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Bauhof Verl rückt störendem Grün mit ungewöhnlichem Wunschfahrzeug an den Kragen

In der nordrhein-westfälischen Stadt wird seit diesem Jahr ein Elektro-Schlepper für die thermische Wildkrautbekämpfung eingesetzt. Doch das ist bei weitem noch nicht die größte Veränderung, die dem Bauhof heuer bevorsteht.

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Von: Jessica Gsell

Das Coronavirus hat Deutschland derzeit fest im Griff. Während es für die Mitarbeiter vieler Betriebe momentan kaum Arbeit gibt, haben die Bauhöfe auch in diesen Zeiten jede Menge zu tun. Doch an einen normalen Arbeitsalltag wie bisher gewohnt ist gerade nicht zu denken, weiß Martin Irmer (51) zu berichten. Zusammen mit seinem Kollegen Rolf Schäfer leitet er den Bauhof der nordrhein-westfälischen Stadt Verl. „Meine Mitarbeiter arbeiten derzeit in zwei gleichgroßen Gruppen abwechselnd in einer Früh- und Spätschicht. Zwischen den beiden Schichten gibt es keinen Kontakt“, erklärt Irmer. Diese notwendige Schichteinteilung hat allerdings Auswirkungen auf die Arbeitszeiten der Bauhofmitarbeiter, die sich nun von 6 Uhr in der Früh bis 19.30 Uhr am Abend belaufen. „Um in der Schichtarbeit die volle Stundenzahl zu erreichen, ist der Samstag momentan ein zusätzlicher Arbeitstag“, berichtet der 51-Jährige weiter. Zwar versucht der Bauhof Verl auch weiterhin alle anfallenden Arbeiten zeitnah zu erledigen. Doch aufgrund der Schichteinteilung sind Verzögerungen gerade unvermeidbar. Denn das öffentliche Leben mag die Corona-Krise in den vergangenen Wochen weitestgehend zum Erliegen gebracht haben – nicht aber die Vegetation.

Und genau die legt jetzt im Mai richtig los, so dass die Männer des Bauhofs mit ihren Maschinen von Hansa, Grillo und Wright bereits zu ersten Mäharbeiten auf Rasenflächen ausrücken mussten. Auch Pflegearbeiten wie der Rückschnitt von Rosen, Gräsern und Stauden sowie Unkrauthacken und Düngen stehen auf der Tagesordnung. „Außerdem ist Fußball ein großes Thema in Verl“, verrät Irmer. Einen wichtigen Beitrag leistet dabei auch der Bauhof, da er sich um die komplette Pflege der acht Naturrasensport-, acht Kunstrasen- und sechs Bolzplätze im Stadtgebiet kümmert – mit Hilfe eines Schleppers von CASE wird nachgesät, aerifiziert, gesandet und gedüngt. Dasselbe gilt auch für das Außengelände des Freibades, das neu angelegt wurde. „Zudem bereiten wir gerade die Ansaaten für unsere Blumenwiesen vor“, erzählt der Bauhofleiter. Seit Irmer 2017 die Leitung des Bauhofs innehat, liegt sein besonderes Augenmerk auf der Grünpflege der Stadt. „Seitdem werden vermehrt robuste, pflegeleichte sowie langanhaltend blühende Staudenpflanzen von uns angelegt“, berichtet der 51-Jährige. So wurde in den vergangenen drei Jahren viele der intensiv gepflegten Rasenflächen in Grünanlagen und Straßenbegleitgrün in zumeist mehrjährige Blumenwiesen umgewandelt – oftmals mit insektenfreundlichen heimischen Wildblumenmischungen.    

