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BAUHOF-PORTRÄT GARMISCH-PARTENKIRCHEN Zwischen Spitzensport und Umweltschutz: Werdenfelser sind für jede Herausforderung gerüstet

Der thailändische König, der frühere Sultan des Omans, Kini Ludwig und Martin Staltmair: So seltsam diese Reihung auf den ersten Blick auch erscheinen mag, so schlüssig ist sie bei genauerem Hinsehen. Denn Staltmair, Bauhofleiter des Marktes Garmisch-Partenkirchen, teilt eine wesentliche Eigenschaft mit den royalen Staatsoberhäuptern: Er hält seine Heimat im Süden des Freistaats für einen der schönsten Flecken dieser Welt. Der große Unterschied: Während die erstgenannten Herren dort vorwiegend ihre Freizeit genießen bzw. genossen haben, ist Staltmair mit seinem Team unermüdlich im Einsatz, um den Markt im besten Licht zu präsentieren.

Lesedauer: min | Bildquelle: Frauke Fink
Von: Frauke Fink

„Wir sind ein Tourismusort mit vielen Berg- und Wanderwegen sowie einem Skistadion und einer Klamm. Da gibt es jede Menge zu tun“, stellt der Bauhofchef fest – und klingt damit auch sehr einverstanden. Zum einen, weil er sich auf die Arbeit seiner Mitarbeiter verlassen kann; zum anderen aber auch, „weil wir von der Politik jede Menge Unterstützung bekommen“, wie er nicht müde wird zu betonen. Sowohl personell als auch maschinell sei der Bauhof gut ausgestattet und damit perfekt gerüstet für alle Aufgaben, die während des Jahres anfallen. Sogar eine eigene Asphaltfräse und ein Gehwegfertiger stehen den Mitarbeitern zur Verfügung, um potenzielle Schäden innerhalb kürzester Zeit selbst reparieren zu können.

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Für Skiweltcup und Bobrennen packen alle mit an

Derzeit ist es naturgemäß der Winterdienst, der einen Großteil der Zeit einnimmt. Gehwege streuen, Fahrbahnen räumen und Radwege freifräsen sind in diesem Zusammenhang die Klassiker, doch in Garmisch-Partenkirchen ist damit noch lange nicht Schluss. „Wir sind einer der wenigen Bauhöfe, die eine eigene Skipiste und ein eigenes Skistadion unterhalten müssen“, erklärt Staltmair stolz. Gerade erst hat sein Team das Neujahrsskispringen und das berühmte Hornschlittenrennen hinter sich gebracht, der Skiweltcup am Gudiberg wurde ebenfalls erfolgreich absolviert. Neben den üblichen Aufgaben wie der Beschilderung der Veranstaltung und dem Freiräumen der Hauptverkehrswege greift der Bauhof den Organisatoren hier unter anderem mit Schneelieferungen unter die Arme. Auch die Vorbereitungen für das Historische Bobrennen Mitte Februar sind schon in vollem Gange. „Bei geringer Schneemenge transportieren wir den Schneeabrieb des Eisstadions zu den Veranstaltungsorten“, erklärt Staltmair. „Das ist deshalb wichtig, weil der Abrieb viel besser klebt als Pulverschnee und damit zum Einbau in die Steilkurven verwendet werden kann.“

All diese Aufgaben müssen zusätzlich zum normalen Bauhofprogramm abgearbeitet werden, weswegen der Bauhofleiter froh ist, auf eine Menge helfende Hände zurückgreifen zu können. 110 Mitarbeiter sind es derzeit – und die werden vom Markt Garmisch-Partenkirchen auch gerne zur Verfügung gestellt. „Sie können sich vorstellen, wie zeit- und kostenintensiv es ist, eine Sprungschanze und einen Slalomhang zu betreiben“, sagt Silvia Käufer-Schropp, Pressesprecherin des Marktes Garmisch-Partenkirchen. „Vor diesem Hintergrund sind wir sehr froh, dass wir unseren Bauhof haben, der mit anpacken kann. Ohne die tatkräftige Hilfe der Mitarbeiter wäre es deutlich schwieriger, unsere Sportstätten zu unterhalten.“ Dass sich die Arbeit lohnt, ist klar: Jahr für Jahr kommen unzählige Wintersportfans nach Garmisch-Partenkirchen, um den Besten der Besten bei ihren Wettkämpfen zuzusehen.

