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Reportage: Mähen und Mulchen in Dauerschleife

Auch bei den Straßenmeistereien Krumbach und Neu-Ulm haben Mäharbeiten gerade Hochsaison. Dafür werden die unterschiedlichsten Mähtechniken – von ferngesteuerter Raupe bis Mehrfachausleger – eingesetzt. Wir haben zwei der Straßenwärter begleitet

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Von: Jessica Gsell

Mit einem dezenten Motorentuckern kämpft sich der blau-orangene Deltrak von Irus durch das dichte Gras. Aus sicherer Entfernung lenkt Alexander Vill von der Straßenmeisterei Krumbach die ferngesteuerte Mähraupe gekonnt, Bahn für Bahn, den Hang entlang, an dem sich oberhalb die Bundesstraße B10 befindet. „Die Kollegen kommen zwar von oben und unten mit den Mäharmen hin, aber nicht überall“, erklärt der 45-Jährige. Genau an diesen Stellen hat dann die Mähraupe ihren großen Auftritt. Schon seit 2009 setzt man im Schwabenland auf funkferngesteuerte Mähtechnik. Der Deltrak ist inzwischen bereits das zweite Irus-Modell, das in der Straßenmeisterei Krumbach zum Einsatz kommt. Fein säuberlich zerkleinert der angebaute Schlegelmulcher das hohe Gras. Die darin befindlichen Y-Messer seien nicht nur sehr beweglich, sie würden zudem einen sehr hohen Schutz vor Steinschlag bieten – ein Aspekt, der vor allem bei Arbeiten entlang von Straßen von großer Bedeutung ist. Der Hang an der B10 gehört zu den Flächen im Aufgabengebiet der Straßenmeisterei, die nur einmal im Jahr gemäht werden. „Der Irus kommt deshalb auch gerade im Juli und August vermehrt zum Einsatz, weil dann genau diese Flächen mit Mähen an der Reihe sind“, sagt Vill.

Die Mähraupe „frisst“ sich immer weiter durch das Gras, bis sie schließlich oben an der Leitplanke angekommen ist. Das hier der Hang eine Neigung von beinahe 45 Grad aufweist, sieht man der Maschine nicht an. Je nach Bodenbeschaffenheit sind sogar 50 Grad möglich. Und auch wenn die gut 1.000 kg schwere Maschine sehr Respekt einflößend wirkt, so erinnert einen die Bedienung doch jedes Mal wieder an die der ferngesteuerten Autos aus Kindertagen. „Das ist eine ganz einfache Technik, die man schnell lernt“, sagt Vill. In der Regel in rund einer Woche. Allerdings sei es ratsam, zunächst in der Ebene mit der Maschine zu üben, bevor man sich mit ihr an einen Steilhang wagt. Nach der Wiesenfläche wird der Schwierigkeitsgrad für den Deltrak noch einmal erhöht: Gleich daneben grenzt ein Areal, das hauptsächlich aus dickerem Gestrüpp besteht. Immer wieder muss Vill die Mähraupe kurz stoppen und den Mulcher anheben, damit die Maschine das zerkleinerte Grün „ausspucken“ kann. Danach geht es weiter. Wichtig sei beim Arbeiten mit der 40-PS-starken Raupe vor allem auch, auf die Geräusche der Maschine zu hören. Dadurch ließe sich sofort erkennen, ob die Mähraupe gut durch das Dickicht kommt oder ihr ein Anheben des Anbaugerätes die Arbeit erleichtern würde.

