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Erfolg durch Experimentierfreude und Sondermaschinen

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Von: Tobias Meyer

Andreas und Christian Janssen haben sich auf kommunale Dienstleistungen spezialisiert. Die Basis dafür wurde bereits vor etwa 50 Jahren gelegt. Heute erstreckt sich ihr Einsatzgebiet von der ostfriesischen Küste bis nach Hannover.

„Wir machen das, was sonst keiner macht“, erklärt Christian Janssen das einfache Erfolgsrezept des kommunalen Lohnunternehmens. Der Vater hatte sich in der Landwirtschaft als Dienstleister etabliert, in den 1970er- und 1980er-Jahren, dann aber festgestellt, dass die Marktlücke eigentlich in den Kommunen liegt. Bankettfräsarbeiten gehörten zu den ersten angebotenen Leistungen, man bekam dafür die allererste von Dücker gefertigte Maschine, welche der Hersteller in den 1990ern zurückkaufte, um sie restauriert ins hauseigene Museum zu stellen. Im selben Zeitraum setzte die Firma Janssen dann vollständig auf die Kommunalsparte, die landwirtschaftlichen Arbeiten wurden fast ausschließlich auf den eigenen Ackerbaubetrieb reduziert, denn die Basis der Firma war ein Bauernhof: Die eigenen Felder bewirtschaftet man auch noch, den dort angebauten Mais übernimmt eine Biogasanlage, im Gegenzug trocknet diese die Hackschnitzel der Janssens. Und das sind nicht wenige, durch die kommunalen Maßnahmen wie Baumschnitt und Gehölzpflege kommen jährlich 10.000 bis 15.000 m3 an Hackschnitzeln zusammen. Schon seit mehr als 20 Jahren werden diese auch auf dem Betrieb genutzt, die erste Heizung mit knapp 100 kW war damals noch fast Pionierarbeit. Schon zwei Jahre später folgte eine 650-kW-Großanlage, die inzwischen wiederum durch zwei 500-kW-Anlagen ersetzt wurde. Damit werden neben dem kompletten Betriebsgelände auch ein Hotel und diverse Privathäuser mit Wärme versorgt. Außerdem vertreiben die Janssens das gehackte Holz an viele Kunden sowie Kraftwerke, denn der Eigenbedarf beläuft sich auf lediglich 4.500 m3 pro Jahr.

Öffentliche Ausschreibungen setzen die Messlatte höher

Auf der technischen Seite arbeitet man dafür mit Maschinen von Doppstadt, neben dem Großhacker sind auch Recyclingmaschinen wie Siebe und Schredder vorhanden. 2016 gründete man dafür einen eigenen Geschäftsbereich, der auch als Entsorgungsfachbetrieb zertifiziert ist. Denn die öffentlichen Ausschreibungen setzen die Messlatte immer höher, neben den Resten vom Heckenschnitt oder Wurzelholz betrifft das vor allem Material aus der Bankettfräse oder dem Grabenreiniger. „Durch die eigene Recyclingfirma können wir solches Material selbst aufbereiten und in anderen Maßnahmen zu großen Teilen wieder verwerten, denn Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sehen wir als sehr wichtig an“, erklärt Christian Janssen. Daher bauten die Brüder bereits 2004 eine eigene Photovoltaikanlage. Da es damals noch keine entsprechenden Unternehmen gab, gründete Andreas Janssen auch für erneuerbare Energien einen eigenen Unternehmensbereich. Schon vor einigen Jahren probierte man sich mit einem BMW i3 auch am ersten E-Auto, heute verfügt die Firma auch über einen eigenen Stromspeicher. „Wir wollten damit vor allem Erfahrungen sammeln, damit man bereit steht, wenn das Thema richtig groß wird“, sagt Janssen. Vor wenigen Tagen konnte er daher beruhigt die Entscheidung treffen, 13 Mercedes-Benz E-Vito Toura mit E-Antrieb zu bestellen. Sie sollen alle Kunden im Umkreis von 100 km bedienen. Versorgt werden sie durch eigenen Solarstrom, denn die Anlagen laufen in wenigen Jahren aus der Förderung und eignen sich dann ideal für die Eigennutzung. „Ich habe selbst BWL studiert, mein Bruder ist Steuerfachangestellter. Wir wissen daher natürlich exakt, dass solche Projekte nicht immer von Beginn an wirtschaftlich sind. Wir experimentieren aber eben gerne und haben dann – wenn die Technik wirtschaftlich wird – einen Vorsprung“, erklärt Janssen die Strategie.

