Sole: Ergänzung statt Ersetzung
Doch welcher Stoff ist dem anderen überlegen? „Da gibt es kein Schwarz oder Weiß, wir werden auf beide angewiesen sein“, so Wolfgang Wetzel, Leiter der Straßenmeisterei Kempten. Die Kommunal-Experten aus dem Allgäu sind strenge Winter gewohnt und haben schon seit mehreren Jahren reine Sole sowie FS30 im Einsatz. Zwar sei FS100 für ein vorbeugendes Streuen ideal, „aber wenn bereits Schnee liegt, kommen wir damit nicht weiter“. Dies bestätigt auch Jochen Ruoff, Leiter des Bauhofs Rottweil, und betont die Vorteile der reinen Sole: „Wenn wir nur präventiv streuen, ist die ideal. Wir können sie bei Tag ausbringen und sie hält die ganze Nacht über.“ So wird nicht nur Material eingespart, sondern auch die Belegschaft des Bauhofs entlastet, da die Kommunal-Experten beim nächtlichen Winterdienst immer in doppelter Besetzung unterwegs sind. Wenn der Schnee allerdings schon liegt und geräumt werden muss, ist FS30 deutlich besser geeignet.
Feuchtsalz: noch nicht überall angewendet
Feuchtsalz ist vielerorts vorhanden und die Nachfrage nach Solesprühanlagen gestiegen. Doch sind die Streustoffe noch nicht in allen deutschen Kommunalbetrieben so etabliert wie in Rottweil und Kempten, denn der Großteil der Schneemassen landet tendenziell eher im Süden. Deswegen scheint sich die Einführung von Feuchtsalz oder Sole in anderen Gebieten noch etwas hinzuziehen. So betont ein Bauhofleiter aus dem Rheingebiet, dass Sole und Feuchtsalz aus ökonomischer wie ökologischer Sicht zwar durchaus sinnvoll seien. Allerdings zweifelt er aufgrund des geringen Schneefalls in seiner Region auch daran, dass sich die Anschaffung von Streuern, Mischanlage und -Tank lohnt, wenn diese selten zum Einsatz kommen. Stattdessen setzt er laut eigenen Angaben auf die punktuelle Ausbringung von Streusalz. Dr. Horst Hanke will von solchen Dingen allerdings nichts hören. „Derjenige, der so etwas macht, versteht sein Geschäft nicht, ganz einfach“, so das Urteil des Experten. „Es gibt in Deutschland keine Region, in der es nicht zu Glättebildung kommt.“ Deswegen müssten sich Betriebe auch aus Gründen der Haftung mit dem Stand der Technik ausstatten. „Man muss heute nicht unbedingt flüssig streuen, aber man muss Feuchtsalz streuen.“ Allerdings sei es nicht nötig, sofort eine kostspielige Mischanlage anzuschaffen. Auch mit gebrauchsfertig gemischter Sole oder Feuchtsalz aus dem Handel ließe sich einiges bewerkstelligen, so Hanke. Ebenfalls haben die Hersteller den Bedarf an kleineren Sole-Anlagen erkannt und entsprechende Produkte entwickelt. Weitere Hinweise zu dem Thema können beim VKU bezogen werden.
Eine deutlich geringere Rolle spielen im Winterdienst dagegen die abstumpfenden Streustoffe. In Rottweil ist ihr Einsatz auf die Geh- und Radwege reduziert: „Wir sagen unseren Bürgern ja, dass sie kein Streusalz auf die Wege bringen sollen, dann können wir das schlecht selbst machen“, erklärt Bauhofleiter Ruoff. Um dennoch sichere Wege im Winter zu gewährleisten, kommt in der baden-württembergischen Stadt Lavasplitt zum Einsatz. Ist dieser erst einmal zertreten, wird er in den Grünanlagen zur Bodenverbesserung verwendet. So sparen sich die Kommunal-Experten die Kosten der Entsorgung. Zumindest bis jetzt. Denn mittlerweile haben sich die Kosten für Lavasplitt derartig erhöht, sodass Ruoff überlegt, wieder regulären Splitt einzusetzen. Dieser bringt einen erhöhten Aufwand mit sich, da er nach Abtauen des Schnees aufwendig geräumt, und Sondermüll entsorgt werden muss. Ob das Streumittel mit dem Mehraufwand dennoch günstiger als die Alternative ist, muss der Bauhofleiter noch ermitteln. Immerhin nützt das beste Streumittel wenig, wenn der Preis nicht stimmt.