Maschinelle Verstärkung für thermische Unkrautbekämpfung

Während sich die Mitarbeiter des Bauhofs jedes Jahr aufs Neue über die selbst angelegte Blütenpracht freuen, verderben dagegen die Wildkräuter, die wegen der milden Winter vermehrt – mitunter sogar ganzjährig – wachsen, nicht selten die gute Stimmung. Doch damit soll nun bald Schluss sein. Denn der Bauhof Verl hat sich maschinelle Verstärkung für die thermische Unkrautbekämpfung geholt. „Es handelt sich um einen sogenannten Elektro-Schlepper, wie man sie z. B. auf autofreien Nordseeinseln als Bauhoffahrzeuge kennt“, beschreibt Irmer die neue Maschine. Die Entscheidung fiel dabei auf ein Modell des bayrischen Herstellers PEFRA. Der Bauhofleiter erklärt die Gründe: „Zum einen konnte nur dieser Hersteller unsere Wünsche an Ausstattung und Ladeflächenlänge erfüllen. Zum anderen bringt die Zuladung von fast 3.000 kg das Fahrzeug nicht an die Grenzen seiner Belastbarkeit – und dass trotz der aufgebauten und vollgetankten 1.200-l-Maschine von GEYSIR zur thermischen Wildkrautbekämpfung.“ Daneben hat auch die Ausstattung des E-Fahrzeugs die Bauhofmitarbeiter überzeugt: Nicht nur der luftgefederte Sitz und die Klimaanlage, sondern vor allem auch die Fronthydraulik sowie der Einsatztempomat tragen zu einem angenehmen Arbeitskomfort bei. Letzterer sorgt für eine frei wählbare, konstante Fahrgeschwindigkeit, sodass der Fahrer auch bei langsamer Fahrt im Einsatz nicht mühsam über Stunden die Geschwindigkeit über das Pedal regeln muss. Durch den kleinen Wendekreis lassen sich außerdem Engstellen und mit Stadtmobiliar bebaute Flächen problemlos befahren. Der neue Elektro-Schlepper soll zukünftig hauptsächlich zur thermischen Wildkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen eingesetzt werden. „Bei einem Wasserverbrauch von etwa sieben Litern pro Minute können wir mit einer Tankfüllung fast drei Stunden ohne Unterbrechung arbeiten. Das Nachtanken erledigen wir mittels Standrohr am nächstgelegenen Hydranten. Durch diese Arbeitsweise können wir, natürlich abhängig von den zu bearbeitenden Flächen, bis zu 7.000 m² Fläche täglich schaffen“, freut sich Irmer über die neugewonnene Effektivität. Zur Vor- und Nachbehandlung kann an die Fronthydraulik auch ein Kehrbesen angebracht werden.

„Der derzeitige Bauhof befindet sich seit 35 Jahren in den Räumen einer ehemaligen Tischlerei – Platz ist hier weder für alle Fahrzeuge und Maschinen, noch für eine Werkstatt zur Instandhaltung."  (Bauhofleiter Martin Irmer)

Die Stadt Verl wächst seit Jahren kontinuierlich, weswegen auch die Anforderungen an den dortigen Bauhof stetig zunehmen. Aus diesem Grund hat sich die Stadtverwaltung 2020 dazu entschlossen, eine Doppelführungsspitze einzusetzen. Und da die Grün- und Flächenpflege dem 51-Jährigen besonders am Herzen liegt, verwundert es kaum, dass Martin Irmler seither für die Abteilung Grünflächen verantwortlich ist, während seinem Kollegen der Bereich der Instandhaltung unterliegt. Der nahezu ausgefallene Winter hat in Sachen Straßenunterhaltung zwar keine stärkeren Schäden verursacht. Dennoch sind die Mitarbeiter des Bauhofs derzeit fleißig mit Unterhaltsarbeiten wie dem Ausbessern von Schlaglöchern und Pflasterabsackungen, aber auch dem Wiederherstellen von Banketten beschäftigt. Und da wochenlang wegen des Coronavirus ein Spielplatzverbot herrschte, nutzte der Bauhof die Gunst der Stunde, um die insgesamt 50 Spielplätze im Stadtgebiet zu kontrollieren sowie den Sand auszutauschen oder zu reinigen. „Damit wir nach dem hoffentlich baldigen Ende der Einschränkungen saubere Spielplätze haben“, äußert sich Irmer zuversichtlich. Zudem können sich die jüngsten Bürger Verls dann auch über neue Spielgeräte auf drei Spielplätzen freuen, die derzeit aufgebaut werden.


