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Bauhof Wolfratshausen Oberbayern setzen massiv auf erneuerbare Energie aus der Steckdose

Elektromobilität spielt im Baubetriebshof Wolfratshausen seit rund zehn Jahren eine gewichtige Rolle. Wenngleich die Kommunal-Experten schnell an die Grenzen einer sinnvollen Nutzung gestoßen sind. Dennoch halten die Oberbayern derzeit Ausschau nach Ersatz. Und dem nicht genug: Durch PV-Anlage und zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) agieren die Loisachtaler auf ihrem Areal unabhängig vom Stromnetz.

Lesedauer: min | Bildquelle: Michael Loskarn
Von: Michael Loskarn

Bereits 2018 berichtet Bauhof-Meister, Matthias Schmidberger, bei einem zufälligen Treffen davon, den E-Fahrzeugbereich weiter ausbauen und die Vehikel auch gleich mit Strom aus PV-Anlage und BHKW versorgen zu wollen. Keine vier Jahre später ist alles umgesetzt. Übrigens, als einer der ersten Bauhöfe in Bayern beschafften die Wolfratshauser bereits 2012 ein elektrisches Pritschenfahrzeug von Goupil. Cleverer Schachzug dabei: Für das Gefährt bezahlten die Stadtwerke – zu denen auch der Bauhof gehört – keinen Cent. „Durch Werbeaufdrucke ortsansässiger Unternehmen wurde die Finanzierung gestemmt“, schildert Stadtwerke-Vorstand, Thomas Fritz. Schmidberger ergänzt: „Es handelt sich um die erste Generation, mit 40 km Reichweite. Im Winter mussten wir den Betrieb einstellen, weil die Heizung Probleme machte, die Batterie eingebrochen ist und das Auto nicht mehr trocken wurde.“ Dennoch werde das Elektromobil heute noch in Notfällen gefahren, und zwar „bis es zusammenbricht“.


Außerdem steht für die Oberländer fest: „Wir brauchen mehr auf E-Basis.“ Schließlich laufen Ende 2023 die Leasingverträge für die beiden 2018 angeschafften Streetscooter aus. Und schließlich soll auch das Bauhof-Team – ganz im Sinne der Stadtpolitik – Vorreiter sein, wenn es um klimafreundliches Fahren geht. Prospekte liegen beim „Hias“, wie Schmidberger von Freunden und Kollegen genannt wird, schon auf dem Schreibtisch. Dem Schmalspur-E-Stromer eines Münchner Herstellers haben die Wolfratshauser bereits die rote Karte gezeigt. „Der ist uns zu unübersichtlich.“ Angetan zeigt sich der 43-Jährige von Etesias ET Lander, und zwar inklusive Müllaufbau. Um im gleichen Atemzug bajuwarisch-zünftig zu granteln, dass kleine E-Nutzfahrzeuge generell äußerst schlecht beworben werden.
 

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Enormer Zusammenhalt im Team

Nur dass kein falscher Eindruck entsteht, der Familienvater ist die personifizierte, bayerische Frohnatur schlechthin. Selbst Stadtwerke-Chef Fritz sagt über Schmidberger: „Den Matthias bringt nichts aus der Ruhe.“ Was bei diesem „Super-Team“ auch nicht schwer sei. „Der Zusammenhalt in dieser Mannschaft ist echt massiv“, klärt der Bauhof-Meister auf, der seit 2003 dabei ist und bereits seit 2005 als Chef fungiert. Ganz nach dem Motto „einer für alle und alle für einen“ werde an einem Strang gezogen. Logisch, dass es deshalb kaum Fluktuation gebe, ist sich Vorstand Fritz sicher. Vielmehr ziehen die Wolfratshauser seit mehr als einem Jahr an allen Hebeln, um einen neuen Kollegen zu finden. Dringend gesucht wird ein Elektriker – oder auch eine Elektrikerin. Zwar sei derzeit noch keine Frau im Bauhof-Team tätig. Dies gerate jedoch ganz bestimmt nicht zum Problem, so Schmidberger. Denn: „Bei uns wird Integration gelebt.“ Um nicht zu sagen Inklusion – schließlich arbeitet seit einigen Jahren ein bestens in die 18-köpfige Truppe eingebetteter junger Mann mit Einschränkungen beim Wolfratshauser Baubetriebshof.

Apropos Arbeit: Los geht der Tag morgens um 7.00 Uhr mit einer klassischen Einteilung der zu erledigenden Aufgaben – nach Teams bzw. einzelne Mitarbeiter. Neben Winterdiensteinsätzen steht bei den Experten in orange derzeit der Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern, die Wartung der Gerätschaften und Fahrzeuge sowie die Herstellung neuer Weihnachtsmarkt-Häuschen auf dem Plan. Mit einem MAN-Lkw samt Küpper-Weisser-Streuer und Drutzel-Pflug, einem U 20 mit Gmeiner-Streuer und Kahlbacher-Schneepflug, drei Ladog-Geräteträgern – bestückt mit Streuern von Kugelmann, einem Kugelmann-Pflug bzw. zwei Bertsche-Schneeschildern –, einem Fendt-Schmalspurtraktor V 207 mit Kugelmann-Streuer und -Pflug sowie drei Fahrzeugen von Fremdfirmen geht es der weißen Pracht an den Kragen. Diverse Transporter stehen für die „Fußtruppen“ zur Verfügung. Je nach Witterung erfolgen des Weiteren Aufräumarbeiten wie beispielsweise Aufsammeln des restlichen Laubs auf den Grünflächen und Spielplätzen. Nicht zu vergessen, die Pflege der Winterbepflanzung in den Blumentrögen inklusive Reinigung. Und zur Karwoche muss der Kreuzweg im Bergwald der Stadt Wolfratshausen wieder im bekannten Glanz erstrahlen. Klar, dass es bei insgesamt 55 Hektar zu betreuender Fläche die Arbeit kaum ausgeht.

