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Interkommunale Zusammenarbeit: Der Weg zu einem vereinten Bauhof

Seit diesem Frühjahr arbeiten die oberbayrischen Gemeinden Apfeldorf und Kinsau noch enger zusammen. Die Zahl der Bauhofmitarbeiter wurde bereits aufgestockt. Als nächstes soll der Fuhrpark erweitert werden. Und auch ein gemeinsames Gebäude ist im Gespräch

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Von: Jessica Gsell

Kleine Gemeinden haben es nicht immer leicht: Auch hier fallen – vom Winterdienst bis hin zur Grünflächenpflege – eine ganze Reihe von Arbeiten an. Das Budget für Personal und Maschinen ist aber oftmals sehr begrenzt. Diese Problematik kennen auch die beiden Lechraingemeinden Apfeldorf und Kinsau (Landkreis Landsberg am Lech). Mit etwas über 1100 sowie knapp 1050 Einwohnern, verfügten die beiden Kommunen noch bis vor ein paar Monaten über jeweils einen Gemeindearbeiter. Seit diesem Frühjahr bilden sie nun einen Zweckverband. Dieser Schritt hat nicht nur Auswirkungen auf die personelle Situation, er bringt auch eine große finanzielle Unterstützung mit sich: Denn der Freistaat Bayern fördert eine solche „Interkommunale Zusammenarbeit“ mit 50.000 Euro. Für was das Geld eingesetzt werden soll, sind sich die beiden Bürgermeister Georg Epple (Apfeldorf) und Marco Dollinger (Kinsau) bereits einig: Maschinen und Geräte.

Nicht zum ersten Mal arbeiten Kinsau und Apfeldorf Hand in Hand – und dass, obwohl sich die beiden benachbarten Gemeinden anfänglich so gar nicht leiden konnten, wie beide Bürgermeister bei einem Ortstermin verraten. Es existiert schon ein gemeinsamer Schulverband, der Schulbus wird zusammen finanziert und auch das Klärwerk betreiben beide Kommunen gemeinschaftlich. Von der neuen Entwicklung, hin zu einem vereinten Bauhof, verspricht sich Apfeldorfs Bürgermeister vor allem „mehr Synergieeffekte und ein effizienteres Arbeiten“. Der erste Schritt in diese Richtung wurde bereits gemacht: Statt bislang zwei Gemeindearbeiter – aus jedem Ort einen – wurde die Zahl um einen weiteren aufgestockt. Der zusätzliche Mitarbeiter ist zwar beim Zweckverband als neuer Schulbusfahrer angestellt. Neben seinen fixen Terminen während der Schulzeit soll er aber zusätzlich noch die beiden Gemeindearbeiter in ihrer Tätigkeit unterstützen. „Der Zusammenschluss macht Sinn, denn es gibt immer wieder Aufgaben, bei denen man sich zu zweit leichter tut“, weiß Epple. Bei einigen Tätigkeiten, wie beispielsweise der Kanalreinigung oder auch Arbeiten auf dem Dach, sei es allein schon wegen der Sicherheit Vorschrift, zu zweit zu agieren. Wenn im Herbst und Frühling entlang der Straßen wieder für freie Sicht gesorgt werden muss, bekommen die Bauhofmitarbeiter beim Zurückschneiden der Bäume Unterstützung von einem ortsansässigen Bauern samt seiner Gerätschaften. „Auch hier braucht man wieder Leute zur Absicherung vorne und hinten“, berichtet Apfeldorfs Bürgermeister. „Außerdem gibt es einfach Dinge, die kann man nur mit einem Bauhof machen“, weiß Epple und spricht dabei vor allem die Arbeiten an, die meist recht kurzfristig auf die Tagesordnung kommen und dann aber schnell erledigt werden müssen – wie zum Beispiel bei Problemen mit der Wasserversorgung oder Schäden nach einem Unwetter. Dasselbe gelte auch für Tätigkeiten an den gemeindlichen Gebäuden. So mussten kürzlich ganz dringend die Außenwände des Kindergartens neu geweißelt werden. Das funktioniert aber nur in dem kurzen Zeitraum, in dem keine Kinder dort untergebracht sind. Natürlich könne man damit auch eine Firma beauftragen. Doch für die lohnen sich solche kleinen Aufträge oftmals nicht, weiß Epple aus Erfahrung: „Oder sie haben auf die Schnelle gar keine Zeit.“ Beim Kindergarten haben die drei Männer des Bauhofs schließlich selbst den Pinsel in die Hand genommen und gestrichen. Und dafür kurzzeitig ihre Mäharbeiten unterbrochen.

