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Impulse für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung

Fachmesse public12 in Stuttgart vermittelt zahlreiche Anregungen

 

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Die vierte Ausgabe der public12 versammelte am 24. und 25. April 2012 gemeinsam mit der Zukunft Kommune und Public IT 1.638 kommunale Entscheider und Anbieter aus den Bereichen Public Design, Städtebau, Stadtbegrünung sowie Stadt- und Regionalplanung in der Landesmesse Stuttgart. Im Mittelpunkt vieler Vorträge standen lebendige Innenstädte, Stadtbegrünung und Grünflächenpflege sowie Beiträge der Stadtplanung zum Klimaschutz und zur Re-Integration von Brachen ins Stadtgebiet. Ein vielbeachtetes Fachforum beschäftigte sich zudem mit der Zukunft des Friedhofes.

Verschiedene Rahmenbedingungen wirken auf die europäische Stadt ein: Neben dem demografischen und wirtschaftlichen Strukturwandel müssen Stadtplaner Veränderungen in der Siedlungsstruktur, im Klima und in der Energieversorgung in ihre Planungen einfließen lassen. Eine räumliche Betrachtung vereine unterschiedliche Themen wie Energie, Demografie und soziale Integration, erklärte Prof. Dr. Franz Pesch in seinem Vortrag im Praxisforum.

Lebendige Innenstädte mit engagierten Bürgern

„Unsere Innenstadt ist ein Alltagsraum, der für die Menschen, die dort wohnen, arbeiten, Dienstleistungen in Anspruch nehmen und den öffentlichen Raum nutzen, eine hohe Qualität hat“, beschrieb der Experte vom Städtebau-Institut der Universität Stuttgart die besondere Stellung der europäischen Stadt. Angesichts eines heterogenen Problemspektrums müssten Kommunen integrierte Handlungskonzepte entwickeln, die „nicht im traditionellen Fahrwasser der Innenstadtentwicklung und Vermarktung“ lägen. Vielmehr müssten die kommunalen Lenker erreichen, dass sich die Bürger mit der Stadt verbunden fühlten und bei der Stadtentwicklung einbrächten, so Pesch. „Wenn wir die Städte weiterentwickeln wollen, brauchen wir die private Initiative, aus der die europäische Stadt entstanden ist.“ Auch für die Wiederbelebung von Passagen und Einkaufsvierteln gebe es vielversprechende Beispiele, nannte der Experte einen weiteren Ansatz, um Innenstädte zu stabilisieren.

Chancen nutzen: Konversionsflächen in Baden-Württemberg

Mit einem weiteren brennenden Thema beschäftigte sich die Fachkonferenz „Konversionsflächenplanung in Baden-Württemberg“. Das Nutzbarmachen von brachliegenden Gebieten sei ein wesentlicher Motor für die Stadtentwicklung, bestätigte Dipl.-Ing. Matthias Schuster, freier Stadtplaner und Vertreter der Architektenkammer Baden-Württemberg. „Wir können hier nur von Chancen und verpassten Chancen sprechen.“

Ideen, wie sie der Herausforderungen durch brachliegende Industrie- und Gewerbegebiete sowie nicht mehr genutzte Militärareale begegnen können, erhielten die anwesenden Bürgermeister und Amtinhaber durch zahlreiche Beispiele aus Baden-Württembergs Kommunen. Die finale Botschaft war klar: In der Reintegration von Brachen liegen viele Möglichkeiten für eine qualitative Entwicklung. Man müsse sich nur genügend Zeit nehmen und vor allem Unterstützung bei Bund und Länder anfordern, zog Univ.-Prof. Dr. Christian Jacoby vom Institut für Verkehrswesen und Raumplanung der Universität der Bundeswehr als Fazit aus der abschließenden Podiumsdiskussion.

Klimaschutz bei Neubau und Sanierung

Wie die Balance zwischen Klimaschutz und einer kostengünstigen Erschließung von Stadtgebieten gelingt, illustrierte Dipl.-Ing. Olaf Hildebrandt in einem Vortrag der Architektenkammer Baden-Württemberg. Als zentrale Strategien nannte der Lehrbeauftragte im Masterstudiengang Stadtplanung an der Hochschule für Technik Stuttgart und Geschäftsführer der ebök Planung und Entwicklung GmbH Tübingen die Reduzierung des Energieverbrauchs, eine optimierte Wärmeversorgung und die Integration von Energie in die Gesamtplanung. Bei der Stadtplanung sollte früh mitbedacht werden, welche Voraussetzungen ein Gebiet hat, um Energie zu sparen. Durch eine Südausrichtung der Gebäude könne zum Beispiel die Sonne gut ausgenutzt und Heizkosten gespart werden. Zudem sorgten kompakte Strukturen der Baukörper für einen niedrigen Energieverbrauch. In Heidelberg werde mit der Bahnstadt gerade ein ganzer Stadtteil in Passivhausstandard gebaut, aber auch bei Altbausanierungen könnten hohe Energiesparpotenziale erschlossen werden. Wichtig sei es, nicht von heutigen Standards auszugehen, sondern dafür Sorge tragen, dass Gebäude auch in 20 Jahren noch zukunftsfähig seien, so Hildebrandt.

