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RAI Amsterdam: Nutzfahrzeuge im Zeichen alternativer Antriebe

Im Gegensatz zum Pkw-Markt erfreut sich die Nutzfahrzeug-Branche derzeit an guten Absatzahlen. Doch die Klimadebatte geht auch an Lkw und Transporter nicht spurlos vorbei. So stehen die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Mittelpunkt der diesjährigen Nutzfahrzeugmesse RAI in Amsterdam (26. Oktober bis 3. November).

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Im Vergleich zur RAI 2005 ist die Zahl der Aussteller um rund zehn Prozent auf mehr als 340 Unternehmen gestiegen. Die präsentierten Neuheiten reichen von schweren 40-Tonnern über leichte Transporter und Vans bis hin zu neuen Antriebstechnologien. Die 'BedrijfsautoRAI' gehört zu den wichtigsten internationalen Nfz-Messen und wechselt sich im Jahresturnus mit der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover ab.

In Sachen Umweltschutz setzen die Nutzfahrzeughersteller genau wie die Pkw-Branche vor allem auf Hybrid-Technik. So präsentiert beispielsweise Renault Trucks die Studie 'Hybrys', die von einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor angetrieben wird. Beide Motoren können einzeln oder gemeinsam arbeiten. Der Elektromotor gewinnt seine Energie durch Bremsenergierückgewinnung und dient zur Versorgung der Sicherheits- und Komfortausstattung, zum Starten des Antriebsstrangs und zur Unterstützung des Verbrennungsmotors in den Zugphasen. Im reinen Elektromodus beträgt die Reichweite zwei Kilometer. Der 'Hybrys' verbraucht laut Hersteller um bis zu 35 Prozent weniger Diesel als ein vergleichbares Fahrzeug mit konventionellem Antrieb.

Ein weiteres hybridgetriebenes Nutzfahrzeug findet sich auf dem Messestand von DAF in Form eines Prototypen der leichten Lkw-Baureihe LF. Basis für den Diesel-Elektro-Hybrid-Antrieb ist ein 4,5-Liter-Motor mit einer Leistung von 136 kW/185 PS, der an ein computergesteuertes Sechsganggetriebe gekoppelt ist. Der Elektromotor, der zwischen Kupplung und Getriebe installiert ist, schöpft seine Energie aus Lithium-Ionen-Batterien. Diese werden per Bremsenergierückgewinnung aufgeladen. Erste Testeinsätze bei Kunden plant DAF für Ende dieses Jahres. Neben dem Hybrid-Modell ist auf dem Stand eine umweltschonende Version des LF für den Verteilerverkehr in Innenstädten zu sehen. Allein durch einen besonders effizienten Verbrennungsprozess erreicht der leichte Lkw die strenge EEV-Abgasnorm (Enhanced Environmentally friendly Vehicle). Bei anderen Modellen des Herstellers sorgen passive Rußfilter für das Erreichen der EEV-Norm.

Aus dem Pkw-Bereich bekannt ist der Ansatz von Volvo Trucks: Um an der Verbrauchsschraube zu drehen, setzen die Schweden, genau wie beispielsweise VW mit den BlueMotion-Modellen, auf ein ganzheitliches Konzept. 'Fuelwatch' soll durch den Einsatz neuer Hard- und Software den Durst der schwedischen Trucks mindern. Neben der neuen Technik zeigt der Hersteller auf der Messe einen Lkw, die mit Biogas und Biodiesel betrieben werden können.

Mercedes-Benz setzt auf Gasantrieb. Die Sattelzugmaschine Econic NGT 1828 für den Stadtverkehr wird mit Erdgas betrieben. Durch den alternativen Antrieb verringern sich laut Hersteller nicht nur der CO2-Ausstoß und die Kosten für Kraftstoff, sondern auch das Geräuschniveau; für den Einsatz im City-Bereich ein großer Pluspunkt. Der Econic mit Gasantrieb erfüllt die EEV-Norm. Neben der Erdgasvariante mit einer Reichweite von 350 Kilometer stellt Mercedes einen Prototypen mit Flüssiggansantrieb und einer Reichweite von 800 Kilometer vor. Auch Iveco gibt Gas und präsentiert mit dem 198 kW/270 PS starken Stralis CNG ein Erdgas-Modell. Ebenfalls zu sehen ist die Allradversion des Daily Pritschenwagens.

