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Darlehen, Miete, Leasing - Welche Finanzierungsform macht für Kommunen Sinn?

Lesedauer: min
Von: Jessica Gsell

In vielen Städten und Gemeinden ist das Geld knapp. Das heißt aber noch lange nicht, dass Betriebe wie der Bauhof deshalb auf einen gut ausgestatteten Fuhrpark verzichten müssen.

Um effektiv arbeiten zu können und technisch stets auf dem neuesten Stand zu sein, brauchen die Bauhöfe in den Kommunen einen gut ausgestatteten Fuhrpark. Was aber tun, wenn plötzlich die Kehrmaschine den Geist aufgibt oder die Winterarbeit mehr Geräte erfordert, als die Tätigkeiten zu den restlichen Jahreszeiten? Es gibt viele Gründe, warum in einer Gemeinde dringend weitere Maschinen angeschafft werden müssen. Doch das kostet Geld. Geld, das die meisten Kommunen nicht einfach so aus dem Haushaltstopf entnehmen können. Natürlich kann der Kauf eines Fahrzeugs oder einer Maschine über die Hausbank finanziert werden. Doch das belastet den Kreditrahmen, der oftmals noch für Investitionen in anderen Bereichen benötigt wird. Eine Alternative stellen deshalb Finanzdienstleiter dar, die gemeinsam mit den Maschinenherstellern ihr Angebot direkt auf die Bedürfnisse ihrer kommunalen Klientel zugeschnitten haben.

„Früher gab es nur die Varianten: Kauf oder Finanzierung“, erinnert sich Dennis Friedrich, Geschäftsführer des Finanzdienstleisters LV Kommunal. Doch heutzutage muss die öffentliche Hand alle Möglichkeiten gegenüberstellen. Unumstritten ist: Der günstigste Weg, eine Maschine zu erwerben, führt immer noch über den direkten Kauf. Doch die wenigsten Städte und Gemeinde können so große Summe in einem aufwenden. Dies sei laut Friedrich auch der Grund, warum alternative Finanzierungsformen immer mehr zunehmen. Eine davon ist das Leasing. Nicht nur bei Firmenwagen oder Privatfahrzeugen wird gerne darauf zurückgegriffen. Auch Kommunen und andere Dienstleister nutzen immer häufiger die Leasingmöglichkeit. Der Vorteil: Sie sind in der Lage, eine Maschine uneingeschränkt zu nutzen, ohne sie am Ende unbedingt kaufen zu müssen. Für das Unternehmen ist Leasing somit bilanzneutral. Die anfallenden Raten können gleich mit dem bezahlt werden, was bei der Nutzung der Maschine erwirtschaftet wird. Anders als beim herkömmlichen Leasing erarbeiten Finanzdienstleiter wie die LV Kommunal, die sich auf den kommunalen Bereich spezialisiert haben, jede Leasingplanung individuell mit dem Kunden nach dessen Bedürfnissen aus. „Braucht der Kunde beispielsweise für den Winterdienst eine Schneeräummaschine, dann schlagen wir ihm eine Finanzierung über den Winter vor. Denn das ist die Zeit, in der mit einer solchen Maschine Geld eingenommen wird“, erklärt Friedrich. Ein weiterer Vorteil vom Leasing: Weder die Kreditlinie noch die Liquidität werden belastet. Bei einem Leasingvertrag mit einer kurzen Laufzeit wird das Wirtschaftsgut zudem viel schneller abgeschrieben, als bei einem Kauf. Die Höhe der Leasingraten orientiert sich – wie bei den Zinsen für Kredite – an den jeweils vorherrschenden Kapitalmarktbedingungen. Zwar sind die Kunden am Ende nicht verpflichtet, die geleaste Maschine zu kaufen. Doch aus seiner langjährigen Erfahrung heraus weiß Friedrich: „Bei Leasing verhält es sich zu 99 Prozent so, dass der Kunde am Ende das Fahrzeug ganz übernehmen möchte.“

Auf die Länge der Finanzierung kommt es an

Eine Alternative zum Leasing bietet der Mietkauf. Anders als beim Leasing geht hier nach der letzten Ratenzahlung das Objekt in den Besitz des Kunden über. Zudem unterscheiden sich die beiden Varianten in Bezug auf steuerrechtliche Vorteile. Kernpunkt ist dabei die Mehrwertsteuer: Das Mietkaufobjekt wird in der Bilanz aktiviert und von den Dienstleistern selbst abgeschrieben. Als Folge wird die gesamte Mehrwertsteuer auf alle Mietkaufraten gleich zu Beginn fällig. Die monatlichen Mietkaufraten sind dann nur noch netto zu leisten. Anders sieht es da bei einem Leasingvertrag aus: Hier liegt das wirtschaftliche Eigentum bei der Leasinggesellschaft. Die Leasingrate wird dann als Aufwand in der Gewinn-und Verlustrechnung gebucht. Die Mehrwertsteuer wird somit nur auf den monatlichen Raten fällig.

