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Baumaschinen: Die unverzichtbaren Helfer im Winterdienst

Kaum ein Fuhrpark kommt heute noch ohne einen Radlader aus. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit sind die Maschinen das ganze Jahr über im Dauereinsatz – auch im Winter. Welche Aufgaben sie dort übernehmen, ist von Kommune zu Kommune verschieden.

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Von: Jessica Gsell

Aus dem Fuhrpark von Bauhöfen und anderen kommunalen Dienstleistern sind sie kaum noch wegzudenken: Baumaschinen. Die Liste der Hersteller, die diese Fahrzeuge in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen anbieten, ist lang. Aufgrund der umfangreichen Anzahl von Anbaugeräten lässt sich die Baumaschine zudem das ganze Jahr über einsetzen. Gerade im Bereich des Winterdienstes zählen Front-, Teleskop- oder auch Kompaktlader mittlerweile zu unverzichtbaren Helfern. Bei starkem Schneefall fungieren sie mithilfe eines Schneeschildes oftmals als Räumfahrzeug für Straßen und Gehwege. Ausgestattet mit einer Schaufel sind sie außerdem in der Lage, Berge an kaltem Weiß ganz einfach auf LKWs zu verladen. Und selbst in Gegenden, in denen es kaum schneit – überfrierende Nässe und Glatteis aber dennoch ein Thema sind –, kommen Baumaschinen für den Winterdienst zum Einsatz: Mit ihrer Hilfe werden Streugeräte mit Salz oder Splitt befüllt. Manchmal fungieren die Maschinen auch selbst als Streufahrzeuge. Die Baumaschinen überzeugen bei ihrem Einsatz vor allem durch ihre Vielseitigkeit. Wir haben uns in verschiedenen Bauhöfen quer durch Deutschland umgehört und wollten wissen, welche Aufgaben – besonders jetzt im Winter – die dortigen Baumaschinen so alles meistern.    

Zwei Kramer-Radlader zählen zum Fuhrpark des Werkhofs in Oberndorf am Neckar. Vor zwei Jahren kam der neue Kramer 580 Allrad-Radlader dazu, als Ersatz für einen alten Weyhausen Atlas, der 27 Jahre lang treue Dienste geleistet hatte. „Der Neue hat natürlich viel mehr Komfort“, sagt Winterdienstleiter Christian Blosl. Während der alte Kramer, Baujahr 1996, lediglich eine Geschwindigkeit von 20 km/h schafft, ist der neue Radlader bereits mit 40 km/h unterwegs. Die Fahrzeuge sind wahre Allround-Talente, was ihre Einsatzmöglichkeiten angeht. Ausgestattet mit einer Palettengabel werden die Maschinen zum Be- und Entladen von LKWs zur Hilfe genommen. Mit einer Schaufel an der Front meistern sie ebenfalls Verladearbeiten, aber auch beispielsweise das Abschieben von Feldwegen. Im Winterdienst packen die beiden Radlader ebenso kräftig mit an. Derzeit besteht die Überlegung, das ältere Modell auf dem Bauhof zu positionieren. Denn während in Oberndorf die großen Räumfahrzeuge zum Befüllen der Streugeräte unter ein Silo gestellt werden, geschieht das Ganze bei den Kleinfahrzeugen mithilfe des Schaufelladers. Auch der Splitt, mit dem in der baden-württembergischen Stadt auf den Gehwegen gestreut wird, wird mit der Baumaschine verladen. Das neue Modell soll dagegen auf der Straße eingesetzt werden. Liegt viel Schnee, ist es die Aufgabe der Baumaschine, die Anhäufungen, die sich vom Schneepflug gebildet haben, mit der Schaufel aus dem Kreuzungsbereichen zu schaffen. Oftmals geht der Radlader auch der Schneefräse zur Hand: An den Stellen, an denen die Schneefräse nicht richtig hinkommt. „Mit dem Schaufellader kann man den Schnee auch aus den Ecken herausholen“, erklärt der Winterdienstleiter. Entweder wird die weiße Pracht dort dann nur herausgeschoben oder aber gleich direkt auf den LKW verladen. Bei extremen Schneefällen setzt man in der baden-württembergischen Stadt auch an Bushaltestellen auf die Baumaschine. Denn dort fährt das reguläre Räumfahrzeug meist nur kurz hinein und schiebt den gesamten Schnee in eine Ecke. „Die Berge an Schnee nehmen aber irgendwann den Platz und die Sicht weg“, weiß Blosl. Ein Fall für den Kramer-Schaufellader: Er trägt daraufhin entweder die Schneeberge ab oder schaufeln das kalte Weiß immer mehr in die Höhe, um damit wieder eine freie Sicht zu schaffen. Um die Mitarbeiter des Werkhofs beim Winterdienst zu unterstützen, werden externe Fahrer von Fremdfirmen angefordert. Diese nutzen ebenfalls die Fahrzeuge des Werkhofs – so auch die beiden Radlader. Mit ihnen und den zusätzlichen Arbeitskräften werden dann ebenfalls die Parklätze frühzeitig freigeräumt.

