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Welchen Nutzen haben ausgediente Weihnachtsbäume?

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Von: Jessica Gsell

Fangen Tanne, Fichte und Kiefer nach den Feiertagen an, ihre Nadeln abzuwerfen, werden sie entsorgt. Doch die Bäume landen nicht einfach auf dem Müll, sondern werden so gut wie immer weiterverwertet – und das in unterschiedlichster Art und Weise.

Selbst wenn Weihnachten längst schon wieder vorbei ist, so gibt es doch ein Überbleibsel der Festtage, das auch noch Wochen danach bei einigen daheim stehen bleibt: der Christbaum. Während für viele Bürger als Stichtag – um sich von der verholzten Pflanze zu trennen – der Sonntag nach Dreikönig am 6. Januar gilt, fliegt er bei anderen erst zu Lichtmess am 2. Februar aus der Wohnung. Aber wohin damit? Jede Stadt und Gemeinde hat ihre eigenen Regeln, was die Entsorgung der vertrockneten Bäume betrifft. Neben Bauhöfen, Entsorgungsbetrieben und Stadtreinigungen nehmen sich in vielen Kommunen auch Vereine dieser Aufgabe an. Doch egal wo wir nachgefragt haben, eines ist überall gleich: Die Christbäume landen nach dem Einsammeln nicht einfach auf dem Müll.

350 Tonnen an alten Weihnachtsbäumen sind in diesem Jahr in Dortmund zusammengekommen. „Geht man von 5 Kilogramm pro Baum aus, sind das umgerechnet 70.000 Weihnachtsbäume“, macht Petra Hartmann, Pressesprecherin bei der EDG Entsorgung Dortmund GmbH, deutlich. In der kreisfreien Stadt sammeln zum einen EDG-Mitarbeiter der Straßenreinigung und Müllabfuhr die ausrangierten Gewächse ein. Um noch weitere Freiwillige zu gewinnen, die mitanpacken, startet das Unternehmen zudem jedes Jahr einen Aufruf unter seinen Angestellten. Gemeinsam ziehen sie dann an einem Tag im Januar mehrere Stunden mit Müll- und Sperrmüllfahrzeugen los und sammeln die ausgedienten Weihnachtsbäume, die die Bürger dafür an den Straßenrand gelegt haben, ein. Der EDG wird aber nur da in Dortmund tätig, wo keine freiwillige Initiative sich um das Einsammeln kümmert. Die karitativen Gruppen, wie beispielsweise die Pfadfinder, ziehen mit ihren eigenen Fahrzeugen los. Die EDG stellt ihnen aber in ihren jeweiligen Einsatzgebieten Sammelcontainer mit einem Fassungsvermögen von 40 Kubikmetern zur Verfügung. Diese werden vom Unternehmen auch wieder abgeholt, wenn sie mit den alten Bäumen voll sind. Die karitativen Gruppen erhalten zudem von der EDG als Aufwandsentschädigung eine Spende. „In unserem Fall kommen die Bäume dann in eine mechanisch-biologische Aufbereitungsanlage“, berichtet Hartmann. Hier werden die ehemaligen Weihnachtsbäume zu organischem Material und Energie weiterverarbeitet. In den insgesamt 84 Sammelgebieten in Dortmund waren in diesem Jahr in 67 davon Mitglieder von 39 verschiedenen gemeinnützigen Organisationen unterwegs. Um die restlichen 17 Gebiete kümmerten sich 79 Mitarbeiter der EDG. Sollten Bürger den Termin verpassen oder ihren Weihnachtsbaum noch etwas länger behalten wollen, haben sie die Möglichkeit, die Gewächse kostenlos am EDG-Betriebshof oder an einem der insgesamt sechs Dortmunder Recyclinghöfe abzugeben.

