Wenn Baumaschinen am Werk sind, gehören Lärm und Abgase zum Tagesgeschäft. Vor allem im innerstädtischen Raum wird das mitunter immer mehr zum Problem – nicht nur wegen der aktuellen Feinstaubdiskussion. Besonders lärm- und emissionssensible Einsatzbereiche wie beispielsweise Wohngebiete, Parkanlagen von Krankenhäusern, Friedhöfe oder im Inneren von Gebäuden stellen mit den dieselbetriebenen Maschinen eine Herausforderung dar. Da wundert es niemanden, dass auch die Hersteller von Baumaschinen, einer nach dem anderen, ein E-Modell in ihr Produktportfolio mit aufnehmen. Auf der anstehenden bauma 2019 in München sind dahingehend wieder eine ganze Reihe von Premieren geplant. Das Hauptaugenmerk für Elektrovarianten liegt derzeit ganz klar auf den kleinen, kompakten Maschinen, was neben den oben erwähnten Einsatzgebieten nicht zuletzt auch dem derzeitigen Leistungsstand der Akkus geschuldet ist. Genau diese Maschinenkategorie – zwischen einer und 4,5 Tonnen – ist es auch, die bei Bauhöfen, Straßenmeistereien, Galabauern und anderen kommunalen Dienstleistern zum Einsatz kommt. Aber können die E-Maschine auch wirklich dieselbe Leistung bringen, wie ihr dieselbetriebenes Pendant? Wir haben sie genauer unter die Lupe genommen und uns dabei auf „fahrbare“ Maschinen beschränkt – Geräte wie beispielsweise Vibrationsplatten oder Stampfer bleiben außen vor.
Bislang ist die Zahl an reinen E-Ladern und -baggern noch recht überschaubar, wie unsere Marktübersicht (ohne Gewähr auf Vollständigkeit) zeigt. Zum Einsatz kommen so gut wie immer die fortschrittlichen Lithium-Ionen-Batterien, bei den auch Zwischenladungen kein Problem mehr darstellen. Laut Angabe der meisten Hersteller schaffen die Akkus der Maschinen einen ganzen Arbeitstag. Wobei hier stets unterschieden wird, ob die Maschine für harte Dauereinsätze oder normale Tätigkeiten hergenommen wird. Eine große Rolle spielt auch die Jahreszeit. Bei kälteren Temperaturen hält der Akku weniger lang durch, als bei warmen – schon allein deshalb, weil dann auch die Heizung einen Teil der Akkuleistung verbraucht. Bei den Baggern und Ladern schwankt die Akkudauer somit in der Regel zwischen 1,5 und acht Stunden. Sind die Maschinen mit einem On-Board-Ladegerät ausgestattet, können sie an einer normalen 230-V-Steckdose über Nacht wieder aufgeladen werden. Oder man stöpselt die E-Baumaschine während Pausen einfach für eine kurze Zeit an. Besitzt die Maschine zudem ein Schnellladegerät, ist der Akku oftmals innerhalb einer Stunde schon wieder vollständig aufgeladen. Zwar sind es vor allem die kleinen Modelle, die derzeit als E-Varianten auf den Markt kommen. Doch es gibt auch eine Handvoll Hersteller, die den Elektroantrieb bereits bei größeren Maschinen einsetzen, wie beispielsweise Mecalac bei ihrem e12 Bagger oder auch die Suncar HK AG bei ihren Modellen TB260E und TB1140E.
