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Reportage: Alles unter Kontrolle auf Schongaus̕ Spielplätzen

Auf jeden 1.000. Einwohner in der oberbayrischen Stadt kommt ein Spielplatz. Für die Sicherheit der jüngsten Bürger müssen die Spielgeräte regelmäßig überprüft werden. Worauf es dabei ankommt, hat uns Bauhofmitarbeiter Markus Wörnzhofer gezeigt

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Von: Jessica Gsell

Hoch oben auf dem Hügel steht die neueste Spielplatzerrungenschaft der Schongauer: Eine Burg mit integrierter Rutsche und Kletterturm. Bauhofmitarbeiter Markus Wörnzhofer hangelt sich zwischen den Tauen hindurch, um ihre Haltbarkeit zu überprüfen. „Man muss für die Arbeit schon sportlich sein“, meint der 36-Jährige mit einem Lachen. Wie an jedem Montag und Freitag in der Woche ist auch an diesem Vormittag ein Bauhofmitarbeiter mit seinem VW-Kombi unterwegs, um die 13 öffentlichen sowie vier Kindergarten- und zwei Schulspielplätze in der oberbayrischen Stadt einer visuellen Routine-Inspektion zu unterziehen. Das geschieht zusammen mit den Reinigungsarbeiten, die zweimal wöchentlich auf den Spielplätzen durchgeführt werden. Neben dem Entleeren der Abfallbehälter kümmern sich die Bauhofmitarbeiter auch um saubere Sand-, Fallschutz- und Grünflächen, die manchmal mithilfe eines Rechens von Müll und Dreck befreit werden müssen.

Auf der Ladefläche seines Kombis hat Wörnzhofer für die Routine-Inspektion alle wichtigen Arbeitsgeräte dabei: Schaufel, Besen, Rechen und Werkzeugkoffer. Normalerweise läuft diese Art der wöchentlichen Kontrolle nur visuell ab. Für uns schaut der Bauhofmitarbeiter heute aber extra etwas genauer hin. Die erste Anlaufstelle an diesem Vormittag ist der seit zwei Monaten neu hergerichtete Spielplatz an der Säulingstraße. Er entstand bereits in den 60/70 Jahren, zusammen mit dem damaligen Neubaugebiet. Doch für die kleine Spieleinheit, bestehend aus Schaukel und Sandkasten, interessierte sich in den vergangenen Jahren kaum noch ein Kind. Einzig der dortige Hügel erfreut sich als Schlittenberg weiterhin großer Beliebtheit. Und genau an dieser Stelle, hoch oben, befindet sich nun die neue Kletterburg-Attraktion. Wie viel Spaß das Rutschen hinunter von der Burg macht, weiß Wörnzhofer aus eigener Erfahrung. Lachend gesteht er: „Nach der Montage haben wir die Rutsche natürlich selbst ausprobiert.“ Das Spielgerät umgibt derzeit noch ein rot-weißes Absperrband. „Damit der Grassamen, der erst kürzlich hier gesät wurde, auch wachsen kann“, berichtet der 36-Jährige. Ganze 60.000 Euro Budget wurden für die Neugestaltung des Spielplatzes an der Säulingstraße von der Stadt Schongau zur Verfügung gestellt. Eine Investition, die sich laut den Mitarbeitern des Bauhofs gelohnt hat: Seit der Neueröffnung vor zwei Monaten kommen die kleinsten Bürger wieder in großen Mengen auf den Spielplatz.

Ein Kletterparadies aus Naturmaterialien

Doch die Burg ist nicht die einzige Neuheit auf dem Areal. Etwas weiter hinten, versteckt zwischen Bäumen, befindet sich ein regelrechtes Kletterparadies mit Hängebrücken und Seilen. Geschaffen hat das Werk eine Spielgerätemanufaktur aus Oberstdorf. Sein Vorschlag erfüllte alle Kriterien des vorgegebenen Mottos: naturnahe Gestaltung mit unbehandelten Robinien- und Eichenhölzern sowie Anregung und Förderung der Fantasie, Bewegung und Motorik der Kinder. Zusammen mit Schülern der Mittelschule wurde das Spielgerät aufgestellt. „Wir setzen bei neuen Geräten auf Naturmaterialien ohne chemischen Holzschutz“, erklärt Wörnzhofer. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei vor allem die Wartungsfreundlichkeit der Objekte. Ausgestattet mit seinem Werkzeugkoffer macht sich der Bauhofmitarbeiter ans Werk: Er zieht Schrauben am Gerüst nach, überprüft die Seile und kontrolliert das Holz auf herausstehende Spreißel hin. Während die Burg aus Eiche besteht, handelt es sich beim Klettergerüst um Robinie – zwei sehr robuste Holzarten mit der Resistenzklasse 1-2. Da das Naturmaterial unbehandelt ist, sparen sich die Mitarbeiter des Bauhofes zudem ein Nachbearbeiten, wie beispielsweise das Streichen. Im Durchschnitt halten solche Spielplatzgeräte aus Holz rund 15, teilweise auch 20 Jahre und mehr. Bei der Einzäunung des Geländes hat man sich allerdings gegen einen erneuten Holzzaun, sondern für einen Metallstabgitterzaun entschieden. „Der ist sicherer, pflegeleichter und schützt vor allem besser vor Vandalismus“, sagt Wörnzhofer.

