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KREISLAUFWIRTSCHAFT Eine Chance für Bauhöfe?

Nachhaltigkeit ist heute für viele Kommunen ein wichtiger Faktor. Teilaspekt der neuen Umweltverträglichkeit ist es, mit den eigenen Ressourcen besser haushalten und diese sogar wiederverwenden zu können. Entsprechende Konzepte bietet die Kreislaufwirtschaft, bei der auch Bauhöfe eine zentrale Rolle spielen könnten. Doch welche Aufgaben müssen diese dafür übernehmen? – Ein Ausblick.

Lesedauer: min | Bildquelle: Pexels / pixabay; Unsplash / pan xiaozhen
Von: Tim Knott

Bauen kostet Geld. Und das nicht erst durch die rapiden Preissprünge für Rohstoffe, die die Branche seit der Corona-Krise erdulden mussten. Dies belastet nicht nur den Hoch- und Tiefbau, auch Leiter kommunaler Betriebe klagen über die gestiegenen Kosten. Ein Lösungsansatz ist die sogenannte Kreislaufwirtschaft oder „Circular Economy“. Sie basiert auf dem Prinzip der Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Recycling von Materialien, die im täglichen Gebrauch anfallen. Statt gewonnene Rohstoffe nach Abschluss eines Projektes zu entsorgen, sollen sie stattdessen wiederverwendet und für zukünftige Bauprojekte aufbewahrt werden. Dies sei nur logisch, sagt Maic Verbücheln vom Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin. Denn „in Baumaterialien steckt viel graue Energie“ – also die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, oder Entsorgung eines Rohstoffes anfällt.

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Dies vor Augen, mache es wesentlich mehr Sinn, die Materialien wiederzuverwenden, um Energie zu sparen. Und genau da kommt die Kreislaufwirtschaft ins Spiel. Zum einen sind Kommunen durch Etablierung eines entsprechenden Systems nicht mehr so stark auf den Markt angewiesen, zum anderen werden Entsorgungskosten vermieden. Ebenfalls lassen sich durch die konsequente Wiederverwertung CO2-Emissionen einsparen. Und aufgrund der Materialienvielfalt, die Bauhöfe sowie ähnliche kommunale Einrichtungen einsetzen, ist das Einsparpotenzial hier groß.

Recyclingfähigkeiten weiter ausbauen

Besonders dem Recycling kommt in der Kreislaufwirtschaft eine große Rolle zu. Einige Bauhöfe haben ihren Gerätepark bereits dahingehend erweitert. So werden in Kommunalbetrieben mineralische Stoffe wie Sand oder Splitt aufbereitet, die sich auch als Zusatz für Straßenbaumaterialien eignen. Ebenfalls kommen aktuell schon Parkbänke oder Palisaden aus Recyclingstoffen zum Einsatz (Holz oder Kunststoff), die nach dem Ende der Nutzbarkeit wiederaufbereitet und in anderen Situationen verbaut werden können. Ein weiteres Potenzial liegt im Grünschnitt und gefälltem Holz, welches durch die zahlreichen Baumpflege- und Grünarbeiten über das Jahr anfällt. Während einige Bauhöfe die Grünabfälle entsorgen, setzen andere sie für die energetische Verwertung oder Kompostierung ein – entsprechende Einrichtungen vorausgesetzt. Doch da liegt auch der Haken. Bauhöfe und deren Leiter können das Konzept nicht selbst festlegen. „Die Entscheidung hin zur Kreislaufwirtschaft muss jede Kommune für sich treffen“, so Verbücheln.

Jedoch bestünden im Kreislaufwirtschaft-Konzept zahlreiche Potenziale, für die ein Bauhof neue Verantwortung übernehmen könne. Denn abgesehen von Recyclingfähigkeiten ist auch die Aufbewahrung der wiederaufbereiteten Materialien von Bedeutung. Dafür braucht es in erster Linie viel Lagerplatz und eine akribische Inventarisierung der verfügbaren Ressourcen. „Wichtig ist es vor allem, regionale Kreisläufe zu etablieren“, so Verbücheln. Heißt, die Baustoffe werden vor Ort in Infrastrukturen verarbeitet und nach Abriss wiederaufbereitet und wiederverwendet. Die Betonung liegt dabei allerdings auf dem Wort: „regional“. Klimagedanke und Praktikabilität des Konzeptes seien zweitrangig, wenn Anwender Lkw-Ladungen voller Material über weite Strecken zum nächsten Einsatzort transportieren müssen. Das Kreislaufwirtschaft-Ideal wäre vielmehr ein regionales Lager voller recyceltem Material, in dem die Kommunal-Experten die Rohstoffe für ihre Aufgaben vorfinden, ohne dass ein Händler hinzugezogen werden muss. Hier sieht der Umwelt-Experte bei den Bauhöfen viel Potenzial, da diese in der Regel schon Lagerflächen und Recyclingmöglichkeiten zur Verfügung haben.


Zur Inventarisierung bestehen bereits einige Softwarelösungen, wie die Plattform Madaster, die es Kommunen erlaubt, die Rohstoffe der Infrastruktur zu kategorisieren. Dabei ist egal, ob diese in einem Lager liegen oder noch in einem Gebäude oder einer Straße verbaut sind. Denn ein weiteres Konzept der Kreislaufwirtschaft sieht vor, Gebäude rückbaufähiger zu konstruieren, sodass sich die Rohstoffe bei einem Abbruch schnell wieder einsetzen lassen.

Zero-Waste-Konzept: erste Ansätze in einzelnen Städten

In der Theorie klingen diese Ansätze schon sehr gut. Und mit dem sogenannten Zero-Waste-Konzept besteht schon eine Herangehensweise, mit der eine lokale Kreislaufwirtschaft erreicht werden kann. Dieses wird zurzeit von einigen deutschen Städten verfolgt, doch selbst die Vorreiter – Kiel, Köln und Leipzig – setzen diese noch nicht in dem beschriebenen Maß um. Zwar wurden schon erste Maßnahmen getroffen, bis zu einem funktionierenden Kreislauf fehlt oftmals aber noch die Infrastruktur und eine entsprechende Aufgabenverteilung. Sobald es die ersten Beispiele für funktionierende Kreislaufwirtschaften gibt, ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass weitere Städte nachziehen werden. Denn Bauen kostet schließlich Geld.

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