Grünflächen managen, Pflegekosten in den Griff bekommen

Um Grünflächen auch in Zukunft zu verträglichen Kosten attraktiv zu halten, müssten Kommunen ein Pflegekonzept entwickeln, erklärte Rainer Ziegler, Bürgermeister der Stadt Ladenburg am Neckar, in einer Veranstaltung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten bdla Baden-Württemberg. Gemeinsam mit einem externen Partner habe die Stadt alle Grünflächen sowie deren Zustand und Entwicklungsziele erfasst und so eine gute Steuerung erreicht.  „Es war nötig, Wunden zu schlagen und aufzuräumen“, berichtete der Bürgermeister. Entstanden sei eine grüne Stadt, deren Freiräume von Menschen aller Generationen belebt und genutzt würden.

Ähnliche Erfahrungen habe auch die Stadt Kehl gemacht, berichtete Katrin Korth, ehemalige Leiterin des Fachbereichs Tiefbau-Grünflächen-Betriebshöfe. Im Rahmen einer landesübergreifenden Landesgartenschau hatte die Stadt den Altrhein wieder für sich entdeckt und zugänglich gemacht. Einige Jahre später hätten die Verantwortlichen jedoch Pflege-, Planungs- und Nutzungsdefizite bei diesen Grünräumen festgestellt: Wie bei anderen Landesgartenschau-Geländen seien die Zuständigkeiten unklar gewesen und es habe kein Konzept für die weitere Pflege gegeben. Die Stadt Kehl habe daraufhin gemeinsam mit einem Partner ein Pflege- und Managementkonzept aufgesetzt, infolge dessen sie die Flächen in Teilbereiche gliederte und Entwicklungsziele definierte. Wichtig sei es, eine permanente, fallorientierte und extensive Pflege zu erreichen, die mit klaren Zuständigkeiten versehen sei, bestätigte Bürgermeister Ziegler. Auf diese Weise könne eine Kostenkontrolle oder sogar Kostenreduzierung erreicht werden.

Für den Erhalt eines Kulturguts: Die Zukunft des Friedhofes

Um die Attraktivität einer ganz anderen kommunalen Grünfläche drehte sich das ganztägige Friedhofsforum am zweiten Messetag. Vertreter aus den verschiedensten Bereichen rund um das Thema Bestattung hatten sich zusammengefunden, um die Zukunft des Kulturguts „Friedhof“ zu diskutieren. Wie wichtig und brennend dieses Thema für viele Kommunen ist, demonstrierte der große Besucherandrang bei dieser Veranstaltung.

Kultureller Wandel, rechtliche Regulierungen und knappe finanzielle Mittel stellen das Friedhofsgewerbe vor große Herausforderungen. Dennoch warnten viele der Redner von einer Ökonomisierung des Friedhofes. „Der Friedhof ist ein öffentlicher Raum der Gemeinschaft, Ort unserer Kultur!“ unterstrich Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in seinem Impulsreferat. Deshalb müsse die Gesellschaft diesen Ort der Kultur stützen. Dass die Rettung des Friedhofes eine Unternehmung aller Beteiligten werden muss, darüber waren sich auch die Teilnehmer der abschließenden Podiumsdiskussion einig: Die Bürger, die einen Friedhof in Anspruch nähmen, hätten sich das nicht ausgesucht, gab Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts Karlsruhe, zu Bedenken. Sie seien durch die Umstände gezwungen: „Hieraus ergibt sich eine große Verantwortung aller, die am Friedhof tätig sind!“

Ausblick: Fachmesseverbund 2014

Die public14 geht vom 29. bis 30. April 2014 in die nächste Runde. Im Fachmesseverbund mit der Zukunft Kommune und der Public IT präsentiert sie sich wieder in der Landesmesse Stuttgart. Weitere Informationen unter: <link http: smarthost.messe.org:8080>www.public-messe.de.

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