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Cat: 500-Tonnen-Koloss auf den Kopf gestellt

Förderturm auf Schacht sieben in Hamm-Heessen geht wie geplant bei der Sprengung zu Boden

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Es war eine Punktlandung: die Sprengung vom Förderturm auf Schacht sieben in Hamm-Heessen am Ennigerberg.

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Die Sprengung im Zeitraffer.
<link fileadmin redakteur material newsmaterial download file>Cat Bagger ziehen die Stahlteile nach unten.
Cat Bagger ziehen die Stahlteile nach unten.
<link fileadmin redakteur material newsmaterial download file>Der Familienbetrieb Prümer kümmert sich um den Rückbau des För-derturms. Heinz, Peter und Mario Prümer (von links) vor dem gesprengten Stahl-Koloss.
Der Familienbetrieb Prümer kümmert sich um den Rückbau des För-derturms. Heinz, Peter und Mario Prümer (von links) vor dem gesprengten Stahl-Koloss. Fotos: Zeppelin

In wenigen Sekunden war das Bauwerk Geschichte. Mehrere hundert Zuschauer wurden Zeugen, welche Kräfte 500 Gramm Dynamit entfalteten und wie der Turm mit seinen vier Stützen bei der Explosion in sich zusammen sackte – ganz so wie es die Statiker und Prüfstatiker geplant und berechnet hatten.

Die Sprengung steht im Zusammenhang mit den Rückbauarbeiten der Gebäude am Schacht sieben auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Westfalen. Der Schacht wurde 1973 als Material- und Seilfahrtschacht in Betrieb genommen. Nachdem das Bergwerk im Jahr 2000 stillgelegt wurde, wurde ein Jahr später der Schacht verfüllt. Nun soll der Förderturm rückgebaut werden, was der Abbruchspezialist Heinz Prümer aus Lünen übernimmt. Dann soll innerhalb von 24 Monaten rund 75 Prozent der elf Hektar großen Fläche mit einer zwei Meter dicken Erdschicht aufgeschüttet und mit Bäumen bepflanzt werden. „Zurück zur Natur“ beziehungsweise Rekultivierung lautet die Devise. Aus dem übrigen Gelände, dem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz, soll eine Sukzessionsfläche werden – die Natur soll von selbst ohne menschliches Zutun ihren Raum zurück erobern. Bestehen bleibt einzig und allein der ehemalige Sprengstoffbunker, der in Zukunft Fledermäusen einen artgerechten Unterschlupf bieten soll. 

Die Sprengung erfolgte durch Lineacutter mit einer Brennschneidladung. „An vorgegebenen Stellen wird die 30 Millimeter dicke Stahlkonstruktion geschwächt“, erklärte der technische Leiter Peter Prümer von der für den anschließenden Rückbau beauftragten Firma. Im Vorfeld führte Monteur Ralf Walter die Düse seines Schneidbrenners millimetergenau entlang der aufgesprühten Linie und sorgte so für die erforderlichen Schnitt- und damit die Sollbruchstellen am Ständerwerk des Förderturms. Dies gehörte zu den Vorarbeiten, die sich zusammen mit den Vorbereitungen rund vier Wochen hinzogen. Schließlich wollte so eine Sprengung bis ins kleinste Detail geplant sein – nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Unweit von dem Gelände verläuft eine Stromleitung, welche notfalls hätte sofort abgeschaltet werden können. Was gänzlich unerwünscht war: dass von der Sprengung eine Gefahr ausgeht. Dies erforderte nicht nur eine akribische Planung, sondern einen Informationsaustausch mit den Behörden, damit sich kein Unbefugter während der Sprengung in der Nähe des Turms aufhielt.

Ein gewisser Rest Unsicherheit bleibt bei jeder Sprengung übrig. „Man weiß erst hinterher, ob die Berechnungen, die wir angestellt haben, richtig waren“, meinte dazu Heinz Prümer. Immerhin ist es möglich, dass das Bauwerk nicht wie vorgesehen in sich zusammenfällt. So wie es fast zeitgleich bei einer Sprengung der Autobahnbrücke auf der A40 passiert ist. Dort musste ein zweites Mal gezündet werden, weil die Brücke zunächst stehen blieb.

In Hamm-Heessen jedenfalls lief alles nach Plan: Drei Stunden vor der Sprengung wurde am Bauwerk ein acht Meter langes Sprengstoffband sowie Splittschutzmatten angebracht, um die Energie abzufangen. Pünktlich um 11.15 Uhr am letzten Samstag im Januar nach zwei Hornsignalen läutete Sprengmeister Willi Stemmans die Sprengung ein und ließ 18 Zünder hochgehen.