Unwegsames Gelände erschwert den Winterdienst

Doch es ist nicht nur der Wintersport, der jede Menge Arbeit für die Bauhofmitarbeiter bereithält. Eine weitere Herausforderung ist die Natur, die den Markt umgibt. Denn so schön die Berge auch sein mögen, so kompliziert wird der Winterdienst, wenn einzelne Ortsteile auf 1.300 Metern Höhe liegen und nur über steile Zufahrten zu erreichen sind. Von den vielen Berg- und Wanderwegen gar nicht zu sprechen. „Wir haben in unserem Gebiet Bereiche, zu denen wir den Splitt mit der Kraxn tragen müssen“, sagt Bauhofchef Staltmair. Eine Aufgabe, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht leicht zu schultern ist, weswegen der Markt in schwer erreichbaren Gebieten auf speziellen Blähschiefer als Streugut setzt. Der ist zwar verhältnismäßig kostenintensiv, hat aber zwei wesentliche Vorteile: Zum einen wiegt er weniger als herkömmlicher Splitt, und zum anderen verfügt er über die Eigenschaft, sich im Laufe der Zeit selbst aufzulösen. „Damit sparen wir uns eine Menge Arbeit“, erklärt Bauhofmitarbeiter Johannes Klöck und lädt den Schiefer auf sein Winterdienst-Fahrzeug. Denn während konventionelles Streugut mit Ende des Winters wieder aus den angrenzenden Bergwiesen entfernt werden muss, kann der Blähschiefer liegenbleiben. Auf diese Weise bleibt mehr Zeit für die vielen anderen Aufgaben, die im Frühjahr anstehen.


Insektenschutz schafft Kommunikationsbedarf

Bis Ende April muss beispielsweise der Gehölzschnitt abgeschlossen sein, denn dann beginnt die Vogelbrutzeit. Außerdem geht es mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen an den großen Frühjahrsputz, mit dem sich der Markt für all diejenigen Touristen rüstet, denen die Berglandschaft ohne Schnee besser gefällt. Für die Bauhofmitarbeiter sind die damit verbundenen Aufgaben längst schon Routine. Genauso übrigens wie die immergleiche Diskussion, die voraussichtlich im Sommer wieder auf sie warten wird: Das Thema, bei dem es regelmäßig „Kommunikationsbedarf“ gibt, wie Pressesprecherin Käufer-Schropp es ausdrückt, ist der Insektenschutz. Natürlich nicht deshalb, weil die Bürger des Marktes grundsätzlich etwas gegen kleine Tiere hätten, sondern weil die damit verbundenen Implikationen nicht jedem zwingend einleuchten. „Wir haben einen Trupp, der den ganzen Sommer über nichts anderes macht als zu mähen“, erklärt Martin Staltmair den Hintergrund der Diskussion. „Vor allem früher gab es dabei regelmäßig Beschwerden, wenn einzelne Bereiche stehengelassen worden sind. Die Bürger haben gedacht, wir würden nicht sauber arbeiten.“ Tatsächlich war dieses Vorgehen aber Absicht. Mosaikmahd lautet der Fachbegriff für die Mähtechnik, bei der Stellen mit Pflanzen, die für Insekten wichtig sind, bewusst nicht abgemäht werden. Und das soll auch so bleiben, wenn es nach dem Bauhofchef geht: „Wir haben tendenziell vor, aus Umweltschutzgründen weniger zu mähen als früher“, sagt er. „Dabei sind wir aber natürlich immer ein bisschen im Zwiespalt. Einerseits muss ein Touristenort ordentlich aussehen, aber gleichzeitig wollen wir auch insektenfreundlich sein.“ Um dieses Ziel zu erreichen, macht der Markt, was er kann. Unter anderem können die Bauhofmitarbeiter auf eine eigene Saatgutmischung zurückgreifen, die ohne Neophyten auskommt und im Rahmen der Grünflächenpflege in die Magerwiesen eingebracht wird. Umweltschutz und Optik gehen in Garmisch-Partenkirchen eben – wo immer möglich – Hand in Hand.

