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Interview-Reihe 2018: Kommunaltechnik von Dücker sprengt schon mal die Leistungsgrenzen

Von der Landwirtschaft ist das Unternehmen direkt in den Kommunalbereich gerutscht. Besonders die Auslegerarme samt Arbeitsgeräte kommen wegen ihrer Stärke und Robustheit gut beim Kunden an. Für das passende Produkt wird viel Aufwand betrieben

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Von: Jessica Gsell

Ob Weltkonzern oder mittelständisches Unternehmen – es ist gerade die Vielfalt an Herstellern von kommunalen Maschinen und Geräten, die den Markt für die Nutzer so interessant macht. Doch welche Erfolgsgeschichte steckt eigentlich hinter dem Unternehmen? Wo nehmen sie ihre Ideen und Inspirationen her? Und auf welche Produkte können sich unsere Leser in Zukunft freuen? In unserer Interview-Reihe 2018 stellen wir Ihnen dazu in regelmäßigen Abständen die unterschiedlichsten Betriebe vor. Im nordrhein-westfälischen Stadtlohn sitzt ein Familienunternehmen, das mit einem jährlichen Umsatz von rund 30 Mio. Euro sicherlich zu den führenden Herstellern von Frontböschungsmähern zählt. Die Rede ist von der Maschinenfabrik Dücker. Manfred Wensing (57), Verkaufsleiter und zuständig für das Marketing bei Dücker, verrät im Interview, ab wann sich der Blick des Unternehmens in Richtung Kommunaltechnik orientiert hat, bei welchen Einsätzen Mähkombinationen besonders gefragt sind, welche Produktreihe aufgrund von Kundenfeedbacks noch einmal umgeändert werden musste und warum so viele Kunden auf Dücker setzen.

Herr Wensing, wie wurde aus dem Familienunternehmen, das anfänglich unter anderem Heugebläse hergestellt hat, die heutige Maschinenfabrik Dücker?

Das Unternehmen wurde 1903 von Gerhard Dücker gegründet und war zu diesem Zeitpunkt eine Bau- und Möbelschreinerei. Man hat viel für die Landwirte vor Ort gemacht, vor allem Schreinerarbeiten, wie den Bau von Schuppen. Die Entwicklung ging dann weiter in Richtung Landmaschinen, die damals alle noch aus Holz waren. Bis über den zweiten Weltkrieg hinaus orientierte man sich dann in erster Linie am Bau von Landmaschinen als Anbaugeräte für Traktoren – diese Anbauteile bestanden bereits aus einer Mischung aus Metall und Holz. Zu dieser Zeit waren das die technischen Möglichkeiten, die man hatte. Es wurden langsam aber sicher alle landwirtschaftlichen Geräte entwickelt, die die Landwirte benötigt haben: Von Heuwendern, Heugebläse, Heuverteileranlagen, über Siloentnahmegeräte, bis hin zu Mist-Streuern. Etliche Patente wurden in dieser Zeit zugeteilt. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre kam dann ein Schlegelmähsystem hinzu – hier handelte es sich im Prinzip um einen sehr kräftigen Schlegelmulcher, der seinerzeit in der Landwirtschaft eingesetzt wurde und auch heute noch seinen festen Platz bei uns im Programm hat. Diese Maschine wurde von vornherein sehr kräftig und robust konstruiert, in allen verschiedenen Größen, vom Frontmähwerk bis hin zum Heckmähwerk.

Und ab wann richtete sich der Blick weg von der Landwirtschaft in Richtung Kommunaltechnik?

Das war Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. In diesem Zeitraum hatte Dücker den ersten Kontakt zum Unimog, was seinerzeit das Kommunalfahrzeug schlecht hin war und auch heute noch ist. Die Schlegelmähsysteme wurden daraufhin auf die Kommunaltechnik übertragen. Hier gab es die Forderung nach Geräten, die die Bankette, also den Straßenseitenraum, bearbeiten und das Gras dort zurückschlegeln können. Es kam zum Bau der ersten einfachen Seitenmähwerke und entwickelte sich weiter zu den Frontauslegern, die auch heute noch unser Hauptbestandteil sind. Da sich Dücker nun mit dem Straßenseitenraum beschäftigte, wollte man das Ganze noch ein bisschen komplettieren. D.h. man wollte nicht nur Mähen, sondern am Ende des Auslegerarmes unterschiedliche Arbeitsgeräte einsetzen. Daraufhin wurde unsere Schere entwickelt, die auch heute noch sehr stark eingesetzt wird, um Astwerk zurückzuschneiden, damit die ganzen Straßen nicht zuwuchern. Sie ist eines unserer Hauptgeräte. Da auch die abgeschnittenen Äste irgendwie weiterverwertet werden mussten, kamen danach zwangsläufig die Holzhacker. Davor, also Mitte der 70er Jahre, wurde zudem die erste Bankettfräse gebaut. Dieses Gerät fräst die Bankette, also die Erde neben dem Asphalt, ab und verlädt das Material in einem Atemzug. Auf diese Weise kann das Wasser abfließen, so dass kein Aquaplaning auf der Straße entsteht oder der Asphalt beschädigt wird.