Planen Städte oder Gemeinden eine längere Zeitspanne bei der Finanzierung, können sie selbstverständlich auf Darlehen oder Kredite zurückgreifen. Das zu finanzierende Objekt kann jährlich abgeschrieben werden. Auch hier helfen die kommunalen Finanzdienstleister weiter. LV Kommunal übernimmt bei der Finanzierung über ein Darlehen beispielswiese auch sämtliche Verhandlungen mit der Bank. „Es gibt Banken, die finanzieren erst ab einem bestimmten Anschaffungswert. Bei anderen Banken ist die Finanzierung von kleinen Anschaffungswerten sehr teuer. Und dann gibt es aber auch Banken, die sich im kleinen Finanzierungsbereich wohler fühlen“, weiß Friedrich. LV Kommunal nimmt den Kunden somit die „ewige Rennerei zu den Geldinstituten“ ab. Das Positive bei Städten und Gemeinden als Auftraggeber: „Bei Kommunen ist die Bonität meist kein Problem“, so der Geschäftsführer. Neben einem Darlehen oder Kredit gibt es bei den Finanzierungsvarianten über einen längeren Zeitraum auch noch die Möglichkeit der kommunalen Langzeitmiete. Ein wichtiger Punkt, der für diese Variante spricht, ist die schnelle Verfügbarkeit und Umsetzung der Beschaffung. Denn während es seine Zeit dauert, bis ein Kredit oder Darlehen im Haushalt beantragt und genehmigt ist, geht das Ganze bei der kommunalen Langzeitmiete um einiges schneller. Der zeitliche Aspekt ist besonders dann für Kommunen wichtig, wenn schnell ein kaputtes Gerät ersetzt werden soll, da sonst kostspielige Reparaturen an den Altmaschinen, die unwirtschaftlich geworden sind, vorgenommen werden müssen. Auch bei der kommunalen Langzeitmiete sind die Kosten fest kalkulierbar. Wie beim Leasing wird auch hier oftmals eine saisonbedingte Ratenzahlung angeboten.

Leasing und kommunale Langzeitmiete nehmen zu

Jürgen Abing, Verkaufsberater im Bereich Profi- und Kommunalmaschinen bei der Stavermann GmbH, bringt die verschiedenen Finanzierungsformen täglich an die Kommunen. Seine Einschätzung: „Gefühlt sind die Aufträge von Leasing und kommunaler Langzeitmiete im vergangenen und in diesem Jahr mehr geworden.“ Sehr viele Anfragen erreichen ihn dahingehend, erzählt Abing. Soweit es der Haushalt zulässt, würden zwar viele Kommunen ihre Maschinen und Geräte immer noch direkt finanzieren. Muss allerdings eine kurzfristige Lösung her, machen Städte und Gemeinden auch immer mehr vom Leasing oder der kommunalen Langzeitmiete Gebrauch. „In diesem Jahr war die Wildkrautbekämpfung das Thema schlechthin in den Gemeinden“, berichtet Abing. Das habe sich auch bei den Händlern bemerkbar gemacht: Viele Kunden stockten ihren Fuhrpark mit Geräten zur Wildkrautbekämpfung auf. Oftmals entschieden sie sich hier für die Leasingvariante. „Ich glaube, dass diese Variante für Kommunen einfacher ist, weil auf diese Weise Maschinen recht kurzfristig angeschafft werden können“, sagt Abing. In der Regel wird eine Laufzeit von fünf Jahren bei den Leasingverträgen unterschrieben. „Teilweise verlängern die Kommunen danach auch noch“, berichtet Abing. Oftmals noch so lange, dass der Restwert der Maschine am Ende abbezahlt ist. Denn genauso wie Friedrich hat auch Abing die Erfahrung gemacht, dass so gut wie alle Geräte und Maschinen nach Ablauf des Leasings von den Kommunen erworben werden. Das Leasing sei auch im Bereich der saisonalen Aufstockung sehr beliebt, zum Beispiel, wenn es um zusätzliche Maschinen für den Winterdienst geht. Während sich ein kleiner Teil der Kommunen die Maschinen direkt beim Händler für eine sehr kurze Zeit dazu mietet, um die Arbeit zu schaffen, gehen immer mehr zu einer langfristigen Lösung in Form von Leasing oder kommunaler Langzeitmiete über. Aber nicht nur bei den Kommunen hat Abing diese Entwicklung bemerkt, dasselbe gelte auch für den Garten- und Landschaftsbau.