Die Kontrolltour geht weiter zu einer besonderen Freizeit-Attraktion in Schongau, die erst seit September 2016 ihre Türen geöffnet hat und bereits jetzt auch viele Auswärtige anlockt: der Bikepark an der Schärflshalde. Zwar wird das beliebte Ausflugsziel vom Inhaber eines Schongauer Berg- und Radsportgeschäfts in Schuss gehalten, dennoch kontrollieren die Bauhofmitarbeiter auch hier wöchentlich die Streckenabschnitte visuell. Wörnzhofer muss noch einmal zurück zu seinem Fahrzeug, um die Schaufel zu holen. Denn bei einem Streckenabschnitt hat er eine Spurrille im Sand entdeckt. Mit ein paar schnellen Handgriffen wird die Fahrbahn dort wieder eben gemacht. Da die Strecken nicht betoniert sind, bleibt der Bikepark bei Regen geschlossen – ansonsten wären die Bahnen bald nicht mehr befahrbar. Neben dem Bikepark sind die insgesamt 17 Mitarbeiter des Bauhofs und der Stadtgärtnerei auch noch für drei Bolzplätze in der Stadt verantwortlich.

Überprüfung der Schwachstellen an den Spielgeräten

Der letzte Halt an diesem Vormittag ist ein weiterer Spielplatz, diesmal in der Siebenbürger Straße. Wörnzhofer nimmt zunächst die Hängebrücke am Klettergerüst in Augenschein, bevor er sich der Vogelnest-Schaukel zuwendet. „Wir schauen uns hier die Gelenke oben an der Schaukel an, ob sie beweglich sind“, erklärt der 36-Jährige. Dann wirft er einen Blick auf das „Vogelnest“. „Hier müssen wir kontrollieren, dass unter dem Seil nirgendwo Draht herausschaut, an dem man sich verletzen könnte“, sagt Wörnzhofer. Als nächstes sind die Füße der Schaukel an der Reihe. „Früher wurden die Spielgeräte mit ihren Holzfüßen in die Erde gebohrt“, erinnert sich der Bauhofmitarbeiter. Heutzutage stehen in Schongau dagegen alle Spielgeräte auf Metallstützenfüßen. Denn die Holzfüße mit direktem Erdkontakt zählten zu einer der größten Schwachstellen der Produkte, da sie im Boden schnell anfingen zu verwittern. Mit einem Holzdichte-Messgerät musste ständig ihre Haltbarkeit überprüft werden. Zwar ist das bei den Metallstützenfüßen nicht mehr nötig, dennoch dient die Kontrolle einem speziellen Zweck: Kommen die Markierungen an den Füßen zum Vorschein, wissen die Mitarbeiter des Bauhofs, dass der Perlkies, der in Schongau fast überall als Fallschutz an den Spielgeräten fungiert, wieder aufgefüllt werden muss. Von Fallschutzmatten hält man in der oberbayrischen Stadt dagegen nicht viel – sie seien zu witterungsanfällig. Auf dem Weg zum Ausgang wirft Wörnzhofer noch einen Blick in den Sandkasten. Einmal im Jahr wird der darin befindliche Sand – eine Mischung aus Quarz- und Schweißsand – wie auch die Fallschutzbereiche maschinell von einer externen Firma gereinigt. Hierbei kommt eine spezielle Reinigungsmaschine zum Einsatz, die den Sand bis zum Grund aus dem Kasten holt und einmal gründlich durchsiebt, so dass er am Ende nicht nur schmutzfrei, sondern auch wieder ganz fein ist. Noch vor rund 15 Jahren hatte man jährlich den Sand vollständig ausgewechselt bzw. Desinfektionsmittel eingesetzt – wegen des Hygieneaspektes. Dieses Vorgehen war allerdings nicht nur mit höheren Kosten verbunden. Studien hätten zudem gezeigt, dass bei frischem Sand die Keimbelastung viel höher sei, als bei bestehendem, der gereinigt und ergänzt wird, da die UV-Strahlen besagte Keime mit der Zeit abtöten.  