Nur unbenutzte Weihnachtsbäume gehen an den Tierpark

In der bayerischen Landeshauptstadt führen die ausrangierten Weihnachtsbäume in den meisten Fällen ihr Dasein als Hackschnitzel weiter, berichtet Evi Thiermann, Pressesprecherin des Abfallwirtschaftsbetriebs in München (AWM). Dafür richtet das Unternehmen Sammelstellen an 19 Schulen sowie an den insgesamt 12 Wertstoffhöfen im Stadtgebiet ein. Während die alten Bäume an den Bildungsstätten nur bis zu einem bestimmten Datum abgegeben werden können, ist das an den Wertstoffhöfen immer möglich. Die verholzte Pflanze sollte dafür zerkleinert und anschließend in einem Sack verpackt werden. Wer letztendlich dann in München die ausgedienten Weihnachtsbäume weiterverwertet, wird jedes Jahr aufs Neue durch eine Ausschreibung entschieden. Das Unternehmen, das gewinnt, holt die Bäume anschließend an den eingerichteten Sammelstellen ab. Entgegen der Vermutung vieler, erhält der Tierpark Hellabrunn keine alten Weihnachtsbäume. „Die Tiere mögen lieber frische Bäume“, erklärt Thiermann. Besteht allerdings die Möglichkeit, dann rät der AWM den Bürgern dazu, die zerkleinerten Christbäume doch einfach selbst zu kompostieren. Denn aus ihnen ergibt sich eine hervorragende Komposterde, die dann im eigenen Garten weiterverwendet werden kann. Auf seiner Homepage macht der AWM noch andere Vorschläge, was die Münchener mit ihrem alten Gewächs alles anstellen können: So kann der Baum als Halterung für Meisenknödel zunächst auf der Terrasse oder dem Balkon gelagert werden. Danach zerkleinert man ihn und lockert damit entweder den eigenen Kompost auf oder schichtet die Zweige zu einem Reisighaufen, der dann Kleintieren im Garten Schutz bietet.

Eine ähnliche Verwendung der alten Weihnachtsbäume findet sich auch in Berlin: Hier werden die Gewächse ebenfalls zu Holzschnitzel – und dann zu Wärme und Strom. Dafür sollten die Bürger ihre alten Bäume allerdings nicht zerkleinert, sondern in einem Stück zur Abholung bereitstellen. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) rät zudem davon ab, den Weihnachtsbaum in eine Plastiktüte zu stecken, da sonst die Weiterverwertung erschwert wird. An jeweils zwei Sammelterminen pro Stadtteil können die Bürger ihre alten Bäume am Straßenrand ablegen. Anschließend sammeln sie die Männer der BSR mit einem Müllfahrzeug ein. Zudem können die ausgedienten Gewächse bei Mengen bis zu einem Kubikmeter auch an den insgesamt 15 Recyclinghöfen im Stadtgebiet kostenlos abgegeben werden. In die Biotonne sollte man den zerkleinerten Baum aber nicht stecken: Denn der Inhalt aus der Tonne kommt in die Biogasanlage – Stämme und Äste eignet sich aber nicht zur Vergärung. Von Montag bis Samstag sind in Berlin im Durchschnitt 100 Beschäftigte der BSR mit 50 Fahrzeugen im Einsatz, berichtet der zuständige Pressesprecher Sebastian Harnisch. Die kümmern sich Anfang des Jahres dann noch zusätzlich um die Christbaumsammlung. Jedes Jahr werden in Berlin im Durchschnitt rund 350.000 Weihnachtsbäume eingesammelt, mit Spezialmaschinen geschreddert und daraufhin in regionale Biomasse-Kraftwerke transportiert. Daraus entsteht schließlich Fernwärme und Strom. Die Energie aus den rund 350.000 Weihnachtsbäumen reicht aus, um etwa 500 Haushalte ein Jahr lang mit Wärme und Strom zu versorgen. Die vertrockneten Gewächse leisten auf diese Weise noch einen Beitrag zum Klimaschutz. Auch in Berlin werden die ausgedienten Christbäume nicht im Zoo an die Elefanten verfüttert. Dafür eignen sich nur Bäume, die nicht genutzt wurden, wie zum Beispiel die, die die bei den Tannenverkäufern übrigbleiben.

