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NACHGEHAKT BEI STELLA ENGINEERING „Stella agiert aus dem Wissen der eigenen Stärke und der jahrzehntelangen Erfahrung“

Lösungsorientierte Entwicklungen haben Stella Engineering zu einem anerkannten Hersteller von ferngesteuerten Geräteträgern werden lassen. In knapp 27 Jahren erarbeitete sich das kleine aber feine Unternehmen aus Lindlar einen hervorragenden Ruf, wenn es um ausgeklügelte Mähtechnik und verlässliche Anbaugeräte geht.

Lesedauer: min | Bildquelle: Stella Engineering
Von: Michael Loskarn

Eigentümer und Gründer, Alfonso Stella, schildert im Gespräch mit Bauhof-online.de, weshalb der Premium-Geräteträger Urus 100 nun einen neuen Namen hat, was die wichtigsten Entwicklungsschritte waren oder wie es dazu kam, ferngesteuerte Mulcher herzustellen. Neben wirtschaftlichen Fakten spricht der Deutsch-Italiener aber auch über technische Möglichkeiten sowie Chancen der Zukunft – und zwar jeweils anekdotisch-kurzweilig aus Sicht seines abwechslungsreichen Unternehmer-Lebens.


Herr Stella, Ihr neuer, ferngesteuerter Sichelmulcher heißt jetzt URS 100. Was ist denn aus dem URUS 100 geworden?

Alfonso Stella: Gemeinsam mit meinem italienischen Kooperationspartner Ecotech wurde der ferngesteuerte Mulcher entwickelt. Die Vermarktung in Deutschland und des übrigen europäischen Auslands – speziell nördlich der Alpen – sollte durch die Stella Engineering erfolgen, mit eigenem Namen und Farbgestaltung. Um dem Namen eine nahe Anbindung an Stella zu geben, suchte ich ein Symbol und eine Namensbezeichnung, die die Leistungsfähigkeit dieses monströsen Gerätes auf einen Blick wiedergibt. Die Stärke wird durch den Bullen (Urus=Auerochsen) signalisiert. Der Anfangsbuchstabe S von Stella sollte aus meiner Sicht den Schwanz des Bullen darstellen. An einem lauen Abend und bei einem Glas Wein zu später Stunde in einer Osteria im italienischem Soave, skizzierte ich den Bullen und den Schwanz mit dem S. Ich fügte dem Ganzen den Namen des Auerochsen URUS hinzu. So entstand der Namenszug URUS. Mir war aber auch klar, dass es ein bekanntes SUV mit diesem Namen gibt. Also habe ich das Symbol grafisch erstellt und durch unsere Patentanwälte in München prüfen lassen. Es erfolgte eine Patent-Eintragung und auch die Freigabe, es führen zu dürfen. Zwischenzeitlich erfolgte die Markteinführung mit dem Namen und Logo. Kurz vor Freigabe durch das europäische Patentamt kam ein Schreiben des italienischen Autoherstellers, in dem mir untersagt wurde, diesen Namen so zu führen. Ich habe dann unverzüglich mit meinen Patentanwälten eine einvernehmliche Lösung gesucht. Stand der Dinge ist, dass das italienische Unternehmen meinen Ausführungen insofern zugestanden hat, dass ich ab sofort den Namen URS verwende und den Bullen als Symbol. So bleibt das Stella S als Schwanz am Bullen und das Logo bestehen. Prospekte und Preislisten sind bereits alle geändert worden.

Wie lange gibt es das Unternehmen Stella bereits? Was waren rückblickend die wichtigsten Entwicklungsschritte und Meilensteine, die das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist?

