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Winterdienst: Der Stadthof Bitterfeld-Wolfen steht in den Startlöchern

In der sachsen-anhaltischen Stadt ist bereits alles für den anstehenden Winter vorbereitet – auch wenn die Schneemassen hier oftmals nur sehr dezent ausfallen. Langeweile kommt bei den Mitarbeitern des kommunalen Eigenbetriebs deshalb aber sicher nicht auf.

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Von: Jessica Gsell

„Ich mache den Job jetzt bereits seit 1991 und muss sagen: Ich weiß nicht, wo er hinfällt. Aber wir im Tal bleiben von den großen Schneemassen so gut wie immer verschont“, sagt Andreas Patzak lachend. Mit Tal meint der 61-Jährige die Stadt Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt. Dort leitet Patzak den kommunalen Eigenbetrieb „Stadthof“. Seit November stehen ein Unimog sowie ein Kleintransporter von Aebi komplett mit Pflug und Streuer ausgerüstet in der Werkstatt – startklar für die anstehenden Winterdiensteinsätze. 225 Tonnen Salz sind in den Silos untergebracht, 30.000 Liter Sole im Tank sowie 50 Tonnen Splitt lagern ebenfalls auf dem Areal des Stadthofs. „In diesem Jahr hatten wir Ende Februar 14 Tage lang einen richtigen Winter“, erinnert sich Patzak. Aber auch wenn in der neuen Saison noch kein Schnee gefallen ist, so sind die Temperaturen in den vergangenen Wochen schon oftmals unter den Gefrierpunkt gesunken. Allein deshalb – und weil gesetzlich vorgeschrieben – steht auch in Bitterfeld-Wolfen seit dem 1. November ein Bereitschaftsdienst parat, der derzeit hauptsächlich wegen Glätte ausrücken muss.

Neben den beiden Maschinen, die aufgerüstet auf ihren Einsatz warten, sind in Bitterfeld-Wolfen noch ein weiterer Unimog, ein Multicar Fumo sowie zwei Iseki-Traktoren für die Ausübung des Winterdienstes vorgesehen. Solange es die Witterung jedoch zulässt, werden diese Fahrzeuge für anderweitig anstehende Arbeiten herangezogen. „Mit den heutigen Schnellwechselsystemen, was Streuer und Schneepflug angeht, sind die anderen Fahrzeuge ja ganz schnell einsatzfähig“, erklärt Patzak. Um kurzfristig reagieren zu können, haben die Mitarbeiter des Stadthofs derzeit das Wetter fest im Blick. Hier greifen sie auf die Daten und Prognosen des Deutschen Wetterdienstes Leipzig zurück. „Darauf können wir uns verlassen“, weiß der 61-Jährige. Wird Schnee oder Glätte vorausgesagt, steht um 2 Uhr eine Kontrollfahrt an. „Wenn nötig, geht es dann vor dem Berufsverkehr um 3.30 Uhr los mit dem Räumen und Streuen“, berichtet Patzak. Der Stadthof kümmert sich dabei ausschließlich um den Ortsteil Wolfen sowie die kleineren Ortschaften drumherum. Für den Rest greift die Stadt auf andere Dienstleistungsunternehmen zurück. Knapp 92 km an Straßen sowie 30 km an Geh- und Radwegen betreut der Stadthof insgesamt. Die einzelnen Fahrten werden hier noch per Hand registriert. Denn die Kosten für Telematiksysteme lohnen sich laut Patzak für den Stadthof nicht: „In schneereichen Regionen macht diese Technik sehr wohl Sinn. Aber nicht bei uns – dafür haben wir hier einfach zu selten einen richtigen Winter.“

