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Bauhof Löwenstein: Vom „Freibadkiller“ zum Dienstleister am Bürger

Bauhof-Leiter Michael von Hanxleden hat zusammen mit seinem Team in Löwenstein ein echtes Vorzeigeobjekt realisiert.

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Von: Michael Loskarn

Gut Ding will Weile haben. Schlappe 14 Jahre umfasst die Planungsphase, bis der neue Bauhof in Löwenstein im Oktober 2017 eröffnet wird. Allein, was sich der Öffentlichkeit des im nördlichen Teil des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald gelegenen 3.400-Seelen-Bergstädtchens vor gut drei Jahren beim Tag der offenen Tür präsentiert, ist zum Vorzeigeobjekt in Sachen Bauhofarealen geraten. Ab und an ist eben „Fluch auch Segen“, wie es Bauhofleiter Michael von Hanxleden süffisant auf den Punkt bringt. „Wir haben jede Steckdose selbst geplant, Wanddurchbrüche und Kernlochbohrungen selbst erledigt, alles ist funktionell ausgerüstet.“

Doch, eins nach dem anderen: Wer durch den nordwestlich gelegenen „Lieferanteneingang“ das rund 3.200 m2 große Areal betritt, staunt Bauklötze: Ein äußerst einladendes Steingarten-Refugium mit Hütte, Grillplatz sowie Pizzaofen erstreckt sich am Hang. Verdutzt fragt sich der geneigte Betrachter: Gehört diese grüne Oase der Geselligkeit zu einer oberhalb versteckt gelegenen mediterranen Villa oder etwa doch zum Bauhof? Sie gehört zum Bauhof, klärt später der 58-Jährige von Hanxleden auf – alles in Eigenregie und an den Wochenenden von den Mitarbeitern erstellt, ohne Kosten zu generieren. Modern, großzügig und aufgeräumt wirkt die 2.000 m2 umfassende Außenfläche mit Schüttgutboxen, Salzsilos, Hochregallager, Containerstellflächen, Mitarbeiterparkplätzen und Waschplatte. In drei Bereiche sind die 6.000 m3 umbauter Raum aufgegliedert: in eine Kalthalle für die Fahrzeuge Maschinen und Geräte mit Zwischenbühne, Magazin sowie Hochregalen; in einen Werkstattbereich, mit Regalen, Gefahrgutraum und Büro des Bauhofleiters sowie in den Sozialraum-Trakt mit Umkleideräumen (m/w), Toiletten, Lager-, Putz- und Trockenraum, Schulungs- und Sozialraum samt Büro des Hausmeisters der öffentlichen Gebäude.

Die Fahrzeughalle sowie der Werkstattbereich wurden in Stahlbauweise mit Sandwichelementen erstellt. In der Fahrzeughalle sorgt ein bei Bedarf regulierbarer Luftheizer für frostfreie Temperaturen (7 bis 9 Grad). Angenehme 15 Grad spendet die Fußbodenheizung im Werkstattbereich. Außerdem kommt dort ein Warmluftofen zum Einsatz, der mit Bach- und Restholz temporär betrieben werden kann. Hingegen als wärmegedämmter Massivbau wurde der Sozialbereich erbaut. Da es sich um dieselbe Bodenplatte wie im Werkstattbereich handelt, verrichtet auch hier eine Fußbodenheizung ihre Dienste. „Als Heizungsanlage wurde eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe verbaut. Hier war der nahegelegene 100-m³-Wasserspeicher (Gieß- und Brauchwasser für die Landwirtschaft) das Argument. Das warme Wasser wird elektrisch erzeugt. Im ersten Betriebsjahr wurde 1 kW Strom in 8,4 kW Wärme umgewandelt. Die maximale Laufzeit der Pumpe betrug 70 Stunden pro Woche“, klärt der Vater von vier Kindern auf. Ausschließlich in LED-Technik ist die Beleuchtung ausgeführt.

