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Wie wichtig ist CO2-Management in den Kommunen?

Prof. Dr. Edeltraut Günther, Dr. Ines Klauke, Martin Nowack, Gabriel Weber

 

Beschaffung unter Gesichtspunkten des Klimaschutzes hilft mit, umweltfreundliche Unternehmen zu unterstützen und Öko-Innovation zu fördern. Durch die Ankurbelung der Nachfrage nach Produkten und Technologien, die Energie und Ressourcen optimal nutzen, trägt die Politik zur Minderung des Klimawandels bei. Bleibt die Frage: Wie wichtig ist CO2-Management in den Kommunen?

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Insgesamt gaben die öffentlichen Behörden in den Mitgliedstaaten der EU im Jahr 2006 über 1500 Mrd. Euro – bzw. 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU – für Güter, Dienstleistungen und Arbeiten aus. In Deutschland entfallen von den Beschaffungsausgaben des Bundes, der Länder und der Gemeinden circa 50 Prozent pro Jahr auf kommunale Beschaffungen. Die Kommunen können damit beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen und gleichzeitig die Lebensqualität für ihre Einwohner verbessern. Haben Sie sich als Vertreter einer Kommune erst einmal entschieden, eine klimafreundliche Beschaffung einzuführen, so stellen Sie sich sicherlich als Erstes die Frage „Wo fange ich an?“. Im Folgenden werden Ihnen sechs einfache Schritte für den Beginn einer klimafreundlichen Beschaffung vorgestellt.

Schritt 1: Entscheiden Sie sich klar für eine klimafreundliche Beschaffung

Eine entscheidende Voraussetzung ist natürlich das eindeutige Bekenntnis von oberster Stelle der Gemeinde zum Klimaschutz, da dann alle nachgeordneten Stellen weniger unter Rechtfertigungsdruck stehen und alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Beinahe ebenso wichtig ist ein klares Commitment aller am Beschaffungsprozess beteiligten Personen.

Schritt 2: Identifizieren Sie klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen

Wählen Sie diejenigen Produkte oder Dienstleistungen, die offensichtlich hohe Auswirkungen auf die Umwelt haben wie z. B. Fahrzeugflotte und PCs. Möchten Sie die Klimafreundlichkeit der ausgesuchten Produkte oder Dienstleistungen herausfinden, so informieren Sie sich am Besten über CO2-Emissionen und Energieverbrauch. Die Einsparpotenziale in der öffentlichen Beschaffung sind enorm. Würde Elektrizität für die öffentliche Hand als „grüner Strom“ beschafft, anstatt aus dem durchschnittlichen bundesdeutschen Strommix, könnten knapp 24 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Das entspricht den durchschnittlichen Emissionen von 2,9 Millionen Menschen in Deutschland. Neben der Identifikation klimafreundlicher Produkte und Dienstleistungen sollten Sie in diesem Schritt aber auch den tatsächlichen Bedarf ermitteln. Wenn Sie Ihren Bedarf sorgfältig analysiert haben, werden Sie möglicherweise sogar zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die Notwendigkeit eines Einkaufs überhaupt nicht besteht und die Beschaffung vermieden werden kann. So schonen Sie nicht nur das Klima, sondern entlasten auch Ihr Budget.

Schritt 3: Berücksichtigen Sie die Verfügbarkeit der klimafreundlichen Alternative

Nachdem nun das zu beschaffende Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung als besonders klimarelevant festgelegt wurde und sich auch ein entsprechender Bedarf für dieses Produkt oder die Dienstleistung innerhalb der Kommune abzeichnet, sollte sich der Beschaffer einen Überblick über das Angebot am Markt verschaffen. Hierfür eignen sich z. B. Veröffentlichungen in Fachzeitschriften wie Stiftung Warentest und ökotest oder auch die Anbieterdatenbanken des deutschen Umweltzeichens „Blauer Engel“ oder des europäischen Umweltzeichens „Euroblume“. Zudem kann es hilfreich sein, Anbieter direkt zu kontaktieren und zu ihren Produkten zu befragen oder sich Informationsmaterial, Kataloge sowie Muster schicken zu lassen.

Schritt 4: Betrachten Sie die Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder einer Dienstleistung

Ein Vorurteil gegen klimafreundliche Beschaffung ist, dass der Preis eines grünen Produktes meistens zu hoch ist. Ein Grund dafür ist, dass die öffentliche Haushaltsführung den Beschaffern, aber auch den Nutzern keinen ausreichenden Anreiz bietet, genauer den Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung zu hinterfragen. Beziehen Sie daher in Ihre Beschaffungsentscheidung alle Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder einer Dienstleistung – von der Produktion über die Bereitstellung und Nutzung bis zur Entsorgung – ein. Besitzt das Produkt eventuell eine längere Lebensdauer, so lassen sich bei einer Lebenszykluskostenbetrachtung die höheren Anschaffungskosten rechtfertigen. In einer Hamburger Umweltbehörde konnte beispielweise durch den Einsatz energieeffizienter Beleuchtungssysteme mit langen Lebensdauern 225.000 Euro gespart werden. Eine andere Möglichkeit, die Kosten einer Beschaffung zu reduzieren, bietet die Bildung von Einkaufsgemeinschaften mit anderen Kommunen.

Schritt 5: Beziehen Sie umweltrelevante Kriterien bei der Ausschreibung ein

Es gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, umweltrelevante Kriterien in öffentliche Ausschreibungen einzubeziehen. So können Sie bereits bei der Festlegung des Auftragsgegenstands durch die Wahl eines klimafreundlichen Titels den Bietern signalisieren, dass Sie Schwerpunkte im Klimaschutz setzen. Bei der Leistungsbeschreibung können klimafreundliche Herstellungsprozesse wie etwa „Grüner Strom“ aber auch ökologischer Landbau von den potenziellen Bietern gefordert werden.

Schritt 6: Machen Sie Ihr Engagement sichtbar

Kommunizieren Sie beispielsweise über regionale Zeitungen auch nach außen, dass sich Ihre Kommune für eine klimafreundliche Beschaffung engagiert. Nutzen Sie zudem interkommunale Veranstaltungen, um sich mit anderen Kommunen auszutauschen.

Quelle: www.handelsblatt.com

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