Nach jedem Winter beginnt sie von neuem: die Suche nach den Schlaglöchern. Während die Autofahrer sich darüber beschweren, dass der Winter zu viele Straßenschäden mit sich gebracht hat, ist die Stadtverwaltung auf der Suche und kommt den unspezifischen Hinweisen von Seiten der Bevölkerung kaum hinterher.
Damit die Schlaglöcher nach jedem Winter zielgenau gefunden werden können, haben die drei Gründer des Stuttgarter Startups „vialytics“ – Achim Hoth, Danilo Jovicic und Patrick Glaser – eine künstliche Intelligenz (KI) zur Behebung von Straßenschäden entwickelt. Sie vereinfacht das Erfassen des Straßenzustands und bildet somit die Grundlage für eine effiziente Straßeninstandhaltung.
Alle vier Meter ein Bild der Straßenoberfläche
Das System basiert dabei auf einem modifizierten Smartphone, das in kommunalen Fahrzeugen wie zum Beispiel in einem Müllwagen oder in Kehrmaschinen an der Windschutzscheibe angebracht wird. Der große Vorteil: Die Erfassung der Straßenzustände findet ganz nebenbei statt. Kommunale Fahrzeuge, die während ihres Tagesgeschäfts auf den Straßen unterwegs sind, nehmen mit Hilfe des vialytics-Phones automatisch alle vier Meter ein Bild der Straßenoberfläche auf. Zusätzlich reagiert ein integrierter Sensor auf Erschütterungen, der GPS-Empfänger bestimmt den zugehörigen Standort. Anschließend werden auf den erfassten Bild- und Erschütterungsdaten personenbezogene Daten, wie Gesichter und Autokennzeichen durch einen Algorithmus anonymisiert.
Wurden alle personenspezifischen Informationen erfolgreich geschwärzt, kommt die eigentliche künstliche Intelligenz von vialytics ins Spiel und wertet ganz automatisch den Straßenzustand aus. Sämtliche Straßenschäden werden von der KI markiert, analysiert und einzelnen Schadenskategorien wie Schlaglöchern, Rissen oder Flickstellen zugeordnet.
Zustand des Straßenabschnitts wird bewertet
Die Ergebnisse dieser Analyse fließen in eine Online-Karte ein, die den Zustand jedes Straßenabschnitts mit einer Schulnote bewertet. Mithilfe dieser Karte können problematische Stellen rasch inspiziert und dringende Ausbesserungsmaßnahmen schneller und effizienter geplant werden. Arbeitspakete können somit von Bauhöfen gebündelt und unnötige Fahrten vermieden werden. Zusätzlich können gemeldete Mängel erstmals bequem im Büro begutachtet werden. Das System zeigt auch, wie sich die Straßen mit der Zeit verändert haben. Auch die Wirksamkeit einer proaktiven Instandhaltung kann dokumentiert werden.
Das 18-köpfige Team arbeitet stetig daran, das System weiterzuentwickeln. Künftig will vialytics zum Beispiel Verkehrs- und Wetterdaten auswerten, um vorherzusagen, wann ein bestimmter Straßenabschnitt voraussichtlich repariert werden sollte. Inzwischen zählen mehr als 20 deutsche Städte zu den Kunden von vialytics – Tendenz steigend. Ziel ist es, nicht nur die deutschen Straßen wieder auf ein gutes Niveau zu heben, sondern gerade dort, wo Investitionen getätigt werden, die Nutzungsdauer der Straße durch effiziente Instandhaltung zu verlängern.