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Langjährige Erfahrung – Strategie gegen Eichenprozessionsspinner

Die Stadtgärtnerei ist in den kommunalen Servicebetrieben des fränkischen Zirndorf verantwortlich für die Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner. Durch eine auch über die Stadtgrenzen hinaus abgestimmte Strategie kann man den Raupen inzwischen gelassen entgegentreten. Neben der klassischen Gärtnerei und Grünflächenpflege sind die Tätigkeitsfelder mit Baumpflege, Winterdienst sowie professioneller Forstarbeit sehr vielfältig.

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Von: Tobias Meyer

Der Eichenprozessionsspinner ist bundesweit auf dem Vormarsch, immer mehr Kommunen müssen sich mit den Raupen des Nachtfalters auseinandersetzen. Im fränkischen Zirndorf ist er bereits seit langem bekannt: „Wir haben schon mindestens zehn Jahre Erfahrung und daher inzwischen eine ganz gute Strategie“, sagt Ralf Klein, Leiter der Stadtgärtnerei, die in Zirndorf diesen Bereich betreut. Wenn die Bäume im Sommer mit Nestern befallen und die Raupen frühmorgens in langen Reihen hintereinander vom Fressen heimkehren – daher der Name – ist es seiner Ansicht nach eigentlich bereits zu spät, die Maßnahmen müssen viel früher getroffen werden. Denn gefährlich werden die Tierchen erst in einem späten Stadium, dann bilden sie die berüchtigten Brennhaare aus. Vorher sind sie ungefährlich. Daher beginnt man in der fränkischen Region ca. 10 km westlich von Nürnberg bereits Anfang Mai damit, die betroffenen Bäume mit biologischen Insektiziden zu behandeln. Diese basieren auf dem Bacillus thuringiensis, der für Pflanzen, Wirbeltiere und Menschen wirkungslos ist und komplett abgebaut werden kann. Erste Versuche mit Nematoden werden inzwischen ebenfalls gefahren. Für die Einsatzplanung hat man eine eigene kleine Datenbank der betroffenen Bäume angelegt und kann so genau regeln, wo der jährliche Einsatz notwendig ist. Die zu zu besprühenden Bäume werden während der Maßnahme für Passanten abgesperrt, was aber lediglich der Sicherheit vor herabfallenden Ästen dient. Denn die an Trägerfahrzeugen angebaute Sprühturbine hat ordentlich Dampf und kann den einen oder anderen Totast lösen. Sobald die Bäume abgetropft sind, wird der Bereich wieder freigegeben.

„Inzwischen sind dafür mehrere Dienstleister im Einsatz, da ja alle Kommunen quasi gleichzeitig starten wollen und der Bedarf daher in kurzer Zeit sehr hoch ist“, erklärt Klein.

Im Landkreis und auch darüber hinaus stimmt er sich mit Kollegen über die „Baumgruppe Franken“ ab, wobei auch die untere Naturschutzbehörde mit einbezogen wird. Nicht alle Bäume müssen aber sofort besprüht werden:

„Jede Eiche an einem normalen Waldrand mit angrenzendem Acker zu behandeln, ist nicht sinnvoll. Liegt ein Garten darunter jedoch schon. Kindergärten und Spielplätze sind natürlich Pflicht“, so Klein.

Durch die strategisch geplante Sprüh-Strategie kommt es im Gemeindegebiet nur noch vereinzelt zum Befall, meist an Bäumen, die bisher noch nicht betroffen waren. Für diese Fälle steht ein moderner Sauger der höchsten Filterklasse parat, entsprechende Geräte werden unter anderen auch für Asbestsanierungen verwendet. Außerdem verfügt das Gerät über zwei Motoren, wodurch die Saugleistung auch für einen sehr langen Schlauch ausreicht. So kann der Sauger auf der Ladefläche des Transporters bleiben, der Mitarbeiter muss nur das Saugrohr mit auf die Arbeitsbühne nehmen. Natürlich sind die Spezialisten dafür mit Vollschutz ausgestattet, Klein hat dafür noch einen Tipp:

„Dazu haben wir auch elektrisch belüftete Vollvisier-Masken angeschafft. Verbindet man diese durch Klebeband mit dem Anzug, bläst der sich ein wenig auf. So entsteht ein kleiner Überdruck, wodurch einerseits das Arbeiten bei Sommerwetter angenehmer wird und zudem auch an Ärmeln und anderen kleinen Öffnungen keine Brennhaare eindringen können.“

