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Interview-Reihe 2018: Enorme Flächenleistung an den Straßen mit der Mähgerätetechnik von MULAG

In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen seinen 65. Geburtstag. Das derzeitige Produktportfolio umfasst über 20 Auslegerarme sowie über 30 Arbeitsgeräte. Straßen- und Autobahnmeistereien setzen bei ihren Arbeiten besonders gerne auf den Triomäher.

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Ob Weltkonzern oder mittelständisches Unternehmen – es ist gerade die Vielfalt an Herstellern von kommunalen Maschinen und Geräten, die den Markt für die Nutzer so interessant macht. Doch welche Erfolgsgeschichte steckt eigentlich hinter dem Unternehmen? Wo nehmen sie ihre Ideen und Inspirationen her? Und auf welche Produkte können sich unsere Leser in Zukunft freuen? In unserer Interview-Reihe 2018 stellen wir Ihnen dazu in regelmäßigen Abständen die unterschiedlichsten Betriebe vor. „Motor-Universal-Lasten-Arbeitsgeräte“ – so lautete die Bezeichnung der ersten landwirtschaftlichen Fahrzeuge des badischen Unternehmens, das nach deren Kurzform MULAG benannt ist. Heute ist es mit seinen Auslegerarmen samt Arbeitsgeräten besonders im Bereich der Straßenunterhaltung kaum noch vom Markt wegzudenken. Im Interview verrät Marketingleiter Oliver S.R. Kesy (47), welche neuen Anforderungen an die Produkte gestellt werden, warum der Triomäher besonders bei Autobahn- sowie Straßenmeistereien eine starke Nachfrage erfährt und wieso Platzprobleme in asiatischen Ländern für MULAG ein Gewinn sind.

Herr Kesy, welche Schritte waren nötig, damit MULAG heuer sein 65-jähriges Bestehen feiern kann?

1953 hat das Unternehmen mit dreirädrigen Fahrzeugen für den landwirtschaftlichen Bereich angefangen, später kamen vierrädrige mit verschiedenen Anbauten unter anderem zum Mähen dazu. Das waren aber natürlich bei weitem noch keine Straßenunterhaltungsgeräte. Anfang der 60er Jahre gab es dann einen Umbruch: Die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen schwand, weil es jetzt auch Traktoren und andere stärkere Maschinen auf dem Markt gab. In dieser Phase hat sich MULAG schließlich auf Industriefahrzeuge wie Kanalreinigungsfahrzeuge, Schwerlasttransporter für den Hafen oder allradgetriebene Vierradfahrzeuge für spezielle Einsatzgebiete auf Baustellen spezialisiert. Diese Industrieanwendungen wurden dann teilweise schon mit anderen Trägerfahrzeugen realisiert, für die man eigene Aufbauten konstruierte. Gleichzeitig ist es Mitte der 60er Jahre zur Entwicklung des ersten Flughafenvorfeldfahrzeugs gekommen, einem Förderbandwagen. Dieser hat den Geschäftsbereich der Flughafenfahrzeuge begründet, der bis heute das zweite Standbein von MULAG ist. Parallel dazu wurde mit dem ersten Grabenbagger ein Produkt entwickelt, das in der Lage war, entlang der Straße seitlich die Abwassergräben auszuheben.

Und wann fasste MULAG im Straßenunterhaltungsbereich Fuß?

