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Trotz Wetterkapriolen: Bauhof Bisingen setzt seine Maschinen gekonnt ein

Milde Winter und trockene Sommer – auch die baden-württembergische Gemeinde am Nordrand der Schwäbischen Alb muss sich auf die klimatischen Veränderungen einstellen.

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Von: Jessica Gsell

Ein Orkantief und zweistellige Plusgrade im Winter: Das Wetter schlägt in Deutschland derzeit Kapriolen. Während man in Bisingen froh darüber ist, dass Sturm „Sabine“ keine größeren Schäden angerichtet hat, wird der milde Winter dagegen mit Humor aufgenommen. „Wir haben uns schon auf Badewetter im Februar gefreut“, scherzt Bauhofleiter Joachim Binder (45). Denn in der baden-württembergischen Gemeinde herrschen momentan eher frühlingshafte Temperaturen. Für den 45-Jährigen ist das aber nichts Neues. Schließlich macht der Winter in Bisingen seit geraumer Zeit, was er will. Während in einem Jahr nur wenig Schnee liegt, folgen dann wieder heftige Wintereinbrüche. Da war es anfänglich gar nicht so einfach, jeweils die richtige Menge an Streusalz zu kalkulieren. 500 Tonnen werden im Durchschnitt in Bisingen verbraucht. „Beim Salz sind wir mittlerweile entspannt“, sagt Binder. Denn seit Kurzem hat ein Unternehmen vor Ort einen Salzhalle gebaut, in der der Bauhof nun auch sein überschüssiges Streumittel für einen entsprechenden Kostenbeitrag einlagern kann.   

Von Ende Oktober weg werden die Maschinen im Bauhof auf den Winterdienst umgerüstet, so dass am 1. November die Hälfte der Fahrzeuge im Fuhrpark einsatzbereit sind. Gestreut wird in Bisingen mit Festsalz. Binder ist sich zwar sicher, dass die Zukunft des Streuens im Feuchtsalz liegt. Doch in ihrer Höhenlage und bei ihrer Organisation des Winterdienstes mache derzeit das Ausbringen von reiner Sole keinen Sinn „Wir streuen nicht prophylaktisch, sondern erst dann, wenn es schneit“, erklärt der Bauhofleiter. Damit sei man in Bisingen bislang immer sehr gut gefahren. Seit der vergangenen Saison sind alle im Winterdienst eingesetzten Fahrzeuge mit einem Telematiksystem von AIDA ausgestattet. Diese neue Technologie bringe nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern erleichtere auch die Abrechnung bei den Unternehmen, die den Bauhof bei seiner Arbeit unterstützen. „Wir haben beispielsweise einen Landwirt, der rund 30 Straßenkilometer in der Gemeinde räumt. Er bringt seinen Traktor selber mit, bekommt aber den Streuer und Pflug von uns gestellt“, berichtet Binder.

Ausrangierte Bauhof-Fahrzeuge werden weiter genutzt

Auch ein Multicar Tremo unterstützt den Winterdienst in Bisingen. Allerdings bleibt der Geräteträger bis zum Einsetzen der ersten Schneemassen mit einer Mäh-Saug-Kombination ausgestattet, damit die Bauhofmitarbeiter weiterhin das Laub in der Gemeinde entfernen können. Erst dann wird auch das letzte Fahrzeug für den Winterdienst startklar gemacht. Neben dem Multicar Tremo, einem Zehn-Tonner von IVECO sowie einem Fendt Kommunaltraktor, rücken die Männer des Bauhofs Bisingen zudem mit einem Holder aus. „Wir bekommen bald einen weiteren Hako, diesmal einen Citymaster. Der wird gerade noch gewachst“, verrät Binder und fügt stolz hinzu: „Wenn er es mitmacht, lassen wir den Holder aber dieses Jahr noch mitlaufen. Schließlich haben wir ihn schon seit 2006.“ Sollte der Geräteträger durchhalten, ist für ihn nach seiner Bauhofzeit noch lange nicht Schluss. Sein neues Aufgabengebiet wird dann das Schulzentrum in Bisingen. Um dieses kümmern sich die zuständigen Hausmeister mit einem ISEKI-Kleinschlepper. Der Holder soll hier dann Unterstützung leisten. Das ist kein Einzelfall: In der Gemeinde werden die noch einsatztauglichen, vom Bauhof ausrangierten Fahrzeuge, oft weiterverwendet. „Die Kläranlage hat beispielsweise unseren alten Radlader bekommen. Denn letztes Jahr haben wir uns einen neuen Weycor Atlas 65 E angeschafft“, berichtet der Bauhofleiter.

