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„Alles, was der Akku hergibt“ – neue Werkzeuge auf Bauhöfen

Akku-Geräte boomen. Für die Beliebtheit der neuen Werkzeuge gibt es auch solide Gründe: Neben einem breiteren Produktsortiment sind lästige Nachteile wie der Memory-Effekt von der Forschung behoben worden. Doch nicht nur das, mittlerweile haben auch namhafte Hersteller wie Makita, Metabo oder Bosch ihr Sortiment um verschiedenste Werkzeuge erweitert, die sich alle mit einem Akku betreiben lassen. Doch wie gehen die Bauhöfe mit dieser Entwicklung um? Bauhof-online.de hat sich genauer umgehört und die Chancen und Nachteile der neuen Werkzeuge in Erfahrung gebracht.

Lesedauer: min
Von: Tim Knott

Leicht vorstellbar, dass zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen zusammenkommen. Die Einschätzung der Experten ist dennoch durchweg positiv. Nur ein Bauhofleiter gibt an, keine Akku-Geräte einzusetzen. Genauere Gründe nennt er nicht. Abgesehen davon drücken sich die übrigen Betriebsleiter deutlich positiver aus: vorsichtig-enthusiastisch bis begeistert berichten sie von den Vorteilen der neuen Werkzeuge, wobei bezeichnenderweise die offensichtlichsten Stärken nicht die ausschlaggebendsten sind.

„Die summen ja nur noch“

Überfüllte Kabeltrommeln, belegte Steckdosen, frustrierte Mitarbeiter, die verzweifelt eine Stromquelle für ihr Arbeitsgerät suchen: leicht vorstellbar, dass akku-betriebene Werkzeuge solche Baustellen bereichern. Doch für die Mehrheit der befragten Betriebsleiter ist ein anderer Faktor wichtig: Die geringe Arbeitslautstärke eröffne ganz neue Möglichkeiten, sagt Mario Witt, Leiter des Bauhofs Adelebsen. Denn auch Bauhofmitarbeiter müssen sich an Ruhezeiten halten. Und das Röhren eines benzinbetriebenen Rasentraktors ist als Hintergrunduntermalung zu wichtigen Tagungen und Klausuren mit „kontraproduktiv“ noch sehr wohlwollend umschrieben. „Es muss ja gar nicht so weit kommen, dass Leute sich beschweren“, sagt Witt.

Mit den Akku-Geräten sind Anwender deutlich weniger an Ruhezeiten gebunden, denn: „Die summen ja nur noch“, bestätigt Sven Olsson, Leiter des Bauhofs Molfsee. Neben flexibleren Arbeitsmöglichkeiten hebt er auch das geringe Gewicht der Geräte hervor. Insbesondere, wenn sich die Batterie mittels verschiedener Gurtsysteme auf dem Rücken oder am Gürtel transportieren lässt. Auf Dauer werden so die Hände der Mitarbeiter entlastet und potenziell längeres Arbeiten ermöglicht. Ebenfalls förderlich: Die neuen Geräte produzieren keine Abgase. Dadurch wird das Arbeiten zwar nicht schneller, aber immerhin gesünder und angenehmer.

Qual der Markenwahl

Dadurch, dass die Batterien nur in den entsprechenden Geräten ihrer Hersteller einsetzbar sind, müssen sich Bauhof-Verantwortliche zwangsläufig entscheiden, welche Maschinen in das eigene Portfolio aufgenommen werden. Um potenzieller Akku-Verwirrung vorzubeugen, haben sich die Leiter infolgedessen auf etwa drei breit aufgestellte Marken fokussiert. Besonders Makita, Pellenc, Stihl und Husqvarna sind aufgrund ihres diversifizierten Werkzeugportfolios oft auf Bauhöfen zu finden. Bezogen auf die Qualität der Marken und deren Stärken bevorzugen die Experten eher Hersteller, die sie schon kennen und deren Leistungen sie einschätzen können. Sinnvoll, denn die Premium-Hersteller für z.B. Akku-Schrauber sind qualitätsmäßig alle etwa auf demselben Level, von daher spielt die Wahl keine große Rolle. Viel wichtiger dagegen sind ausreichend Servicewerkstätten in der eigenen Umgebung, um das Gerät im Falle eines Defektes schnell reparieren oder warten lassen zu können.


Auflade-Kapazitäten und E-Mobilität

Im Gegensatz zu herkömmlichen Maschinen verfügen die Akku-Geräte über einen offensichtlichen Nachteil: Sie müssen regelmäßig aufgeladen werden. Bei einem achtstündigen Arbeitstag also ein Risiko, mit leerer Batterie vor einer halbfertigen Aufgabe dazustehen. Hier zeigen sich die Bauhofleiter aber unbesorgt: Zum einen laufen die Maschinen in den seltensten Fällen den ganzen Tag. Zum anderen sind Geräte für zeitintensive Tätigkeiten (Freischneider etc.) mit Rucksack-Akkus erhältlich, die acht Stunden Betrieb leisten können. Überwiegend kommen Anwender aber mit zwei bis drei Batterien für einen Arbeitstag aus, wenn nicht sogar die erste Ladung der Maschine schon ausreicht. Für absolute Krisenfälle stehen Powerbanks bereit.