An weniger stark frequentierten Wanderwegen lässt Klein häufig auch nur Schilder aufstellen, die vor dem Befall mit dem Eichenprozessionsspinner warnen. So weiß jeder, dass man hier vorsichtig sein sollte, besonders wenn man Allergiker ist. Langfristig ist sich Klein aber sicher, dass sich der Mensch mit den Raupen arrangieren muss: „In Italien etwa ist seit langem der ganz ähnlich problematische Kiefernprozessionsspinner aktiv. Dort unternimmt man inzwischen aber einfach überhaupt nichts mehr, man hat sich aneinander gewöhnt.“ Derzeit sei der Druck hierzulande aus der Öffentlichkeit und auch seitens der Medien aber sehr hoch, Untätigkeit wäre hier ein falsches Zeichen. Hoffnung macht Klein zudem die Natur selbst, denn inzwischen beginnt etwa die Meise damit, die Raupen für sich zu entdecken: Die Vögel können diese in ihren frühen Stadien ohne Brennhaare problemlos vertilgen. Die Aufzcht ihrer Jungen und der damit verbundene hohe Nahrungsbedarf erfolgt allerdings erst im Sommer, wenn die Raupen bereits gefährlich sein können. Doch Erkenntnisse etwa aus den Niederlanden zeigen, dass die Vögel wohl inzwischen auch gelernt haben, die älteren Tiere zu fressen. Daher sieht auch Stadtgärtner Klein die Meisen künftig als weitere Möglichkeit für die Eindämmung der Eichenprozessionsspinner. Dafür müssten in den gefährdeten Gebieten lediglich vermehrt Nistkästen aufgehängt werden, um die Vögel dort heimisch werden zu lassen. „Am Rande sei noch gesagt: Harter, langer Frost schadet den Gelegen der Nachtfalter im Winter nicht im geringsten. Lediglich ein nasses Frühjahr würde die erste Generation durch Schimmel und Fäule dezimieren“, erklärt Klein. Der Klimawandel sorgte in den letzten Jahren – und wohl auch künftig – jedoch genau für gegenteilige Wetterverhältnisse.

Neben dem Eichenprozessionsspinner hat die Stadtgärtnerei Zirndorf jedoch natürlich noch weitere interessante Aufgaben: Dazu gehört die Pflege von 40 Spielplätzen, wofür alleine zwei Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt sind, ein weiterer ist mit der Baumkontrolle beinahe komplett ausgelastet, die Pflege übernehmen zwei ausgebildete Baumkletterer. Für unter anderem vier zu betreuende Parks werden zudem die Zierpflanzen in eigenen Gewächshäusern inkl. Lehrlingsausbildung selbst produziert. Dabei lässt Klein seine Gärtner auch gerne bunt mischen, um Bienen und Schmetterlingen etwas bieten zu können: „Die Gestaltung der Beete und Grünanlagen ist natürlich mit Konzept durchdacht, soll aber mehr ein schöner Lebensraum sein und kein akkurater Schlossgarten.“


Außerdem kümmert sich sein Team um 6,5 ha Streuobstwiesen mit 1100 meist im Rahmen von Hochzeiten oder Geburten gestifteten Bäumen. Die Flächen dafür waren vormals landwirtschaftlich genutzt und wurden nun extensiv umgestaltet, meist durch abmagerndes Mähen und Absaugen des Schnittgutes, Aufschichtung von Totholz als Lebensraum sowie zusätzlich aufgestellte Bienenstöcke von lokalen Imkern. „Das gibt natürlich Pluspunkte auf das Ökokonto“, weiß Klein. Auch innerstädtisch werden so immer wieder Flächen für höhere Biodiversität optimiert, etwa indem man nur noch ein Mal pro Jahr mäht, ökologisch wertvolle Säume anlegt und die Fläche so vom Rasen zur Wiese macht. Ein weiteres großes Betätigungsfeld für die Stadtgärtnerei ist die Bewirtschaftung von 80 ha Kommunalwald. Das dort anfallende Restholz beheizt als Hackschnitzel den kompletten Betriebsstandort inkl. der Gewächshäuser. Dafür stehen auch ein Fendt-Traktor samt Seilwinde und Rückewagen parat. Ein weiterer Schlepper von John Deere darf vor allem zur Bankettpflege ran.

Als zweiter Arm der Servicebetriebe Zirndorf fungiert der Bauhof, mit dem man sich etwa den Winterdienst teilt: Die Gärtner übernehmen Geh- und Radwege, der Bauhof die Straßen.

Fuhrpark: Standard-Traktoren von John Deere und Fendt, Holder Geräteträger, Agria Einachser, 30m-LKW-Arbeitsbühne MAN, John Deere und Kubota Kleintraktoren, VW-Transporter, Anhängemähecontainer Amazone Grasshopper Smart Cut

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