"Wir sind wirklich sehr gut ausgestattet mit Maschinen.“
(Bauhofleiter Joachim Binder)

Fiel der Winter auch bislang recht mild aus, so gibt es dennoch eine Menge zu tun. „Momentan sind wir sehr stark in der Gehölzpflege tätig“, sagt der 45-Jährige. In der rund 9.600-Einwohner großen Gemeinde befinden sich viele Gewässer zweiter und dritter Ordnung, für deren Unterhalt der Bauhof zuständig ist. „Wir machen die Stockausschläge wieder rund, damit keine alten und kranken Bäume stehen bleiben“, erklärt Binder. Mit der Motorsäge wird zudem das Buschholz behandelt. Auch hier erhält der Bauhof Unterstützung von zwei Unternehmen, die mit ihren Schneidgreifern anrücken – einmal befestigt an einem Raupenbagger für die Flächen, die schwer zugänglich sind, zum anderen an einem Radbagger. „Wir betreuen außerdem zwei Friedhöfe“, zählt er weiter auf. Die derzeit vorherrschenden Temperaturen begünstigen zudem Tätigkeiten zur Straßenunterhaltung. So werden Schlaglöcher mit einer Kaltasphaltmischung geflickt und ausgebleichte Schilder ausgetauscht. „Bei Temperaturen knapp im Plusbereich ist das das ideale Wetter für solche Arbeiten, weil dann beim Drehen der Schrauben die Finger nicht zu kalt werden“, spricht der 45-Jährige aus Erfahrung.

Mechanische und händische Wildkrautentfernung

Je nach Wetterlage geht es ab April/Mai zunächst mit der Bepflanzung los, bevor dann die ersten Mäharbeiten anstehen. Fünf Hektar Rasenfläche werden dabei im Zwei-Wochen-Rhythmus mit zwei John-Deere-Rasentraktoren bearbeitet, um weitere fünf Hektar – vor allem Bauland und extensive Flächen – kümmert sich zweimal im Jahr der Fendt samt Mulchgerät. Zudem besteht knapp ein Hektar Fläche in Bisingen aus einer angepflanzten Blumenwiese. Und dann ist da ja noch das leidige Thema „Wildkraut“. Um dem störenden Grün Herr zu werden, fährt man in Bisingen verschiedene Strategien. Zum einen wird vermehrt auf Staudenbeete gesetzt. Zum anderen werden die bepflanzten Beete, die besonders ins Auge fallen, regelmäßig per Hand ausgejätet. Auf der Straße kommt dagegen die Wildkrautbürste zum Einsatz. Vor drei Jahren hat sich der Bauhof ein Heißwassergerät angemietet. „Die Technik funktioniert ganz gut – aber nur, wenn man dranbleibt“, berichtet der Bauhofleiter. Dies bedeute allerdings Einsätze im drei bis vier Wochen Rhythmus. „Dafür ist aber fast ein Mitarbeiter den ganzen Sommer über beschäftigt“, sagt Binder und fügt hinzu: „Damit habe ich so meine Probleme.“ Denn zu den steigenden Personalkosten gesellen sich schließlich auch noch die Mietgebühren – darüber hinaus muss das Mietgerät dann auch noch an den Tagen, an denen es gebraucht wird, zur Verfügung stehen. 


