Farbiger Helm auf dem Kopf, Schwimmweste um die Brust und in der Hand ein Rasenmäher: Es ist ein ungewöhnliches Spektakel, das sich an diesem sonnigen Mittwochnachmittag in Regensburg abspielt. Umgeben von historischen Touristenattraktionen haben Besucher wie Einheimische nur Blicke für die Mitarbeiter des Bauhofs Ost, die dem Wildwuchs den Kampf ansagen. Gut gesichert stehen sie am Mark-Aurel-Ufer in unmittelbarer Nähe der Steinernen Brücke und mähen das Gras. Die Schwimmweste ist auf diesem Geländeabschnitt an der Donau Pflicht, denn „Arbeitssicherheit ist für die Angestellten der Regensburger Bauhöfe oberstes Gebot“. Das betont Jochen Eibl vom städtischen Tiefbauamt immer wieder.
Straßen, Gleise, Grünflächen: In Regensburg gibt es immer was zu tun
In seiner Kapazität als Sachgebietsleiter für Straßenunterhalt ist es Eibls Job, den Überblick über die Arbeit der insgesamt drei Bauhöfe der Stadt Regensburg zu behalten. Keine einfache Aufgabe, denn die Liste der Zuständigkeiten ist lang.
Als kreisfreie Stadt ist Regensburg beispielsweise für den Unterhalt und die Verkehrssicherheit von ca. 500 Kilometern Straßen, Wegen und Plätzen verantwortlich. Sechs Kilometer Gleise kommen noch obendrauf, ebenso wie 17.500 Straßenabläufe und rund 52 Kilometer Straßenentwässerungskanäle. Selbst die Pflege der insgesamt 650.000 m² Grünflachen ist nur ein kleiner Teil auf der Agenda, die zudem Bereiche wie den Hochwasserschutz oder den Winterdienst umfasst.
Es sind gewaltige Zahlen, mit denen die Regensburger hantieren. Die Bauhöfe der Stadt arbeiten deshalb Hand in Hand, um alles am Laufen zu halten. Jeder von ihnen hat sein eigenes Gebiet und damit auch seine eigenen Herausforderungen, wenn es um die Pflege und den Erhalt der städtischen Flächen geht.
Ärger in der Baustelle: Verständnis für Bauhofmitarbeiter ist rar gesät
Wie viel es in der viertgrößten Stadt Bayerns für die Bauhofmitarbeiter zu tun gibt, wird von der Bevölkerung übrigens durchaus wahrgenommen – wenn auch nicht immer wohlwollend. Vor allem Verkehrsbehinderungen wie Baustellen und Straßensperren werden sowohl im persönlichen Gespräch als auch in den sozialen Medien regelmäßig heiß diskutiert. „Wie viele Baustellen wir hier in Regensburg haben, kann vermutlich niemand genau sagen“, stellt Eibl schulterzuckend fest. Er weiß gut, wie sensibel die Regensburger auf Verkehrshindernisse reagieren, „aber man darf nicht vergessen, dass die Einschränkungen ja nicht alle von uns kommen“. Der Straßenbau sei genauso für verkehrsbeschränkende Baustellen verantwortlich wie private Unternehmungen und Aufgrabungen von Spartenträgern. „Da sind wir mit unseren nötigen Reparaturen nur ein Teil von vielen.“
An der Haltung der Verkehrsteilnehmer gegenüber den Bauhofmitarbeitern ändert das allerdings nichts. „Wir werden von der Bevölkerung leider oft sehr negativ wahrgenommen“, sagt Reiner Adler, stellvertretender Leiter des Bauhofs Ost. „Wenn wir einen Teil der Straße absperren, weil wir etwas reparieren müssen, werden wir als Verkehrshindernisse beschimpft. Dabei machen wir das ja nicht aus bösem Willen, sondern im Dienst der Bürger.“ Bestätigt wird dieser Eindruck auch von Bernhard Leitner. „Das ist tatsächlich ein großes Problem, dass die Leute kein Verständnis für unsere Arbeit haben“, ergänzt der Chef des Bauhofs Ost. „Das bereitet mir so manche schlaflose Nacht. Wenn wir an einer Baustelle die Geschwindigkeit auf 30 reduzieren, wird 50 gefahren. Und wenn du einen falschen Schritt machst, kann’s der letzte sein.“
Nicht zuletzt deshalb sei das Thema Arbeitsschutz so wichtig im Alltag der drei Regensburger Bauhöfe. „Ich sage meinen Leuten jeden Tag: Passt bitte auf und kommt gesund wieder“, erklärt Leitner, dem wie seinen Kollegen der Frust bei diesem Thema ins Gesicht geschrieben steht.
Zuverlässig im Einsatz: Bauhofmitarbeiter reparieren kleine Schäden selbst
Doch es ist nicht nur Frust, der aufkommt, wenn es um die Bauhöfe Regensburgs geht. Ganz im Gegenteil. „Wir haben einige Alleinstellungsmerkmale, auf die wir sehr stolz sein können“, sagt Sachgebietsleiter Eibl. Eines davon: Damit gar keine großen Schäden auf den betreuten Flächen entstehen können, hat die Stadt einen Kontrolldienst im Einsatz, der sofort aktiv wird, wenn ein Problem ins Visier gerät.
An jedem einzelnen Tag fahren Bauhofmitarbeiter mit ihren orangenen Fahrzeugen durch die Stadt, um sicherzustellen, dass alles passt. Zuverlässig mit im Gepäck sind Gegenstände wie eine Rüttelplatte, Pflastersteine, Werkzeuge, Absperrungen, ein Stromgenerator und Warnpfeile. All das wird im Alltag dringend benötigt, denn den insgesamt sechs Fahrzeugen samt Teams, die zu diesem Zweck im Einsatz sind, geht die Arbeit nicht aus. Insbesondere dann, wenn es sich um Notfälle wie ausgelaufenes Öl oder wegbrechende Straßen und Gehwege handelt, stehen sie als erster Ansprechpartner sofort parat, um den Verkehr zu sichern. Außerdem werden kleinere Schäden an Ort und Stelle repariert.
Viel los auf der Datenautobahn: Kabel unter der Erde bedeuten Mehrarbeit
„Dass Gehwege wegbrechen, kommt übrigens gar nicht so selten vor, wie man vielleicht denken möchte“, erklärt Eibl. Einer der Hauptgründe seien Grundstückbesitzer, die ihre Häuser verbotenerweise bis zur Grundstücksgrenze mit Holz unterkellern, welches im Laufe der Zeit verwittert. Ein anderer Grund für zunehmend instabile Oberflächen seien die vielen Kabel, die unter den Straßen verlaufen. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, welche Kabelautobahnen unter der Erde sind“, sagt der Fachmann und scheint die schiere Menge selbst kaum fassen zu können. Immerhin sei ja nicht nur von Gas, Wasser und Strom die Rede, sondern auch von den vielen Leitungen der Telekommunikationsdienstleister. „Die liegen alle übereinander, und oft weiß man schon gar nicht mehr, wem die alten Kabel gehören,“ erklärt Eibl. Das Problem für die Bauhofmitarbeiter: „Zum einen bedeutet das mehr Aufwand bei der Untergrunderkundung im Zusammenhang mit Baustellen; zum anderen müssen wir aber natürlich auch dafür sorgen, dass das keine negativen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit hat.“