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Sauberkeit und Sicherheit haben in Waiblingen weiterhin oberste Priorität

Die Corona-Krise wirft auch in der baden-württembergischen Stadt die Arbeitsroutine über den Haufen. Die Mitarbeiter des dortigen Bauhofs können nur in abgespeckten Truppengrößen ausrücken. Dabei gibt es gerade im Frühjahr jede Menge zu tun.

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Von: Jessica Gsell

„Alles zu seiner Zeit“ – diesen Satz muss sich Achim Wieler (56), Leiter des Betriebshofs Waiblingen, in diesen Tagen öfters vorsagen. Denn eigentlich gibt es in der baden-württembergischen Stadt gerade jede Menge zu tun: Grünflächenpflege, Reinigungsarbeiten und, und, und. Eine Herausforderung, die die Mitarbeiter des Betriebshofs unter normalen Umständen perfekt meistern. Doch mit der Corona-Krise in diesem Jahr sieht alles etwas anders aus. „Wir versuchen jetzt natürlich, die Zahl der Mitarbeiter, die zeitgleich arbeiten, sowie die Kontakte zwischen ihnen zu entzerren“, erklärt Wieler. Im Detail bedeutet das: Die einzelnen Trupps bestehen nur noch aus maximal drei Personen. Dadurch sind die Fahrzeuge nicht mehr so voll besetzt – in der Regel befinden sich nur noch zwei bis maximal drei Mitarbeiter gemeinsam in einem Auto. Um Ansammlungen in den Sozialräumen zu vermeiden, dürfen die Männer und Frauen ihre Pausen nun auch vor Ort machen. Zudem fand eine Verschiebung der Einsatzzeiten statt, so dass nun z.B. die Kehrmaschinen früher am Tag ausrücken. Natürlich werden derzeit auch Überstunden und Urlaubstage abgebaut – hier spielte glücklicherweise der milde Winter mit recht wenigen Arbeitsstunden dem Betriebshof in die Tasche.

Das neu ausgeklügelte System funktioniert zwar, doch es hat einen großen Haken: „Eigentlich bräuchten wir gerade jetzt die Vollbesetzung des Betriebshofs“, weiß der 56-Jährige. Denn neben den zahlreichen Aufgaben, die im Frühjahr regulär anfallen, stehen momentan auch die Um- bzw. Rückbauten der Fahrzeuge von Winter- auf Sommerdienst an. „Unsere Werkstatt hat gerade ebenfalls alle Hände voll zu tun“, berichtet Wieler. An einen gewohnt zügigen Wechsel ist in diesem Jahr somit nicht zu denken. Und dann gibt es da ja, neben den planbaren Tätigkeiten, auch immer noch die unvorhergesehenen Aufgaben, die mitunter täglich eintreffen. Besonders jetzt, wo die Menschen in ihrer Freizeit viel an der frischen Luft beim Fahrradfahren und Spazieren gehen unterwegs sind, fällt ihnen das ein oder andere stärker auf. In der Bevölkerung herrscht dann beispielsweise ein Unverständnis darüber, warum bestimmte Bereiche noch nicht gemäht wurden. „Es ist derzeit manchmal schwierig, morgens alles geregelt zu bekommen“, berichtet der Betriebshofleiter. Denn es finden auch keine gemeinsamen Teambesprechungen mehr zur Koordination der Arbeiten statt.