Und wie sieht es konkret vor Ort in den Bauhöfen aus? Wir haben in verschiedenen Städten nachgefragt. Das Fazit: Jede Kommune hat beim Thema Finanzierung ihre ganz eigenen Gründe, warum sie sich für die eine oder andere Variante entschieden hat. So verzichtet man in Lindau und Koblenz vollkommen auf Leasing, Mietkauf oder kommunale Langzeitmiete und erwirbt die Maschinen lieber gleich direkt, da das immer noch die günstigste Variante sei. Auch im niedersächsischen Nienburg, einer Kreisstadt mit rund 31.200 Einwohner, setzt der Bauhof auf die direkte Finanzierung. Allerdings muss es hier nicht immer gleich die brandneue Maschine sein, die erworben wird, berichtet Bauhofleiterin Cornelia Riedewald. Geht es um ein weiteres Pritschenfahrzeug, setzt man in Nienburg vor allem auf gebrauchte Modelle. Das hat, neben dem günstigeren Preis, auch noch einen ganz praktischen Grund: „Damit umgehen wir die Ausschreibung“, erklärt Riedewald. Wurde die Anschaffung von der Politik sowie dem Rechnungsprüfungsamt genehmigt, könnten so viel schneller weitere Maschinen gekauft werden. „Das ist unseren Leuten vom Bauhof sogar ganz recht“, weiß Riedewald. Sie hätten dann nämlich die Möglichkeit, nach einer bestimmten Marke Ausschau zu halten. Und schließlich sei ein vier Jahre altes Fahrzeug nur zu oft noch in einem Top-Zustand, so die Erfahrung der Bauhofleiterin.

Miesbach: Leasing-Modell für gesamten Fuhrpark

Ganz anders sieht es dagegen im oberbayerischen Miesbach aus. Im Frühjahr 2016 wurde hier ein ganzes Leasing-Modell für die Erneuerung des Bauhof-Fuhrparks entwickelt. Denn einige der 15 Fahrzeuge sind bereits so alt, dass sich eine weitere Reparatur nicht mehr lohnen würde. Alle Maschinen neu zu kaufen, übersteige jedoch das finanzielle Budget der Stadt. Da derzeit die Zinslage sehr günstig ist, entschied man sich für die Leasingvariante, mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Nach Ablauf der Leasingzeit hat die Stadt Miesbach dann die freie Auswahl: Sie kann die geleaste Maschine kaufen, aber genauso gut auch einen neuen Leasingvertrag für eine andere abschließen. „So bekommen wir jetzt auch Fahrzeugen die neu auf dem Markt sind und dass mit einer Ausstattung, die wir bisher noch nicht hatten“, berichtet Bauhofleiter Josef Harraßer. Zwar seien die Zinsen beim Leasing immer noch höher, als würde der Bauhof die Maschinen direkt finanzieren. Allerdings geht die Stadt Miesbach davon aus, dass man mit der kurzen Laufzeit und den neuen Fahrzeugen erhebliche Kosten bei den Reparaturen einspart kann und zudem die Ausfallzeiten so gut wie wegfallen, erklärt Harraßer. Außerdem spare man sich den einmaligen Anschaffungspreis. „Jedes Jahr sollen zwei bis drei Fahrzeuge ausgetauscht werden“, erklärt der Bauhofleiter das Konzept. Als erstes sind ein alter Unimog sowie ein Lastwagen an der Reihe. Die Ausschreibung ist bereits erfolgt. Im Januar kommenden Jahres sollen die beiden neuen Maschinen dem Fuhrpark zur Verfügung stehen. Das freut vor allem die Mitarbeiter des Bauhofs.  

Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Bauhof-online.de/Lipco/Maik Meid/Stavermann GmbH/LV Kommunal

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