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Neuer Betriebshof Saarlouis: Mit viel Herzblut bei der Sache

In der saarländischen Stadt ist man vom Engagement der Betriebshof-Mitarbeiter begeistert. Nicht umsonst wird deshalb alles getan, um ihre Arbeit zu erleichtern und sie in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen.

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Von: Jessica Gsell

Ob Winterdienst, Grünflächenpflege oder Straßenreinigung – die Bau- und Betriebshöfe sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass es in den Kommunen gepflegt aussieht. Genauso wichtig wie ein gut ausgestatteter Fuhrpark, sind vor allem die Mitarbeiter. Wie in jedem anderen Unternehmen gibt es da jene, für die Arbeit einfach nur Arbeit ist. Und dann existiert da aber auch noch die Gruppe, die, bei allem was sie tut, mit Herzblut ans Werk geht. Zur letzteren Gruppe zählt Björn Althaus, Leiter des Neuen Betriebshof Saarlouis (nbs), ganz klar seine 165 Mitarbeiter. Seit gerade einmal 14 Monaten hat der 35-Jährige dort die leitende Position inne. Davor arbeitete der Diplomkaufmann knapp zehn Jahre im Lebensmitteleinzelhandel. Althaus hatte von Berufs wegen schon immer viel mit Mitarbeitern zu tun – doch was er in den vergangenen Monaten im nbs erleben durfte, damit hätte der 35-Jährige bei Arbeitsantritt nie gerechnet.

„Es ist absolut auffallend, wie sich die Mitarbeiter im nbs mit ihrer Arbeit identifizieren“, erzählt Althaus stolz. Besonders das Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Tätigkeit, beeindruckt den Betriebshofleiter sehr. Nach der allmorgendlichen Instruktion der Abteilungsleiter, verteilen sich die Männer und Frauen im 43 Quadratkilometer großen Stadtgebiet. „Man kann dann auch nicht alles kontrollieren“, weiß Althaus. Das sei aber auch gar nicht nötig. Denn bislang stellte der 35-Jährige immer wieder fest, dass seine Mitarbeiter nicht nur die ihnen aufgetragenen Arbeiten erledigen, sondern zusätzlich noch Dinge, die außer der Reihe anstehen. Deshalb falle es ihm auch leicht, seiner Mannschaft ein großes Maß an Vertrauen entgegen zu bringen. „Als Betriebsleiter macht das einen stolz“, schwärmt Althaus.

Große Identifikation mit der Stadt Saarlouis

Der 35-Jährige sieht den Grund für dieses Engagement in erster Linie in der Liebe zur Stadt liegen. Egal was in Saarlouis ansteht – die Mitarbeiter des Betriebshofs sind vor Ort und helfen tatkräftig mit. So wird, neben vielen kleineren Stadtteilfesten, jedes Jahr auch ein großes Stadtfest mit bis zu 40.000 Besuchern veranstaltet. Das Team des nbs kümmert sich dann um die Verkehrsregelung oder auch die Elektrik an den Ständen. „Bis in die Puppen wird da am Wochenende gearbeitet“, berichtet Althaus. Im vergangenen Jahr feierte der Landkreis Saarlouis – bestehend aus 13 Kommunen – sein 200-jähriges Bestehen mit einem 2,5 Kilometer langen Festzug. Mitten im Geschehen waren auch das nbs-Team sowie der gesamte Fuhrpark des Baubetriebshofs. 23 Fahrzeuge wurden eingesetzt, um den Verkehr während der Parade zu regeln. Die restlichen 80 Maschinen fuhren als geschmückte Wagen beim Festzug mit. Für diesen suchte die Stadt außerdem nach freiwilligen Teilnehmern. „Dafür wurde bei uns eine Liste ausgehängt“, erzählt der Betriebshofleiter und fügt lachend hinzu: „Die war sofort voll.“ Knapp 40 Mitarbeiter meldeten sich für diese ehrenamtliche Tätigkeit.