Das Schauspiel verfolgten etliche Schaulustige, darunter auch viele ehemalige Bergleute, die auf Schacht sieben eingefahren sind und einst Braunkohle gefördert haben. Lange vorher hatten sie sich bereits die besten Plätze hinter dem abgesperrten Gelände gesichert, um zu sehen, wie der stählerne 500-Tonnen-Koloss in wenigen Sekunden mit einem lauten Knall einknickte, sich überschlug und wie geplant in Richtung Norden stürzte. Mit der Kraft der Explosion, bei der die Stützen mit vier Ladungen weggesprengt wurden, und befördert durch das Eigengewicht, ging er zu Boden. Nachdem sich der Staub verzogen hatte, eilte die Baustellenleitung zur Einsturzstelle. Bauleiter Heinz und Mario Prümer waren mit dem Resultat zufrieden. „So wie der Turm gefallen ist, war unsere Wunschvorstellung. Wir können nun mit dem Zerlegen beginnen, der Schachtaufbau ist jetzt tief genug“, erklärten die beiden erleichtert.

Durchführen ließ die RAG Montan Immobilien GmbH die Sprengung des 30 Meter hohen und 500 Tonnen schweren Fördergerüstes aus hartem Stahl. Das Unternehmen hatte eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in Auftrag gegeben mit dem Ergebnis: Den charakteristischen grünen Turm mit dem großen RAG-Schriftzug zu sprengen, war bedingt durch seine Bauhöhe die effizientere Variante gegenüber der Alternative des konstruktiven Rückbaus. Für die Sprengung hatte nicht nur der Zeitfaktor gesprochen, sondern weil der Förderturm dann vom Boden aus mit Cat Baumaschinen des Abbruchspezialisten Prümer beackert werden kann. Von oben aus wird der Stahl mit Brennscheren geschnitten, damit er dann von Baggern heruntergezogen werden kann. Im Einsatz sind die neuen Cat Kettenbagger 336DLN, 330DL, 320DL sowie diverse Anbaugeräte wie Löffel, Scheren und ein Cat Hammer H160D, welche allesamt die Zeppelin Niederlassung Oberhausen lieferte. „Jetzt müssen wir nicht mehr in 30 Metern Höhe ansetzen, sondern können in knapp der Hälfte der Höhe mit unseren Abbruchscheren den Stahl klein machen“, so Heinz Prümer, Geschäftsführer. Der Stahl soll genauso recycelt werden wie die großen Teile der Bauschuttmassen – insgesamt geht es um rund 25 000 Kubikmeter. Deren Aufbereitung erfolgt über eine eigene mobile Brecheranlage – der recycelte Beton wird als Stützmaterial beim Bau von Lärmschutzwällen an Schacht Franz benötigt. Der aufbereitete Bauschutt wird auch verwendet, um Baustrassen anzulegen, welche für die spätere Verfüllung des Geländes erforderlich sind.

Für Heinz, Peter und Mario Prümer sowie ihre 58 Mitarbeiter sind Arbeiten wie diese täglich Brot – für die RAG war das Unternehmen bereits in Saarbrücken tätig, als vier Häuser abgebrochen werden mussten. Doch selbst wenn Abbrüche das Kerngeschäft des Unternehmens neben dem Tiefbau und den Transporten sind, verfolgten die Brüder Prümer die Sprengung mit Spannung. Denn das Sprengergebnis wirkt sich unmittelbar auf ihre Arbeit aus. „So wie das Gebäude liegt, kommt uns das bei unseren Arbeiten mit unseren Baumaschinen sehr entgegen“, bekräftigt Peter Prümer. Denn ursprünglich waren im obersten Stockwerk des Förderturms schwere Anlagen, wie eine Fördermaschine untergebracht. Durch die Sprengung hat sich das Bauwerk gedreht und landete mit dem obersten Stockwerk und damit mit den Maschinen unten auf dem Kopf. Somit geht eine deutlich geringere Unfallgefahr für seine rund 17 Mitarbeiter vor Ort aus, wenn sie mit den Baumaschinen das Metall dann auf Containergröße schneiden und anschließend verschrotten.

Ganze Arbeit haben die Bagger bereits am Verwaltungsgebäude geleistet. Von der Montagehalle und dem Gebäude für die Kühlung fehlt bereits jede Spur – sie wurden von den Baumaschinen schon platt gemacht. In Kürze dürfte die Entkernung auch bei den anderen Gebäudeteilen sowie im Kauenbereich abschlossen sein, dann dürfen die Baumaschinen auch hier zulangen. Rund ein Jahr, so rechnet das Abrissunternehmen Prümer, werden die Arbeiten noch andauern. Vielleicht geht es aber auch schneller, wenn die Abbrucharbeiten einhergehen mit der zeitgleichen Verfüllung des Geländes. Doch das Gelände ist immer für Überraschungen gut. So hat das Abbruchunternehmen einen Schacht gefunden, der auf keiner Karte eingezeichnet war. Das hält auf.

Nach dem Abbruch der Gebäude werden die versiegelten Flächen aufgebrochen, damit der Untergrund wasserdurchlässig wird. Eine eigene Abteilung der RAG, zuständig für das Bodenmanagement, kümmert sich dann um die Verfüllung. Der Einbau von Material wird dabei stets überwacht.

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