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MARKTÜBERSICHT SPEZIALFAHRZEUGE Power-Maschinen für den Ganzjahreseinsatz

Experten bezeichnen den Sonderfahrzeugbau als eine der Königsdisziplinen im Fahrzeugbau. Insbesondere im Kommunalmaschinen-Bereich hat sich in den vergangenen Jahren eine Handvoll Hersteller aufgemacht, dem Unimog als Ganzjahres-Geräteträger Paroli zu bieten. Grund genug also, diese fünf kraftvollen Alleskönner in einer Marktübersicht intensiver unter die Lupe zu nehmen. Fazit: Zwischenzeitlich hat das Vehikel mit dem Stern äußerst ernstzunehmende Konkurrenz erhalten.

Lesedauer: min | Bildquelle: Hersteller
Von: Michael Loskarn

Zugegeben: Die Planung, Entwicklung und Produktion dieser neuartigen Power-Allrounder ringt Respekt ab. Zumal alle begutachteten Gefährte ausnahmslos von Mittelständlern und nicht von Konzernen produziert werden. Bis ins kleinste Detail wird dort konstruiert. Es gilt, alle gängigen Normen und gesetzliche Vorgaben zu kennen. Denn Spezialfahrzeugbau erfolgt stets im Einklang mit Gesetzen und Vorschriften. Und – dies lässt sich vorwegnehmen – am Ende verlässt immer ein nahezu perfekt durchdachtes Allzweck-System die jeweilige Produktionshalle, um in Kommunen, in der Bau-, Forst- oder der Landwirtschaft sowie auf Flughäfen einen extrem effizienten Job zu machen.

Effizienz in Sachen Forschung und Entwicklung steht auch eindeutig im Fokus der jeweiligen Ingenieurs-Teams – in erster Linie, wenn es um die Optimierung des Antriebskonzepts geht. Hier bauen die Produzenten auf stufenlose Variogetriebe, die dafür sorgen, dass Anwender mit der jeweils geeigneten Geschwindigkeit arbeiten und aufgrund cleverer Software-Abstimmungen beispielsweise Sprit gespart wird. Was die Fertigung bzw. Montage betrifft, so spielt bei allen fünf Firmen Eigenfertigung eine übergeordnete Rolle. In der Regel besteht die Endmontage aus einer Komponenten- und einer Bandfertigung. Selbstredend werden Qualitäts-Sicherungssysteme aufgrund der hohen Standards ständig angepasst.

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Durchweg kraftvolle Motorisierungen

Den Anforderungsszenarien angepasst, verfügen die Spezialfahrzeuge durchgängig über extrem stabile Stahlrahmen – schließlich gilt es, Motor und Getriebe aufgrund von An- und Aufbaugeräten vor hohen Biegebelastungen zu schützen. Auch Achsen und Federung – teilweise in der Vorderachse Unebenheiten schluckend – werden entsprechend dimensioniert. Durchweg kraftvoll gestaltet sich die Motorisierung. Je nach Modell reicht der Range von 156 bis 420 PS. Zwar sind alles noch Dieselaggregate, jedoch erfüllen sie zumindest die EU-Abgasnorm Stufe V. Auf bis zu 80 km/h Höchstgeschwindigkeit beschleunigen die Motoren die Fahrzeuge – je nach Philosophie und Auslegungsszenario des Herstellers.

Trotz der durchaus beeindruckenden Ausmaße der Maschinen sorgen Allradantrieb und -lenkung (teilweise optional) für hohe Wendigkeit. Neben Vorderrad-Lenkung werden Spurversetzt-, Hundegang- oder Rundgang-Lenkung angeboten. Bis zu vier An- und Aufbauräume sind – je nach Typ und Marke – möglich. Natürlich versehen mit bis zu acht entsprechend leistungsstarken Hydrauliksystemen, Zapfwellen, Krafthebern oder Kommunalplatten an Front bzw. Heck. Großzügig und übersichtlich – in der Regel mit sehr guter Rundumsicht – sind die ROPS- und FOPS-getesteten Fahrerkabinen gestaltet. Zwar fallen die Bedienkonzepte immer ausgeklügelter aus. Dennoch legen die Entwickler ein sehr großes Augenmerk auf eine simple und intuitive Steuerung via Joystick und Touchscreen-Bildschirm.

Easy-Ride-System schluckt Unebenheiten

Energreens Unternehmens-Flaggschiff ILF Alpha ER punktet mit einem neuartigen Frontachs-Federsystem – auch Easy-Ride-System genannt – sowie einem um 180 Grad rotierenden Auslegerarm. Ersteres gleicht Gelände-Unebenheiten aus, ohne dass der Fahrer davon betroffen ist: Die Kabine bleibt letztlich in waagerechter Arbeitsposition. Es ermöglicht eine vertikale Vorderachs-Bewegung von 110 mm. Ergebnis: ein sehr gutes Dämpfungsergebnis beim Transfer. Mit dem Zwölf-Meter-Teleskopausleger der selbstfahrenden, hydrostatischen Arbeitsmaschine, der neuerdings über einen um 180 schwenkbaren Auslegerarm verfügt, kann der Schlegelkopf bei Mäharbeiten immer ideal platziert werden – stufenlos verstellbar, von hinten, seitlich sowie nach vorne.

