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Nachgehakt bei Bobcat: Auch die „Wildkatzen“ unter den Baumaschinen setzen schon bald auf Elektro

Seit 60 Jahren mischt das amerikanische Unternehmen mit seinen Kompaktladern und Co. sowie den passenden Anbaugeräten erfolgreich auf dem weltweiten Markt mit. Auf der bauma 2019 wird sich ihre Produktpalette um eine weitere Maschinenneuheit vergrößern.

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Von: Jessica Gsell

In Nordamerika ist eine kleine Wildkatze zuhause, die sich besonders durch ihre Schnelligkeit und Robustheit auszeichnet. Außerdem ist sie in der Lage, sich bei voller Geschwindigkeit um 180 Grad zu drehen und weiter zu laufen. Alles Eigenschaften, die auch auf die Baumaschinen eines bekannten amerikanischen Herstellers zutreffen: Bobcat – die amerikanische Bezeichnung für den Rotluchs. Im vergangenen Jahr feierte das Unternehmen seinen 60. Geburtstag. Über seine unzähligen Händler ist Bobcat weltweit vertreten. Allein in Deutschland werden an 80 Standorten die kompakten Maschinen vertrieben. Über diese Erfolgsgeschichte sprachen wir mit René Kappus (55), Bobcat District Manager für Deutschland, Österreich, Schweiz. Er verriet uns außerdem, welche Maschinen die Verkaufsschlager im Kommunalen sind, warum den Anbaugeräten eine große Bedeutung zukommt, aber auch, welche Neuheit von Bobcat es auf der diesjährigen bauma zu entdecken gibt.

Herr Kappus, vor 60 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Bobcat, die bis heute andauert. Was waren rückblickend die wichtigsten Entwicklungsschritte?

Bobcat wurde 1958 von den Gebrüdern Keller in Amerika gegründet. Sie haben das Produkt entwickelt – damals in erster Linie für die Landwirtschaft, da der amerikanische Markt zu der Zeit Maschinen gesucht hat, die sich auch in Ställen bewegen können. Idealerweise sollte man mit ihnen vorwärts hinein und vorwärts auch wieder hinausfahren können. So kamen in den späten 50er Jahren die ersten Bobcat Kompaktlader auf den Markt, die daraufhin relativ schnell an die Gebrüder Melroe übergegangen sind. Sie waren es letztlich dann auch, die den Maschinen das Markenzeichen „Bobcat“ gaben. Der Verkauf der Kompaktlader ging über viele Jahre. 1986 kamen schließlich die Minibagger dazu. Somit hatte Bobcat bereits eine ganze Produktreihe an Ladern und Minibaggern, als 1999 die Bobcat Raupenlader auf den Markt kamen – also Lader auf einem Kettenfahrwerk. Nur ein Jahr später folgten die Teleskoplader, die Bobcat von der Firma Sambron übernommen hatte. Auch heute noch teilen wir uns in die Sparten Bagger, Lader mit Radantrieb und Kettenantrieb sowie Teleskoplader auf.          

Welche Gründe führten Dezember 2007 zur Übernahme von Bobcat durch Doosan?

Bobcat hat die ganzen Jahrzehnte hindurch schon immer einer sogenannten Muttergesellschaft gehört. In den 60er und 70er Jahren war das die Firma Clark, später Ingersoll Rand. Letzterer war es dann auch, der das Unternehmen Bobcat 2007 an den südkoreanischen Konzern Doosan verkauft hat, der selbst Baumaschinen im Heavy-Bereich herstellt. Der Hauptgrund für die Übernahme war der weltweite Zugriff auf die Baumaschinenhändler von Bobcat, die gerade in den USA sehr viel vorhanden waren. Für Doosan ist das natürlich ein sehr interessanter Markt, genauso wie Europa.

Was genau ist das Erfolgsgeheimnis von Bobcat?

Bobcat hat sich immer auf das Kleine und Kompakte konzentriert. Und das mit einem größtmöglichen Angebot an Anbaugeräten. Wir haben deshalb nicht nur eine Schaufel oder Palettengabel, sondern für sämtliche Firmengruppen die passenden Anbaugeräte – ob das jetzt Gartenlandschaftsbauer sind, Landwirte oder Abbruchunternehmen. So muss der Kunde, der sich eine Maschine aus dem Hause Bobcat besorgt, nicht noch woanders schauen, wo er das passende Anbaugerät herbekommt. Und es ist auch kein Geheimnis, dass die Lader weltweit so gut verkauft werden, weil das entsprechende Anbaugerät da ist. Oftmals interessiert sich der Kunde eigentlich für das Anbaugerät, nimmt dann aber auch gleich das Trägergerät von Bobcat dazu. Diese Konzentration auf Kompaktmaschinen bis hin zu den Anbaugeräten hat Bobcat stark gemacht.

Gibt es Produkte aus dem Hause Bobcat, die in ihrem Bereich Vorreiter auf dem Markt waren/sind?