Welche Bedeutung hat für die Dücker Maschinenfabrik und ihre Produkte der Kommunalbereich?

Kommunal hat sich im Laufe der Jahre definitiv zum stärksten Bereich entwickelt. Rund 65 Prozent unseres Umsatzes macht die Kommunaltechnik aus. Der Rest liegt bei den landwirtschaftlichen Geräten, also den Schlegelmähwerken, die weiter perfektioniert wurden. Wir haben in den letzten Jahrzehnten einen sehr starken Kontakt zu den Straßenbauverwaltungen bekommen und haben nach wie vor aufgrund unserer Vertriebsstruktur einen sehr engen Kontakt zu Gemeindeverwaltungen, Kreisverwaltungen und natürlich auch Lohnunternehmen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass unsere Produktreihe, die wir für die Kommunaltechnik haben, nicht nur auf die großen Trägerfahrzeuge ausgelegt ist. Wir konnten die komplette Konzeption auch auf kleinere Fahrzeuge, für den Einsatz auf Geh- und Radwegen, übertragen. Heute haben wir hierfür ebenfalls eine komplette Produktreihe. Wir decken alles ab, was in den Kommunen mit Bankettpflege zu tun hat.  

Welche Neuheiten von Dücker kamen in den vergangenen Jahren auf den Markt?

Man kann nicht jeden Tag das Rad neu erfinden. Eine richtig große Neuheit war unsere Mähkombination, also die Vereinigung von zwei Mähgeräten an der Front – das ist allerdings schon über zehn Jahre her. Derzeit sind wir dabei, die Auslegertechnik sowie Geräte weiter zu perfektionieren. Da hilft uns die Elektronik: Heutzutage wird viel mit CAN-BUS-Technik und Sensoren gearbeitet. Ziel ist es, dem Bediener mehr Sicherheit zu geben, also das Bedienen zu vereinfachen und so letztendlich auch die Leistung zu erhöhen.

Welches Ihrer Produkte ist bislang das am meisten verkaufte?

Das ist im Moment ganz klar die Auslegertechnik: die Frontauslegertechnik mit beiden Bauformen, aber auch mit der Mähkombination. Dank der Weiterentwicklung bringt sie eine große Arbeitserleichterung. Und natürlich die dazugehörigen Arbeitsgeräte, wie Mähköpfe und Scheren. Was in letzter Zeit auch immer stärker wird, sind die ganzen Waschanlagen: Tunnelwaschanlagen, Waschen von Schallschutzwänden, Schildern oder Schutzplanken.

Haben sich im Laufe der Entwicklung auch die Anforderungen an Ihre Produkte verändert?

Eindeutig ja. Man kann es mit einer Spirale gleichsetzen: Überall wird das Geld knapper und mehr Leistung gefordert. Sobald vom Bediener mehr Leistung gefordert wird, müssen natürlich die Maschinen hier auch mehr hergeben. Wenn die Maschinen mehr hergeben, ist eine Konsequenz daraus, dass irgendwann nur noch ein Bediener in der Lage ist, den Auslegerarm zu bedienen und gleichzeitig zu fahren. Auch hier werden dann wieder Hilfsmittel, z.B. elektronische, eingesetzt, um das Ganze effizienter zu machen. Ich denke aber, dass ist auch gut so, denn nur auf diese Weise kann man sich letztendlich weiterentwickeln und noch mehr Leistung herausholen.

Wie gefragt sind bei Ihnen Mähkombinationen mit mehreren Auslegerarmen?