Neben den unterschiedlich stark ausfallenden Wintern, beschäftigen den Bauhof auch die extremen Trockenperioden im Sommer. In Bisingen bereitet man sich deshalb immer mehr auf diese klimatische Veränderung vor. „Im Sommer gießen wir dreimal die Woche unsere Blumen entlang der Ortsdurchfahrt“, sagt Binder. Die Blumenkästen wurden mit Wasserspeichern ausgestattet, so dass nur alle zwei Tage ein Gießen erforderlich ist. Für diese Arbeit rückte der Bauhof bislang mit einem Gießfass von Fiedler, ausgestattet mit einer Honda-Motorpumpe sowie einem abrollbaren Schlauch für die Bewässerung, aus. „Doch jetzt, auf dem neuen Hako, bekommen wir von Fiedler eine Gießanlage mit Gießarm“, schwärmt Binder. „Hier kann man dann sogar die Ausflußmenge programmieren.“

„Ned gschimpft, isch globt gnug“

Wird der Bauhofleiter auf seinen Fuhrpark angesprochen, dann findet er nur lobende Worte: „Wir sind wirklich sehr gut ausgestattet mit Maschinen.“ Allein 100.000 Euro an Investitionen wurden im vergangenen Jahr getätigt. Für 2020/21 stehen, neben dem neuen Hako Citymaster, noch „kleinere“ Anschaffungen an, wie ein Pickup als Müllsammler für die Handkolonne, ein Einachs-Geräteträger als Ersatzmaschine, Rasenmäher sowie eine Seilwinde am Schlepper. Ob nun Einsätze bei der Beleuchtung der Burg Hohenzollern, die auf Gemeinde-Gemarkung steht, oder bei der Pflege der zahlreichen Wanderwege und Grillplätze am Nordrand der Schwäbischen Alb – die Mitarbeiter des Bauhofs Bisingen geben alles. Auch wenn dieses Engagement von den Bürgern nicht immer mit Lob gewürdigt wird. Doch das sei im schönen Schwabenländle ein weit verbreitetes „Problem“, meint Binder lachend. Schließlich gebe es da doch diese Redensart: „Ned gschimpft, isch globt gnug.“


Fakten zum Bauhof Bisingen:
Leitung des Bauhofs:
Joachim Binder
Anzahl der Mitarbeiter: 18; 16 Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte
Aufgabenbereich des Bauhofs: Grünflächenpflege; Verkehrssicherungspflicht (z.B. Baum-, Straßen- und Spielplatzkontrolle); Winterdienst; Straßenreinigung; Unterhaltung und Wartung der Straßenbeleuchtung sowie der Beleuchtung der Burg Hohenzollern; Friedhofspflege; Unterhaltung von Wanderwegen und Grillplätzen; Gewässerpflege; Pflege des Schulsportstadions
Fuhrpark: rund 14 Fahrzeuge: IVECO Zehn-Tonner Allrad-Lkw, Fendt Kommunaltraktor, Hako Multicar Tremo, Holder, Hako Citymaster, 3,5-Tonnen-Transporter Opel Movano, Opel Vivaro, VW T5, Fiat Strada, Weycor Atlas 65E Radlader, 2 John Deere Rasentraktoren, Skoda Yeti; 8 Sabo Handrasenmäher; Pellenc Akku-Heckenschere und -Freischneider; Stihl Motorsägen und Teleskopheckenscheren. 
Verantwortungsbereich: Der Bauhof Bisingen kümmert sich um rund 90 km Straßen und 20 km Gehwege sowie rund elf Hektar Grünfläche.
Zu betreuende Fläche: Die Gemeinde Bisingen mit ihren drei Ortsteilen Thanheim, Wessingen und Zimmern umfasst eine Fläche von 32,8 Quadratkilometern.

Bilder: Bauhof Bisingen

 

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