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BAUHOF-PORTRÄT UTH Rendsburg: „Ein kommunaler Betrieb ist wie ein Karussell“

Das Team des Umwelt- und Technikhofes Rendsburg ist für die kommunalen Maßnahmen in der Stadt am Nord-Ostsee-Kanal verantwortlich. Welche Schwierigkeiten dabei bestehen und auf welche Maschinen die Experten aus dem hohen Norden setzen, hat Bauhof-online.de herausgefunden.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Kern jeder Ansiedlung ist seit jeher die Altstadt, doch wo andere Städte nur eine davon aufweisen, hat Rendsburg sozusagen zwei. Denn neben dem historischen Zentrum auf der Eider-Insel besteht auch der Stadtteil Neuwerk, der Ende des 17. Jahrhunderts als Garnisonsstadt gegründet wurde. „Als Folge haben wir viele große Plätze, die wir in Ordnung halten müssen“, berichtet Niels Faust, Betriebsleiter des Umwelt- und Technikhofes Rendsburg. Und die Arbeitsanstrengungen sind im vollen Gange. Ende April haben vorbereitende Mäharbeiten begonnen, mit einem fahrbaren Hochdruckreiniger säubern die Kommunal-Experten Schilder, die über den Winter vergrünt sind und auch die Spielplätze werden überprüft. „Wir wollen schauen, dass auch wirklich jede Schraube fest ist“, berichtet Axel Bock, Leiter der Straßenunterhaltung.

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Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Baumpflege. Immerhin sind im Stadtbereich mehr als 33.000 Bäume vorhanden, wie Grünflächenleiter Stephan Lübbers erläutert: „Jährlich führen wir circa 1.500 bis 1.800 Maßnahmen durch.“ Zu diesem Zweck unterhält der Bauhof eine eigene Baumkolonne, die die Bäume mittels Palfinger-Hubsteiger wieder in Form bringt. „Das Konzept der Maschine haben wir uns von Kollegen abgekupfert. Unter Bauhöfen ist das ja üblich, dass man Ideen übernehmen kann, wir stehen ja nicht in Konkurrenz“, berichtet Betriebsleiter Faust. Das Besondere: „Durch den eingebauten Kurbelschwenktisch lässt sich der Kran in sich verschwenken“, so Lübbers. Die Höhe der Maschine liegt bei 30 Metern. „Damit können wir bis auf wenige Aufträge alles abdecken. Wir müssen fast nichts mehr anmieten“, berichtet er.

Von Nachbeschaffung bis „Bundes-Entrostungszentrum“

Bei den sonstigen Maschinen setzen die Rendsburger auf stetige Nachbeschaffung. So sind für das Jahr noch ein Traktor sowie zwei Pritschenfahrzeuge geplant. Allerdings habe der Umwelt- und Technikhof seine Aufgabe in der Vergangenheit auch schon mit einem Altbestand an Fahrzeugen verrichtet, wie Faust berichtet. „Da waren wir dann aber eher ein Bundes-Entrostungszentrum“, scherzt er mit Verweis auf die betriebseigene Kfz-Werkstatt. „Mittlerweile sind wir aber froh, wenn wir alte Fahrzeuge halten können, weil wir in der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Nachfolgefahrzeuge nicht kriegen.“

Dagegen sind alternative Antriebe auf dem Betriebshof noch nicht in Sicht. „E-Technik gibt es hier nur im Handwerkzeug-Bereich“, kommentiert Lübbers trocken. Denn neben mangelnder Reichweite der Maschinen sei es auch die Unsicherheit der Förderungen, die von einer Beschaffung abschrecke, wie die Kommunal-Experten erklären. Auch das Erstellen einer Ladeinfrastruktur sei eine Herausforderung. Dass ein Wechsel irgendwann erfolgen muss, ist dem Bauhofleiter klar, Faust hofft hier aber auf die Signalwirkung größerer Betriebe: „Wenn z.B. die Stadtreinigung Hamburg oder das AHA in Hannover so ein Konzept irgendwann hinkriegen, kann es sein, dass das auch auf uns abfärbt und sich die Hersteller auf kleinere Betriebe einstellen. Aktuell ist das für eine Kreisstadt mit 30.000 Einwohnern allerdings noch nicht so sinnvoll.“ „Darüber hinaus haben wir ein spezielles Fahrzeugkonzept, das ineinandergreift“, ergänzt der Grünflächenleiter. „Jedes Fahrzeug ist für mehrere Aufgaben geeignet und dieses Zahnrad im Getriebe muss eine E-Variante erstmal ersetzen können.“

Mehr Laub als Schnee

Ein Vorteil der Bauhofmitarbeiter in Rendsburg: „Schnee haben wir schon seit Jahren nicht mehr richtig. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt“, sagt Bock. „Manchmal streuen wir den weg, weil es zu wenig für den Pflug ist.“ Um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden, sind die Rendsburger mit mehreren Mitteln wie FS30 oder reiner Sole im Einsatz. Auf den Radwegen wird ein Sand-Salz Gemisch ausgebracht, da diese von Schnee und Eis am meisten beeinträchtigt werden „und wenn Radfahrer stürzen, ist immer gleich Knochenbruch angesagt“, betont Bock. Deswegen müsse hier auf die Sicherheit geachtet werden. Langfristig wollen die Kommunal-Experten allerdings eine andere Lösung als das Sand-Salz-Gemisch finden, das im Frühling für zusätzliche Säuberungsarbeit sorgt.