Der Firmensitz liegt in Aurich, bis zur Nordsee sind es 25 km, Wilhelmshaven ist etwa 40 km entfernt. Ihre Kunden sind zu 80 Prozent öffentliche Auftraggeber, dazu zählen Straßenmeistereien, Baubehörden, Gemeinden, Autobahnbetreiber und die Bundeswehr, die dort etwa den NATO-Luftwaffenstützpunkt Wittmund betreibt. Auf deren Liegenschaften sei man für diverse Bereiche zuständig: von der Gehölzpflege über die Grabenreinigung bis zum Winterdienst. Die restlichen 20 Prozent der Kunden sind fast vollständig andere Unternehmen, aber auch ein paar Privatleute.


Derzeit wird das Firmengelände auf vier Hektar erweitert, darauf entsteht für den Fuhrpark eine neue Halle mit 3.600 m2, ein Verwaltungsgebäude soll bald folgen. Erledigt werden die meisten Arbeiten von der eigenen Baufirma, die aber – wie auch die Sparte für erneuerbare Energie – lediglich firmenintern agiert und keine externen Aufträge annimmt. Denn man habe bereits während der Planung vor vier bis fünf Jahren gesehen, dass es aufgrund des Baubooms schwer ist, geeignete Firmen zu beauftragen. Daher beschlossen die Brüder, den Bau in Eigenregie zu bestreiten. Auf diese Weise entsteht auch eine neue Werkstatt. Denn alle wichtigen Servicetätigkeiten und kleine Reparaturen übernehmen drei eigene Mechaniker und ein Meister. Um größere Reparaturen oder komplexe Elektronikprobleme müssen sie sich jedoch nicht sorgen: Denn die Philosophie der Janssens basiert auf möglichst jungen Maschinen, diese werden hier nicht älter als zwei bis vier Jahre. „So sind größere Reparaturen oder Verschleißerscheinungen selten, und wenn doch, fallen sie unter die Garantie, und die Werkstatt des Herstellers kümmert sich darum“, so Janssen. Wert legt man zudem auf einen sehr hochwertigen Fuhrpark, bei den Lkw setzt man zu großen Teilen auf MAN und ein paar Mercedes-Benz, Traktoren kommen von Fendt, ein paar Schmalspurschlepper von Deutz-Fahr. Baumaschinen wie Verdichtungstechnik, Bagger, Raupen und Radlader liefert Caterpillar. Gebraucht seien die Maschinen laut Janssen sehr gut wieder zu verkaufen. Meist schaffe man neues Gerät zudem im Paket an, Anfang des Jahres etwa acht neue MAN-Lkw. Der Winterdienst wird je nach Auftrag von diversen Kombinationen erledigt, die dafür nötigen Streuer stammen hauptsächlich von Küpper-Weisser, die Pflüge von Rasco. Durch die Bündelung und den Fokus auf einige wenige Premium-Hersteller habe man auch ein sehr gutes Verhältnis zu diesen.

„Aktuell ist es für uns als überregional agierendes Unternehmen schwer, da jeder Kunde ein eigenes System favorisiert“, sagt Christian Jannssen über die uneinheitliche digitale Dokumentation im Winterdienst.

Im Winterdienst ist für Janssen vor allem die uneinheitliche digitale Dokumentation ein Problem: „Aktuell ist es für uns als überregional agierendes Unternehmen schwer, da jeder Kunde ein eigenes System favorisiert. Künftig wäre es toll, wenn die Datensätze unterschiedlicher Hersteller untereinander kompatibel wären, wie etwa beim Isobus. Derzeit ist das noch etwas ernüchternd, weshalb wir nach wie vor händisch Streuberichte auf Papier schreiben und danach abrechnen – obwohl wir sehr gerne mit den digitalen Möglichkeiten arbeiten würden“, so Janssen. „Solche Datenerfassungssysteme funktionieren in der Landwirtschaft sehr gut, weil dort nach einheitlichen Größen abgerechnet wird. Bei uns ist es je nach Kunde und Ausschreibung dann aber nicht immer der Stundensatz, sondern auch mal ein Flächenpreis oder laufende Meter, teilweise wird nach Tonnen kalkuliert. Das erschlägt leider keine Software komplett, weshalb das für uns noch nicht sinnvoll ist“, erklärt Janssen. Zumal die Hersteller wie Küppers-Weisser die nötigen Telematic-Dienste zwar anbieten, die Kunden die Mehrkosten dafür aber nicht berücksichtigen wollen. Problematisch sieht er die genaue Verfolgung der Fahrzeuge per GPS zudem in Bezug auf den Datenschutz seiner Mitarbeiter.

