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Nachgehakt bei AVANT: grüne Kraftpakete – vom Nischenprodukt zum beliebten Allrounder

Im kommenden Jahr feiert das finnische Unternehmen seinen 30. Geburtstag. Heutzutage gibt es kaum noch eine Branche, in der die Multifunktionslader mit der auffälligen Farbe nicht zum Einsatz kommen. Aber das war nicht immer so.

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Von: Jessica Gsell

Finnland ist unumstritten für so einige bahnbrechende Produkte bekannt: ihre Sauna, das Nokia-Handy oder auch Schlittschuhe. Das aus dem Land der tausend Seen aber ebenso beeindruckende Kommunaltechnik kommt, beweist unter anderem die Geschichte eines Familienunternehmens, die vor nicht ganz 30 Jahren im südfinnischen Ylörävi ihren Anfang fand. Heute sind die Multifunktionslader von AVANT in zahlreichen Ländern und Branchen ein Begriff – und das nicht nur allein wegen ihrer auffälligen Farbe. Wie aus dem anfänglichen Nischenprodukt für „Anspruchsvolle“ und „Weiterdenker“ ernstgenommene Maschinen wurden, hat uns Jörg Majoli, Geschäftsführer der AVANT TECNO Deutschland GmbH, im Interview verraten. Außerdem sprachen wir mit dem 60-Jährigen über die Vorreiter-Rolle der AVANT-Lader auf dem Markt und wollten wissen, wieso sich die grünen Kraftpakete so wunderbar für kommunale Einsätze eignen.     

Herr Majoli, welche Erfolgsgeschichte steckt hinter AVANT und was waren die wichtigsten Meilensteine, die das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist?

Das Unternehmen AVANT TECNO OY wurde 1991 vom Konstrukteur Risto Käkela gegründet, als er den ersten Multifunktionslader für die Landwirtschaft entwickelte und baute. Als Gründungsort diente Käkela damals die alte Fertigungsstätte eines Landmaschinenherstellers im südfinnischen Ylörävi. Damit feiert AVANT 2021 bereits sein 30-jähriges Bestehen. Sehr vorausschauend wurde dann auch direkt ein Jahr später mit der Ausstellung auf der bauma die AVANT TECNO Deutschland GmbH mit Sitz in Eppertshausen/Südhessen gegründet. Zum wohl wichtigsten Schritt des Unternehmens zählt ganz sicher der immerwährende Glaube an die Konzepte von AVANT und der Wille, diese auch so über die Jahre fortzusetzen: Das beginnt mit dem Sitzen auf dem Vorderwagen, was dem Fahrer einen durchgehenden Blick auf seinen Arbeitsbereich ermöglicht, geht weiter beim niedrigen Schwerpunkt unserer Multifunktionslader, wodurch die Maschinen eine höhere Fahr- und Arbeitsstabilität erhalten, sowie bei der guten Fahreigenschaft aufgrund der vier Hydraulikmotoren für jedes Rad und reicht bis hin zum Vorwärts- und Rückwärtsfahrpedal, welches nicht nur ebenfalls die Fahreigenschaft verbessert, sondern auch für eine saubere Verteilung des Hydrauliköls sorgt. Ein weiterer bedeutender Punkt in der Erfolgsgeschichte von AVANT betrifft die Fertigung unserer Lader. Seit Gründung des Unternehmens findet der gesamte Prozess in unserer eigenen Fabrik in Finnland statt. Darüber hinaus zeichnet sich AVANT auch dadurch aus, dass hier ständig an neuen Ideen gearbeitet wird, die dem Kunden nutzen.

Wodurch heben sich, Ihrer Meinung nach, die AVANT-Produkte vom Markt ab?