Neben wenig Räumarbeiten im Winter hat die Arbeit in Rendsburg allerdings auch einen Nachteil: „Bei uns ist das Laub fast schon wie Schnee“, so Lübbers. Immerhin sorgen 33.000 Bäume auch für jede Menge Blattwerk, das im Herbst auf den Straßen landet. „Auch deswegen wird mindestens wöchentlich gekehrt. Dazu haben wir vier Kehrmaschinen in Betrieb“, erklärt der Grünflächenleiter, der besonders den Fortschritt in der Laub-Beseitigung betont: „Früher sind die Jungs mit vier bis fünf Rücken-Laubpustern los, wie die Ghostbusters. Jetzt haben wir eine kleine Turbine für den Traktor, damit geht das alles deutlich schneller und einfacher.“ Genauer gesagt handelt es sich dabei um ein Laubgebläse LBV 6900 M-ABR der Firma Kersten, das die Wege schnell von den Blättern befreit.

Rückmeldungen: zwischen Beschwerden und Guerilla-Gardening

Rückmeldungen der Bürger an den Umwelt- und Technikhof fallen größtenteils positiv aus, wie Faust berichtet: „Natürlich gibt es immer ein paar Beschwerden. Wenn es dann doch mal schneit, wäre es für einige wohl am besten, wir würden den Schnee verdampfen, damit er nicht vor den Einfahrten liegt“, scherzt er. Auch beim Thema des Mähens ernten die Bauhof-Experten manchmal Unverständnis. So entstünde Verwirrung wegen des Mähplans, an den sich die Experten strikt halten, der für die Bürger jedoch keinen Sinn ergibt. „Wir haben vier Mäh-Touren, alle aufeinander abgestimmt, und wenn ich davon abweiche, habe ich ein Problem“, erklärt Lübbers. An verschiedenen Stellen der Stadt würden eben auch Gewächse unterschiedlich schnell wachsen. „Und wenn ich da ein Zahnrad rausnehme, dann verschiebt sich alles andere“, so Lübbers.


Ein weiteres Thema sind die Blumenwiesen, die manche Bürger fordern. Interessant: Diese lassen sich auch von Bürgern anlegen. Alles, was dafür nötig ist, ist eine Absprache mit dem Rathaus. Dies schienen einige Rendsburger allerdings nicht gewusst zu haben, die mit „Guerilla Gardening“-Aktionen in der Stadt für Aufsehen sorgten. Dabei wurden sogenannte „Saatbomben“ mit Pflanzensamen in die Innenstadt geworfen, um für mehr blühende Pflanzen zu sorgen. „Das hat uns einige Arbeit gemacht, denn auch in der Innenstadt kommt es ja auf ein gewisses Gleichgewicht an“, erklärt Lübbers. „Und nicht alle Besitzer von Cafés und Restaurants mit Außenbereich sind begeistert, wenn zwischen den Tischen und Stühlen Brennnesseln zu wuchern beginnen. Aber wir erklären auch viel und in den letzten zwei Jahren ist alles ruhiger geworden.“ Umso besser, denn die Kommunal-Experten haben immer gut zu tun. „Ein Bauhof ist halt wie ein Karussell, das immer gedreht werden muss. Wenn es an Schwung verliert, muss man schnell weiterdrehen“, schließt Bock.

 

Fakten zum Bauhof Rendsburg:

Leitung des Bauhofs: Niels Faust

Anzahl der Mitarbeiter: 61

Aufgabenbereiche des Bauhofs: Grünflächenpflege, Baumkontrolle und -pflege, Straßenunterhaltung, Straßenreinigung, Friedhofspflege

Ausstattung des Fuhrparks: Diverse KIEFER Bokimobile-Geräteträger, GreenMech Quadchip 160-Häcksler, mehrere Fiat Doblo Cargo-Transporter, John Deere 3045R, Ahlmann AX850, diverse MB Sprinter DOKA mit variablen Aufbauten, MB Sprinter Kasten, Böckmann HBG, SCHMIDT Swingo compact 200, SCHMIDT Swingo 200, AEBI MT 750, Unimog U400/U405-12, diverse Anhänger von Heinemann, Unsinn, Boeckmann; MB ATEGO 1318, 1524, 1223 AF 4x4 und 1624 K, DIBO Weed-Killer, VW Crafter Kasten, Valtra 6250-4, MB Axor 1833, MB Arocs 1835 AK, VW T5, AQUILA Waschgerät TD352, MB Arocs 2745 L ENA, Schmidt Street King 660, Palfinger P 300 KS-Hubsteiger, AS Motor Sherpa 4WD RC

Verantwortungsbereich (Länge der zu betreuenden Straßen und Gehwege): 112,6 km Innerortstraßen, 150 km Gehwege, 50 km Radwege (beidseitig)

Größe der zu betreuenden Fläche: 221 Hektar

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