Neben der wöchentlichen visuellen Routine-Kontrolle erfolgt zudem alle drei Monate durch einen sachkundigen Mitarbeiter des Bauhofs eine operative Inspektion der Spielplätze. Dabei werden die Spielgeräte ausgiebiger auf ihre Sicherheit und ihren Betriebszustand hin überprüft. Und dann gibt es da noch die jährliche Hauptuntersuchung. Früher war der Bauhof ebenfalls für diesen Teil der Kontrolle zuständig. Doch aufgrund von Personalabbau in den vergangenen Jahren und den zunehmenden Anforderungen an Fachkenntnis und Dokumentation, hat man diese Aufgabe an externe Sachverständige übertragen. Rund drei Tage sind die Kollegen mit der Hauptinspektion der insgesamt 19 Spielplätze beschäftigt. Hierfür wird dann auch ein spezielles Equipment, unter anderem aus Gewichten sowie Messgeräten für die Holzdichte, eingesetzt. Nicht nur die einwandfreie Funktion der Spielplatzgeräte steht bei der jährlichen Hauptuntersuchung im Fokus. Es wird auch kontrolliert, dass keine Stellen an Schaukel, Klettergerüst und Co. vorhanden sind, an denen sich Kinder eines ihrer Körperteile einquetschen, mit ihrem Kopf feststecken oder auch mit der Kordel ihrer Jacke hängen bleiben könnten. Auf solche Prüfanforderungen werde aber bereits bei der Konstruktion und Montage der Spielgeräte durch die jeweiligen zertifizierten Spielgerätehersteller geachtet.

Bebilderte Dokumentation bei der jährlichen Hauptinspektion

Zurück im Büro des Bauhofs zeigen Wörnzhofer und sein Kollege Helmut Pawlitschko (37) den Ordner mit den Unterlagen der jährlichen Untersuchung. Denn während bei den wöchentlichen und dreimonatigen Kontrollen die festgestellten Beanstandungen nur in vereinfachter Form dokumentiert werden, sieht das bei der jährlichen Hauptinspektion ganz anders aus: Hier werden für jeden der Spielplätze separate Protokollbögen angefertigt, auf denen eventuelle Mängel an den Geräten – noch einmal unterteilt in die beiden Dringlichkeitsstufen MK1 und MK2 – mit Fotos dokumentiert werden. Beim Durchblättern fällt auf, dass kaum Bilder auf den Bögen zu finden sind. „Mängel werden bei uns so gut wie gar nicht festgestellt“, berichtet Pawlitschko stolz. Schließlich beziehe man in Schongau die Spielplatzgeräte nur von verschiedenen zertifizierten Herstellern. Sollte aber doch einmal ein gravierender technischer Mangel festgestellt werden, sind die Bauhofmitarbeiter zunächst einmal verpflichtet, den Mangel zu beheben oder das Gerät abzusperren, damit nichts passiert. Für die anschließende Reparatur könnte der Bauhof dann auch auf seine gut ausgestattete Schreinerei zurückgreifen.

Oftmals seien die Bürger sehr erstaunt darüber, dass die Spielgeräte, die der Bauhof anschafft, so viel mehr Geld kosten, als beispielsweise solche aus dem Baumarkt. „Unsere sind dann aber von zertifizierten Herstellern, die hohe sicherheitstechnische und qualitative Anforderungen zu erfüllen haben“, gibt der 37-Jährige zu bedenken. Schließlich gehe es hier um die Sicherheit der jüngsten Bürger. Und die liegen der Stadt Schongau sehr am Herzen, loben die Mitarbeiter des Bauhofs. Die Zahlen sprächen hier für sich: Rund 12.700 Einwohner und 13 öffentliche Spielplätze hat die Stadt. So kommt auf jeden 1.000 Einwohner in Schongau ein Spielplatz.

Fakten zum Bauhof Schongau:

Leitung des Bauhofs:  Guido Schneider
Anzahl der Mitarbeiter: 17
Aufgabenbereich: Spielplatzkontrolle und -reparaturen; Instandsetzung von Straßen und Wegen, Asphalt- und Betonarbeiten; Winterdienst; sämtliche Schreiner-, Zimmerer- und Maurerarbeiten; Reinigungsarbeiten, Kfz-Werkstatt samt Mechaniker  
Ausstattung des Fuhrparks: 2 Kehrmaschinen (groß und klein), 2 Unimog (U140 und U290), 1 LKW MAN, 2 Hansa-Schmalspurfahrzeuge, 4 Kombi
Verantwortungsbereich: 500 ha Wald, 191 ha Park-, Grün,- Spiel- und Gartenanlagen, 26 ha Verkehrsfläche, 255 ha Wasserfläche, 637 ha Landwirtschaft, 200 ha Wohnbau, 141 ha Gewerbe, 60 km Straßennetz, 15 km überörtliche Straßen sowie 45 km Radwege
Fläche: Die Stadt Schongau umfasst eine Gesamtfläche von 2.136 ha.

Text/Bilder: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de


 

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