Allgemeine Grundsätze zur Sicherung eines Kinderspielplatzes sind meist in der Bauordnung des Landes geregelt. Vorgaben oder Hinweise zur Spielplatzhygiene oder bezüglich der Wechselhäufigkeit von Spielsand auf Spielplätzen finden sich dort meist jedoch nicht. Diese und andere gesundheitsorientierte Fragen zum öffentlichen Spielplatzbetrieb, die immer wieder an Landesgesundheitsämter (LGA) gerichtet werden, sollen im nachfolgenden beantwortet werden. Für Kinderkrippen, -gärten, -tagesstätten, -horte finden sich meist Spielplatzhinweise im Rahmen-Hygieneplan für Kindereinrichtungen auf der Homepage des LGA unter „Kigahygieneplan“.
Biologische Faktoren – Bakterien
In der Umwelt des Menschen sind nahezu alle Oberflächen bakteriell besiedelt. Dies gilt auch für Spielsand. Untersuchungen zeigen, dass in frisch eingebrachtem Spielsand nach kürzester Zeit eine ähnliche Keimzahldichte und -verteilung zu finden ist, wie in älterem Spielsand.
Biologische Faktoren – Parasiten
Bestimmte Parasiten (z.B. Katzen- und Hundespulwurm) bzw. ihre Dauerformen sind gegenüber Umwelteinflüssen vergleichsweise resistent und können sich daher – von Tieren ausgeschieden – mit der Zeit im Spielsand anreichern. Bei Untersuchungen in Hannover fanden sich in vielen Fällen der beprobten öffentlichen Spielplätze Parasitenformen, die sich im Zwischen- bzw. Endwirt Mensch weiterentwickeln könnten.
Biologisches Risiko von Spielsand
Auch wenn humanpathogene Bakterien nachgewiesen werden, ist das bakterielle Infektionsrisiko bei Spielsand aufgrund von diffusen Verunreinigungen (zum Beispiel mit Hunde-, Katzen- und Vogelkot) im Allgemeinen nicht als hoch einzuschätzen. Eine Anreicherung von Parasiteneiern kann aber ein Infektionsrisiko darstellen. Bei offensichtlicher, deutlich erkennbarer Verunreinigung zum Beispiel mit Kot, kann daher eine Infektionsgefahr nicht ausgeschlossen werden. Derartige Verschmutzungen sind unverzüglich zu entfernen.
Untersuchungen sind Momentaufnahmen
Biologische Untersuchungen von Spielsand stellen Momentaufnahmen dar und haben daher nur eine begrenzte Aussagekraft. Sobald zum Beispiel ein Hund oder eine Katze einen Kothaufen hinterlässt, wären unmittelbar vorher erhobene Daten nicht mehr für eine Einschätzung verwendbar. Daher sind diese Untersuchungen als Basis für die Beurteilung der Spielsandhygiene wenig geeignet.
Chemische Faktoren
Auf dem Luftweg können Schadstoffe wie Verbrennungsabgase oder Schwermetalle aus Verkehr und Industrie eingetragen werden, wie der Nachweis der Akkumulation in mehrjährig nicht ausgetauschtem Spielsand in Berlin belegen konnte.
Sonstige Faktoren
Gegenstände auf Spielflächen wie Glasscherben, Blechbüchsen, Zigarettenkippen, Lebensmittelreste aber auch blutbehaftete Spritzen entstammen einer nicht bestimmungsgemäßen Nutzung. Auch natürliche Einträge organischen Materials wie Laub oder Pflanzensamen sind unerwünscht. Sie sind mechanisch in der Regel gut entfernbar, wodurch eine Anreicherung im Sand unterbunden werden kann. Hierzu ist eine regelmäßige Kontrolle während der Nutzungsphase erforderlich, je nach Beanspruchung oder Gefährdung – z. B. als Folge von Vandalismus – eventuell sogar täglich.
Reinigungsmaßnahmen
Eine regelmäßige Überprügung der Spielflächen sowie notwendigenfalls eine mechanische Reinigung des Spielsandes zur Entfernung organischen und anorganischen Materials und die Beseitigung entsprechender Abfälle im Umfeld der Spielflächen ist erforderlich. Die gelegentliche Lockerung zur Durchlüftung und Austrocknung des Sandes verbessert zudem die Spieleigenschaften und verschlechtert die Lebensbedingungen für mögliche Krankheitserreger. Thermische Desinfektionsmaßnahmen des Sandes halten die meisten LGA nicht für sinnvoll, unter anderem weil auf diese Weise nur eine kurzfristige Reduktion der Bakterienzahl erfolgt. Das Einbringen bakterizider oder anderer Wirkstoffe in Spielsand für Kleinkinder zum Zwecke der Desinfektion ist aus umweltmedizinischer Sicht abzulehnen.