen – also nicht Deutschland – sind wir in der Lage, die Treibstoffe günstig und in großen Mengen herzustellen und dann werden sich diese Mechanismen auch durchsetzen.“ An diesen Standorten sei nicht die Frage der Effizienz relevant, sondern vielmehr die von Speicherung und Transport.

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E-Fuels: weltweite Produktion

Tatsächlich werden weltweit aktuell mehrere entsprechende Anlagen aufgebaut. Ein großer Hoffnungsträger ist Chile, das mit besseren Produktionsbedingungen wie einem niedrigen Strompreis sowie hohen Verfügbarkeiten von Wind, Sonne und Wasser aufwartet. „Daneben sind auch Spanien, Portugal oder Griechenland prädestinierte Standorte, aber vor allem auch die MENA-Region (Anm. d. Red.: Mittlerer Osten und Nordafrika)“, so Toedter. Bei der Produktion an solchen „Gunststandorten“ sei eine ähnliche Effizienz für E-Fuels realisierbar, wie die eines elektrifizierten Antriebes, der mit Strom aus Deutschland betrieben wird.

Zusammen mit einer vergünstigten Produktion gebe es ebenfalls Varianten, mit denen die Energieverluste der einzelnen Umwandlungsschritte eingedämmt werden könnten. Allein mit einer konzentrierteren Produktion ließe sich schon viel erreichen, wie der Experte berichtet: „Wenn die Prozesse allein arbeiten, tun sie sich in der Energieeffizienz schwerer, als wenn sie im Verbund arbeiten.“ Aufgrund solcher Vorhaben zur Effizienzsteigerung gehen zahlreiche Stimmen der Wirtschaft für die kommenden Jahrzehnte von einem sinkenden Preis sowie einer besseren Wirksamkeit für E-Fuels aus. Sollten diese Szenarien so eintreffen, könnten die alternativen Antriebe tatsächlich eine wichtige Maßnahme für Bauhöfe und kommunale Betriebe sein, um den eigenen Fahrzeugpool CO2-neutral aufzustellen. Wann die alternativen Kraftstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um als wirklicher Ersatz für Benzin und Diesel herzuhalten, ist allerdings noch nicht absehbar.

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