Übergaberaum im Untergeschoss

Aber dem nicht genug: „Telefonanlage und Internet-Verkabelungen wurden zeitgemäß vorgesehen – inklusive möglichem Kapazitätsausbau, falls nötig.“ Für Schalter, Steckdosen und Rollos wurde ein Bus-System eingerichtet. Über ihre Smartphones sind die Mitarbeiter im Winterdienst in der Lage, die Webcam für die Hoffläche abzurufen. Das Hoftor ist über die Telefonanlage mit eigener Rufnummer gesteuert, sodass es bei Bedarf auch außerhalb der Arbeitszeiten geöffnet werden kann. Eine Induktionsschleife im Hof öffnet das Tor für die Ausfahrt. Ebenfalls clever geplant: Im Untergeschoss wird ein Raum zur Übergabe und Anlieferung genutzt – inklusive Schließfunktion via Zahlencode. „Das war auch vor Corona schon sehr hilfreich“, sagt der Bauhofleiter. Beispielsweise holen Vereine Biergarnituren oder Absperrmaterial dort ab und lagern es nach Verwendung dort auch wieder ein – ohne dass ein Bauhofmitarbeiter davon tangiert ist.

Beim Stichwort Corona wirkt von Hanxleden nachdenklich. „Am 13. März hatten wir unsere letzte ,normale‘ Beerdigung. Da haben wir das Thema noch auf die leichte Schulter genommen.“ Doch bereits am Montag darauf – dem Tag des Lockdowns – habe sich dies schlagartig geändert. Etwa sechs Wochen lang sei der Bauhofleiter jeden Morgen um 08.00 Uhr mit Bürgermeister Klaus Schifferer, dem Kämmerer und der Leiterin des Hauptamtes zusammengesessen. Von der Regelung der Kindergarten-Notgruppen über die Beschaffung von Klopapier, den Einsatz von Desinfektionsmitteln, Absperrmaßnahmen im öffentlichen Bereich bis hin zu Luftreinigung über Klimageräte, spannte sich der Themenbogen. „Letztlich haben wir immer wieder versucht, Lösungen zu finden“, schildert der 58-Jährige. „Schließlich war es ja für alle Neuland.“ Überstunden sowie Resturlaub wurden abgebaut, aufgeschobene Arbeiten erledigt. „Das war alles gut zu handeln. Doch, was uns am meisten aufgestoßen ist, ist die Tatsache, dass die Anweisungen des Regierungspräsidiums Stuttgart meisten freitags um die Mittagszeit kamen“, so der Bauhofchef weiter. Selbstredend inklusive Erwartung der sofortigen Umsetzung. Im August habe dann die Schließung des Breitenauer Sees „große Wellen“ geschlagen. „Die Situation war außer Kontrolle geraten. Von Abstandhalten auf der Liegewiese war keine Rede mehr. Parkplätze waren überfüllt, es wurde sogar auf Verkehrsinseln geparkt. Es sah aus wie auf einer Partymeile“, erläutert von Hanxleden. Ergebnis: Bürgermeister und Bauhofmitarbeiter wurden nach dieser harten, aber notwendigen Entscheidung gar als „Arschlöcher“ bezeichnet. Eine Kostenprognose in Sachen Corona aufzumachen, wagt der Fachmann erst gar nicht: Das sei uferlos.

„Damals schwammen Karpfen im Becken, und Enten haben dort gebrütet“, erinnert sich Bauhofleiter Michael von Hanxleden.