Viele Großstädte bieten mehrere Abholvarianten an

In Hessens größter Stadt setzt die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) bei den alten Weihnachtsbäumen gleich auf zwei Varianten, was das Einsammeln angeht. Zum einen wird der alte Baum im Laufe des Januars zusammen mit der Bio- oder der Restmülltonne entsorgt. Dafür muss das Gewächs auf lauter Ein-Meter-Stücke zurückgekürzt und am Tag der Müllabfuhr neben die Tonne gelegt werden. Die Weihnachtsbäume wie auch der Unrat werden dann gemeinsam in den Müllwagen befördert und kommen – je nach Tonne – entweder ins Müllheizkraftwerk oder in die Kompostanlage des FES-Tochterunternehmens Rhein-Main-Biokompost (RMB) GmbH. Zum anderen wird in einem Zeitraum von drei Wochen im Januar ein Sonderfahrzeug eingesetzt, das ausschließlich die einzeln rausgelegten Christbäume einsammelt. Dafür werden bestimmte Tage festgesetzt, an denen es in die Stadtteile kommt. Die Bürger müssen die Bäume dafür an ihre Grundstücksgrenzen legen – leicht zugänglich und von der Straße aus sichtbar. Für die zweite Entsorgungsvariante ist es nicht nötig, die Gewächse zu kürzen. Denn das Sperrmüllauto – ein 3-Achser-Presswagen mit einer offenen Auflegefläche – ist mit einem Mechanismus ausgestattet, der die Bäume beim Verladen zerkleinert, erklärt Stefan Röttele, Pressesprecher bei der FES. Die gepressten Bäume werden ebenfalls – wie auch der gesamte Grünschnitt in Frankfurt – zur RMB GmbH gebracht. Dort werden sie kompostiert, damit wieder neue Weihnachtsbäume entstehen können, fasst Röttele den Kreislauf zusammen. Die Stadt Frankfurt verspricht sich mit diesem System einen schnelleren Abtransport der mehreren tausend Weihnachtsbäume. Noch nicht lange bietet die FES beide Varianten an. „Wir sehen aber jetzt schon einen Erfolg“, berichtet Röttele begeistert. Vor allem das Sonderfahrzeug würde den Bürgern noch mehr verdeutlichen, dass jetzt die alten Weihnachtsbäume abgeholt werden. In stark frequentierten und sehr verdichteten Vierteln wie der Innenstadt oder rund um den Bahnhof kommt die Stadtreinigung täglich und nimmt die rausgelegten Bäume auf, so dass keine separate Sammlung stattfinden muss. Über die Wertstoffhöfe landen auch diese Gewächse schließlich in der Kompostieranlage. Alternativ dazu können die Frankfurter ihre alten Weihnachtsbäume aber auch direkt bei der RMB GmbH oder im Rahmen des Kofferraumservice – eine Kofferraumfüllung ist kostenlos – an den FES-Wertstoffhöfen abgeben. Schätzungsweise 80.000 Weihnachtsbäume werden von den Frankfurtern jedes Jahr entsorgt. Nur wenn die ausgedienten Pflanzen über die Restmülltonne entsorgt werden, werden sie anschließend verbrannt. Im Müllheizkraftwerk wird dabei Strom und Fernwärme erzeugt.

Auch in diesem Jahr kümmert sich die AWB (Abfallwirtschaftbetriebe) Köln wieder um die Entsorgung der alten Christbäume. Die Bürger haben hier sogar drei Wahlmöglichkeiten. Gleich nach Neujahr können die ausrangierten Bäume – auf eine Länge von maximal zwei Metern gekürzt – einfach mit der Bio- oder Restmülltonne am Tag der Müllabfuhr hinausgestellt werden. Genauso gut können die Kölner die Bäume aber auch zu den Öffnungszeiten an den Wertstoff-Centern abgeben. Zusätzlich werden in der ganzen Stadt Sammelstellen eingerichtet, an denen die Christbäume ebenfalls entsorgt werden können. Hierbei sind die Männer der AWB entweder mit LKW oder ebenfalls mit Sperrmüllwagen, ausgestattet mit einem Pressmechanismus, unterwegs. „Wir sind der Transporteur“, erklärt Wilfried Berf von der Pressestelle. Die ausgedienten Weihnachtsbäume, die zusammen mit der Müllabfuhr entsorgt werden, wandern in die Verbrennungsanlage. Die anderen 60 bis 70 Prozent der Bäume, die an den Sammelstellen abgeholt werden, kommen zur Kompostieranlage in Köln.