Rund 60 Tage Winterdiensteinsatz im Allgäu

Im Allgäu, einer der Hochburgen des Schnees, gehört der Einsatz von Baumaschinen schon fast zum gewohnten Winterdienstbild. So auch in Sonthofen. Ein kleiner und ein großer Radlader, beide von Weyhausen Atlas, gehören dem Fuhrpark des dortigen Bauhofs an. Die Aufteilung ist hier ähnlich wie in Oberndorf am Neckar. Während das kleine Modell – ein Atlas Radlader Typ AR 65 – auf dem Bauhofareal bleibt und dort, ausgerüstet mit einer Seitenkippschaufel, für das beladen der Salzstreuer zuständig ist, fährt das große Modell – ein Atlas Radlader Typ AR 95 Super – direkt im Winterdienst mit. Wie oft das der Fall ist, hängt von der Witterung ab. Im Durchschnitt sind die Schaufellader für den Winterdienst rund 60 Tage im Einsatz. „Im Zeitraum von 2002 bis 2016 waren es aber auch schon mal 44, aber auch schon 92 Tage“, berichtet Fachbereichsleiter Winfried Geisteier. Zu den Einsatzstellen des großen Radladers gehören dann unter anderem Bushaltestellen und Parkplätze. In Bereichen, an denen der Schnee einfach durchgeschoben werden kann, eignet sich der normale Schneepflug oftmals besser, weiß Geisteier. Anders sieht es allerdings bei beengten Arealen aus. Hier zeigen sich die Stärken des Radladers. „Bei ihm kann man den Anbaupflug auch mal etwas hochziehen“, erklärt Geisteier. Liegt viel Schnee, lässt sich dieser mit dem Schaufellader entweder sofort abtransportieren oder aber auch so an die Seite kippen, dass die Schneefräse das kalte Weiß im Anschluss daran problemlos wegräumen kann. Auch in Kreuzungsbereichen kommt die Baumaschine zum Einsatz. Hier zeigt sich erneut der Vorteil einer Schaufel als Anbaugerät: Mit dieser lassen sich vorneweg bereits große Mengen an Schnee direkt aus dem Weg räumen, bevor der Schneepflug dann zum Dienst anrückt. Neben dem 40 Mann starken Bauhofteam kümmert sich in Sonthofen zudem noch eine Fremdfirma, das Bauunternehmen Böck, um den Winterdienst. „Sie räumen die Parkplätze in der Innenstadt“, berichtet der Fachbereichsleiter. Dafür hat das Unternehmen ebenfalls einen großen Radlader im Einsatz. 

Im Gegensatz zum Süden Deutschlands halten sich im Norden die Schneemassen meist in Grenzen. Für das Räumen muss der Winterdienst in der Gemeinde Bösel, Kreis Cloppenburg, in der Regel einen bis 14 Tage im Jahr ausrücken. Dazu kommt allerdings noch der normale Streudienst mit Salz, der bei Glatteis tätig wird. Dieser ist während des Winters mitunter mehrere Wochen im Einsatz. Da es aber hauptsächlich die Glätte ist, die den dortigen Bauhof beschäftigt, werden in der Gemeinde Bösel zwei Traktoren für den Winterdienst abgestellt – ein John Deere 4700 Kommunalschlepper mit einem 500 kg-Salzstreuer sowie ein New Holland Schlepper T5050 mit einem 1000 kg-Salzstreuer. Beide Fahrzeuge sind außerdem mit einem Schneeräumschild ausgestattet. Aber natürlich befindet sich auch im Fuhrpark des Bauhofs eine Baumaschine, bestätigt Bauhofleiter Thomas Wichmann. Der Kramer-Allradlader wird zwar nicht zum Schneeräumen eingesetzt, dafür aber zum Beladen der Salzstreuer. Fernab vom Winterdienst zählt die Baumaschine außerdem zu einer der gefragtesten Geräte im Fuhrpark des Bauhofs. „Die ist eigentlich jeden Tag im Einsatz“, berichtet Wichmann. Mit seinen verschiedenen Anbaugeräten wird der Allradlader für sämtliche anfallenden Aufgaben genutzt, unter anderem für Gehölzschnitt, Pflaster-, Lade- oder auch Transportarbeiten.