Vermehrtes Aufkommen von Müll

In Absprache mit der Stadtverwaltung versucht das Betriebshof-Team deshalb momentan, die anfallenden Aufgaben, je nach Wichtigkeitsgrad, so gut es geht abzuarbeiten. „Oberste Priorität hat derzeit auf jeden Fall die Sauberkeit, also die Stadtreinigung, Müllentsorgung oder auch Containerreinigung“, weiß Wieler und erklärt: „Denn eine saubere Stadt vermittelt den Bürgern eine gewisse Art von Sicherheit.“ Zudem hat seit Einsetzen der Ausgangsbeschränkungen auch die Menge an Müll in Waiblingen zugenommen – nicht nur der normale Hausmüll sowie der Unrat im Freien. „Die Leute haben jetzt auch endlich einmal Zeit, ihren Keller zu entrümpeln“, berichtet Wieler. Wird der Sperrmüll dann nicht zeitnah abgeholt, trudeln die obligatorischen Nachfragen beim Betriebshof ein. Grünpflegearbeiten, es sei denn, sie dienen der Verkehrssicherheit, werden dagegen etwas zurückgestellt. „Mit unserem reduzierten Gärtnertrupp konzentrieren wir uns hier nur auf bestimmte Bereiche“, sagt der Betriebshofleiter und fügt hinzu: „Das ist ja nur eine Momentaufnahme. Derzeit müssen wir alle damit leben, dass manche Flächen nicht so hübsch aussehen wie sonst.“ Auch Kontrollaufgaben an Bäumen, Straßen und Spielplätzen sind weiterhin von großer Bedeutung. Wegen der abgesperrten Spielplätze geht die Begutachtung der Sandkästen und Spielgeräte momentan sehr schnell vonstatten. „Auch bei der Gehwegunterhaltung machen wir gerade nur das Wichtigste“, berichtet der 56-Jährige. Zusätzlich unterstützten die Mitarbeiter des Betriebshofs auch die hiesige Feuerwehr im Tagdienst. „Die haben coronabedingt gerade dieselben Probleme wie wir. Außerdem arbeiten wir schon seit Jahren sehr eng zusammen“, sagt Wieler.

„Eine saubere Stadt vermittelt den Bürgern eine gewisse Art von Sicherheit.“

(Betriebshofleiter Achim Wieler)

Eine enge Verbindung besteht in Waiblingen auch in Sachen Grün- und Flächenpflege mit einem bekannten Geräte-Hersteller, der in der rund 56.000 Einwohner großen Stadt beheimatet ist. Die Rede ist von Stihl. „Wir arbeiten sehr gut mit dem Unternehmen zusammen, bekommen auch immer wieder Produkte zum Testen und geben dann unsere Anregungen weiter“, berichtet Wieler. Gleichzeitig betont der Betriebshofleiter aber auch, dass er und seine Mitarbeiter nicht nur aufgrund der geografischen Nähe zum Hersteller mit Motorsense, Blasgerät und Co. von Stihl arbeiten. „Die Geräte sind einfach gut“, sagt der 56-Jährige. Bei den Handgeräten zur Grünpflege hat Waiblingen bereits bis zu 40 Prozent auf Akkutechnik umgestellt. Diese bewähre sich vor allem in Wohngebieten und dichtbesiedeltem Raum, wo es mit den kraftstoffbetriebenen Geräten oftmals Probleme wegen des Krachs gebe. Müssen die Handgeräte ersetzt werden, dann erhält immer öfters die Akkutechnik den Vortritt. „Nur bei den Laubbläsern fehlt es ihr noch ein bisschen an Power“, findet der Betriebshofleiter. Auch bei den Fahrzeugen wird, besonders im Pkw-Bereich, bereits vielfach auf alternative Antriebsarten gesetzt. „Wo es allerdings noch kaum Auswahl gibt, ist im Bereich der Transporter“, sagt Wieler.

Im Winterdienst kommt fast ausschließlich FS 100 zum Einsatz

Und auch in anderen Bereichen ist der Betriebshof Waiblingen sehr aufgeschlossen gegenüber neuer Technologie. Das spiegelt sich nirgendwo so deutlich wider, wie im Winterdienst. Hier kommt in der baden-württembergischen Stadt seit vielen Jahren fast ausschließlich reine Sole zum Einsatz – sowohl auf der Straße, als auch auf Geh- und Radwegen. Bei einer Höhenlage von 200 bis 280 m sowie der Tatsache, dass es in den vergangenen Jahren immer weniger geschneit hat, funktioniere der Einsatz von FS 100 super, weiß Wieler zu berichten. „Wir haben vermehrt überfrierende Nässe, bei der sich das präventive Streuen anbietet“, so der 56-Jährige. Unterstützung erhalten die Betriebshofmitarbeiter auch durch die Daten von Glättemeldeanlagen. „Der Einsatz von reiner Sole spart auf jeden Fall bis zu 30 Prozent an Kosten ein“, spricht der Betriebshofleiter aus Erfahrung. Da FS 100 ab zweistelligen Minusgrade jedoch nicht mehr richtig wirkt und auch bei Schneefall nicht das erste Mittel der Wahl ist, gibt es in Waiblingen trotzdem noch einen – wenn auch stark minimierten – Vorrat an normalem Streusalz. Ein einziges Winterdienstfahrzeug, ein Unimog, ist deshalb noch mit einem FS-30-Streuer ausgestattet.