Anwender von E-Baumaschinen sind geteilter Meinung
Was die Leistung der kompakten Baumaschinen angeht, so müssen sich die E-Modelle im Allgemeinen nicht vor ihren dieselbetriebenen Kollegen verstecken – ebenso was Hubkraft und Drehmoment angeht. Dem stimmt auch Dennis Börgmann, Leiter des Bauhofs Owschlag (Schleswig-Holstein), zu. Er hatte Ende 2017 für mehr als eine Woche einen Elektro-Radlader bei sich im Testeinsatz. „Von der Kraft und dem Drehmoment her, war die Maschine sehr gut“, bestätigt Börgmann. Er selbst steht dem Thema Elektro ganz offen gegenüber, stammt er doch ursprünglich von der Ostfriesischen Insel Langeoog, wo PKW und LKW mit Verbrennungsmotor nahezu verboten sind. Als der Bauhof Owschlag 2017 auf der Suche nach einer Baumaschine für den Einsatz in ihrer Kläranlage war, nahmen Börgmann und seine Mitarbeiter deshalb auch alternative Antriebsarten mit in ihre Wahl auf: Neben einem dieselbetriebenen Teleskoplader wurde somit auch ein Elektro-Radlader im Realeinsatz getestet. Zu der Zeit war der Bauhof mitten in der Erneuerung seines Schulhofs. „Es gab also viele Erd- und Sandbewegungen zu meistern“, berichtet der Bauhofleiter. Ein erstes Manko was sich zeigte, war die fehlende Geräuschkulisse der Maschine – den einzigen Laut, den sie von sich gab, war der Warnton beim Rückwärtsfahren. „In den letzten Tagen haben auch Eltern auf der Baustelle mitgeholfen“, erzählt Börgmann, „die haben die leise Maschine oftmals gar nicht gehört.“ Ein Zustand, der mitunter gefährlich sein kann. Zudem fanden die Arbeiten bei kalten Temperaturen statt. „Das hat sich bei der Akkuleistung bemerkbar gemacht, die hielt nicht besonders lange“, erinnert sich der Bauhofleiter. Gerade einmal vier Stunden bei Volleinsatz war mit der E-Maschine möglich, dann musste sie wieder an die Steckdose – für den Dauereinsatz völlig ungeeignet, findet Börgmann. Ein Ersatzakku sei hier sehr sinnvoll – für den Austausch würden allerdings ein Gabelstapler und Zeit benötigt. Außerdem sei die E-Baumaschine mit einer Fahrgeschwindigkeit von unter 20 km/h für die 40 Quadratkilometer große Gemeinde auch zu langsam gewesen. „Es ist schade, aber der Elektro-Radlader hat letztendlich unseren Wünschen nicht entsprochen“, zieht der Bauhofleiter sein Fazit.
Ganz anders fällt da die Meinung von Bernd Allgeier aus, der im Allgäu im Schnellbaudienst tätig ist. „Aktuell haben wir auf unserer Baustelle wieder einen Elektro-Radlader angemietet“, berichtet er. Beim Fahren der Maschine würde man keinen großen Unterschied zum Dieselfahrzeug bemerken. „Die E-Maschine hat meiner Ansicht nach sogar mehr Power von Anfang an“, sagt Allgeier. Obwohl der Radlader nonstop im Einsatz ist, würde er einen ganzen Arbeitstag problemlos durchhalten. „Wir laden die Maschine während den Pausen immer wieder auf. Das ist ja kein Problem, der Radlader wird einfach mal für eine halbe Stunde an die Steckdose gehängt“, so Allgeier. Die Maschine werde für Aushub-Arbeiten oder beispielsweise auch für den Transport von Beton eingesetzt. Bislang habe ihn und seine Kollegen der Akku der E-Baumaschine noch nie im Stich gelassen. Die Einsatzgebiete des Radladers sind dabei ganz verschieden. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Es handelt sich jedes Mal um emissionssensible Umgebungen – wie z.B. Umbaumaßnahmen in der Halle eines Herstellers, der Kartonagen für die Lebensmittelindustrie fertigt. Die Hygiene-Vorschriften untersagen hier den Einsatz eines Verbrennungsmotors bei laufendem Betrieb. Mit einer Elektromaschine ist das Arbeiten zwischen den Kartonagen hingegen kein Problem. Den einzigen Kritikpunkt, den Allgeier derzeit im Hinblick auf die Elektromaschinen nennen kann, ist der Service: „Die Werkstätten kennen sich mit den Maschinen einfach noch nicht so gut aus.“ Doch er ist optimistisch: „Das wird sich sicher ändern, sobald mehr von ihnen im Einsatz sind.“
Zahlreiche Premieren von E-Baumaschinen auf der bauma 2019
Neben den reinen Elektrobaumaschinen befinden sich auch einige Hybriden aus Diesel- und Elektromaschine auf dem Markt. Sowie der Minibagger 300.9D VPS von Caterpillar, der mit einem zusätzlichen Stromaggregat, an das er vor Ort angeschlossen wird, emissionsfrei arbeiten kann. Genauso verhält es sich mit dem 803 dual Power Kompaktbagger von Wacker Neuson. Takeuchi hingegen verzichtet auf ein zusätzliches Stromaggregat. Bei den vier Modellen TB 210 RH, TB 216 SH, TB 228 H und TB 235 H kann im Handumdrehen vom Diesel- auf den Elektroantrieb umgeschaltet werden.