Zum einen sind wir auch heute noch ein Familienunternehmen, in dem jeder einzelne Mitarbeiter zählt. Zudem bleibt das erwirtschaftete Geld im Unternehmen und wird dort in Forschung, Entwicklung sowie die Verbesserung der Fabrikation gesteckt. So werden beispielsweise seit 2007 die Rahmenteile der AVANT-Lader von Robotern geschweißt. Insgesamt acht solcher Roboter-Schweißstationen sind heute im finnischen Werk im Einsatz. Hierbei verfolgen wir Schritt für Schritt unser Ziel, an dem am Ende das vollautomatische Schweißen steht. Außerdem werden alle AVANT-Stahlteile vor der weiteren Arbeit am Fließband in der halbautomatischen Pulverbeschichtungsanlage lackiert, die 2018 komplett neu gebaut wurde. Im Ganzen wurde in den letzten Jahren immer ein achtstelliger Betrag in die Modernisierung der Produktion investiert. Zum anderen positioniert sich der AVANT-Lader allein durch die wohl größte Vielfalt seiner Anbaugeräte derzeit weit vor allen Marktbegleitern. Wir bei AVANT wissen nämlich, dass eine Maschine nur dann gut ist, wenn sie mit vielen Anbaugeräten arbeiten kann. Wir wollen einfach, dass der Kunde sich so viel Arbeit wie möglich mit unseren Maschinen erleichtert. Dazu kommt noch der niedrige Schwerpunkt der AVANT-Maschinen, der ihnen im Vergleich zu anderen eine extrem hohe Stabilität beschert. Was auch nicht unerwähnt bleiben darf: Das Verhältnis des Eigengewichts zur Hubkraft ist bei unseren Ladern phänomenal und erspart unseren Kunden auf diese Weise Transport- und Arbeitszeit.


Man kann also sagen, dass die Maschinen von AVANT Vorreiter auf dem Markt sind?

Genau – und zwar alle AVANT-Lader, wenn es um ihre Multifunktionalität, ihr Verhältnis von Hubkraft zu Eigengewicht, aber auch ihren hydraulischen Schnellkuppler geht. Wir waren ebenso einer der Ersten, mit einem Lader mit Elektromotor im Sortiment.

Welches Produkt von AVANT kam zuletzt auf den Markt und gibt es hier schon Angaben hinsichtlich der verkauften Stückzahlen?

Das war der Multifunktionslader AVANT 860i. Mit einem Eigengewicht ab 2,6 Tonnen und einer maximalen Hubkraft von 1,9 Tonnen gibt es meines Wissens derzeit nichts Vergleichbares auf dem Markt. Wir fertigen vom AVANT 860i derzeit in Finnland rund 480 Maschinen pro Monat. In Deutschland liefern wir aktuell 35 Maschinen im Monat aus.

Für welche Einsatzbereiche sind Ihre Maschinen gedacht?

Allein die Beantwortung dieser Frage würde Seiten füllen. (lacht) Was ich aber sagen kann ist: Egal ob Kommunal, Landwirtschaft, Industrie, Baugewerbe oder auch der Privatbereich – wir können hier in unzähligen Segmenten mit unseren Maschinen die passende Lösung anbieten.

Wieso passen die AVANT-Lader so gut für Aufgaben im Kommunalbereich?

Im Kommunalbereich, also auf Bauhöfen oder bei Galabau-Betrieben, wird nach einer Maschine verlangt, mit der man viele Arbeiten zu den verschiedenen Jahreszeiten ausführen kann. Es braucht hier ein Gerät plus die entsprechenden Anbauwerkzeuge, was unseren Kunden wiederum hohe Investitionen in mehrere Maschinen erspart. Dabei sind für den Kommunalbereich alle unsere Serien interessant, angefangen bei der kleinen und leichten 200-Serie mit 350 kg Hubkraft bei 25 PS Leistung bis hin zu unserer stärksten, der 800er, mit 57 PS und einer Hubkraft von 1.900 kg. Für welchen unserer Lader sich der Kunde letztlich entscheidet, hängt von zahlreichen Kriterien ab, wie beispielsweise die Art des Einsatzes, den benötigten Umfang an Flexibilität, die Größe des Dienstleisters sowie dessen Arbeitsbereiche oder die Menge an Tätigkeiten, die in Eigenregie erledigt werden können. Wichtig ist dazu die Frage, ob lieber eine emissionsfreie Maschine oder eine mit Verbrennungsmotor bevorzugt wird.  Es gibt viele solcher Kriterien, die bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen – da muss es dann auch nicht immer gleich der größte Lader sein.

