Da seine Kreisstraßen nur etwa 130 km umfassen, gab der Landkreis Fürth deren Unterhaltung vor etwa 20 Jahren in die Verantwortung des Staatlichen Baumamtes, sprich der Straßenmeistereien. Dadurch wurde die Möglichkeit geschaffen, die entsprechenden Höfe nicht nur verwaltungstechnisch, sondern auch örtlich zusammenzulegen und alles von Grund auf neu zu bauen. „Damit das harmonisch zusammen funktioniert, haben wir das als sogenannten Kompaktbauhof angelegt: Statt vieler Garagen mit einzelnen Toren gibt es hier eine große Halle mit mehreren großen Toren, in der sehr flexibel viele Maschinen zusammen untergebracht werden können“, erklärt Norbert Weber, Leiter der Straßenmeisterei Ammerndorf. Die Fahrer können daher etwa direkt aus dem Fahrzeug aussteigen und in die Werkstatt, ins Schilderlager oder auf eine andere Maschine wechseln.
Konzept macht zwischenzeitlich Schule
Außerdem gibt es keinen Flächenverlust durch Mauern. Denn die Werkstatt ist in die Halle integriert, wodurch ihr Vorplatz gleichzeitig Stellfläche der Halle ist. Eine Waschhalle, die auch einen Lkw samt Schneepflug verkraftet, gibt es ebenfalls. „Das Konzept wurde bei uns erstmals in einem Bauhof des Freistaates umgesetzt, wir selbst haben uns das bei der Stadt Neumarkt abgeschaut. Inzwischen macht das Schule, Ansbach etwa hat direkt nachgezogen, und auch andere Kommunen schauen sich das bei uns immer wieder an“, erzählt Weber.
Die Werkstatt mit Platz für mehrere Fahrzeuge ist dabei kaum auf externe Dienste angewiesen: Neben Reparaturen aller Art sind auch Hydraulikleitungen pressen und Reifen montieren für die fünf festangestellten Mechaniker (inkl. Werkstattleiter) kein Problem. Einen Bremsenprüfstand für den TÜV gibt es ebenfalls. Holzarbeiten für Schalungen und ähnliche Dinge erledigen die Mitarbeiter in einer kleinen Schreinerei.
Angestellte und Maschinen sind dennoch offiziell zwischen Staat und Kreis getrennt, weshalb manche Fahrzeuge mit Nürnberger und andere mit Fürther Kennzeichen unterwegs sind. Angeschafft wird die Technik aber nicht doppelt, sondern so, dass sich insgesamt alles ergänzt, wie Weber verdeutlicht: „Der Kreisbauhof ist dabei – seinem Namen zur Ehre – etwas baulastiger ausgestattet, die Straßenmeisterei hat mehr Technik für die Straße in den Büchern.“ Kommt eine Maschine des Landkreises dann auf einer Staatsstraße zum Einsatz, wird intern eine Rechnung an die entsprechende Kostenstelle gestellt. Da alle Fahrzeuge generell per GPS getrackt werden, sind die jeweiligen Einsätze auch immer problemlos nachzuvollziehen.
Neue FS100-Aufbereitungsanlage soll beschafft werden
Zusammen mit der Straßenmeisterei Hilpoltstein ist man so für insgesamt 580 km Straßen verantwortlich, die größte Kooperation dieser Art in ganz Bayern. Vom Radweg bis zur Autobahn ist alles dabei, entsprechend sind Verkehrsschilder auch in allen drei Größen am Lager. An drei Standorten lagern zudem 5.000 Tonnen Streusalz, in Ammerndorf fasst die Halle 1.800 Tonnen. Eine Aufbereitung zu FS100 erfolgt ebenfalls vor Ort, wobei die entsprechenden Anlagen bereits etwas in die Jahre gekommen sind, sie wurden noch vom vorherigen Standort mit nach Ammerndorf umgezogen. Daher soll bald ein neues System angeschafft werden. Wenn nötig, wird aber auch noch FS30 gestreut. Da wie erwähnt viele unterschiedliche Straßentypen unterhalten werden, müssen auch die Räumgeräte entsprechend flexibel gestaltet sein, weshalb etwa klappbare Schilder von Drutzel eingesetzt werden. Diese passen sowohl für zweispurige Autobahnen als auch reguläre Hauptstraßen. Ebenfalls flexibel gestaltet ist die Lkw-Flotte: Durch Wechselbrücken ist das Winterdienst-Gerät schnell aufgebaut. In der großen Halle lässt sich dies problemlos im Trockenen erledigen. Zur eigenen Flotte von zwei Unimogs und fünf Zwei- und Dreiachser-Lkw werden in den Wintermonaten noch vier weitere Dreiachser angemietet.