Weniger uferlos, vielmehr sogar recht überschaubar seien die Kosten für den Neubau ausgefallen: 1,8 Millionen Euro hat sich der staatlich anerkannte Erholungsort, der ca. 20 km südöstlich von Heilbronn liegt, das Bauhof-Schmuckstückchen kosten lassen. Und das, wie gesagt nur, weil die Experten in orange – auch aufgrund geringerer Aufwendungen im Winterdienst – selbst ordentlich Hand anlegten. Apropos Hand anlegen: Bereits seit 23 Jahren ist von Hanxleden im Dienste der Stadt und somit der Bürger tätig. Eigentlich wollte er in dieser Position nicht alt werden, schließlich war der Bauhof damals auf vier Standorte verteilt. Doch es kam anders. Der GaLaBau-Meister und staatlich geprüfte Techniker wurde immer mehr zum Treiber des Bauhof-Neubaus. Als sich der Gemeinderat für die Schließung des in die Jahre gekommenen Mineral-Schwimmbads entschieden hatte, um dort den neuen Bauhof zu bauen, stand für die Öffentlichkeit fest: Der gebürtige Nordhesse ist der „Freibadkiller“. „Damals schwammen Karpfen im Becken, und Enten haben dort gebrütet“, erinnert sich der Bauhofleiter. Kritisch beäugten die Bürger das Projekt während der rund zweijährigen Bauphase. „Warum muss das so groß werden, wurde immer wieder aufs Neue gefragt. Zur Einweihung organisierten wir dann einen Tag der offenen Tür – 1.500 Bürger kamen. Und alle waren sich einig: Das ist gut geworden.“ So gut, dass von Hanxleden immer mal wieder Kollegen über das Areal führt, die selbst vor einem Neubau stehen. Denn, gut Ding will Weile haben.


Fakten zum Bauhof Löwenstein:

Leitung: Michael von Hanxleden

Anzahl der Mitarbeiter: 7; eine Gärtnerin, ein Forstwirt, ein Gerüstbauer, ein Schreiner, ein Stuckateur sowie ein Zimmermann

Aufgabenbereich des Bauhofs: Unterhaltung der gemeindlichen Einrichtungen und Gebäude (23 inkl. Burg); Straßen- und Wegeunterhaltung; Feldwegunterhaltung; Unterhaltung von Gräben sowie Entwässerungsanlagen; Winterdienst / Streugutbehälter; Unterhaltung der Grünanlagen; Veranstaltung / Märkte; Unterhaltung der drei Friedhöfe, einschließlich der Durchführung von Beerdigungen; Stadtreinigung; Abfallbeseitigung (Mülleimer / wilde Ablagerungen); Gewässerunterhaltung; Wasserversorgung (Rohrbrüche, Unterhalt Leitungsnetz); Kanalunterhaltung, ca. 37 Kilometer; Spielplatzunterhaltung; Unterhaltung der Straßenbeleuchtung (713 Leuchten); Blumenschmuck; Wanderwege- und Ruhebänke bzw. Sitzgelegenheiten (ca. 120 Stck); Sportplatzunterhaltung; Sprudellieferung für öffentliche Einrichtungen sowie „Sonderaufgaben“ wie bspw. entlaufene Tiere einfangen, ökologische Ausgleichsmaßnahmen (Zauneidechsen / Steinkrebse) tätigen oder die Fledermauspopulation zählen

Ausstattung des Fuhr- und Geräteparks: 1 VW Bus geschlossen; 1 Ford Transit, Pritsche lang; 1 Fiat Doblo, „Work-up“, Pritsche; 1 VW Transporter, Doka Allrad; 1 Fiat Ducato, ehem. Feuerwehrauto; 1 Lkw MAN 137, 621 mit Streuer und Pflug; 1 Kommunalschlepper Rigi-Trac inkl. Streuer sowie Schneepflug; 1 Kommunalschlepper Deutz (Mulcher Frontlader); 1 Weidemann Radlader, Mäher, Mulcher, Kistendrehgerät, Kehrmaschine und Winterdienstausstattung; 1 JCB-Minibagger 5,0 Tonnen; 1 Tieflader 3-Seitenkipper , 10,7 Tonnen; 1 landwirtschaftlicher Anhänger, 6,0 Tonnen; 1 Autoanhänger einachsig, 1,3 Tonnen; 1 Autoanhänger Tandem, Kipper 2,5 Tonnen sowie diverse Anbaugeräte

Verantwortungsbereich: circa 50 km Straßennetz, etwa 73 km Feldwege

Bauhof-Standort: Obermühle 2, 74245 Löwenstein

Größe der zu betreuenden Fläche: circa 23,5 Quadratkilometer, davon rund 1.400 Hektar Wald, davon etwa 24 Prozent im Besitz der Stadt Löwenstein (wird durch die Landes Forstverwaltung Baden-Württemberg betreut)

Bilder: Michael Loskarn; Bauhof Löwenstein

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