Sie haben eben indirekt das Thema Emissionsschutz angesprochen: Mit dem AVANT e6 haben Sie 2017 den ersten elektrischen Lader auf den Markt gebracht. Was ist hier noch alles geplant? 

Der AVANT e6 ist unser erster vollelektrischer Lader, der mit der neuesten Lithium-Ionen-Technologie ausgestattet ist. Dabei ist es aber nicht unser erstes Elektro-Modell. Vor dem e6 gab es bereits den e5. Von daher sind wir schon seit 2013 mit der E-Mobilität in Serie. Die Kundenanfragen für solche Elektro-Lader sind auf jeden Fall da und das Thema wird immer heiß diskutiert. Es ist hier vor allem wichtig, dass man mit dem Kunden im Detail alles bespricht, damit er auch sicher sein kann, dass ein Elektro-Lader für seine Zwecke die richtige Entscheidung ist. Denn E-Lader sind aufgrund ihrer Betriebsdauer nicht für alle Einsätze geeignet. Die Kunden allerdings, die unsere E-Lader fahren, sind sehr zufrieden. Es wird hier sicher von AVANT in naher Zukunft noch einiges kommen.

Gibt es unter Ihren Maschinen ein bestimmtes Modell, das bislang am meisten verkauft wurde?

Es ist schwierig zu sagen, welches von den AVANT-Ladern das am meisten verkaufte Modell ist. Wenn ich aber nach unseren Serien gehe, dann ist es weltweit die 500-Serie. Schon allein deshalb, weil das Preis-Leistungsverhältnis hier unschlagbar ist. Die drei Modelle dieser Baureihe – der 22-PS-starke AVANT 523 mit 800 kg Hubkraft sowie die beiden 26-PS-starken AVANT 528 und 530 mit jeweils 950 kg Hubkraft – sind serienmäßig mit einem Teleskophubarm ausgestattet und überzeugen nicht nur durch ihre kompakte und robuste Konstruktion, sondern auch durch ihre unglaubliche Wendigkeit bei einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu 19 km/h.

Wo auf der Welt kommen Ihre Maschinen überall zum Einsatz?

Der Vertrieb bei AVANT ist weltweit ausgerichtet. Wir sind mittlerweile in über 60 Ländern vertreten. Natürlich sind Finnland als unser Heimatland, ganz Europa sowie die USA derzeit noch unsere stärksten Absatzmärkte. Aber unser Anteil in vielen anderen Ländern wächst stetig.

2016 stellte AVANT auf der Messe REHACARE in Düsseldorf eine ganz besondere Maschine vor: die Handycap-Version des AVANT 225. Wie kam es dazu?

Diese Weltneuheit war die Anfrage von einem Kunden. Diese haben wir dann gemeinsam mit unserem Partner Automobile Sodermanns in Wassenberg umgesetzt. Bei der Handycap-Version des AVANT 225 haben wir dem Fahrer den Ein- und Ausstieg in den Multifunktionslader mithilfe einer durchdachten Ergonomie leichter gemacht. Zudem kann der Rollstuhl rückseitig am Lader aufgenommen werden. Der Fahrantrieb kann sowohl mit dem Fuß als auch mit der Hand gesteuert werden. Eine zusätzliche Erleichterung bei der Bedienung schafft das serienmäßige Multikupplungssystem. Der Umbau beschränkt sich aber nicht allein auf den AVANT 225. Wir können alle Modelle dahingehend gestalten und umbauen. Im letzten Jahr haben wir fünf unserer Modelle auf Kundenwunsch hin komplett umgebaut.