Stella: Ich habe am 01. Januar 1983 bei einem deutschen Rasenmäher-Hersteller in Gummersbach als Projektleiter für die Entwicklung selbstfahrender Sichel- und Spindelmäher meine Karriere als Entwicklungs-Ingenieur gestartet. Da hatte ich legendäre Drei-Spindelmäher entwickelt, die seinerzeit schon zu den Erfolgsmodellen gehörten und sich europaweit sehr gut gegenüber ausländischen Wettbewerbsmodellen verkauft haben. In den 1990er-Jahren wurde dieses Unternehmen an einen amerikanischen Großserienhersteller verkauft. Ich nahm das zum Anlass, am 01. Juli 1995 die Stella Engineering zu gründen. Vier weitere Mitarbeiter aus der Entwicklung nahm ich mit. Sofort nach der Eröffnungsfeier rief mich ein junger Mann an und bat um ein Gespräch für die Entwicklung eines Aufsitz-Rasenmäher. Ich sagte zu und raste ins nahegelegene Betzdorf. Es war Gregor Christian Wolf – Wolf Garten, mit dem ich den Termin hatte. Herr Wolf setzte sich auf den Motor eines handgeführten Rasenmäher und fragte mich, ob ich in der Lage sei, einen kleinen Aufsitzer zu entwickeln, der gut aussieht, sich gut fahren lässt und sich gut anfühlt. Verdutzt fragte ich: Und was ist mit Mähen? Da wo ich herkomme müssen diese Dinger perfekt mähen, qualitativ hochwertig sein. „Das sei ihm egal“, antwortete Wolf.

Stichwort Zwischenachs-Schlegelmulcher Racoon: Was zeichnet Ihrer Meinung nach die Produkte von Stella aus – besonders im Vergleich zu Herstellern mit ähnlichem Produktportfolio?

Stella: Stella agiert aus dem Wissen der eigenen Stärke, der jahrzehntelangen Erfahrung in der Entwicklung hochwertiger Qualitätsprodukte. Die Entwicklungszeit in der Gummersbacher Firma hat dazu maßgeblich beigetragen. Geprägt hat mich auch eine Begegnung mit Entwicklungs-Ingenieur Jim Roach der Fa. John Deere, die meinen damaligen Arbeitgeber 1992 gekauft hatte. Seither fokussierte ich meine Entwicklungen nach dem Prinzip „It will never break again“, nutzte die kostenlose Information der Mechaniker, die meine Entwicklungen reparieren, halte die Entwicklungsschritte immer so, dass du ich sie ständig hinterfrage, ist die momentane Entwicklung das was du wolltest? Bist du noch auf dem richtigen Pfad, was Technik, Durabilität, Funktion, Service oder Kalkulation.


Den Racoon gibt es nun schon – in stetig verbesserten Versionen – seit rund 25 Jahren. Doch wann haben Sie beschlossen, ferngesteuerte Mulcher zu produzieren? Schildern Sie bitte auch, wie es dazu gekommen ist?

Stella: Im Laufe der Zeit lernte ich sehr viele andere Hersteller kennen. So besuchte mich in 2013 Gianni Barbieri/Fa. Barbieri aus dem italienischem Sossano auf der Demopark in Eisenach. Gianni fragte mich, ob wir unsere Produkt- und Entwicklungskapazitäten zusammen bündeln wollen, um dann gemeinsame Projekte zu entwickeln, zu fertigen und zu vertreiben. Ich besuchte im Anschluss der Demopark die Fa. Barbieri. Schnell erkannte ich, welche Möglichkeiten sich ergeben würden. Wir vereinbarten in einem Kooperationsvertrag, zukünftig gemeinsame Geräte zu entwickeln. Das war die Zeit, in der ich einmal monatlich für eine Woche nach Italien flog und mit der Entwicklung von Gestrüpp-Mähern startete, die dann als Basis für die ferngesteuerten Mulcher dienen sollten. Mit der Entwicklung verschiedener Geräte wie RoteX 70, CuteX 80 starteten wir sofort im Anschluss die Serie der ferngesteuerten Mulcher. Aufgrund interner Diskussionen darüber, welchen Sinn ein ferngesteuerter Mulcher mit 70 cm Arbeitsbreite bei einer Außenbreite von 120cm macht, verloren wir wertvolle Zeit. Es gelang mir, mit dem gleichen Rahmen und geringfügiger Modifikation des Mähwerks und Raupenhalters sogar die X-ROT 80 zu entwickeln – mit einem stärkeren Motor und eben 80 cm Arbeitsbreite. Auf gleiche Weise entstand der ferngesteuerte Schlegelmulcher X-CUT 80. Früh startete ich dann die weitere Entwicklung des X-ROT 95, zuerst in Lindlar, später dann bei Barbieri. Die hydraulisch angetriebenen Modelle sind das stärkste, was es momentan an ferngesteuerte Mulcher am Markt gibt.