Umzug in neuen Bauhof für Mai geplant

Um diese vielfältigen Aufgaben besonders in der jetzigen Zeit so gut wie möglich ausführen zu können, ist man auch in Verl auf einen gut ausgestatteten Fuhrpark angewiesen. „Wir sind mit unserer Ausstattung, was Fahrzeuge und Geräte angeht, sehr zufrieden“, sagt der 51-Jährige. In nächster Zeit stehen deshalb auch nur kleinere Anschaffungen in Verl an. Wie beispielsweise ein neuer Ersatz-Anhänger für den Unimog mit zusätzlichem Kranaufbau, damit die bisher von zwei Mitarbeitern durchgeführte Abfuhr von Grünschnitten zukünftig von nur noch einer Person erledigt werden kann. Außerdem soll ein neuer Kleinschlepper als Ersatz für die Pflege der Sportplätze her.

Ansonsten gebe es keinen weiteren Wunsch – denn der größte von allen erfüllt sich bereits in Kürze: ein neuer Bauhof. In diesen Tagen laufen die letzten Vorbereitungen für den im Mai geplanten Umzug. „Der derzeitige Bauhof befindet sich seit 35 Jahren in den Räumen einer ehemaligen Tischlerei – Platz ist hier weder für alle Fahrzeuge und Maschinen, noch für eine Werkstatt zur Instandhaltung“, erklärt Irmer. Außerdem reichen die Umkleidemöglichkeiten und die sanitären Einrichtungen für die 25 Mitarbeiter nicht aus. Auf dem Bauhofareal befindet sich zudem der Wertstoffhoff. „Durch die Lage des alten Bauhofes mitten im Ortskern gab es immer wieder Beschwerden über Lärmbelästigung der Anwohner und Verkehrsprobleme zu den Öffnungszeiten des Wertstoffhofes“, spricht der 51-Jährige einen weiteren Knackpunkt an. Der neue Standort befindet sich nun am südlichen Ortrand von Verl. Ausgestattet mit einer großen Fahrzeughalle, einem Werkstatttrakt und einem großzügigen Sozialgebäude wird der neue Bauhof nun allen Anforderungen gerecht. Es bleibt also zu hoffen, dass die Corona-Krise bald ein Ende findet und dann auch im neuen Bauhof in Verl endlich wieder Normalität einkehren kann.


Fakten zum Bauhof Verl

  • Leitung des Bauhofs: Rolf Schäfer (Leitung Instandhaltung), Martin Irmer (Leitung Grünflächen)
  • Anzahl der Mitarbeiter: 25 Mitarbeiter zzgl. Saisonkräfte
  • Aufgabenbereiche des Bauhofs: Kontrolle und Unterhaltung von Straßen, Rad- und Wanderwegen, Bäumen, Spielplätze, Sportanlagen, Außenanlagen Freibad; Grün- und Flächenpflege; Winterdienst; Unterstützung des Hausmeisters an Schulen und Verwaltungseinrichtungen
  • Ausstattung des Fuhrparks: rund 18 Fahrzeuge: 3 Kastenwagen mit Anhänger (VW-Crafter), 4 Pritschenwagen mit Anhänger (VW T5/T6) , 2 Unimog, 1 Schmalspurfahrzeug, 2 Schlepper (CASE und Deutz), 2 Kleinschlepper (Iseki), 2 Großflächenmäher (Roberine und Grillo), 2 Null-Wendekreis-Mäher (Wright)
  • Verantwortungsbereich: Der Bauhof Verl ist für rund 290 km Straßen und Gehwege sowie rund 75 Hektar Grünfläche verantwortlich.
  • Zu betreuende Fläche: Die Stadt Verl mit ihren sechs Ortsteilen (Verl, Sürenheide, Kaunitz, Bornholte-Bahnhof, Österwiehe und Sende) umfasst eine Fläche von knapp 71,5 Quadratkilometern.

Bilder: Bauhof Verl

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