Welche Ansprüche stellen Kunden allgemein an Ihre Lader? In wieweit haben sich diese in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

AVANT war anfänglich eher ein Nischenprodukt für „Anspruchsvolle“ und „Weiterdenker“. Heute werden wir aber nicht mehr nur war-, sondern auch ernstgenommen. Der Kunde will mit unseren Multifunktionsladern viele unterschiedliche Arbeiten verrichten – und das bieten wir ihm. Darüber hinaus ist es für den Kunden heute auch wichtiger denn je, dass sich der Service für ihre Maschinen in der Nähe befindet. Genau das können wir auf dem deutschen Markt mit über 40 Händlern und über 140 Standorten optimal bieten. AVANT-Kunden können hierbei auf geschulte Servicetechniker und Verkäufer sowie einen großen Vorrat an Wartungsteilen und Anbaugeräten zurückgreifen. 

Wie wichtig ist Ihnen die Meinung Ihrer Kunden? In wieweit fließen Rückmeldungen von ihnen auch in die weitere Entwicklung der Produkte von AVANT mit ein?

Die Meinung unserer Kunden ist uns sehr wichtig. Denn es gibt auch bei unseren Maschinen immer noch etwas zu verbessern, sei es bei den Lieferketten oder der Qualität. Durch unsere schlanken Strukturen in einem Familienunternehmen ist das leicht umsetzbar. Auch wir bei AVANT sind nicht fehlerfrei und müssen hier und da an unseren Maschinen sowie Anbaugeräten noch etwas nachbessern. Hier hören wir dann ganz genau auf unsere Partner und Kunden. Schließlich darf man auch nicht vergessen: nur zufriedene Kunden werben Kunden. Auch wenn es um Neuentwicklungen geht, schauen wir uns immer zuerst einmal an, was unsere Kunden für Arbeiten leisten müssen und was sie dafür benötigen. Wir haben stets ein offenes Ohr für Ideen. Denn keine Idee ist verrückt genug, dass es sich nicht lohnen würde, einmal darüber nachzudenken. Was am Ende dabei herauskommen kann, zeigt sich am Beispiel des AVANT 860. Viele unserer Kunden wünschten sich einen Lader, der leicht genug ist, um auf einem 3,5-Tonnen-Anhänger zum Einsatzort transportiert zu werden und gleichzeitig genügend Kraft besitzt, um eine Pflasterpalette zu heben.

An welcher Technologie forscht AVANT derzeit? Dürfen Sie schon etwas verraten?

Wir forschen derzeit an E-Motor für größere Lader-Baureihen. Das ist aber schon alles, was ich verraten darf – der Rest liegt noch unter dem Tuch der Geheimnisse. Worauf sich unsere Kunden demnächst aber auf jeden Fall freuen können sind ein neuer AVANT 735, der AVANT 423 mit einer Baubreite von 93 cm sowie großartige neue Anbaugeräte für das Bewegen und Arbeiten mit Holz.

Was sind Ihre Pläne für 2020/2021?

Mit Blick auf die momentan vorherrschende Corona-Krise ist aktuell vor allem eines wichtig: dass wir alle gesund sind und es auch bleiben. Wir brauchen schnell wieder eine stabile Welt, eine gesunde Wirtschaft und gesunde Menschen. 

Fakten zu AVANT TECNO Deutschland GmbH & AVANT TECNO OY:

  • Anzahl der Mitarbeiter: 15 in Deutschland & über 200 in Finnland
  • Geschäftsführer: Jörg Majoli (Deutschland) & Risto Käkela /Jani Käkela (Finnland)
  • Sitz: Eppertshausen/Südhessen & Ylörävi/Südfinnland
  • Gründungsjahr: 1992 & 1991

Bilder: AVANT

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