Insgesamt sind in Ammerndorf 45 Mitarbeiter im Einsatz, in Hilpoltstein weitere 23. Dazu gehört natürlich auch Bereitschaftsdienst: „Hier ist 24 Stunden jemand erreichbar, denn die Straße schläft nie“, betont Weber. Außerdem übernimmt der Standort auch die Ausbildung zum Straßenwärter für andere Kommunen. „Dadurch sehen die Nachwuchskräfte etwas mehr von den Arbeiten unserer Branche und kommen dann auch mit frischen Ideen an ihren eigentlichen, meist etwas kleineren Bauhof, was die dortigen Verantwortlichen sehr begrüßen“, so der Chef. Wie überall spürt auch er den Fachkräftemangel, weshalb etwa mehrere funkgesteuerte Raupen-Geräteträger angeschafft wurden. Denn damit können auch ältere Kollegen noch problemlos arbeiten, wenn händische Tätigkeiten bereits zu schwer wären.
„Wir wurden unter die zehn schönsten Kreisverkehre Bayerns gewählt“,
berichtet Norbert Weber.
Die meiste Arbeit fällt beim Winterdienst und beim Mähen des Straßenbegleitgrüns an, aber auch kleinere Bautätigkeiten übernehmen die Experten: Hierfür sind drei Radlader (acht Tonnen) und zwei Bagger im Fuhrpark vorhanden. So war es beispielsweise auch möglich, den Kreisverkehr an der eigenen Zufahrt zu gestalten. Da dieser zur Staatsstraße gehört, waren die Fachleute sowieso dafür zuständig und haben sich daher die Gestaltung nach eigenem Gusto gegönnt: Eine an einer anderen Außenstelle bereits ausrangierte Straßenbauwalze fand dort – nach einem neuen, orangen Anstrich – ihren endgültig letzten Ruheplatz. Efeu soll sie in den kommenden Jahren komplett überranken. Rundherum wurden weitere Elemente aus dem Bauhof-Alltag drapiert, etwa klassische Leitpfosten aus Holz sowie circa 350 Pflanzen. Ein lokaler Künstler hat zudem eine moderne Skulptur eines Straßenwärters mit Schubkarre aufgestellt. „Wir wurden damit bereits unter die zehn schönsten Kreisverkehre Bayerns gewählt“, berichtet Weber stolz.
Der örtliche Bauhof der kleinen 2.000-Seelen-Gemeinde Ammerndorf (keine Außenorte) liegt übrigens direkt auf der anderen Straßenseite: „Da hat sich schnell eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, bei der man sich natürlich gegenseitig immer mal wieder unbürokratisch aushilft, wenn irgendwo eine Handvoll Splitt oder ein Schilderfuß fehlt“, verrät der Leiter der Straßenmeisterei abschließend.
Fakten zum Kreisbauhof Ammerndorf:
Leitung: Norbert Weber
Anzahl der Mitarbeiter: 45
Aufgabenbereiche: Bauliche Straßenunterhaltung, naturnahe Pflege des Begleitgrüns, Straßenreinigung, Winterdienst
Ausstattung des Fuhrparks: 5 Lkw Zwei- und Dreiachser MAN (zuätzlich noch 4 gemietete Dreiachser LKW im Winter), 2 Unimog, 3 Radlader (8 to, u.a. Terex, Weycor), 1 Bagger, Mähraupe Vogt LV500 Pro, Küpper-Weisser Salz/Sole-Streuer,-Schneeschilder (u.a. Drutzel), diverse Transporter und Anhänger (inkl. Tieflader), Reform Metrac
Verantwortungsbereich: 450 km Staats- und Bundesstraßen sowie Autobahn und 130 km Kreisstraßen