Feuchtsalz für die Straße – Splitt für den Geh- und Radweg

Gestreut wird in Bitterfeld-Wolfen mit verschiedenen Materialien. Bei den Fahrzeugen, die auf den Straßen unterwegs sind, kommt Feuchtsalz zum Einsatz. Bei den Geh- und Radwegen wird dagegen immer mehr auf Splitt gesetzt. „Auf Wunsch des Stadtrates“, erklärt Patzak. Zwiegespalten sei man allerdings bei der Splittstreuung auch für die Straße. Bei leichtem Schneefall würde sie zwar eine Griffigkeit bieten. „Wenn sich aber eine Eisfläche auf der Straße gebildet hat, dann bringt der Splitt rein gar nichts, da die Autofahrer ihn nur zur Seite schießen“, weiß Patzak. Zwar gebe es oft die Argumentation, dass der Splitt viel umweltfreundlicher sei, vor allem im Hinblick auf die Bäume entlang der Straßen. Doch der Stadthofleiter hält dagegen: „Die Streuer lassen sich heutzutage ganz fein einstellen, sodass wir das Feuchtsalz sehr dosiert auf der Straße ausbringen können.“ Für die Rad- und Gehwege sieht der 61-Jährige den Einsatz von Splitt jedoch als sehr sinnvoll an. „Hier wurde viel Verbundspflaster verlegt, welches sehr anfällig für Salz ist und bei dem dann nach zwei bis drei Jahren die Oberfläche zu bröckeln beginnt“, berichtet Patzak. Um die Sanierung der Geh- und Radwege muss sich dann ebenfalls wieder der Stadthof kümmern. Im Frühjahr wird der Splitt schließlich mit einer Hako Citymaster 2000 entfernt. Da er allerdings als Sondermüll entsorgt werden muss, ist der Einsatz dieses Streuguts nicht unbedingt eine günstige Angelegenheit, sagt Patzak: „Das ist ein großer Vorteil bei der Feuchtsalzstreuung: Im Frühjahr sieht man davon nichts mehr.“


Aber auch wenn es derzeit in Sachen Schneeräumen in Bitterfeld-Wolfen noch nicht übermäßig viel zu tun gibt, macht Patzak deutlich: „Unser Arbeitspensum ist ja auch ohne den Winterdienst groß. Wir Arbeiten in den anderen Bereichen meistens das ganze Jahr durch.“ So stehen bei frostfreiem Wetter weiterhin Tätigkeiten wie Reinigung, Grün- und Flächenpflege, Gehölzpflege oder auch die Straßenunterhaltung auf dem Programm. Da Weihnachten vor der Tür steht, waren die Mitarbeiter des Stadthofs in den vergangenen Wochen auch unter anderem mit dem Anbringen der Schmuckelemente an den Straßen beschäftigt. Jeden Morgen um 6.30 Uhr wird der gemeinsame Tagesplan besprochen. Die Mitarbeiter sind größtenteils fest in ihrem jeweiligen Sachbereich eingeteilt. Es sei denn, im Laufe des Tages kommt eine aktuelle Angelegenheit dazu, die dringend erledigt werden muss.

Keine Maschine steht unter freiem Himmel

Geht es nach dem Feedback der Bürger, scheint sich die harte Arbeit des Stadthofs auszuzahlen. Klar gebe es unter ihnen auch immer die notorischen Nörgler. Aber in jüngster Zeit ist die Zahl derer, die die Tätigkeiten zu schätzen wissen und lobende Worte dafür finden, stetig angestiegen, berichtet Patzak nicht ohne Stolz. Um für noch mehr Transparenz beim Bürger zu sorgen, präsentiert sich der Stadthof so oft es geht in der Öffentlichkeit, um so direkt mit den Einwohnern in Kontakt treten zu können. Auch sonst klappt die Zusammenarbeit mit den Bürgern der Stadt Bitterfeld-Wolfen mal mehr und mal weniger gut, berichtet der 61-Jährige und nennt als Beispiel die Silvesterreinigung. In der Innenstadt wie auch in den Wohngebieten seien die Besitzer von Lokalitäten sowie die Anwohner angehalten, ihren Dreck an Neujahr selbst wegzuräumen. Denn der Stadthof rückt erst am 2. Januar mit der Kleinkehrmaschine aus. „Wir fahren nicht extra einen Tag nach Silvester Sonderschichten“, sagt Patzak. Ein weiterer Dienstleister unterstützt die Reinigungsarbeiten mit seiner Großkehrmaschine. Der Rest ist Handbetrieb.