Bei den Maschinen sind das mit Sicherheit die Kompaktlader mit Raupenfahrwerk. Hier war Bobcat mit Abstand der Erste, der Unternehmern einen solchen Lader zur Verfügung stellte, mit dem diese auch in schwierigstem Gelände und das 365 Tage im Jahr unterwegs sein konnten. Denn weder fünf Tage Regen noch starke Steigungen oder Gefälle sind ein Hinderungsgrund, um mit dieser Maschine arbeiten zu können. 

Und welche Neuentwicklungen von Bobcat kamen zuletzt auf den Markt?

In den letzten Jahren waren das viele neue Teleskoplader. Zum einen mit einer größeren Nutzlast, zum anderen die neue 2,5- und 3,5-t-Baggerreihe mit zusätzlichen Hydraulikkreisläufen, die wir vergangenen Herbst eingeführt haben. Letztere deshalb, weil der Kunde draußen immer mehr nach einem Bagger verlangt hat, mit dem er auch in der kleinen Klasse beispielsweise einen Powertilt oder Greifer bedienen kann. Dafür braucht er viele zusätzliche Hydraulikkreisläufe. Dem ist Bobcat jetzt gerecht geworden und bietet hier immer mehr Maschinen an. Und auch die Entwicklung der Anbaugeräte ist weiter gegangen. Hier schauen wir immer, was der Markt derzeit verlangt. Beispielsweise ist in Deutschland gerade der Glasfaserausbau ein großes Thema. Bobcat bietet deshalb seit einiger Zeit in Verbindung mit Kompakt- und Raupenladern die sogenannten Radfräsen an. Damit kann der Kunde mehrere hundert Meter am Tag aufschneiden, das Glasfaserkabel reinlegen und wieder zumachen. Das ist so, in einem Schritt, mit anderen Maschinen nicht möglich. 


Wo kommen Ihre Produkte überall zum Einsatz und wie wichtig ist hierbei der Kommunalbereich?

Die Bauindustrie ist für Bobcat natürlich der Absatzmarkt Nr. 1, inklusive dem Garten- und Landschaftsbausektor. Aber auch in der Landwirtschaft, gerade was die Teleskoplader angeht, besteht ein großer Bedarf an unseren Maschinen. Der Kommunalbereich ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Grundsätzlich arbeitet Bobcat weltweit mit Händlern zusammen, die unsere Maschinen verkaufen. Schließlich soll auch der Service vor Ort sichergestellt werden. Diese Händler haben stets den lokalen Kontakt auch zu kommunalen Betrieben, wie Bauhöfe oder Autobahnmeistereien.

Und welche Bobcat-Maschinen sind im kommunalen Einsatzbereich besonders gefragt?

Die Teleskoplader mit einer Hubhöhe zwischen sechs und 14 Metern zählen im Laufe der letzten Jahre sicherlich zu den Maschinen, die man hervorheben kann, wenn es um kommunale Betriebe geht. Grund dafür ist ihre universelle Einsatzbereitschaft, denn gerade in Kommunen sind die Aufgabenbereiche sehr vielfältig. Die Maschine ist als Lader, Stapler oder auch mit einer Arbeitsbühne einsetzbar und dabei zudem auf der Straße verfahrbar. Genauso beliebt sind aber auch die Kompaktlader mit den entsprechenden Anbauwerkzeugen. Und natürlich die Minibagger. Im kommunalen Bereich kommt es immer auf die Einsatzfelder an, für die die Maschine gebraucht wird. Deshalb gibt es nicht nur eine Maschine, die hier besonders gefragt ist.

Welcher Produktbereich von Bobcat ist der umsatzstärkster, welcher der umsatzschwächste?

Die Nr. 1 im Verkauf, wenn wir mal vom deutschsprachigen Raum ausgehen, sind mit großem Abstand die Minibagger zwischen einer und acht Tonnen Eigengewicht. Dann kommen die Kompaktlader – auf Rädern und Ketten. Und auf Platz drei folgen die Teleskoplader.

Und welches Modell unter den Baggern ist Ihr Verkaufsschlager?

Das ist der E19, unser Bagger im Bereich 1,9 Tonnen. Denn diese Gewichtsklasse ist am meisten gefragt auf dem Markt. Will man es allerdings nicht auf ein Modell beschränken, kann man ganz allgemein sagen: Die Baggergewichtsklasse zwischen einer und zwei Tonnen wird am meisten verkauft. Sie macht rund 45 Prozent des Gesamtvolumens an Baggern auf dem deutschen Markt aus.

Auf welche Produkte können sich Ihre Kunden in naher Zukunft freuen?