Knapp 460 Kilometer an Straßen werden betreut

Mit gut 8 km/h zieht der Irus auch auf der zweiten zu bearbeitenden Fläche seine Bahnen. Damit fertig, geht es für die Mähraupe wieder zurück in den Anhänger. Dort verstaut sie Vill sicher für den Transport, bevor er sich weiter auf den Weg zum nächsten Einsatzort macht. Schließlich hat die Straßenmeisterei Krumbach gemeinsam mit der Straßenmeisterei Neu-Ulm, mit der eine Kooperation besteht, insgesamt fast 460 km an Straßen zu betreuen – sowohl Kreis- als auch Staats- und Bundesstraßen. Gerade jetzt im Sommer gibt es für die 36 Straßenwärter in puncto Grünflächenpflege hier alle Hände voll zu tun. Das weiß auch Steffen Sauter, der schon seit fünf Uhr in der Früh mit seinem Fendt 718 Vario zum Mähen unterwegs ist. Der 46-Jährige ist bereits seit 22 Jahren als Straßenwärter tätig. Angestellt ist er allerdings beim Landkreis, da sich die Straßenmeistereien auch um die Kreisstraßen in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg kümmern. Mit dem 46-Jährigen und seinem Schlepper geht es weiter in den Neu-Ulmer Ortsteil Steinheim. Von dort aus müssen die Grünflächen entlang der Kreisstraße NU6 bis zur nächstgelegenen Ortschaft Remmeltshofen auf Vordermann gebracht werden. 

Am Ortsschild von Steinheim angekommen, macht Sauter die Ausrüstung seines Fendts wieder flott, die während der Fahrt sicher fixiert war. Zunächst wird die Achse des Schleppers heruntergefahren. „Jetzt schalte ich die Achssperre ein, damit das Fahrzeug während des Mähens stabil bleibt“, erklärt der 46-Jährige. Daraufhin präsentiert der Straßenwärter stolz seine komplette technische Ausstattung: Als erstes wird der Heckausleger mit einem Schlegelmulcher, ein Kombinationsbau von Mulag und der Gödde Maschinenbau GmbH, herabgesetzt. Bis zu sieben Meter lässt sich der Arm ausfahren. Parallel dazu wird der Frontauslegerarm von Mulag, ebenfalls mit einem Schlegelmulcher bestückt, in Position gebracht. Als dritten Arbeitsschritt entriegelt er den Leitpfostenmäher, der ebenfalls am Frontauslegerarm angebracht ist. Daraufhin setzen sich die 180 PS in Bewegung. „So eine Strecke von 3,5 Kilometer, wie diese jetzt, mache ich an einem Tag komplett fertig und schaffe zudem noch weitere“, erklärt Sauter. Mit nicht ganz 10 km/h lenkt der Straßenwärter sein Gefährt, während er mit der rechten Hand über einen Joystick die zwei Auslegerarme samt Arbeitsgeräte bedient.

Akkurat gemähte Grünstreifen

Kurz vor dem ersten Leitpfosten setzt er den Mulag-Leitpfostenmäher herab, der prompt um den „Pinguin“ herumfährt und auch die anliegenden Grashalme entfernt. Leider beweist nicht jeder der Leitpfosten eine gewisse Standfestigkeit. Immer mal wieder fällt einer von ihnen beim Ausmähen um. „Kein Problem“, meint Sauter lachend, hält an, steigt aus und öffnet am Heck des Fendt-Traktors sein Geheimfach. In der Box befinden sich wichtige Utensilien wie Öle und Fette, eine kleine Stihl-Motorsäge, aber auch Werkzeug. Der Straßenwärter nimmt einen großen Schraubenschlüssel heraus und klopft damit den Leitpfosten wieder in den Boden. Und weiter geht’s: Der Fendt setzt sich wieder in Bewegung und mäht von einem Leitpfosten zum nächsten das Gras an der Fahrbahn. Immer wieder betätigt Sauter den Joystick, um den Leitpfostenmäher rechtzeitig in Position zu bringen und den Heckmulcher so nach zu justieren, dass zwei akkurat gemähte Bahnen entstehen. „Es hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert“, berichtet Sauter, „dann hatte ich die Technik drauf.“ Seit vier Jahren ist er nun schon mit dem Fendt unterwegs – und sehr begeistert. „Mit der Ausstattung bin ich sehr zufrieden“, lobt der 46-Jährige. Und vor allem bei heißen Temperaturen, wie an diesem Tag, sei der Schlepper ein sehr angenehmer Arbeitsplatz. Dank der langen Schnauze des Traktors, in dem sich der Motor befindet, könne die Wärme gut nach vorne entweichen. So werde mit der Klimaanlage eine angenehme Kühle im Fahrerhaus erreicht.