Neben diesen Top-Maschinen umfasst Ihr Portfolio auch Unkrautbürsten, Rasenmäher, handgeführte Schlegel- und Sichelmulcher sowie Einachser mit diversen Anbauten. Wie verteilen sich Ihre Umsätze auf die einzelnen Geräte- bzw. Modellreihen?

Stella: Mir ist sehr früh klar geworden, dass der Umsatz nur durch einen weit gefächerten Fachhandel realisierbar ist. Der Fachhändler ist derjenige, der die jeweiligen Produkte forciert. Genau dieser Fachhändler ist aber mit seinen eigenen Marken, die er schon seit vielen Jahren bedient, bereits bestens ausgestattet. Dagegen versucht jeder Hersteller dem Fachhändler sein eigenes Portfolio zusätzlich aufzudrücken. Das macht es für ein kleineres Unternehmen sehr schwierig, ein neues Modell dem Fachhändler zu präsentieren. Auch wenn das neue Modell in vielen Punkten das erheblich bessere gerät ist, tut sich der jeweilige Fachhändler schwer, es mit in sein Programm aufzunehmen. Hinzu kommt, dass der Händler dann Schwierigkeiten mit seinem bisherigen Hersteller bekommt, wenn er auch ein Wettbewerbsprodukt anbietet. Dies führt dann zu geringeren Rabatten für den Händler bzw. auch zum Lieferstopp. Stella forciert daher die Modelle, die eher in der Nische zu finden sind. Der Fokus ist klar auf die hochpreisigen Modelle gerichtet, die 90 Prozent des Umsatzes ausmachen.

Nun steckt die Ingenieurskunst quasi schon in Ihrer Firmierung: Dennoch, woher nehmen Sie die Anregungen zu ständigen Optimierungen bzw. Neuentwicklungen?

Stella: Konzentration auf Nischenprodukte, Zuhören, was der Kunde benötigt, genaues Lastenheft erstellen mit den wichtigsten Meilensteinen in der Entwicklungsphase, Konzentration in der Entwicklung bzw. sich auf das Wesentliche fokussieren: Beispiel Wildkrautbürste RadeX 50. Ich bekam seinerzeit Glyphosal vom Bauhof für die Wildkrautentfernung, bis es eines Tages hieß, es gibt nichts mehr. Also hatte ich ein Problem, das Wildkraut speziell an der Bordsteinkante zu entfernen. Zu diesem Zeitpunkt gab es ein Wettbewerbsgerät mit einigen Vor- aber auch hohen Nachteilen. Ich nahm ein Blatt Papier und hinterfragte, was will der Kunde, indem ich einige Gespräche mit GaLaBauern und Vertretern von Bauhöfen führte. Schnell wurde mir klar, wie unsere Wildkrautbürste funktionieren muss: geringer Verschleiß der Stahlzöpfe, Herausschleudern vom Fremdgegenständen möglichst vermeiden, einfache Handhabung und leicht zu bedienen. Ich nahm ein weißes Blatt Papier und skizzierte das Modell. Nach fünf Tagen stand die fertige RadeX 50, so wie sie heute produziert wird.

Sie entwickelten bereits für andere Hersteller – beispielsweise für Toro, Kärcher oder Wolf Garten. Handelt es sich dabei lediglich um ein Zubrot, oder hat sich dieser Bereich zu einem echten Geschäftsfeld gemausert?

