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Statt Salzstreuer der Astschneider

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Verkehrswesen: Die beiden Straßenmeistereien im Odenwaldkreis haben auch ohne Wintereinsätze gut zu tun 

„Wir arbeiten nach Leistungsheft“, erläutert Harald Körner, Leiter der Straßenmeisterei in Beerfelden. Zwar braucht der Autofahrer nicht zu wissen, was das genau ist, doch sollte er wissen, dass Körners Männer stets für ihn da sind. Auch wenn es wie in diesem Jahr nur weniger Einsätze mit dem Schneeräumer und Salzstreuer bedurfte, haben die beiden Straßenmeistereien im Odenwaldkreis keinesfalls Winterruhe.

Sie müssen zusammen insgesamt genau 600 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in Ordnung halten. Und in einer Mittelgebirgslandschaft sind in der Regel auf gut der Hälfte dieser Wegstrecke die Böschungen mit Bäumen, Büschen und Sträuchern bewachsen. Da gilt es, das sogenannte Lichtraumprofil freizuhalten, auch damit der edle Lack der Karossen nicht von zu lang gewachsenen Ästchen verkratzt wird.

Für deren Rückschnitt haben die Straßenbauer noch genau 18 Arbeitstage Zeit, denn das Naturschutzgesetz schützt den Lebensraum von Vögeln, Kleinnagern und Insekten in der Vegetationsperiode, die auf die Zeit vom 16. März bis 31. August festgelegt ist. In dieser Zeit bleiben Ast- und Heckenscheren im Depot der Straßenmeistereien. Auch der Gartenbesitzer muss sich an diese Regelung halten.

„Zumal die Triebzeit bei der milden Witterung jetzt schon beginnt“, wie Werner Riesinger beobachtet. Er ist Chef der Straßenmeisterei in Bad König und überwiegend für den nördlichen Odenwaldkreis, aber auch für einige Kilometer Bergsträßer Straßen zuständig. Die Beerfelder Kollegen, deren Einsatzbereich bis runter zum Neckar und nach Westen rüber bis Birkenau reicht, haben zu 60 Prozent im Kreis Bergstraße zu tun.

Der ungewöhnlich milde Winter hatte bislang eigentlich keine außergewöhnlichen Auswirkungen auf die Arbeit am Bewuchs neben den Straßen, so Riesinger und Körner – sieht man einmal vom Freischneid-Einsatz nach dem Sturm Kyrill ab. Freilich sind doch einige Kleinigkeiten anzumerken, die während eines normalen Winters anders gelaufen wären. Bekanntlich haben Straßen oft mehr oder weniger steile Böschungen, die heute oft befahren werden, um mit den hydraulischen Astscheren an die Natur heran zu kommen. Dabei ging hin und wieder allerhand Grasnarbe verloren, weil der Boden durch den vielen Regen aufgeweicht war. Bei Frost wäre das eben nicht passiert.

Und das Tief Kyrill, nach dem – wie jeder am Straßenrand sehen kann – noch immer einiges aufzuräumen ist, hat gezeigt: Es wird windiger in Deutschland. Zumindest hat Harald Körner dies beobachtet, denn selten waren über den Winter so viele Einläufe unter und neben den Straßen so oft vom herangewehten Laub zu reinigen. Und wenn die Rohre verstopft sind, kann das Wasser des nassen Winters aus den Gräben nicht ablaufen, sorgt dann für feuchten und manchmal auch vereisten Asphalt.

Wer daheim einen Garten zu bewirtschaften hat, der weiß, welche Mengen Material schon bei einem Rückschnitt in kleinem Maßstab anfällt. An der Straße bläst der Häcksler die zerkleinerten Äste und Zweige in der Regel wieder zurück an die Böschung oder ins Gelände. Denn dort – zumal der Verkehr ja meist weiter fließt – ist kein Platz und auch keine Zeit, diese Biomasse aufzuladen und abzutransportieren. Wo dies möglich ist, findet sich schon der eine oder andere Abnehmer für die Hackschnitzel, zum Beispiel in Zell der Wirt eines bekannten Gasthauses, das eine Hackschnitzelheizung im Keller hat. Sollten die Preise für Hackschnitzel einmal steigen, könnte es sich auch rentieren, die Maschinen der Straßenpfleger so umzurüsten, dass das Material ähnlich wie bei einem Mähdrescher in einem Bunker gesammelt wird, spekuliert Harald Körner in die Zukunft.

Ach so, der Winterdienst: Gerade einmal ein Dutzend Einsätzen hatten die Beerfelder zu fahren, von denen die meisten Autofahrer gar nichts mitbekommen haben. Meistens war es Reifglätte. Die Entscheidung, wo gestreut wird, lässt sich aber nicht anhand des Wetterberichts treffen, auch wenn der übers Internet schon ziemlich differenziert zu bekommen ist. Dazu machen die erfahrenen Männer von der Straßenmeisterei noch immer ihre Kontrollfahrten. Denn es ist keinesfalls so, dass es automatisch auf den Höhenzügen zuerst glatt wird. Nicht selten herrscht im Odenwald eine sogenannte Inversionswetterlage, bei der warme Luft auf die kalte aufgleitet und diese recht stabil in die Täler drückt, wo dann in Verbindung mit dem Nebel aus den Flussauen schnell Reif entstehen kann.


Weitere Infos unter: www.echo-online.de

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