Die neue Generation von Transportern und Großraum-Limousinen sorgt sich weniger um Klimaschutz. Stattdessen wollen die leichten Nutzfahrzeuge ihr eingestaubtes Image ablegen und nicht mehr nur nützlich, sondern auch optisch ansprechend sein. So beispielsweise der nun offiziell in Serie gegangene Ford Transit Sport, der mit dynamischen GT-Streifen auf der Motorhaube, Breitreifen und einer Sportauspuffanlage ausgerüstet ist und von einem 2,2-Liter-Dieselmotor mit 103 kW/140 PS angetrieben wird. Bislang wurde das Schmuckstück nur in Kleinserie produziert.

Aber auch die Großraum-Limousine Viano X-clusive von Mercedes-Benz will dem Trend der dynamischen Nutzfahrzeuge mit integrierten Spoilern und silberfarbenem Kühlergrill Rechnung tragen. Unter der Haube des Schwestermodells des Transporters Vito wirkt wahlweise ein 3,0-Liter-V6-Dieselmotor mit 150 kW204 PS oder ein V6-Benzinmotor mit 3,5 Liter Hubraum und einer Leistung von 190 kW/258 PS. Daneben steht natürlich die gesamte Palette- bereit.

Seine Europapremiere feiert die neue Generation des Transporters Hyundai H1, die im März 2008 auf den deutschen Markt rollen soll. Der von einem 125 kW/170 PS starken 2,5-Liter-Dieselmotor angetriebene Transporter ist im Vergleich zu seinem Vorgängermodell in Länge und Breite gewachsen. Mit einem Kühlergrill im Wabendesign und verchromten Streben möchte auch der H1 die schöne Seite der Nutzfahrzeuge betonen.

Bei den kleinen Transportern kommen mit dem Citroen Nemo, dem Peugeot Bipper und dem Fiat Fiorino im Jahr 2008 drei baugleiche Modelle neu auf den Markt. Auf dem Stand von Fiat wird zudem ein Sondermodell des Fiorino mit Elektromotor einen Ausblick auf zukünftige Antriebsvarianten geben. Der Italiener wird von einem Dreiphasen-Asynchron-Elektromotor angetrieben, der das Fahrzeug in sieben Sekunden von null auf 50 km/h beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreicht.

VW zeigt als Weltpremiere den auf 4,88 Meter gewachsenen Caddy Maxi, dessen Pkw-Version bereits auf der IAA zu sehen war. Er bietet Platz für rund 4 200 Liter Ladung bietet. Mit einer Zuladung von 800 Kilogramm und einer Anhängelast von 1 500 Kilogramm schließt er die Lücke zwischen dem normalen Caddy und dem T5. Design und Technik wurden von der Normalversion adaptiert. Neu dagegen ist der 2,0-Liter-Diesel mit 103 kW/140 PS.

Nissan führt das Modell Pick-up, den Vorgänger des aktuellen Nissan Navara wieder auf dem deutschen Markt ein. Der Allrad-Pritschenwagen soll Gewerbekunden locken, denen der Nachfolger zu modisch und zu wenig nutzwertorientiert daherkommt. Für den Antrieb sorgt ein 2,5-Liter-Diesel mit 95 kW/129 PS, der die Abgasnorm Euro 4 erfüllt. Die Preise dürften unter denen des Navara liegen. Opel zeigt seine Modellpalette, den Stadtlieferwagen Combo sowie die größeren Transporter Movano und Vivaro.

Unter den schweren Lkw wird vor allem der MAN TGX V8 ein Hingucker auf der RAI sein. Der Brummi wird von einem neu entwickelten V8-Motor mit 500 kW/680 PS angetrieben, der den Lkw zum derzeit leistungsstärksten Europas macht. Neue Motoren hat Scania mit der XPI-Baureihe für den Stadtverkehr im Angebot. Die Fünf- und Sechszylindertriebwerke sollen mit Hilfe eines neuen Einspritzsystems die Euro-5-Abgashürde nehmen, ohne auf zusätzliche Harnstoffeinspritzung angewiesen zu sein.

Neben neuen Fahrzeugen spielen auch die Themen Telematik, Sicherheit, Komfort sowie Spezialfahrzeuge eine wichtige Rolle. Die RAI öffnet ihre Tore für das Publikum am Freitag, 26. Oktober, von elf bis 18 Uhr, am 27. und 28. Oktober von zehn bis 17 Uhr, wochentags von elf bis 20 Uhr und am Samstag, 3. November, von zehn bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt zwischen 13,50 Euro und 18 Euro an der Tageskasse. Unter www.roadtransportshow.com können Tickets einen Euro günstiger geordert werden.

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