Das war Anfang der 70er Jahre. MULAG hat den Geschäftsbereich der Flughafenfahrzeuge ausgebaut und kam 1971/72 dann zur Straßenunterhaltung. Das erste Produkt, das einsatzfähig unterwegs war, war ein absaugendes Heckmähgerät, aufgebaut auf einem Unimog – der Start einer jahrzehntelangen Partnerschaft. MULAG wurde 2015 auch einer der ersten Unimog-Expert-Partner. Gleichzeitig hatte das Unternehmen Ende der 70er Jahre eine Mähraupe im Programm, die ebenfalls komplett selbst entwickelt wurde. Sie sollte die Mäh- und Straßenunterhaltungsprodukte im Bereich der extremen Anwendungen ergänzen. Aufgrund sinkender Nachfrage und verschiedener Auflagen von außen, wurde die Produktion der Mähraupe 2017 eingestellt. Dafür kam ab Mitte der 80er Jahre ein Frontausleger dazu und MULAG hat zusätzlich die Palette an Trägerfahrzeugen ausgeweitet. Parallel zum Aufbau auf Unimog wurden nun auch Traktoren genutzt. Zur Jahrtausendwende schuf das Unternehmen das Kombinationsmähgerät MKM 700 – ein Frontausleger mit einem Randstreifenmähgerät. Dieses Produkt hat die Maximalausstattung begründet, die bis heute bei uns erhältlich ist: der Triomäher. Dieser ergibt sich aus dem Heckausleger MHU 800 zusammen mit dem Kombinationsgerät MKM 700. Die Mähleistung für große Flächen ist hier enorm, da mit zwei Bedienern gleichzeitig drei Mähstreifen bearbeitet werden können. Gerade für den Einsatz an Autobahnen und stark befahrenen Bundesstraßen, wo die Verkehrsbehinderung relativ kurzgehalten werden sollte, wird stark auf die Mehrfachmähausleger gesetzt.

Aber nicht nur die Ausleger, sondern auch die Anbaugeräte sind hier erwähnenswert?

Im Laufe der Jahre sind zusätzlich zu den Auslegern natürlich auch Arbeitsgeräte entstanden, die verschiedene Aufgaben erledigen. Denn der Ausleger an sich ist erstmal nur ein hydraulischer Arm. Daran können beispielsweise verschiedene Mähköpfe, ein Buschhackerrotorkopf, der grobes Gehölz hackt und schneidet, oder ein Freischneidgerät mit Sägen angebaut werden. Genauso gut kann aber auch ein Waschgerät angebaut werden, um Schilder, Leitpfosten oder Tunnel zu waschen. Mit anderen Worten: Die Auslegertechnik an sich wird durch diese vielen Arbeitsgeräte entsprechend vielseitig. Bei MULAG gibt es über 30 verschiedene Arbeitsgeräte aus den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten, die man an die Ausleger anbauen kann. Zudem haben wir heute ein Produktportfolio von über 20 verschiedenen Auslegertypen. Das liegt aber nicht daran, dass jeder Ausleger eine völlig andere Funktion hat, sondern an den unterschiedlichen Trägerfahrzeugen der Kunden, die hinsichtlich Lastaufnahme und Leistung sehr verschieden sein können. Eine wichtige Rolle spielt außerdem, wie der Kunde arbeiten will, beispielsweise mit einem oder zwei Bedienern, und welche Arbeitseinsätze er vorhat. Der eine will nur Tunnelwaschen, der andere will nur Mähen, der Dritte will in Kombination auch noch Streuen. Letzteres bedeutet, dass man im Frontbereich einen Mähausleger bereithält und im Heckbereich von einem weiteren Anbieter noch einen Streuer aufbaut, damit eine Zweifachnutzung des Fahrzeugs möglich ist. Das ist vor allem in den Übergangszeiten eine interessante Anwendung.          

Welche Bedeutung hat für MULAG und seine Produkte der Kommunalbereich?

Viele Jahre lang kamen über 50 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäftsbereich der Straßenunterhaltungsgeräte. Kommunal ist nach wie vor ein wichtiges Standbein für MULAG, auch wenn der Flughafenbereich derzeit aufholt.

Was hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich der Straßenunterhaltung bei MULAG getan?