Um den geänderten Bedingungen im kommunalen Bereich Rechnung zu tragen, bietet die Fuß Spezialfahrzeugbau GmbH mit dem FußTrac ein neuartiges Geräteträgerfahrzeug für den ganzjährigen Einsatz an. Herzstück stellt seine stufenlose, leistungsverzweigte Antriebstechnologie dar, die geringe Verbrauchswerte garantiert. Wendigkeit verspricht die serienmäßig verbaute Allradantrieblenkung. Neben seinen vier An- und Aufbauräumen sowie seinem zulässigen Gesamtgewicht von 13 Tonnen fällt die integrierte Negativbremsanlage positiv auf. Darüber hinaus verfügt das Geräteträgerfahrzeug über eine lastgesteuerte Hydraulikpumpe mit bis zu sechs doppelwirkenden Steuerventilen. Ergänzt wird dies durch front- und heckseitige Zapfwelle sowie Kraftheber. Außerdem verfügt der FußTrac über ein aktives Federsystem mit verstellbarer Dämpfung von ± acht cm – samt integrierter Achsabstützung mit einzelner bzw. paarweiser Sperrung.


 

Interessante Features integriert

NOREMATs VSV ist ein eigens für Profis der Seitenstreifenpflege und ihren zahlreichen Aufgaben bei der Sicherung der Verkehrswege gedachtes, entwickeltes und entworfenes Fahrzeug aus Frankreich. Auch hier haben Produktivität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit oberste Priorität. Durch die gebogene Form der Kabine wird die Sicht nach unten auf die Werkzeuge begünstigt. Das Dach steht vorn und an den Seiten über, um die Fenster vor Sonne und Regen zu schützen. Übrigens verfügt die Kabine über einen Notausstieg. Weitere interessante Features: In den Kotflügel des rechten Vorderrads wurde ein Wasserbehälter mit Hahn (33 Liter) integriert. Außerdem gibt es dort auch ein Fach speziell für verbrauchte Fettpatronen. So bleibt die Werkzeugkiste sauber. Um die Statik zu optimieren, wurde die Verankerung des Schwenkteils zwischen den beiden Achsen und links von der Fahrzeugmittelachse konstruktiv platziert.

Mit dem K Trac schickt die Pfanzelt Maschinenbau GmbH gegen Ende dieses Jahres einen neuen Kommunal-Geräteträger ins Rennen um das geeignetste Ganzjahres-Fahrzeug. Neben drei durchzugsstarken Motorvarianten mit 205, 253 oder 292 PS punktet die Maschine mit vier An- und Aufbauräumen, stufenlosem variaDRIVE-Getriebe, Allradlenkung sowie pneumatisch gefederter XXL-Komfortkabine inklusive drehbarem Fahrerstand oder vollwertigem Beifahrersitz. Auf den ersten Blick sticht die Länge des K Tracs ins Auge: Mit knapp fünf Metern – bei circa 3,33 Meter Radstand – fällt dieser größer aus als der arrivierte Pm-Trac-Forstschlepper der Ostallgäuer. Es wurde Platz geschaffen, um beispielsweise im Heck einen Vier-m3-Streuer Huckepack zu nehmen. Clever gelöst: Aufgrund der durchdachten Anordnung der einzelnen Geräteräume sowie der Antriebstechnik war es den Ingenieuren möglich, die Fahrzeugkabine in der Mitte des Geräteträgers zu platzieren.

Patentiertes Dockingsystem

SYN TRACs Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung ist der gleichnamige System- und Geräteträger nach dem Mehrwertkonzept. Eines der technologischen Kernstücke ist das patentierte Dockingsystem. Es ermöglicht einen sicheren und schnellen Wechsel von Anbaugeräten, die binnen einer Minute an Front und Heck „gedockt“ werden. Innerhalb dieser Minute werden sieben Anschlussbereiche – Mechanik, Hydraulik, Zapfwelle, Achsantrieb, Elektrik, Elektronik und Druckluft – automatisch gekoppelt. Und zwar von der Kabine aus. Manuelles Eingreifen von außen erübrigt sich. Bei satten 80 km/h liegt die maximale Fahrgeschwindigkeit. Ein 420-PS-Caterpillar-Motor mit hydrostatischem, mechanischem CVT-Getriebe treibt nicht nur das Fahrzeug an, sondern liefert auf die Zapfwelle an Front und Heck eindrucksvolle 3.400 Nm Leistung. Die verfügbaren Lenkmodi Vorderrad-, Allrad- und Hundeganglenkung garantieren flexibles Manövrieren in jedem Gelände.

In der Königsdisziplin hat sich also einiges getan: Und dem Unimog ist äußerst ernstzunehmende Konkurrenz erwachsen.

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