Rosenheim: Arbeitsaufteilung der drei Radlader

Gleich drei Radlader gehören zum Fuhrpark des Baubetriebshofs in Rosenheim: ein älterer Zettelmeyer 602, ein Liebherr 509 Speedy sowie ein Atlas Terrex 824. „Sie alle werden im Winterdienst eingesetzt“, berichtet der Technische Leiter Robert Lippold. Das Modell von Liebherr wurde erst in diesem Jahr neu angeschafft und wird, gemeinsam mit dem Atlas Terrex, für den Räumdienst eingesetzt – beide Fahrzeuge sind dabei mit einem vollhydraulischen Front-Schneepflug ausgestattet. Einen Streuer bekommen die Baumaschinen jedoch keinen. „Das halte ich nicht für sinnvoll“, erklärt der Technische Leiter. Schließlich sollen die Maschinen wendig bleiben. Mit einem Streugerät am Heck wäre das aber schwieriger. Zudem würde in Rosenheim auch kein normales Silostreugerät ausreichen. „Wir arbeiten hier mit Feuchtsalztechnik“, erklärt Lippold. Dafür sei die Anschaffung eines speziellen Streuers notwendig – und das sei beim Lader unwirtschaftlich. Zumal sich im Bauhof geeignete effektive Streufahrzeuge befinden, die per Funk über die geräumten Flächen informiert werden, fügt der Technische Leiter hinzu. Zu den Einsatzgebieten der beiden neueren Baumaschinen zählen neben Parkflächen, Bushaltestellen, Behinderten-und öffentlichen Parkplätzen auch rund 12 Kilometer an Nebenstraßen im weißen Netz, also die Straßen, in denen nicht gestreut wird. Währenddessen bleibt der Zettelmeyer-Radlader auf dem Bauhof. Dort kümmert er sich um das Beladen von Splitt und allgemeine Ladetätigkeiten im Verkauf von Baustoffen, wie zum Beispiel Kaltmischgut. Liegt Schnee, werden mit dem Kettelmeyer außerdem das Bauhofareal und Flächen in der Umgebung geräumt. Bei einem „richtigen“ Winter mit Schneefall sind die Baumaschinen, genauso wie der Rest der Winterdienstfahrzeuge, mindestens sechs Stunden am Tag unterwegs. Während der wärmeren Jahreszeiten werden die Radlader auch im Bereich des Straßenunterhalts sowie des Garten- und Landschaftsbaus eingesetzt.     

Gerade einmal seit einem Jahr ist das 11-köpfige Team des Bauhofes in Bestwig stolzer Besitzer eines Kramer Radladers 5035. „Wir wollten weg vom Kommunalschlepper“, berichtet Bauhofleiter Thomas Müller. Deshalb richtete man den Blick auf die Anschaffung einer Baumaschine. Besonders die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten mit den unterschiedlichsten Anbaugeräten machten die Bauhofmitarbeiter neugierig. In der nordrhein-westfälischen Gemeinde wird der Kramer-Radlader unter anderem für den Winterdienst auf Straßen und Gehwegen eingesetzt. Neben einem Tuchel-Schneeschild zum Räumen, verfügt die Baumaschine zudem über einen Lehner-Silostreuer mit einem Fassungsvermögen von 130 kg. Das Bauhofteam hat sich bei der Wahl der Baumaschine bewusst gegen einen Knicklader entschieden, um ohne Schwierigkeiten unter anderem auf Gehwege auffahren zu können. Einen Nachteil hat der Radlader allerdings: „Er schafft beim Salz nicht die Mengen, wie ein Kommunalschlepper“, gibt Müller zu. Da in der Gemeinde Bestwig mit Trockensalz gestreut wird, hat sich der Bauhof etwas einfallen lassen: An bestimmten Standorten wie Schulen wurden kurzerhand Nachladepunkte eingerichtet. „Er ist sehr wendig“, lobt Müller die Maschine. Diese Eigenschaft sowie die geringe Breite von 1,40 Meter sind nicht nur im Winterdienst, beispielsweise beim Räumen und Streuen von Gehwegen ein Vorteil, sondern auch in anderen Arbeitsbereichen. So kann mit dem Fahrzeug ohne Probleme auf den Spielplätzen der Sand in den Sandkästen ausgetauscht werden. „Der Radlader wird auch für Unterhaltsarbeiten an den Straßen eingesetzt“, berichtet der Bauhofleiter. Aufgrund seiner geringen Breite kann er dann auf dem Gehweg abgestellt werden und behindert so weder die Arbeiten noch den Verkehr auf der Straße. Bei den Anbaugeräten kam neben einer Gabel sowie einer Greifschaufel in diesem Jahr noch ein Besen, ebenfalls mit einer Breite von 1,40 Meter, dazu. So lassen sich Gehwege oder auch die Höfe an Schulen und Kindergärten – alles Bereich mit recht wenig Platz – sehr gut reinigen. „Damit sparen wir uns eine Kehrmaschine“, so der Bauhofleiter. Schon nach einem Jahr kann Müller ein erstes Fazit ziehen: „Die Anschaffung hat sich gelohnt.“ Seit Ende 2015 steht der Radlader dem Bauhof zur Verfügung. Seither war er schon 400 Betriebsstunden im Dienst. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum schaffte der Kommunalschlepper gerade einmal 120 Stunden. „Der Radlader hat eine viel höhere Auslastung“, freut sich der Bauhofleiter. Doch auch wenn der Radlader schon jetzt nonstop im Einsatz ist, besteht die Überlegung, noch weitere Anbaugeräte anzuschaffen, um den Einsatzumfang erneut zu erweitern – eventuell mit einem Mulchgerät.