Oftmals übernehmen Vereine das Einsammeln der alten Bäume

Die Kommunale Abfallwirtschaft des Landkreises Ostallgäu bietet für die Entsorgung der alten Weihnachtsbäume stets einen zusätzlichen Service an: Die Sammelstellen für Gartenabfälle an den Wertstoffhöfen, die während der Wintermonate eigentlich geschlossen bleiben, öffnen für einen kurzen Zeitraum ihre Türen. Das gilt aber nicht für alle Wertstoffhöfe – in diesen Kommunen werden die ausrangierten Christbäume von den örtlichen Vereinen an den dort bekannten Stellen eingesammelt. In der Ostallgäuer Gemeinde Lengenwang wurde beispielsweise am Wertstoffhof extra ein Grüngutcontainer aufgestellt, in den die abgeschmückten Pflanzen hineingeworfen werden können. Die abgegebenen Weihnachtsbäume werden im Anschluss daran aufbereitet, gehäckselt und schließlich in den umliegenden Biomasse-Heizkraftwerken energetisch verwertet. Dafür ist es besonders wichtig, dass der Baum frei von sämtlichem Schmuck wie Kugeln und vor allem Lametta ist. Letzteres ist in diesem Zusammenhang besonders gefährlich: Denn die Glitzerfäden enthalten Blei. Und dieses wiederum gehört laut dem Umweltbundesamt zum Sonderabfall. Gerät das Lametta allerdings in die Kompostier- oder Verbrennungsanlagen, wird das giftige Blei hinaus in die Umwelt verteilt. Auch in den Kommunen anderer Bundesländer sind es oft die Vereine, die die Abholung der Weihnachtsbäume organisieren. Im nordrhein-westfälischen Hiddenhausen kümmern sich die freiwilligen Helfer zweier Jugendfeuerwehren sowie die Schützlinge dreier Gruppen des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) darum, dass die alten Christbäume aus allen sechs Ortsteilen auch richtig entsorgt werden. Jeweils am Samstag nach Heilig Drei König ziehen die Ehrenamtlichen von 9 bis 17 Uhr los. Als Transportmittel erhalten sie entweder Fahrzeuge der Feuerwehr. Oft unterstützen auch Landwirte die freiwilligen Helfer mit Traktoren und Anhängern oder aber Firmen bieten ihre Hilfe in Form von Fahrzeugen sowie den entsprechenden Fahrern an. Die eingesammelten Bäume werden anschließend zur Kompostieranlage und Umladestation Kompotec gebracht, wo sie direkt geschreddert und kompostiert werden. Die Kosten dafür übernimmt die Gemeinde. Für ihr Sammeln erhalten die Vereine Spenden von den Bürgern.

Im Landkreis Göttingen werden ebenfalls Sammelstellen eingerichtet, an denen die Bürger ihre alten Weihnachtsbäume ablegen können. Der Landkreis fährt diese Bereiche dann ab und bringt die Bäume zur Weiterverwertung. In Duderstadt – einer selbständigen Gemeinde des Landkreises – kümmert sich der dortige Bauhof um das Einsammeln der kleineren Christbäume in der Innenstadt sowie des großen Baums am Rathaus. „Die haben wir ja auch aufgestellt“, sagt Bauhofleiter Frank Widera. Deshalb werden sie von den Männern des Bauhofs auch wieder abgeschmückt und abtransportiert. Ein Entsorgungsfachbetrieb holt die verholzten Pflanzen schließlich vom Bauhof ab und bringt sie zur Kompostieranlage. In den restlichen Teilen der Stadt kümmern sich dagegen die Pfadfinder um die ausrangierten Bäume, berichtet der Bauhofleiter. Die werden eingesammelt und mehrere Wochen auf einer Freifläche gelagert. Vor Ostern wird der Haufen dann noch einmal umgeschichtet, damit er als Osterfeuer auf der freien Fläche am Rückhaltebecken verbrannt werden kann. Zu diesem Anlass ziehen die Pfadfinder mit einem großen Fackelzug dorthin und lassen die alten Bäume dann in Flammen aufgehen. Neben der Tradition des Osterfeuers gibt es in einigen Teilen Deutschland auch die des Weihnachtsbaumverbrennens – so wie in Klein-Gerau, einem Ortsteil der hessischen Gemeinde Büttelborn. In der ersten Woche nach Neujahr sammeln die Mitglieder der Jugendfeuerwehr die ausgedienten Christbäume im Laufe des Vormittags ein. Bei Musik, Essen und Trinken wird dann der Haufen mit den ausgedienten Bäumen ebenfalls angezündet. Die Einnahmen der Feier kommen wiederum der Jugendfeuerwehr zugute.

Im Übrigen dürfen die alten Weihnachtsbäume nicht einfach im Wald entsorgt werden. Denn sie benötigen eine sehr lange Zeit um zu verrotten. Wird man dabei erwischt, droht eine Geldstrafe wegen Ordnungswidrigkeit.

Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: EDG Entsorgung Dortmund GmbH/Karl-Heinz Pönighaus/AWB Abfallwirtschaftsbetriebe Köln GmbH/BSR/DPSG-Duderstadt Thomas Preis

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