Der gemeinsame Fuhrpark wird optimiert

Gedanklich hatten sich beide Gemeinden schon seit längerem mit einem Zusammenschluss der Bauhöfe auseinandergesetzt. Seit der schriftlichen Förderungszusage des Freistaates will man jetzt nach und nach die Idee verwirklichen. „Natürlich kann nicht alles auf einmal umgesetzt werden“, weiß Epple. Der zusätzliche Gemeindearbeiter sei aber schon einmal ein guter Anfang. Die 50.000 Euro Fördergelder sollen nun vor allem in die bessere Ausstattung des Maschinen- und Fuhrparks investiert werden. Um ganz genau zu wissen, welche Maschinen noch zusätzlich benötigt werden und welche keinen Nutzen mehr haben, wurde in Apfeldorf und Kinsau, gleich nach Gründung des Zweckverbandes, eine Bestandsaufnahme gemacht. „Wir haben erst einmal alle Gerätschaften von einem unabhängigen Gutachter bewerten lassen“, berichtet Kinsaus Bürgermeister Marco Dollinger. Den Mehrwert eines Fahrzeugs musste dann die jeweils andere Gemeinde in den Budgettopf des Zweckverbandes zahlen. Künftig gibt jede Gemeinde, abhängig von der Einwohnerzahl, einen Beitrag an den Zweckverband ab. Dieser kümmert sich dann um die Beschaffung neuer Geräte und Maschinen. Bislang ist der gemeinsame Fuhrpark der beiden Gemeinden recht überschaubar: ein Schlepper, drei Rasenmähertraktoren, ein Geräteträger, zwei Kleinfahrzeuge, ein Schulbus sowie Anbaugeräte wie beispielsweise Schneepflug und Streuer. Als nächstes sollen ein größerer Schlepper mit rund 90 bis 100 PS und ein Mulchgerät angeschafft werden. In Planung seien auch noch weitere Maschinen, die die Arbeiten an den Sinkkästen erleichtern sollen. Im Gegenzug soll ihr 35 Jahre alter Fendt Geräteträger verkauft werden. 

Neben der Optimierung des Fuhrparks, haben beide Gemeinden auch ein gemeinsames Bauhofgebäude für die nahe Zukunft im Blick. Ihre Maschinen stellen die Gemeindearbeiter momentan in zwei Holzstadeln – einer in Apfeldorf, der andere in Kinsau – unter. Hier werden auch das Salz bzw. der Splitt für den Winterdienst gelagert. Um zu Duschen oder auf die Toilette zu gehen, nutzen die Männer derzeit die Räumlichkeiten der angrenzenden Schule und Sportstätte. Diese Lösung stellt Epple aber nicht zufrieden: „Wo es Beschäftigte gibt, da braucht es auch Sozialräume“, sagt Apfeldorfs Bürgermeister und fügt hinzu: „Die Männer sollen einfach eine zentrale Anlaufstelle haben.“ Wann und wo ein solches vereintes Bauhofgebäude in den kommenden Jahren errichtet werden soll, steht noch nicht fest. Als möglichen Ort können sich alle Beteiligten beispielsweise das gemeinsame Areal der Kläranlage vorstellen.

Bauhofmitarbeiter in der Findungsphase

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit unter den Gemeindearbeitern? „Ganz gut“, berichtet Norbert Leyer, der hauptsächlich in Apfeldorf tätig ist. „Momentan sprechen wir uns immer ab, wo dringend gemäht werden muss. Ansonsten macht jeder seine Arbeit vor Ort“, erklärt der Gemeindearbeiter. Die Koordination untereinander war am Anfang natürlich ungewohnt, weiß Dollinger. „Momentan befinden wir uns in der Findungsphase. Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Arbeitsstil – jetzt muss man halt zusammenfinden“, erklärt Kinsaus Bürgermeister. Dem bevorstehenden gemeinsamen Winterdienst sehen die Anwesenden allerdings gelassen entgegen. Die Hauptstraßen beider Gemeinden räumt und streut von jeher eine Fremdfirma. Auf den kleineren Straßen und Gehwege kümmern sich die Bauhofmitarbeiter um Eis und Schnee. „Den Winterdienst hatten wir bislang schon immer prima organisiert. Das kann man gar nicht noch besser machen“, meint Leyer stolz. „Klar hilft man dem Kollegen, wenn es nötig ist“, sagt der Gemeindemitarbeiter. Das sei aber auch vor der Gründung des Zweckverbandes schon immer der Fall gewesen. Nur das jetzt eben eine Person mehr als Hilfe zur Verfügung steht.

Leyer kann sich allerdings vorstellen, dass es im Zuge eines gemeinsamen Bauhofs auch zu einer Vereinheitlichung des Streuguts kommen wird. Denn momentan arbeitet die Gemeinde Apfeldorf mit Salz, während in Kinsau Splitt ausgebracht wird. Da Apfeldorf recht bergige Straßen besitzt, die der Schulbus täglich hinauffahren muss, käme der Einsatz von Splitt hier nicht in Frage. In Kinsau setzt man hingegen auf umweltfreundlicheren Splitt und nimmt dafür nach dem Winter die zusätzlichen Reinigungs- und Entsorgungsarbeiten in Kauf. Doch darüber werden sich die Gemeinden erst dann ihre Gedanken machen, wenn es soweit ist. Wie sein Amtskollege ist sich auch Marco Dollinger sicher: „Die interkommunale Zusammenarbeit ist der richtige Schritt in die Zukunft. Auf längere Sicht wird es funktionieren und die Arbeit für alle Beschäftigten erleichtern.“   

Zahlen & Fakten zur Interkommunalen Zusammenarbeit Apfeldorf/Kinsau

Bauhof-Mitarbeiter:
2,5

Aufgaben:
Winterdienst; Unterhalt von gemeindlichen Gebäuden, Friedhof, Straßen und Wegen sowie Grünflächen, Spielplätzen und Fahrzeugen; Kanalarbeiten; Reinigungsarbeiten.

Fuhrpark:
1 Schlepper, 1 Geräteträger, 3 Rasenmähertraktoren, 2 Kleinfahrzeuge, 1 Schulbus sowie diverse Anbaugeräte.

Fläche:
Die Gemeinde Apfeldorf weißt eine Fläche von 12,32 Quadratkilometer auf, Kinsau kommt auf 11.44 Quadratkilometer.

Text: JG – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: Gemeinde Apfeldorf/Bauhof-online.de

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