Das Auto landet an einem Baum, die Radfahrerin stürzt auf dem Weg zur Arbeit, der Fußgänger beim Gassigehen mit dem Hund am Morgen: Alle Jahre wieder beschäftigen Winterunfälle die Gerichte. Wer ist verantwortlich, dass die Straßen und Gehwege pünktlich und richtig geräumt worden sind? Und wer haftet, wenn nicht?
Gechingen bei Stuttgart: Immer öfter ziehen Bürger gegen Kommunen vor Gericht, um nach Schnee- und Glatteisunfällen Schadenersatz zu erstreiten. Die Digitalisierung hilft den Kommunen allerdings dabei, ungerechtfertigte Klagen abzuwehren und sich nicht aufs Glatteis führen zu lassen. Denn mit Hilfe von Apps, Software und GPS- sowie Sensortechnik können die Winterdienste der Bauhof-Teams besser vorbereitet, übersichtlicher abgearbeitet und zugleich auch rechtssicher erfasst werden.
Seit Anfang der 2000er-Jahre müssen die deutschlandweit rund 5.600 Bau- und Betriebshöfe ihre Arbeiten verpflichtend dokumentieren, um deren Wert besser darstellen zu können und somit vergleichbar zu machen. Was kostet im Sommer das Mähen des Rasens oder die Spielplatzreparatur und im Winter das Schneeräumen, das Streuen oder das Beseitigen von Winterschäden? Das Unternehmen AIDA ORGA, das Software zur Zeiterfassung und Zutrittskontrolle entwickelt, gehört bei digitalen Lösungen für Bauhöfe zu den Pionieren Deutschlands.
Alternative zur Erfassung auf Papier entwickelt
„Auf einer Messe für Kommunen sprach uns damals der Leiter eines Bauhofes aus dem sauerländischen Olsberg an, ob wir nicht Alternativen zur Erfassung auf dem Papier anbieten könnten“, erinnert sich Wolfram Franke, Geschäftsführer von AIDA ORGA Deutschland. „Von Beginn an erwies sich die Zettelwirtschaft oft als schwierig: Die Vorlagen, auf denen die Arbeitszeiten und die Dauer der jeweiligen Tätigkeiten handschriftlich oder am PC erfasst wurden, waren mitunter nicht ausgefüllt, unleserlich, gingen verloren und haben sehr viel Arbeit gemacht.“
Gemeinsam mit dem Leiter des Bauhofes Olsberg machte sich AIDA ORGA daran, die Besonderheiten der Bauhöfe zu ergründen und zu erfassen. „Davon gibt es besonders viele, wie wir bei der Entwicklung der Software feststellten – vor allem, nachdem keine zwei Bauhöfe in ihrer Struktur gleich sind.“ Nach gut zwei Jahren Entwicklungszeit war die erste Version der sogenannten Produktzeiterfassung fertig.
Mehr als 45 Jahre Erfahrung bei digitaler Zeitwirtschaft
Inzwischen gehört die Software von AIDA ORGA für viele Bauhöfe genauso zur Grundausstattung wie eine Schaufel oder ein Schraubenzieher. Mehr als 3.000 kommunale Verwaltungen zählen zu den Kunden des Unternehmens, das auf mehr als 45 Jahre Erfahrung bei digitaler Zeitwirtschaft verweisen kann. Die Firma mit mehreren Standorten in Deutschland zählt nach eigenen Aussagen zu den Top 3 der Anbieter auf dem Markt der Zeiterfassung und Zutrittskontrolle für Unternehmen und die öffentliche Hand.
„Der Einsatz von Software auf einem Bauhof bringt gerade im Winter sehr viele Vorteile“, erklärt Wolfram Franke. Denn die Kommunen müssen dafür sorgen, dass öffentliche Straßen, Wege und Plätze bei Schnee und Glatteis passierbar und begehbar sind. Je nachdem, wie wichtig die Straßen für den allgemeinen Verkehrsfluss sind, wird ihnen eine Priorität zugeordnet – was in welcher Reihenfolge geräumt werden muss. Dabei haben die Bauhof-Teams zwar einen Ermessensspielraum. Kommt es allerdings zu einem Schadenfall, müssen sie nachweisen können, dass sie der Räum- und Streupflicht ausreichend nachgekommen sind.
In analoger Form erfolgt dies durch Einsatzpläne, Fahrtenbücher, manuell geführte Streuprotokolle oder Fotos. „Dabei können oft Fehler entstehen“, weiß Franke. Sind die Unterlagen unvollständig oder verloren, kann es für eine Stadt oder Gemeinde teuer werden, zieht jemand nach einem Winterunfall gegen die Stadt oder Gemeinde vor Gericht.“ Außerdem können handschriftliche oder am Computer, etwa in Excel, erstellte Unterlagen auch manipuliert werden. Die digitale Winterdienst-Dokumentation von AIDA ORGA ist dagegen gerichtsfest.