Viele der 165 Mitarbeiter sind bereits seit mehr als 30 Jahre beim nbs tätig. Der Altersdurchschnitt liegt hier bei rund 50 Jahren. „Die Stimmung in so einem großen Team wächst mit den Leuten, die schon seit Jahren dabei sind“, weiß Althaus. Das gelte nicht nur für die Festangestellten, sondern auch für die rund 40 Saisonarbeiter im Grünflächenbereich. Erst vor Weihnachten hatte ein langjähriger Saisonmitarbeiter nach 40-jähriger Tätigkeit aufgehört. „Die Leute arbeiten 8 bis 9 Monate beim nbs. Im Dezember werden sie dann gekündigt, erhalten aber sofort für das nächste Frühjahr wieder ihre Bewerbung“, erklärt der 35-Jährige das Prozedere. Auf diese Weise zeige der Betriebshof seine Wertschätzung den Leuten gegenüber, indem er sie in der nächsten Saison wieder dabeihaben will. „Dafür bekommen wir gute Arbeit zurück“, weiß Althaus. Wie sehr die Mitarbeiter das lieben, was sie tun, erlebte der Betriebshofleiter vor nicht allzu langer Zeit. Einer langjährigen Saisonarbeiterin wollte der nbs die Arbeitszeit von 8 auf 9 Monate erhöhen. Die Frau lehnte ab. Der Grund: Dann hätte sie ihr bisheriges Einsatzgebiet, den Stadtgarten, gegen ein neues tauschen müssen. Doch das wollte die Frau nicht. „Der Stadtgarten ist mein Wohnzimmer. Hier kenne ich alle Ecken, alle Blumen, Spaziergänger und jeden Hund“, gibt Althaus ihre Worte wieder. 

Mitarbeiter werden in Entscheidungsprozesse miteinbezogen

So oft es geht, versucht der nbs außerdem, die Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen. So auch in den Bereich des Arbeitsschutzes. Zusammen mit einem externen Unternehmen will Althaus eine spezifische Betriebsanweisung für den nbs erstellen – neben der für alle geltenden rechtspauschalen der Berufsgenossenschaft. Hierbei sollen vor allem die Mitarbeiter mit ins Boot geholt werden. Sie könnten am besten sagen, welche Gefahren beispielsweise bei der täglichen Arbeit mit einem Gebläse oder Bagger bestehen und wie diese am besten vermieden werden können. „Der Mitarbeiter vor Ort weiß hier besser Bescheid, als jeder Externe“, ist sich der 35-Jährige sicher. „Die Mitarbeiter dürfen die Anweisungen mitentwickeln“, erklärt Althaus. So werden hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum einen macht sich der nbs die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter zu nutzen. Zum anderen werden solche – von den Mitarbeitern mitentwickelte Anweisungen – auch viel eher eingehalten.

Nicht nur innerhalb des nbs, auch vonseiten der Bürger gebe es viel Lob für den Betriebshof-Trupp. Zuletzt zur Weihnachtszeit, als die Männer die Christbäume in der Stadt aufstellten. Natürlich gebe es auch kritische Anrufe, beispielsweise im vergangenen Jahr, als das Laub recht spät in riesigen Mengen fiel oder als die Gräser erst etwas brauchten, bis sie wuchsen, dann aber so schnell in die Höhe schossen, dass die Mitarbeiter mit dem Mähen kaum noch nachkamen. „Die meisten Bürger haben dann aber absolutes Verständnis dafür, wenn wir ihnen erklären, dass wir bei unserer Arbeit nach Prioritäten vorgehen“, sagt Althaus. Auch die Politik wüsste die Arbeit des Betriebshofs zu würdigen. „Es gibt kaum eine Pressekonferenz oder Ansprache von der Verwaltungsspitze, wo man uns nicht dankt“, berichtet der Betriebshofleiter. „Natürlich könnte man das jetzt als Taktik der Politiker sehen“, fügt Althaus hinzu. Doch auch sonst würden sich die Politiker oft im nbs blicken lassen. „Eine solche Wertschätzung kenne ich so nicht aus der Privatwirtschaft“, sagt Althaus.