„Wir sind fast wunschlos glücklich“, berichtet Wieler und fügt hinzu: „Vor allem bei unserem Fuhrpark gibt es nichts zu schimpfen – wir sind sehr gut ausgestattet.“ Erst im vergangenen Jahr gab es bei den Zwei-Kubik-Kleinkehrmaschinen Zuwachs in Form einer Mathieu Azura 210 Flex. Auch hier bestand zunächst die Überlegung nach einer Elektrokehrmaschine. „Aber die war einfach zu teuer“, muss Wieler zugeben. Für 2020 steht die Beschaffung von weiteren Anhängern in verschiedenen Größen bis 2,8 Tonnen für die Grünflächenpflege sowie ein Zehn-Tonnen-Tandemanhänger auf der Liste. „Es laufen gerade auch die Ausschreibungen für zwei Kleintraktoren und zwei Transporter. Außerdem haben wir noch einen kleineren Hoflader bestellt“, berichtet Wieler stolz. Gerne hätte der Betriebshof ein eigenes Steiger-Fahrzeug für die Baumpflege. Da, je nach Einsatz, aber verschiedene Modelle nötig wären, mache die Maschinen-Miete mehr Sinn. Außerdem schwebt dem Betriebshof ein größerer Lkw vor – ein Drei-Achser mit Ladekran. „Das ist ein Fahrzeug, das wir noch gerne auf dem Hof hätten“, verrät der 56-Jährige. Denn damit würden sich neue Einsatzgebiete, auch in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, ergeben. Wieler und sein Team hoffen, dass es 2021 mit der Anschaffung klappt. Ansonsten gilt auch hier: „Alles zu seiner Zeit.“

Fakten zum Betriebshof Waiblingen

  • Leitung des Betriebshofs: Achim Wieler
  • Anzahl der Mitarbeiter: ca. 90, inklusive Verwaltung und sechs Azubis
  • Aufgabenbereiche des Betriebshofs: Grün- und Flächenpflege; Winterdienst, Verkehrssicherungspflicht (z.B. Baum-, Straßen- und Spielplatzkontrolle); Straßen- und Gehwegreinigung; Unterhaltung und Wartung der Straßen- und Gehwege sowie Beleuchtung; Pflege von 11 Sportplätzen: Friedhofspflege
  • Ausstattung des Fuhrparks: rund 90 Fahrzeuge: 4 LKW (Daimler Benz 1828 AK, Daimler Benz 1833 AK, MAN TGM 13.250), 2 Unimog U 400, 4 Kehrmaschinen (1 LKW Kema Bucher Schörling, 2 Hako CityMaster, 1 Mathieu), 25 Transporter (Daimler Benz, VW, Ford, Opel, Renault), 20 Anhänger, 10 Zugmaschinen/Geräteträger (Kärcher, Kubota, Holder, Iseki), 4 Pkw (Toyota, Opel, Fiat, Nisan), 1 Minibagger Hitachi ZX 29, 1 Nissan-Gabelstapler, 1 Radlader Atlas AR75 T
  • Verantwortungsbereich: Der Betriebshof Waiblingen kümmert sich um rund 350 km Straßen und Gehwege sowie 250 Hektar Grünfläche.
  • Zu betreuende Fläche: Die Stadt Waiblingen, bestehend aus der Kernstadt sowie den fünf Stadtteilen Beinstein, Bittenfeld, Hegnach, Hohenacker und Neustadt, umfasst eine Fläche von knapp 43 Quadratkilometern.

Bilder: Betriebshof Waiblingen

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