„Übrigens, rund 75 Prozent unserer verwendeten Geräte laufen mit Akku“, klärt Bauhofmeister Schmidberger auf.

Auch für diese Aufgaben steht ein Ladog T1500 bereit – mit Vorbau-Mäh- und Absaug-Einheit. Zusätzlich zum Grillo-Aufsitzmäher sind die Bayern mit Rasenmähern von Viking (benzinbetrieben) und Stihl (akkubetrieben) sowie diversen Freischneidern, Heckenscheren, oder Hochentastern – ebenfalls von Stihl (Benzin und Akku) – im Einsatz. „Übrigens, rund 75 Prozent unserer verwendeten Geräte laufen mit Akku“, erläutert der Vater zweier Kinder. Und: „Wir erledigen für die Stadt die gesamte Bepflanzung: ob Frühjahr, Sommer oder auch Herbst/Winter. Dies geschieht in Eigenverantwortung, aber auch nach Rücksprachen mit unserer Gärtnerei, bei der wir die Pflanzen beziehen. Wobei wir hier vermehrt darauf achten, auf mehrjährige oder Dauerbepflanzungen umzustellen, die auch bienenfreundlich sind. Ebenso legen wir für die Stadt jedes Jahr neue Magerwiesen für Insekten bzw. Bienen an.“ Besonderheit in Sachen Grünpflege: der Bergwald-Lehrpfad. Hier arbeiten die Bauhöfler eng mit Vertretern der Stadt sowie dem zuständigen Förster zusammen. Es gehe darum, die Natur und die Bedeutung des Waldes den Kindern, aber auch Erwachsenen nahezubringen.

Trotz all dieser Aufgaben präsentiert sich das Bauhof-Areal – gelinde ausgedrückt – als äußerst überschaubar. Jeder Zentimeter der etwa 3.300 m2 großen Fläche ist genutzt. Wer schon als Kind ein Tetris-Meister war, ist hier klar im Vorteil. Zwar ist alles vorhanden, wie verschiedene Werkstätten oder Fahrzeug- sowie Salzhallen sowie Lagerräume, Waschhalle sowie Verwaltungstrakt. Allein, Schmidberger bringt es sachlich-nüchtern auf den Punkt: „Ganz klar, es ist viel zu eng und zu klein.“ Mit der Fahrzeug- und Geräteausstattung ist der gebürtige Endlhauser einerseits zufrieden. Schiebt jedoch andererseits nach: „Es könnte aber immer besser sein.“ Zum Beispiel steht ein zweiter Traktor mit Ausleger-Heckenschere und Winterdienst-Aufbau auf seinem Wunschzettel. Aber, der „Schmidberger Hias“ ist Realist und weiß, dass sich heuer wohl nichts mehr in Sachen Fahrzeug-Neuanschaffungen tun wird. Immerhin gelte es im Bereich der Gebäude „einiges zu erledigen“, wie beispielsweise einen Sicherheitsraum für die Lithium-Ionen-Akkus zu erstellen oder Wärmeschutz-Maßnahmen umzusetzen. Nicht zu vergessen: 2023 sollen ja zwei E-Pritschenfahrzeuge angeschafft werden. Denn Elektromobilität spielt in Wolfratshausen eine gewichtige Rolle.

Fakten zum Bauhof Wolfratshausen:

Leitung: Matthias Schmidberger, Stellvertretung: Michael Fischhaber

Anzahl der Mitarbeiter: 18 (inklusive Bauhofleiter sowie einer Verwaltungskraft), suchen seit knapp einem Jahr einen Elektriker

Aufgabenbereich des Bauhofs: Straßenunterhaltung, Straßenreinigung, Winterdienst, Grünanlagenpflege, Abfallbeseitigung, 17 Spielplätze kontrollieren und pflegen, Betreuung einer Wehranlage zum Hochwasserschutz der Stadt sowie spezielle Einzelaufträge

Ausstattung des Fuhr- und Geräteparks: 1 Lkw, 18 t mit Ladekran; 1 Unimog U 20 mit Ladekran und Seilwinde sowie Bergstütze; 1 Ruthmann Steiger; 3 Ladogs – verschiedene Größen; 1 Kehrmaschine, Bucher Citycat 2020; 1 Fendt Schmalspur-Traktor; 1 Radlader; 1 Stapler; 1 Transporter für Beschilderung; 1 Pritschenwagen mit Aufbau Straßenunterhaltung; 2 Streetscooter für Stadtreinigung; 1 Pritschenwagen mit Aufbau für Grünanlagen; 1 Sprinter Kastenwagen ohne Einbau; 1 Pritschenwagen ohne Aufbau; 3 Caddys sowie diverse Anhänger, Mäher sowie in erster Linie Elektro-Handgeräte von Stihl

Verantwortungsbereich: ca. 60 km Straßen, einfache Länge, sowie rund 60 km Gehwege

Größe der zu betreuenden Fläche: ca. 9,10 Quadratkilometer, bei etwa 19.100 Einwohnern

Bauhof-Standort: Pfaffenrieder Straße 6, 82515 Wolfratshausen

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