Wir sind dabei Maschinen mit Elektroantrieb zu entwickeln. Auf der bauma werden wir deshalb unseren E10 Elektro zeigen. Der 1,1 Tonnen Bagger wird dort als rein elektrisch, mit Batterie betriebenem Antrieb vorgestellt. Auf der letzten bauma 2016 wurde die Maschine schon mal als Vor-Prototyp gezeigt. Dieser erreichte aber nie die Serienreife, da die Entwicklung, vor allem im Bezug auf die Batterietechnologie, zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht so vorangeschritten war. Doch nach der diesjährigen bauma ist angedacht, dass der E10 Elektro endlich serienreif in den Markt geht. Er wird auch nicht die einzige Elektromaschine von Bobcat bleiben. Wir haben ebenfalls schon dran gedacht, einen Kompaktlader mit Batteriebetrieb zu entwickeln. Außerdem denken wir darüber nach, uns auch im Mobilbaggerbereich zu vergrößern. Momentan bieten wir beispielsweise Mobilbagger mit einem Eigengewicht von sechs Tonnen an – diese Gewichtsklasse wollen wir nach oben hin erweitern. Das wird aber noch etwas dauern.

Wo auf der Welt kommen die Produkte von Bobcat überall zum Einsatz?

Die zwei größten Märkte sind Europa und die USA. Deshalb gibt es dort auch jeweils eine Fabrik. Für Europa befinden sie sich in Dobris bei Prag. Bobcat ist zwar weltweit tätig – wir haben z.B. auch Händler in Afrika oder Australien – doch diese Märkte sind insgesamt vom Volumen viel kleiner. Aber man bekommen Bobcat Lader, Bagger oder Teleskoplader so gut wie in fast jedem Land der Welt. Deutschland belegt mit Frankreich und England dabei die oberen Plätze in Europa.

Nach eigenen Angaben „brennt Bobcat für seine Kunden“ und hat das Ziel, „die Nr. 1 beim Thema Kundenfreundlichkeit zu sein“. Wie wollen Sie das erreichen?

Hier sind wir sicherlich schon ein gutes Stück vorangekommen. Das Ende der Fahnenstange haben wir aber noch nicht erreicht. Da gibt es immer noch einiges zu verbessern. Wir wollen weiter das Händlernetzwerk verdichten, damit die Wege zum nächstgelegenen Servicestützpunkt noch kürzer werden als sie es heute schon sind. Damit die Ersatzteilversorgung so optimal aufgestellt ist, dass der Kunde, der selbst abends noch sein Ersatzteil bestellt, dieses am nächsten Morgen wirklich vor der Tür hat. Und dass auch in ländlichen Gebieten, die keine Ballungsräume sind. Wir haben dafür z.B. Ende letzten Jahres erst ein neues Ersatzteilzentrum in Halle an der Saale aufgemacht.

Welches Feedback erhalten Sie bislang von den Kunden?

Wir – ich spreche jetzt mal von meiner Person als Verkaufsleiter – haben einen engen Draht zu unseren Händlern und auch immer wieder den direkten Kontakt zum Endkunden. Dadurch erhalten wir ein relativ hohes Feedback, das anschließend in der Zentrale ausgewertet wird, vor allem wenn es um bestimmte Leistungskomponenten von Maschinen, aber auch um technische Probleme oder Möglichkeiten geht. Immer wieder überraschend sind z.B. die Rückmeldungen, die man von den Raupenlader bekommt. Denn viele Kunden sind anfänglich der Meinung, dass ein Raupenlader eine kleine Maschine ist, deren Arbeiten eigentlich auch mit jeder anderen Maschine, die bei ihnen bereits im Einsatz ist, erledigt werden kann. Fragt man hinterher aber nochmal nach, dann sind unsere Kunden begeistert von der Leistung und finden zudem, dass sich der Anschaffungspreis lohnt. Und dann folgt oftmals noch eine zweite und dritte Maschine. Es gibt aber auch ganz klare Forderungen von unseren Kunden, die man in der Hinsicht schon als Kritik sehen kann. Wie das oben erwähnte Anliegen nach mehr Hydraulikkreisläufen an unseren leistungsstarken Baggern sowie das passende Zubehör, nicht nur im Lader- sondern auch im Baggerbereich. Auch bei den Teleskopladern kam immer wieder die Forderung nach einer leistungsstärkeren Maschine, so dass Bobcat vor Kurzem eine 4,5-Tonnen-Maschine auf den Markt gebracht hat.


Fakten zu Bobcat:

Anzahl der Mitarbeiter & Händler: ca. 1.200 (in Europa); ca. 3.000 (weltweit); 45 Bobcat-Händler, an 80 Standorten in Deutschland; rund 180 Bobcat-Händler im Raum EMEA
Geschäftsführer: Alvaro Pacini
Sitz: Dobris bei Prag (Hauptzentrale Europa)
Gründungsjahr: 1958
Fläche & Produktion: in Dobris: 20.000 Quadratmeter (Produktionsfläche); 8.000 Quadratmeter (Entwicklungszentrum); Produktion von 15.000 Maschinen im Jahr (weltweit: ca. 50.000 Maschinen)

Interview: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Bobcat

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