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Nicht-Winter schont die Stadtsäckel

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Viele Bauhof-Chefs sind noch vorsichtig mit Prognosen, doch man muss kein Prophet sein: In diesem Nicht-Winter haben sich die Kommunen beim Winterdienst eine Menge Geld gespart. In München etwa wurden bisher 7,7 Millionen Euro ausgegeben, im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt schon 18,7 Millionen. Auch kleinere Gemeinden freuen sich über große Summen, die sie nicht ausgeben müssen.

Guido Schneider kann derzeit richtig gut schlafen. Er muss fast nie Angst haben, dass ihn nachts um 3 Uhr ein Anruf aus den Träumen reißt und der 35-Jährige vom Bauhof Schongau auf den Schneeräumer muss. „Nur zwei Mal musste ich in diesem Winter raus, da freut sich auch meine Frau”, sagt Schneider ­ schließlich hatte er nach dem Rekord-Winter des Vorjahres dank ständiger Wochenend-Dienste 140 Überstunden angesammelt.

Die sind mittlerweile abgebaut, und auch die Kämmerer schauen mit Freude auf die Ausgabenseite. In Andechs (Kreis Starnberg) etwa wurden bisher erst 9400 Euro ausgegeben, knapp 33 000 weniger als im Vorjahr. Auch in Krailling sind es mit 4800 nur ein Bruchteil der 23 000 Euro im Super-Winter, in Haar (Kreis München) statt 306 000 nur 84 000. Da das eingesparte Geld aber meist virtuell ist, weil nur im Haushaltsplan veranschlag, werden damit meist keine anderen Projekte finanziert. „Ich habe einfach für den Haushalt 2007 weniger Ausgaben, dafür waren es für 2006 mehr”, sagt Bauhofleiter Karl Ortner aus Aying (Kreis München).

Anders als im Vorjahr bleiben die Lager gut gefüllt. In Dorfen (Kreis Erding) etwa wurden von 170 Tonnen Streusalz und 100 Tonnen Split nur 35 bzw. 10 Tonnen verbraucht: Vergangenen Winter waren es 700 Tonnen Salz und 550 Tonnen Split. Und auch in den mächtigen Depots der Straßenmeisterei Holzkirchen (Kreis Miesbach), für die A\x0f8 zwischen München und den Irschenberg zuständig, türmen sich noch riesige Salzberge. „Wir haben gerade mal 1100 Tonnen verbraucht, ein Drittel der normalen Menge”, sagt Leiter Wolfgang Freter. Er bekommt sogar Nachschub, Siedesalz aus Bad Reichenhall für 63 Euro pro Tonne. „Damit könnte man auch seine Frühstückseier würzen”, witzelt Freter, der sich keine Sorgen machen muss, dass das Salz bis zum nächsten Winter Schaden nimmt. „Meistens bildet sich auf den Halden eine Kruste, aber das macht den modernen Streumaschinen nichts aus.”

Doch noch trauen die Bauhof-Mitarbeiter dem Frieden nicht. „Der März liegt mir noch im Magen”, sagt Karl Ortner aus Aying. Denn im Vorjahr legte der Winter erneut los: Beim Schneechaos am 5. März etwa waren in München 600 Helfer rund um die Uhr im Einsatz, allein dieser Tag kostete die Landeshauptstadt 600 000 Euro, sagt Baureferats-Sprecherin Dagmar Lezuo.

Statt Schneeräumen werden Bordsteine ausgewechselt

Der Schongauer Bauhof-Chef Hans Eurisch hofft nach zwei „chaotischen Wintern”, dass die frühlingshafte Ruhe so bleibt. Seine Mitarbeiter haben derzeit zwar viel zu tun, vom Holzgeländer reparieren über Schlaglöcher ausbessern, Gully leeren oder Bordstein auswechseln. Doch der große Stress ist weg. „Sonst hechelt man immer hinterher”, sagt Guido Schneider. „Wenn es nach mir geht, muss der Winter auch nicht mehr kommen.”

Weitere Infos unter: www.ovb-online.de

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