Den Stadthof in seiner jetzigen zentralisierten Form gibt es erst seit 2007 – in diesem Jahr sind die beiden bis dahin eigenständigen Städte Bitterfeld und Wolfen ihre Fusion eingegangen. Vor 2007 besaß jeder Ortsteil einen eigenen kleinen Bauhof mit rund fünf bis maximal 20 Mitarbeiter. „Wir haben ein sehr großes Areal“, berichtet Patzak stolz und fügt hinzu: „Bei uns muss kein Fahrzeug unter freiem Himmel stehen.“ 2011 kam ein neuer Büro- und Sanitärtrakt mit einem großen Besprechungsraum dazu, in dem die gesamte Mannschaft beispielsweise für Sicherheitsschulungen zusammenkommt. Und auch sonst sei man sehr darauf bedacht, den Mitarbeitern des Stadthofs die Arbeitsbedingungen so „positiv wie möglich zu gestalten“.

Fahrzeugwünsche für 2019

Und was steht beim Stadthof Bitterfeld-Wolfen auf der Wunschliste für 2019? „Was wir uns wünschen ist z.B. ein Radlader“, verrät Patzak. Momentan werde diese Maschine immer nur angemietet. „Auch ein Minibagger würde uns gefallen“, erzählt der 61-Jährige. Für 2019 sind bereits einige Neuanschaffungen in Planung. So soll ein vierjähriger LKW, Typ Unimog, der sich momentan noch im Leasing befindet, aus dem Vertrag herausgekauft werden. Zudem ist der Kauf von zwei weiteren Kleintransportern und einem Iseki-Kleintraktor geplant – genauso wie die Anschaffung eines Rasenmähers und anderer Kleingeräte. Was letztendlich verwirklicht wird, kann der Leiter des Stadthofs noch nicht zu 100 Prozent sagen: „Der Jahresabschluss wird zeigen, was wir finanziell stemmen können.“


Fakten zum Stadthof Bitterfeld-Wolfen:

Leitung des Stadthofs: Andreas Patzak
Anzahl der Mitarbeiter: 58; davon 5 in der Leitungsebene
Aufgabenbereiche des Stadthofs:
1. Sachbereich – Objekt-, Wege- und Straßenunterhaltung: Winterdienst, Straßenaufsicht, Reinigungsarbeiten (Straßenverläufe im ganzen Stadtgebiet, Bushaltestellen, Rad- & Gehwege, Parkplätze, Spielplätze), Beschilderungen & Absperrungen, Spielplatzkontrolle, Straßenbeleuchtung und Papierkorbentleerung
2. Sachbereich – Unterhaltung und Bewirtschaftung der städtischen Anlagen: Rasenmahd, Begleitgrün, Gehölzpflege, Baumschutz (inklusive Fällungen), Friedhofsunterhaltung
Ausstattung des Fuhrparks: 35 Fahrzeuge; davon 27 Kleintransporter verschiedenster Hersteller, 1 Kleinkehrmaschine Hako Citymaster 2000, 2 Iseki-Kleintraktoren, 1 Mercedes-Sprinter mit Hubarbeitsbühne, 1 PKW, 1 großer Traktor Massey Ferguson, 2 Unimog (einer mit Saugspülkombination für die Straßenverläufe; einer für den Straßenbau); außerdem 1 Anhängerhebebühne Typ Dino, 2 Mähcontainer, 12 Anhänger (verschiedenste Ausführungen), 2 Kompressoren als Anhänger, 1 Gabelstapler, Rasenmäher und diverse Kleingeräte wie Freischneider u.a.
Verantwortungsbereich: 91,5 km Straßen, 30 km Rad- und Gehwege, 67 Bushaltestellen, 52 Überwege in der Stadt, 20.000 Quadratmeter Parkplätze
Größe der zu betreuenden Fläche: Die Stadt Bitterfeld-Wolfen – bestehend aus den bis 2007 noch eigenständischen Städten Bitterfeld und Wolfen sowie den Gemeinden Greppin, Holzweißig, Thalheim und Bobbau – umfasst eine Fläche von 86,96 Quadratkilometern.


Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Stadthof Bitterfeld-Wolfen

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