In den letzten Jahren haben bei uns die Straßenunterhaltungsgeräte, die für den Einsatz im Tunnelwaschbereich gedacht sind, eine starke Nachfrage erfahren. Also Produkte wie unser Frontausleger MFK 500-T oder auch die Tunnelwaschlösung für LKW, TWG 600-L. Sie werden jeweils für unterschiedliche Trägerfahrzeuge angeboten. Jedes unserer Produkte unterzieht sich zudem einer regelmäßigen Aktualisierung. Manchmal entstehen dabei auch wieder neue Produkte, so wie derzeit die neu aktualisierte Frontauslegerkombination MKF 600. Parallel dazu ist mit der m|control auch eine neue Gerätesteuerung entstanden, mit der zwei Ausleger von einem Bediener mit einem Bedienteil gesteuert werden können, während er dabei noch das Fahrzeug fährt. Mit diesem Steuerungssystem haben wir die Grundlage geschaffen, um auch in den nächsten Jahren interessante Straßenunterhaltungsprodukte auf den Markt zu bringen.   

Und welches Ihrer zahlreichen Produkte ist bislang der „Verkaufsschlager“?

Wenn man die Verkaufszahlen betrachtet, ist es das Kombinations-Mähgerät MKM 700. Das ist bis heute ein starker Verkaufsmagnet, weil es einfach sehr vielseitig und sehr effizient ist. Damit können beispielsweise zwei Grünstreifen im Sicherheitsbereich auf einmal gemäht werden – und das im Ein-Mann-Betrieb. Das ist wichtig, da sich in den letzten Jahren herauskristallisiert hat, dass der Kostenfaktor Personal immer mehr eingespart wird.

Welche neuen Ansprüche stellen Kunden sonst noch an MULAG-Produkte?

Im Laufe der Jahre haben sich natürlich auch die technischen Rahmenbedingungen geändert, was die Sicherheit im Straßenverkehr betrifft. Dasselbe gilt auch für die Arbeitssicherheit des Bedieners. Auch hier gibt es stärkere Auflagen. Zwar bestand schon immer der Wunsch nach hoher Zuverlässigkeit der Geräte, aber jetzt, wo man mit weniger Personal und Budget für die Straßenunterhaltung auskommen muss, ist dieser noch stärker geworden. Außerdem werden immer öfter Produkte angefragt, mit denen man variabel mehrere Aufgaben erledigen kann. Oftmals müssen die Geräte heutzutage auch längere Betriebszeiten pro Jahr leisten, sollen aber trotzdem weiterhin extrem robust, zuverlässig und langlebig sein. Was bei MULAG ja auch der Fall ist. Bei uns wird schon in der Entwicklung intensiv darauf geachtet. Das führt aber auch dazu, dass wir nicht jedes Jahr eine tolle Neuheit herausbringen, sondern auch mal ein, zwei Jahre länger warten, weil wir im Vorfeld durch Tests die Qualität unserer Produkte absichern wollen. Denn dieser Qualitätsstandard ist ein Auszeichnungsmerkmal unserer Produkte. Wir sind nun mal kein Hersteller, der im Discount-Bereich tätig ist – das geht allein schon von der Kostenstruktur in Deutschland her gar nicht. Außerdem haben wir schon immer den Anspruch auf Innovationsführerschaft.

Ist es das, was die Produkte von MULAG auszeichnet?

Zum einen zeichnet uns ganz klar der hohe Qualitätsstandard und die langlebige Zuverlässigkeit unserer Produkte aus. Zum anderen legen wir großen Wert auf eine gute Betreuung während der gesamten Lebensdauer unseres Produkts. Hier ist uns wichtig, dass wir für den Kunden verfügbar sind, Ersatzteile entsprechend vorrätig halten und bequeme Bestellmöglichkeiten anbieten z.B. über einen 24-Stunden-Onlineshop mit Verfügbarkeitsdarstellung. Wir haben über 18.000 Ersatzteile im Lager vorrätig. Wichtig sind für uns aber auch maßgeschneiderte Lösungen, denn Kundenanforderungen können mitunter sehr spezifisch sein. Natürlich haben wir daneben auch verschiedene Standardlösungen aus unserem Baukasten.

Wo nehmen Sie eigentlich Ihre Ideen für Neuentwicklungen her?