Außerplanmäßige Anschaffung: ein Müllsauger

Geht es allerdings darum, neue Anschaffungen durchzusetzen, hat es auch der nbs nicht leicht. „Das Saarland ist eine wirtschaftlich schwache Region“, berichtet Althaus. Dabei stünde die Stadt Saarlouis mit namhaften Firmen wie Ford noch am besten da. Ein Stellenplan sowie ein Doppelhaushalt regeln im nbs die personelle Frage wie auch die Neuanschaffung von Fahrzeugen. Alles, was nicht im Wirtschaftsplan enthalten ist, muss hart im Werkausschuss diskutiert werden, weiß Althaus. Doch erst im Dezember wurde eine solche außerplanmäßige Anschaffung dennoch genehmigt: für einen Müllsauger. Bislang sind in der Innenstadt von Saarlouis 3 Mitarbeiter unterwegs, die mit Handwagen die Straßen und Gehwege vom Müll befreien. Mühsam werden hier mit der Greifzange die Zigarettenstummel aus den Pflasterzwischenräumen entfernt. Auf einer Messe entdeckten die Abteilungsleiter dann den Glutton®, ein Gerät, ähnlich einem Staubsauger. „Die Anschaffung ist aber nicht ganz billig“, berichtet Althaus. Zwar werde das Gerät, da es elektrisch läuft, mit bis zu 25 Prozent gefördert. Dennoch war eine gute Argumentation nötig, um die ungeplante Ausgabe vor dem Ausschuss zu rechtfertigen. Und die sah folgendermaßen aus: „Die Männer sind draußen an der Front tätig“, berichtet der Betriebshofleiter und fügt hinzu: „Sie sind das Aushängeschild des nbs.“ Mit einem solchen Gerät werde zum einen ihre Arbeit aufgewertet. „Das motiviert die Mitarbeiter und sie bekommen mehr Respekt von den Bürgern“, sagt der 35-Jährige. Zum anderen ginge dadurch die Arbeit auch viel schneller von der Hand. Die Argumentation überzeugte – im Frühjahr soll der Müllsauger kommen.

Fakten zum Neuen Betriebshof Saarlouis

Werksleiter: Günter Melchior

Betriebsleiter: Björn Althaus

Mitarbeiter: 165; davon arbeiten 10 in der Verwaltung (1 Praktikant), 7 im Bereich Straßenbeleuchtung, 75 im Allgemeinen Betriebshof (3 Auszubildende zum KFZ-Mechatroniker) sowie 73 im Bereich Grünflächen (3 Auszubildender zum Garten-/Landschaftsbauer).

Aufgaben: Die Abteilung Straßenbeleuchtung ist verantwortlich für die Planung, Beschaffung, den Neubau und die Unterhaltung von 9.000 Lichtmasten (werden derzeit schrittweise auf LED umgestellt), 44 Signalanlagen, 15 Brunnenanlagen, 181 städtische Gebäude, 10 Flutlichtanlagen an den Sportstätten sowie die Weihnachtsbeleuchtung.

Die Abteilung des Allgemeinen Betriebshofs kümmert sich um den Unterhalt und die Reinigung des 450 Kilometer langen Straßennetzes. Dabei fahren die 2 großen Kehrmaschinen monatlich 1.300 Kilometer und die 3 Kleinkehrmaschinen 250 Kilometer. Zudem fällt die Reinigung und der Unterhalt des 250 Kilometer großen Kanalnetzes in ihren Aufgabenbereich. Zudem müssen 7.500 Straßeneinläufe mit einem großen und einem kleinen HD-Spülfahrzeug in Schuss gehalten werden. Des Weiteren ist die Abteilung für die Entsorgung (Müllabfuhr/Containerdienst/Wertstoffzentrum), die Bäche und Graben, Veranstaltungen sowie die KFZ-Werkstatt zuständig.

In den Aufgabenbereich der Abteilung Grünflächen fällt der Unterhalt von 185 Hektar Grünflächen, die Pflege und Kontrolle von 16.000 Bäumen, 8 Friedhöfe, die Kompostieranlage, Sportplätze sowie 67 Spielplätze.

Der Winterdienst für die 140 Kilometer lange Fahrbahnstrecke plus Fußgängerzone und Gehwege entlang der städtischen Verkehrsflächen wird abteilungsübergreifend organisiert.

Fuhrpark: Insgesamt 103 Fahrzeuge; davon 10 PKW, 24 Transit (mit und ohne Aufbau), 36 LKW mit verschiedenen Spezialaufbauten, 6 Hansa-Geräteträger, 5 Kehrmaschinen und 22 Anhänger.

Fläche: Die Kreisstadt Saarlouis umfasst eine Fläche von 43 Quadratkilometer.

 

Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: Neuer Betriebshof Saarlouis

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