Bei zu viel Schnee rückt in Gehren die Baumaschine an

„Unsere Baumaschine tut großen Dienst“, lobt Henry Kühn, Bauhofleiter der Stadt Gehren, seinen Weidemann Radlader 970. Da das vierköpfige Bauhofteam dort weder ein Silo noch ein Förderband besitzt, mit dem die Streugeräte befüllt werden könnten, übernimmt diese Aufgabe der Weidemann Radlader. Liegt Schnee, kommt die Maschine auch auf den Straßen in der thüringischen Stadt zum Einsatz. Hat es beispielsweise eine Kreuzung zugeweht, auf der nun bis zu einem halben Meter Schnee liegt, dann hätte der Schneepflug hier seine Probleme, da er mit seinem Räumschild den Schnee lediglich vor sich herschiebt, sagt Kühn. Die Folge: Ab einer gewissen Menge fällt dieser hinter dem Räumschild wieder hinunter. Anders sieht es da bei der Baumaschine aus. „Mit ihrer speziellen Schneeschaufel kann sie auch mal richtig zugreifen“, zeigt sich Kühn begeistert. Vor rund drei Jahren hat sich der Bauhof für die Anschaffung einer solchen Baumaschine entschieden. „Wir sind hier nicht gerade überbesetzt“, berichtet der Bauhofleiter, der mit seinem Team neben der Stadt Gehren auch für die anliegenden Ortsteile Jesuborn und Möhrenbach zuständig ist. Besonders die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Radladers seien deshalb eine große Arbeitserleichterung, zumal die Baumaschine auch mit einem speziell für sie entwickelten Anhänger ausgestattet ist. So lassen sich ohne Probleme mit der Weidemann ein Rasentraktor oder aber auch Wurzeln, Grünschnitt oder Äste transportieren. Neben dem Winterdienst ist die Maschine somit das ganze Jahr über in unterschiedlichen Bereichen wie dem Wegebau oder auch der Friedhofspflege im Einsatz.

Doch obwohl Baumaschinen vielerorts unverzichtbar für den Winterdiensteinsatz geworden sind, gibt es dennoch auch kommunale Dienstleister, bei denen das nicht zutrifft. So beispielsweise im Bauhof von Marktheidenfeld. Hier befinden sich zwar Baumaschinen im Fuhrpark. „Die werden aber, bestimmungsgemäß mit einer Gabel ausgerüstet, für das Be- und Entladen von LKWs genutzt“, erklärt Bauhofleiter Stefan Halm. Im Winterdienst kommen sie gar nicht zum Einsatz. „Da haben wir genügend andere Fahrzeuge“, sagt Halm. Ähnlich sieht es auch in Würzburg aus: Beim Eigenbetrieb „Die Stadtreiniger“, der in der unterfränkischen Stadt unter anderem für den Winterdienst zuständig ist, findet sich keine einzige Baumaschine im Fuhrpark. Dort werden verschiedene LKWs – von Zwei- bis Dreiachser – Unimog aber auch Kehrmaschinen für den Winterdienst umgerüstet. Ein Grund für das Fehlen der Baumaschinen sei der doch recht milde Winter. Es werde zwar glatt in Würzburg, richtig schneien würde es hier aber kaum.

Text: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de

Bilder: Hersteller

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