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Unternehmen der Energiewirtschaft investieren trotz Krise

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Energie: Die deutschen Energieversorger halten weiterhin an den von ihnen projektierten großen Kraftwerksprojekten fest, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf der Hannover Messe. Rund 36 GW sollen bis 2018 durch Kraftwerke mit Leistungen größer als 20 MW installiert werden. Die im VDMA organisierten Anlagenbauer der Branche trotzen daher erfolgreich der Flaute.

Auch für die Energiewirtschaft ist es schwieriger geworden, Fremdkapital für ihre Investitionen zu beschaffen. "Die Energieversorger müssen etwas höhere Finanzierungskosten für ihre Projekte in Kauf nehmen", sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), im Rahmen der Hannover Messe. Einige Mitgliedsunternehmen würden jetzt ihre Planungen genauer unter die Lupe nehmen.

Zum Thema Investitionen sagte Müller, die Uhren tickten in der Energiewirtschaft allgemein anders als in der übrigen Wirtschaft. So liegen die Investitionszyklen für ein Kraftwerk beispielsweise bei 30 oder sogar 40 Jahren. Unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen müssten die Unternehmen deshalb vorausplanen. Im Kraftwerksbereich seien es ungefähr sieben bis neun Jahre. Die Genehmigungsverfahren für neue Übertragungsnetze dauern Müllers Angaben zufolge acht bis zehn Jahre.

Die Kraftwerksplanung der Unternehmen umfasst derzeit 64 Projekte mit einer geplanten Leistung von mehr als 20 MW, die bis zum Jahr 2018 fertiggestellt werden sollen. Die Mehrzahl davon sind Steinkohle- und Erdgas-Kraftwerke wie das 850-MW-Gaskraftwerk der RWE Power in Lingen oder Steinkohlekraftwerke wie das in Hamburg-Moorburg (Vattenfall Europe) mit einer Leistung von 1640 MW. Die Liste kommt demnach auf eine Gesamtkapazität von 35,572 GW.

Die Energiewirtschaft ist damit eine wichtige Stütze des Maschinen- und Anlagenbaus. Der Auftragsbestand bei den Energieanlagenbauern ist nach wie vor hoch: "Die Kraftwerkstechnik trotzt erfolgreich der Krise", sagte Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Verbandes des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA). Die in der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau organisierten Hersteller verzeichneten 2008 eine extrem hohe Nachfrage und rechnen auch für dieses Jahr mit mehr Umsatz.

Das Investitionsvolumen der Energiewirtschaft von gut 50 Mrd. € sorgt bei den Herstellern für volle Auftragsbücher. Auch wenn einige Projekte von den Energieversorgern zeitlich nach hinten verschoben wurden, betonte Hildegard Müller, dass im Kraftwerksbereich nach wie vor kräftig investiert wird.

Die Investitionen der Energieversorger allein in die Modernisierung und den Neubau von Anlagen zur Stromerzeugung bezifferte die BDEW-Geschäftsführerin auf 5,4 Mrd. €. Durch neue Kraftwerke konnte der durchschnittliche Wirkungsgrad der Kraftwerke im Betrieb auf inzwischen 38,5 % angehoben werden. Moderne Gas- und Dampfturbinenkraftwerke erreichen inzwischen einen Wirkungsgrad von knapp 60 %.

Daneben sollen etwa 2 Mrd. € in den Bau neuer Gasnetze und rund 3,3 Mrd. € in die Stromnetze investiert werden. Die geplante Investitionssumme von 12,4 Mrd. € für dieses Jahr bezeichnete Müller als ein "privatwirtschaftliches Konjunkturprogramm".

Das kommt auch Unternehmen aus der Elektrotechnik- und Elektronikbranche zugute, weiß Joachim Schneider, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Energietechnik. "Wir haben Bereiche wie die Hochspannungstechnik, die auch in diesem Jahr mit Wachstum rechnen", sieht Schneider positive Signale für die Geschäftsentwicklung im Marktsegment Energieinfrastruktur. Auch habe die Bundesnetzagentur Anfang April die Erlösobergrenze für die Netzbetreiber um bis zu 30 % erhöht. "Wir gehen davon aus, dass ein wichtiger Hinderungsgrund für Investitionen jetzt entfallen ist", sagte Schneider. Sorgen macht dem ZVEI eher das Industriegeschäft.

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