Rund 15 bis 20 km an Strecke schafft der Straßenwärter pro Tag. „Sind auf der Strecke viele Leitpfosten oder Schilder, dauert die Arbeit natürlich immer etwas länger“, weiß Sauter. Besonders die Ausstattung mit nur einem Joystick sieht der 46-Jährige als enorme Arbeitserleichterung. „Anfangs gab es für alles ein separates Bediengerät, also zwei Joysticks. Daraufhin haben wir Mitarbeiter uns gefragt, ob es nicht auch mit nur einem geht“, erinnert sich Sauter. Hier konnte dann das Unternehmen Mulag weiterhelfen. Ein kleines Problem gab es anfänglich nur mit dem Heckmäher, da dieses Gerät nicht direkt von Mulag stammt. Aber auch diese Hürde nahm die Straßenmeisterei. Seither bedient Sauter mit nur einem Joystick die zwei Auslegerarme.       

Andauernde Hitze verlangsamt Vegetation

Die heißen und trockenen Temperaturen der vergangenen Tage spiegeln sich auch bei den Mäharbeiten wieder – es staubt die ganze Zeit extrem. Damit das abgemulchte Gras allerdings nicht auf der Fahrbahn liegen bleibt, wo es sonst wieder von der Straßenreinigung entfernt werden müsste, ist unten am Heck des Schleppers ein Gebläse angebracht, das das ganze Mähgut von der Straße bläst. „Gewöhnlich beginnen wir Anfang Mai mit den ersten Mäharbeiten“, berichtet Sauter. Während er und seine Kollegen im vergangenen Jahr kaum mit den Grünflächenarbeiten hinterher kamen, weil es schnell warm wurde, dann regnete und daraufhin die Vegetation explodierte, hält sich der Graswuchs derzeit, aufgrund der andauernden Hitze, im Rahmen. Sauter passiert ein kleines Waldstück. Direkt am Leitpfosten liegen einige aufeinandergestapelte Holzstämme. Der 46-Jährige justiert den Heckmäher nach oben, damit dieser nicht an den Stämmen hängen bleibt und setzt ihn ein kleines Stück weiter wieder ab. Nur einige Minuten später erreichen wir Remmeltshofen, wo Sauter den Fendt wendet und dann die gegenüberliegende Seite in Angriff nimmt.

Gleichmäßig mäht der 46-Jährige auch hier die Grünfläche. Ab und an wird er von einem Auto überholt. Probleme mit anderen Verkehrsteilnehmer gebe es hier auf der Kreisstraße kaum. „Aber auf der B10 kommt es schon öfters mal vor, dass man angehupt wird“, sagt Sauter und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich winke dann einfach immer zurück und lächle.“ Ein Unfall sei zum Glück bislang noch nicht passiert. Die Fahrt zurück nach Steinheim ist für Sauter dann nur noch reine Routine. Dort angekommen, werden die Auslegerarme wieder in ihre Position gebracht und fixiert. In rund sechs Wochen steht die 3,5 km lange Strecke der Kreisstraße NU6 das nächste Mal auf seinem Routenplan. Und in einigen Wochen wird Sauter seine Mähausrüstung dann wieder gegen Schneeschild und Streuer austauschen.     

Fakten zur Straßenmeisterei Krumbach/Neu-Ulm

Leitung der Straßenmeisterei: Gerhard Bäuerlein; Stellvertreter: Lutz Hildebrandt (beide Straßenmeister)

Anzahl der Mitarbeiter: 40; 36 Straßenwärter, 2 Azubis und 2 Verwaltungskräfte

Aufgabenbereich: Winterdienst, Grünflächen- und Gehölzpflege, Kontrolle des Streckennetzes (Fahrbahn, Straßenausstattung) sowie Erhaltungsarbeiten am Straßenkörper (Fräsen von schadhaften Asphaltflächen, Einbau von Asphalt im Heißeinbau, Befestigung der Bankette mittels Betonrasengittersteinen)  

Ausstattung des Fuhrparks: 3 Dreiachs-LKW, 2 Unimog U530, 1 Fendt, 16 Kombis, 18 Streumaschinen, 18 Pflüge, 4 Radlader, 1 handgeführter sowie 1 funkferngesteuerter Mäher von Irus

Verantwortungsbereich: 65 km Bundesstraßen, 224 km Staatsstraßen, 104 km Kreisstraßen (Landkreis Neu-Ulm) sowie 66 km Kreisstraßen (Landkreis Günzburg)

Text/Bilder: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de


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