Jedoch ist ausreichend Power nur eine Seite der Medaille. Denn der Wandel zu schnurlosen Geräten benötigt auch die entsprechende Ladeinfrastruktur, damit jeder Mitarbeiter genug geladene Akkus zur Verfügung hat. Hier gehen die Bauhöfe unterschiedlich vor: Während Großbetriebe mit dreistelliger Mitarbeiterzahl auf Ladesäulen oder Laderäume mit ausreichend Steckdosen setzen, probieren kleinere Betriebe kreative Möglichkeiten aus. Bei der Batterie-Ladeinfrastruktur seines Bauhofes komme es nicht auf möglichst viele Ladegeräte an, erklärt Olsson, sondern auf das richtige Verhältnis. Akkus der neuesten Generation sind innerhalb von 30 Minuten aufgeladen, weswegen eine Relation von zehn Batterien auf drei Ladegeräte ausreicht, um alle Mitarbeiter zu versorgen. Zu viele Ladegeräte könnten außerdem das Stromnetz überlasten. Von daher sollten Betriebe genau prüfen, wie viele davon gleichzeitig aktiv sein können. Auch eine Investition in Schnelllader ist sinnvoll, um Auflade-Kapazitäten rascher freizugeben.

Zum Thema Umorientierung kommt von den Bauhof-Leitern auch Feedback für die Industrie: Oft wurden im Zuge des Umstiegs auf E-Mobilität auch E-Fahrräder und -Fahrzeuge angeschafft. Da diese, genau wie die Werkzeuge, mit Batterien betrieben werden, äußerten mehrere Bauhofleiter den Wunsch, auch diesen Bereich auf Akku-Typen der Werkzeughersteller anzupassen. So sei es doch bestimmt möglich, E-Fahrräder mit Laubbläser-Batterien zu betreiben oder den Akku für den Schlagschrauber an der Batterie des betriebseigenen Elektrofahrzeugs aufzuladen. Werkzeug-Komponenten und E-Mobilität? Eine Reaktion der Hersteller bleibt abzuwarten.

„Jetzt schreien sie alle nach Akku-Geräten“

Bei allen positiven Entwicklungen geben die Bauhof-Leiter allerdings mehrere Faktoren an, bei denen die neuen Werkzeuge mit Benzinern (noch) nicht mithalten können. So berichten Experten mit Fokus auf Straßenbau, dass akku-betriebene Trennschneider weder über genügend Leistung noch Größe verfügten, um die bestehenden Benziner zu ersetzen. Auch im Bereich der Freischneider sei dies auffällig. Im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte wollen immer mehr Bauhof-Entscheider auf das durch Abrieb des Mähfadens erzeugte Mikroplastik verzichten und stattdessen mit einem Bürstenkopf arbeiten. Leider funktioniert diese Methode mit Akku-Geräten noch nicht so gut, da die Batterien sich durch das erhöhte Gewicht zu schnell entleeren. Auch die Akku-Laufzeit mancher Laubbläser wird kritisch betrachtet. Deswegen gibt die Mehrheit der Experten an, mit einem Mix aus schnurlosen Geräten und Benzinern zu arbeiten. Denn alte Werkzeuge müssten ja nicht zwangsläufig schlecht sein, so Rainer Hohl vom Bauhof Baden bei Wien.

Im Austausch mit den Experten entsteht der Eindruck, Akku-Werkzeuge leiden – neben technischen Ungereimtheiten – vor allem unter einem schlechten Image. Vielen Arbeitgebern geht es wie Norbert Ruml vom Bauhof Ettlingen. Einige seiner Mitarbeiter zeigten sich skeptisch, was die Leistung der neuen Geräte anbelangt, berichtet der Bauhofleiter. Überzeugungsarbeit war nötig, um die Vorteile der kabel- und benzinlosen Werkzeuge zu demonstrieren. Mit Unterstützung der Anbieter und einigen technischen Vorführungen ließen sich die Mitarbeiter schließlich zum Wechsel bewegen. „Und jetzt schreien sie alle nach Akku-Geräten“, fasst er amüsiert zusammen. Ähnliches sagt auch Olsson. Der Wunsch nach herkömmlichen Arbeitsgeräten und die Ablehnung der neuen Werkzeuge sei vor allem eine Gewohnheitssache. Für manche Mitarbeiter gehöre das Maschinengeräusch beim Arbeiten einfach dazu. Doch auch hier kann Abhilfe geschaffen werden: „Man muss die Leute in die Beschaffung mit einbeziehen“, erklärt er. So lassen sich die Stärken der Geräte einfach und transparent vermitteln. Darüber hinaus wurden auf seinem Bauhof mit Anschaffung der neuen Werkzeuge die alten sukzessiv ausrangiert. „Und wenn kein anderes Arbeitsgerät da ist, kommen die Leute zwangsläufig mit Akku-Geräten in Berührung.“ Qualität und Vorteile der Maschinen erledigten dann den Rest.

Weitere Entwicklungen

Akku-Geräte sind in den vergangenen Jahren bei den Bauhöfen angekommen und werden weitgehend positiv aufgenommen. Zwar hindern fehlende Kapazitäten manche Betriebe an der vollständigen Umstellung auf die neuen Werkzeuge, jedoch beobachten die Experten neue technische Entwicklungen in diesem Bereich äußerst aufmerksam. Und klar ist auch: Das Ende der Möglichkeiten für Akkuwerkzeuge ist noch nicht erreicht. Interessant also, welchen Kurs der Markt als nächstes einschlagen wird. Denn neben den aufgezählten Fähigkeiten können Akku-Geräte in der aktuellen Wirtschaft vor allem eines: boomen.


(Bilder: Stihl, Makita, Husqvarna, Pellenc)

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