Das ist eine Frage der Kundschaft. Geht es um Autobahn- oder Straßenmeistereien, die kilometerlange Strecken ohne große Hindernisse haben, dann wird dort ganz klar mit Mähkombinationen gearbeitet. Die kleine Gemeindeverwaltung oder das Lohnunternehmen müssen dagegen oftmals wesentlich flexibler sein, weswegen ein zweiter Mähkopf meist wenig hilfreich ist. Hier schließt sich dann irgendwann auch immer die Frage an, welches Trägerfahrzeug benötigt wird. Wenn ich mit einem Auslegerarm arbeite, kann das Trägerfahrzeug natürlich etwas kleiner und somit auch günstiger sein, als wenn ich von vornherein auf eine Mähkombination setze. Es ist also ein Abwiegen des Einsatzgebietes. Dazu kommt, dass wir es hier nicht mit einem Standardprodukt zu tun haben, das einfach hinten in der genormten Dreipunkthydraulik vom Traktor einhängt wird. Im Frontanbau muss ich viel mehr Sachen berücksichtigen, wie den Antrieb oder auch die elektrische Versorgung. Frontanbaugeräte, so wie wir sie herstellen, sind durchaus Spezialgeräte. Dazu muss man heute auch die gesetzlichen Bestimmungen beachten, hinsichtlich der Achslast, den Vorbaumaßen oder auch dem Sichtkreis. Das alles fordert schon eine ziemlich intensive Beratung. Wenn sich ein Kunde also für einen Ausleger interessiert, holen wir vorneweg die Daten von seinem Trägerfahrzeug ein. Anschließend sagen wir ihm, ob die Kombination, die er sich ausgesucht hat, überhaupt funktioniert oder aber auch nicht, weil am Trägerfahrzeug beispielsweise die nötige Vorderachslast fehlt.

Was glauben Sie, was Ihre Kunden vor allem am Unternehmen Dücker schätzen?

Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten dadurch einen Namen erarbeitet, dass wir relativ kräftige, robuste Geräte bauen und diese dann teilweise auch ein bisschen mehr können als in der Produktbeschreibung steht. Viele Kunden überschreiten auch mal die Leistungsgrenzen, weil sie sagen: „Mit einem Dücker wird das schon gehen.“ (lacht) Das Zweite ist unser permanenter Service, um ständig mit dem Kunden in Kontakt zu stehen, vor allem, wenn es mal ein Problem gibt.

Und wo nehmen Sie Ihre Ideen für Neuentwicklungen her?

Da gibt es vielfältige Möglichkeiten. Man muss natürlich immer mit offenen Augen durch die Welt laufen. Wir unterhalten uns aber auch viel mit unserem Vorführpersonal, das tagtäglich in ganz Deutschland und zum Teil auch in Europa unterwegs ist. Zudem haben wir in Deutschland mittlerweile acht Werksvertretungen, mit denen wir permanent in Kontakt sind. Oftmals kommen aber die Ideen auch durch Diskussionen vor Ort mit den Anwendern. Denn das sind eigentlich die Leute, die den ganzen Tag mit den Maschinen arbeiten und genau sagen können, ob beispielsweise eine Armbewegung verändert werden muss, damit das Mähwerk eine bestimmte Position besser erreichen kann.

Gibt es ein Beispiel für ein Produkt, das aufgrund eines Kundenfeedbacks verändert wurde?

 Ja, das gibt es. Wir haben mittlerweile zwei große Baureihen von Auslegertechnik. Als die größere von ihnen fertig konstruiert war, sind wir bei Stammkunden einige Vorführungen damit gefahren. Die Reaktion darauf war allerdings nicht so, wie wir sie uns vorgestellt hatten, also ist diese Einheit danach noch einmal komplett umkonstruiert worden – von der Art der Bedienung und teilweise auch von der Kinematik der Arme.

Wo auf der Welt kommen Ihre Produkte überall zum Einsatz?

Wie bemühen uns in erster Linie unsere Kunden in Deutschland zufrieden zu stellen. Aber auch alle Länder, die an Deutschland angrenzen, werden versorgt – wir reden von Holland, der Schweiz, Belgien, Österreich, Polen, Norwegen und Schweden. Wir haben aber auch Kunden in Korea, China, Südafrika, Kanada und dem Baltikum. In Moskau laufen beispielsweise bereits über 400 Geräte von uns, die allein für Reinigungsarbeiten und im Winter auch mit der Kehrtechnik dort eingesetzt werden.

Dürfen Sie schon verraten, an welcher Technologie Dücker derzeit forscht?

Alles was ich derzeit sagen kann ist, dass Dücker permanent versuchen, das Ohr am Markt zu halten. Und sobald sich die Möglichkeit ergibt, werden wir dann auch tatsächlich wieder die ein oder andere Innovation hervorbringen.  

Fakten zur Dücker Maschinenfabrik:

- Anzahl der Mitarbeiter: ca. 130
- Geschäftsführer: Gerhard und Christian Dücker
- Sitz: Stadtlohn
- Gründung: 1903
- Produktionsfläche: ca. 7.500 bis 8.000 Quadratmeter (zusammen mit dem zweiten Standort, ebenfalls in Stadtlohn)

Interview: JG – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: Dücker Maschinenfabrik


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