Mittendrin statt nur dabei: Ohne den Bauhof geht es nicht

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum sich nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Staatschefs der Welt im Landkreis so wohlfühlen. Bauhofleiter Staltmair kann sich in diesem Zusammenhang noch gut daran erinnern, wie es war, als 2015 zum ersten Mal der G7-Gipfel auf Schloss Elmau stattfand. „Da stand hier alles Kopf“, erzählt er. Und während eingefleischte Bayern damals darüber schmunzelten, dass US-Präsident Obama sich anschickte, eine Weißwurst mit Messer und Gabel samt Pelle zu verspeisen, hatte der Bauhof ganz andere Probleme zu lösen: Ihm waren die zur Verkehrsregelung nötigen Schilder ausgegangen, weswegen das Team fleißig in den Nachbargemeinden auf Sammeltour gehen musste. Es ist eine von vielen Anekdoten, die Staltmair aus seinem Berufsleben erzählen kann und in denen immer auch der Stolz auf seine „motivierten Mitarbeiter“ durchklingt. Denn die geben laut Bauhofchef und Rathaus bei Wind und Wetter ihr Bestes für jeden, der es sich in Garmisch-Partenkirchen gutgehen lassen will. Ganz egal, ob es sich dabei um Einheimische, Touristen oder die königlichen Hoheiten dieser Welt handelt.

 

Fakten zum Bauhof:

Leitung des Bauhofs:                        Martin Staltmair

Größe des Bauhofgeländes:              17.701 m²

Anzahl der Mitarbeiter:                      110 Mitarbeiter derzeit

Aufgabenbereiche des Bauhofs:

  • Hochbau (Zimmerei, Maurer; Unterhalt der Gemeindlichen Liegenschaften, Aufbau Christkindlmärkte, Unterhalt Feldkreuze)
  • Tiefbau (Instandsetzung der Straßen Wege und Plätze, Unterhalt der Berg- und Wanderwege)
  • Gärtnerei (Anzucht der Saisonbepflanzung, Unterhalt der Grünanlagen, Spielplätze, Sportplätze)
  • KfZ-Instandsetzung (Reparatur und Instandsetzung aller Fahrzeuge, Maschinen etc.)
  • Kompletter Betrieb der Partnachklamm
  • Lagerverwaltung Bestellung von Material, Ausgabe an Mitarbeiter etc.
  • Verkehrstrupp (Beschilderung der Veranstaltungen, Vollzug der Verkehrsrechtlichen Anordnungen, Unterhalt der Parkscheinautomaten)
  • Unterhalt Skistadion und Gudiberg (Slalomhang), Betreiben eines Doppelsesselliftes, Schrägaufzug, Pistenpräparation, Mithilfe bei Sportveranstaltungen im Skistadion
  • Verwaltung des Bauhofes (Buchhaltung, Rechnungsstellung, Leistungserfassungen, KLR)

Ausstattung des Fuhrparks: 2x 3-Achser mit Wechselladervorrichtung; 2 x 2-Achser mit Ladekränen; 2 x 6-m3-Kehrmaschinen; 1 x 2-m3-Kehrmaschine; 1 x 3-m3-Kehrmaschine; 7 x Unimog; 2 x Schlepper (Bulldog); 18 x Schmalspurgeräte; 17 x Kfz (Pritsche oder geschlossener Kasten Sprinter, Crafter, T5 etc.); 7 x Raupentransporter für unwegsames Gelände; 2 x Pistenraupe mit Seilwinde; 2 x Loipenspurgerät; 1 x Asphaltfräse; 1 x Gehwegfertiger; 3 x Liebherr Radlader (2 x 509 1x 514); 7 x Hoflader (kleine Radlader); 1 x 1,9-Tonnen-Bagger; 1 x 3,5-Tonnen-Bagger; 1 x 5-Tonnen-Bagger; 1 x Mobilbagger 14 Tonnen; 17 x Schnee-Erzeuger; diverse Anhänger etc.

Verantwortungsbereich (Länge der zu betreuenden Straßen und Gehwege): 120 km Straßen; 200 km Geh- und Radwege; 150 km Berg- und Wanderwege

Größe der zu betreuenden Fläche: Fläche des Marktes Garmisch-Partenkirchen 205,66 km²

Einwohner: circa 27.300

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