Ebenfalls im Bereich Straßen und Wege ist die Firma Janssen mit ihrer selbstfahrenden Bankettfräse unterwegs. Denn nachdem die Pioniermaschine zurück ins Dücker-Museum ging, wurde natürlich eine neue angeschafft, die ebenfalls als junge Maschine wieder getauscht wird. Die letzte kam 2018 auf den Hof, ihr Nachfolger ist schon bestellt – denn Dücker baut nur etwa eine Maschine pro Jahr. Häufig reichte aber die klassische Pflege mit dieser Maschine nicht mehr aus, denn die wassergebundenen Wege vieler Gemeinden werden immer intensiver mit immer größeren Maschinen genutzt. Muss man ausweichen, geschieht das über den Wegesrand. Dieser wird so stark in Mitleidenschaft gezogen. Daher entwickelten die Janssens zusammen mit ihren Mechanikern eine eigene Maschine, die eine Bankette bis zu 25 cm tief und 60 cm breit ausfräsen kann. Dort kann dann ein Seitenraumfertiger entsprechend Material einbringen, etwa Rasenschotter, oder auch ein Ausbau mit Gittersteinen erfolgen. Durch die Eigenbau-Fräse spart man das langwierige Auskoffern per Bagger. Solche Tüfteleien haben bereits Tradition bei Janssen: Schon der Vater baute in den 1990er-Jahren ein Gerät, das biologische Gewebe senkrecht in den Boden einschlitzen und so z.B. an Sportplätzen nachträglich eine Maulfwurfssperre maschinell erzeugen kann. „So etwas gab es damals noch nicht. Stubbenfräsen übrigens auch nicht, daher haben wir damals ebenfalls selbst eine gebaut“, erzählt der Firmenchef.

Fachkräftemangel bereitet Sorgen

Wie viele andere derzeit, spüre auch die Janssen-Unternehmensgruppe den Fachkräftemangel deutlich, man sei immer auf der Suche nach fähigen Mitarbeitern. Dabei ist Janssen vor allem der Lkw-Führerschein wichtig, was heute aber keine zweiwöchige Angelegenheiten mehr ist, sondern einen Anwärter durch die weit gefasste Berufsausbildung samt IHK-Prüfung auf anderthalb Monate in Vollzeit bindet: „Die Kosten von 7.000 bis 8.000 Euro kann sich auch nicht jeder leisten, daher übernehmen wir das. So konnten wir beispielsweise zwei Köchen eine neue berufliche Perspektive bieten, die dann durch weitere Maßnahmen auch in Themen wie Verkehrssicherung (MVAS) oder Baumschnitt geschult wurden.“ Fortbildungen sind bei Janssen zudem allgemein sehr wichtig, da man hinsichtlich Fachwissen immer auf dem aktuellsten Stand arbeiten möchte. Im Winterdienst kann das Lohnunternehmen durch die weiteren Unternehmensbereiche wie Recycling, erneuerbare Energie und Bau auf einen breiter aufgestellten Personalpool zugreifen, da diese Bereiche in der kalten Jahreszeit etwas weniger stark gefragt sind. Neben den etwa 25 Angestellten im Lohnbetrieb sind rund 30 weitere in der restlichen Firmengruppe beschäftigt. Vollständig reicht das jedoch nicht aus, um alle Kunden zu bedienen, weshalb man in der Region mit mehreren Subunternehmern wie beispielsweise Fuhrunternehmen oder Landwirten zusammenarbeitet, die Janssen dann auch mit der nötigen Technik ausstattet.

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