Stella: Anfänglich stellte ich die Stella Engineering auf drei Standbeine: Engineering, Produktion für Dritte und Einkauf und Verkauf von Rasenmäherteilen. Die Sparte Engineering war logischerweise die stärkste und spielte 70 Prozent des Gesamtumsatzes ein. Auch die Produktion für Dritte war ein sehr gutes Geschäft, da ich bereits vor Start der Stella Engineering Anbaugeräte für selbstfahrende Mäher entwickelt hatte und produzierte. Dieses brachte mir seinerzeit 15 Prozent des Umsatzes. Einkauf und Verkauf war ebenso lukrativ, weil ich das Wissen hatte, wo und zu welchen Preisen alle Komponenten die für die Produktion einer selbstfahrenden Maschine zu bekommen sind. Ich kannte alle Hersteller persönlich, wusste um die Einkaufspreise. Mit der Entwicklung meines ersten Rasenmähers S-42 Profi, danach der des VC-45 Profi und dann der späteren Gestrüppmäher wurde ich als Wettbewerber angesehen. Die Entwicklungen wurden stetig weniger. Das veranlasste uns seinerzeit dazu, dass ich mich ganz dem eigenem Produkt widmete.

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Wo in Europa bzw. der Welt kommen Ihre Maschinen denn überall zum Einsatz? Was sind Ihre Kernmärkte?

Stella: Momentan konzentriert sich die Stella Engineering auf die wichtigsten europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich, Benelux, Spanien, Skandinavien sowie auf die Alpenländer. Schon jetzt liefern wir ins Baltikum, nach Tschechien und Ungarn. Der Vertriebsausbau schreitet stetig voran. Angesichts der momentanen schwierigen Beschaffung muss hierbei jedoch vorsichtig agiert werden, da die Lieferzuverlässigkeit höchste Priorität hat. Stella hat mittlerweile von allen Modellen Mindestmengen auf Lager, sodass die Lieferfähigkeit innerhalb von zwei Arbeitstagen gegeben ist. Die Motorenhersteller kommen den gewünschten Bestellungen in der heutigen Zeit leider nicht hinterher. Umso mehr konzentriert sich Stella also auf Europa.

Welche Technologie steht derzeit bei Stella im Fokus? Darf man schon etwas verraten?

Stella: Stella bietet bereits heute mit dem ferngesteuerten X-ROT 70 e-POWER inklusive CompassSERVODRIVE einen 100 Prozent autonom fahrenden, ferngesteuerten Mulcher an. Die Zukunft ist somit klar eingeläutet. In Zukunft werden rein elektrisch fahrende und autonome Geräte den Markt beherrschen. Hier werden wir verstärkt wechselbare Li-Akkus mit hoher Leistung anbieten, die sich leicht und schnell aufladen lassen. Durch die Anzahl der verwendeten Akku-Packs kann der Kunde jeweils die Laufzeit selbst bestimmen. Dem folgend, werden wir die UniHYBRID demnächst rein elektrisch anbieten. Mit den sinnvollen Anbaugeräten kann z.B. die Friedhofsverwaltung wassergebundene Wege mit der Stella VareX 70 leise und effizient vom Wildwuchs befreien.

Abschließend, wie sehen Ihre Pläne für die nahe Zukunft aus?

Stella: Die jeweiligen Modelle werden sukzessiv ausgebaut. Im Fokus stehen die Aufsitzmäher und die ferngesteuerten Mulcher. Stella wird die Zeit neben der Fokussierung auf Entwicklungen auch dazu nutzen, den Vertrieb in den jeweiligen europäischen Ländern auszubauen. Ebenso wird Stella die Erfahrung aus Entwicklung und Vertrieb nutzen, in neue Nischenmärkte zu investieren. Dabei sollte immer wieder so viel Zeit bleiben, dass ich mir bei einem Glas Wein im italienischen Soave sowie bei einem Teller Pasta Gedanken machen kann, die Namen für die jeweiligen Modelle auf einer Serviette zu skizzieren, ohne dabei eine bekannte Automarke zu zitieren.

Fakten zur Stella Engineering GmbH:

  • Anzahl der Mitarbeiter: 8
  • Geschäftsführer: Alfonso G. Stella
  • Sitz: Lindlar
  • Gründung: 01. Juli 1995
  • Produktions-/Verwaltungsflächen: 600 m² Produktion, 185 m² Prototypenbau, 175 m² Büro
  • Sonstiges: Darüber hinaus entwickelt Stella gemeinsam mit seinen Kooperationspartner Barbieri/Sossano, Benassi/Dosso, Ecotech/Forli und agrinova/Curtarolo. Bei diesen Firmen sind erhebliche Kapazitäten für die nächsten Jahrzehnte vorhanden.
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