Die Fragestellung im Mai 2020 war klar: Kann der Kehrmaschinen-Prototyp der Firma Brock Kehrtechnik den Anforderungen der Stadtreinigung Hamburg (SRH) gerecht werden, ist die Technik unter allen Jahres-Witterungslagen und den vielseitigen Alltagsanforderungen stabil und zuverlässig, und ist die Leistungsfähigkeit mit einer „konventionellen Diesel-Maschine“ vergleichbar? Nach einem Jahr Einsatz ohne große technische oder energetische Probleme muss die Antwort „Ja, mit kleinen Einschränkungen“ heißen.
Zu den Maschinendaten
Der Maschinentyp VS6e der Firma Brock ist technisch sehr stark an die Standard-Maschinen der SRH angelehnt worden. Die Maschine hat ein zulässiges maximales Gesamtgewicht von 15.000 kg (wie die SRH-Dieselvariante), und das bei einem Leergewicht von 10.800 kg (SRH-Dieselvariante 10.450 kg), leer ohne Frischwasser. Der Elektro-Antriebsmotor verfügt über eine maximale Leistung von 250 kW und „bewegt“ die Maschine auch aufgrund des maximalen Drehmomentes von 3.400 Nm mehr als ausreichend zügig. Bei sonst absolut identischen Fahrzeugdaten wie einem Frischwassertankvolumen von 1.200 Liter und einem Aufbau-Sammelbehälter mit sechs m3 Inhalt, muss sich der SRH-Fahrer eigentlich überhaupt nicht umstellen, da Brock auch die gesamte Aufbau-Bedieneinheit bewusst gleich der bekannten und bewährten Diesel-Variante ausgeführt hat.
Der den Antrieb und die Nebenaggregate der Elektro-Maschine mit Energie versorgende Akku hat eine Brutto-Kapazität von circa 180 kWh (netto wohl circa 160 kWh), und das Laden des Akkus erfolgt noch etwas „rückständig“ über einen 400-V/32-A-Stecker-Anschluss. Hier gibt es aktuell sicher die Möglichkeit, auf die derzeit üblichen AC-Varianten mit Mennekes-Typ-2-Stecker bis 22 kW oder auch auf DC-CCS-Ladestationsvarianten mit bis zu 150 kW Ladeleistung auszuweichen. Die Maschine der SRH ist hinsichtlich des Entwicklungsstandes noch auf dem Stand von circa 2017/2018.
Was bringt die Technik für die SRH bzw. für den Fahrer?
Zunächst einmal keine Einbußen in der Leistungsfähigkeit. Die in drei Stufen schaltbare Turbinen-/Saugleistung entspricht mindestens der Leistung der Dieselmaschinen. Natürlich kann dieser Unterdruck erzeugende Turbinenbetrieb nicht vollkommen ohne Arbeitsgeräusche vonstattengehen, dieses aber in Abhängigkeit der gewählten Turbinenleistungsstufe (1 bis 3) mit für den Fahrer um sechs bis acht dB(A) reduziertem Schallpegel am Ohr. Auch die Umgebung der Maschine profitiert vom elektrischen Aufbau-Antrieb, hier reduzieren sich die Schallpegel, abhängig von der Stufe um zwei bis sieben dB(A). Dies betrifft natürlich den Haupteinsatzbereich des Kehrens/Arbeitens. Im reinen Fahrbetrieb durch die Stadt liegen die Schallpegelreduzierungen bei sieben dB(A) für den Fahrer und bis zu 20 dB(A) für die Maschinen-Umgebung.
Die leicht reduzierte zulässige Nutzlast (circa 350 kg) der Maschine macht sich für die Fahrer im Regel-Alltag kaum bemerkbar. Was sich aber subjektiv bei allen unseren Mitarbeitenden, die bislang an dem Test teilgenommen haben, bemerkbar gemacht hat, ist die wesentlich geringere körperliche Belastung in der Schicht mit der Elektro-Maschine. Das geringe Geräuschniveau in Verbindung mit den völlig fehlenden Vibrationen bei der Elektro-Maschine hat bei allen zu einem deutlich verbesserten Wohlbefinden nach dem Dienst gesorgt, sodass alle Fahrer über deutlich weniger Erholungsbedarf berichtet haben. Das Fehlen des Verbrennungsmotors – die Dieselvariante der SRH verfügt sogar über zwei Dieselmotoren – ist hier als ein großer gesundheitsfördernder Baustein für das Personal zu bewerten.