Die Hauptimpulse kommen aus Kundengesprächen. Wenn hier etwas angesprochen wird und interessant klingt, dann arbeitet MULAG an der Entwicklung einer Lösung. So ist beispielsweise auch unser Leitpfostenausmähgerät entstanden, das direkt im Nahbereich um die Pfosten herum ausmäht, wofür früher viel Handarbeit nötig war. Ein zweiter Faktor ist die Verfügbarkeit neuer Technologien, die dann plötzlich eine Lösung für ein bisher gescheitertes technisches Problem möglich machen.        

Welche Kundengruppen nutzen Ihre Produkte?

Autobahn- und Straßenmeistereien haben im deutschsprachigen Raum den größten Anteil. Dann kommen Bauhöfe, Kommunen und natürlich auch Lohnunternehmer sowie andere Dienstleister.

Welche Produktgruppe innerhalb des Bereichs Straßenunterhaltung ist die umsatzstärkste?

Die umsatzstärkste Gruppe ist die der Mähanwendungen. Den geringsten Anteil hat mittlerweile die Wasserwirtschaft, d.h. das Pflegen von Böschungen entlang von Wasserwegen.

Wo auf der Welt kommen Ihre Produkte für die Straßenunterhaltung überall zum Einsatz?

Es ist in der Tat so, dass MULAG schon früh in den 50ern im Export tätig war. Denn in der Nachkriegszeit gab es einen wahnsinnigen Bedarf an diesen kleinen günstigen landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Und das nicht nur hier in der Gegend, sondern in ganz Europa. Zum Beispiel hat man sie sogar nach Griechenland verkauft. Zusammen mit den Flughafenfahrzeugen ist dann auch der außereuropäische Raum dazu gekommen. Gerade im Bereich der Straßenunterhaltungsgeräte sind wir ebenfalls mittlerweile in vielen Ländern weltweit zu Gange. Unser Hauptabsatzgebiet für Straßenunterhaltungsgeräte ist zwar nach wie vor der deutschsprachige Raum, sprich Deutschland, Österreich, die Schweiz sowie angrenzende Länder wie Frankreich. Zusätzlich gibt es aber auch einen größeren Exportanteil in Länder außerhalb von Europa, wie den amerikanischen Markt, der sich derzeit gut entwickelt. An die Westküste nach Kalifornien sind gerade wieder Fahrzeuge ausgeliefert worden, die am Highway die entsprechenden Schnitt- und Mäharbeiten vornehmen. Wo auch sehr viel passiert, ist im osteuropäischen und im asiatischen Raum. Wir haben z.B. Tunnelwaschfahrzeuge in Singapur, Peking, Dubai, Doha und in anderen asiatischen Städten laufen, da dort viele Straßen unter die Erde verlegt werden, weil sie den bebaubaren Platz anderweitig benötigen.

An welcher Technologie forscht MULAG derzeit? Darf man schon etwas verraten?

Das ist ganz schwierig. Schließlich arbeiten wir in einem Nischenmarkt, mit einer überschaubaren Anzahl an Wettbewerbern, die auch alle an Innovationen interessiert sind. Dazu sind wir in einem Bereich tätig, wo die Ideen nicht ständig auf der Straße liegen. Was ich aber sagen kann ist, dass wir in der Straßenunterhaltungstechnik intensiv an verschiedenen neuen Projekten dran sind. Was man allerdings auch sehen muss ist, dass eine Produktaktualisierung ebenfalls viel Arbeit und Aufwand kostet, um am Ende dem Kunden wieder mehr Effizienz zu bringen. Wir werden nach der IFAT auch auf der diesjährigen GaLaBau einen Überblick unserer innovativen Produktpalette präsentieren.

Fakten zu Mulag:

- Anzahl der Mitarbeiter: über 310 Festangestellte (davon 10 Prozent Auszubildende)
- Geschäftsführer: Werner Wössner, Holger Wössner, Uwe Meißner
- Sitz: 1. Standort Oppenau-Löcherberg, 2. Standort Bad Peterstal
- Gründungsjahr: 1953
- Produktionsfläche: knapp 10.000 Quadratmeter (reine Hallenfläche), 40.000 Quadratmeter Grundstücksfläche

Interview: JG – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: MULAG


 

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