Schon jetzt lässt sich sagen, dass bald weitere Hersteller folgen werden, die ihr Produktportfolio um ein erstes Elektromodell oder aber auch weitere ergänzen werden. So hat Wacker Neuson bereits auf der letzten GaLaBau als Erweiterung seiner emissionsfreien Produktfamilie den vollelektrischen Zero Tail Minibagger EZ17e gezeigt, der Ende 2019 verfügbar sein wird. Ebenfalls noch dieses Jahr auf den Markt kommen soll das vierte akkubetriebene Modell der Minilader-Reihe Sherpa, der 100 ECO Pro, den die Weber Baumaschinen und Fahrzeuge GmbH als Deutschland-Importeur vertreibt. Und welches Event für noch mehr Premieren von E-Baumaschinen bietet sich besser an, als die anstehende bauma 2019 in München? So wird Bobcat dort zum ersten Mal seinen E10e Elektrobagger in der 1-Tonnen-Klasse vorstellen. Bereits auf der letzten bauma 2016 wurde der Prototyp einer Elektrobaumaschine gezeigt. Nach der Präsentation im April soll der E10e endlich in Serie gehen. Auch Caterpillar präsentiert mit dem Cat 906 in München seinen ersten vollelektrisch betriebenen kompakten Radlader. Bereits Ende Oktober 2019 sollen die beiden neuen E-Radlader von TOBROCO-GIANT in der 2,2-Tonnen-Klasse mit einer Mindestleistung von 12,3 kWh auf den Markt kommen: der G2200X-TRA und der G2200 – beide werden auf der bauma erstmals ausgestellt. Für die zwei Maschinen gibt es unterschiedlich starke Lithium-Ionen-Batterien zur Auswahl, die entweder vier, sechs oder acht Stunden Einsatz schaffen. Hitachi wird auf der bauma unter anderem zwei elektrisch per Batterie angetriebene Mini- und Kompaktbagger zeigen, die aus der zwei- und 8,5-Tonnen-Klasse stammen. Die Maschinen sind modular mit Batterien ausgestattet, können aber auch kabelelektrisch betrieben werden. Die Batterie-Minibagger sind das Ergebnis eines 2018 etablierten 50:50 Joint Ventures zwischen Hitachi/Japan und der Spezialmaschinensparte KTEG ihres deutschen Händlers Kiesel. Und auch Volvo CE hat angekündigt, bis Mitte 2020 mit der Markteinführung einer Palette von elektrisch betriebenen Kompaktbaggern (EC15 bis EC27) und Radladern (L20 bis L28) zu beginnen. Die ersten Maschinen dazu werden ebenfalls auf der bauma präsentiert. Der Hersteller Kobelco steht zwar noch am Anfang, beschäftigt sich aber ebenfalls bereits mit dem Thema Elektrobaumaschine und wird deshalb auf der Messe in München die Konzeptmaschine SK 17 Electric zeigen. Eurocomach hingegen hat bereits auf der letzten Intermat eine solche Konzeptmaschine mit dem Namen ES12X dem Publikum vorgestellt. Der erste elektrische Knikmops der Hesse Maschinen- und Gerätevertriebs GmbH wird dagegen auf der diesjährigen demopark in Eisenach im Juni seinen Premierenauftritt in der Öffentlichkeit haben.
Die Zukunft der Elektromotoren
Dass der Elektroantrieb in vielen Bereichen Vorteile mit sich bringt, lässt sich nicht leugnen. Angefangen bei den fehlenden Emissionen, die Anwender bislang tagtäglich in großen Mengen einatmen mussten, bis hin zur Geräuschminimierung, durch die auch Arbeiten außerhalb der gesetzlichen Ruhezeiten möglich werden. Doch trotz all der Elektro- und Feinstaubdiskussion stellen sich viele Hersteller und auch Anwender hinter vorgehaltener Hand die Frage, ob E-Maschinen wirklich besser für die Umwelt sind? Schließlich müssen die ganzen Batterien erst einmal produziert werden – hierbei müssen Rohstoffe wie Lithium aufwendig gewonnen werden. Der zweite Diskussionspunkt betrifft die Entsorgung der ausgedienten Akkus. Da stellt sich der ein oder andere dann doch die Frage, ob nicht beispielsweise Wasserstoff-Motoren die bessere Alternative wären?
Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Hersteller/Bernd Allgeier