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Kommunen am Limit

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35 Tage im Jahr dürfen Kommunen bei den Feinstaubmessungen über den Grenzwerten liegen. Viele Städte in NRW haben nach drei Monaten jedoch schon mehr als die Hälfte dieses Polsters aufgebraucht. Das könnte zu Fahrverboten führen.

Die Konzentration von Feinstaub ist in vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen schon an den Jahresgrenzwert gerückt. Hagen und Iserlohn überschritten diesen Wert seit Jahresanfang bereits 18- und 19-mal. Ein erhöhtes Aufkommen ist allerdings nur an bis zu 35 Tagen pro Jahr zulässig.

Nach der EU-Richtlinie über das Aufkommen von Feinstaub dürfen sich an maximal 35 Tagen 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter in der Luft befinden. Grund dafür sind die gesundheitsschädigenden Auswirkungen der Kleinstpartikel für den Menschen. Nach einer Studie der Europäischen Union sterben in Deutschland jährlich 65 000 Menschen an den Folgen von zu großer Feinstaubkonzentration. Ziel der EU-Richtlinie ist es, einen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm zu erreichen. Ein unmögliches Unterfangen, wenn die Kommunen die 35-Tage-Grenze überschreiten.

Neue Verkehrskonzepte

In Südwestfalen überwacht das Landesamt mit Messstationen in Soest, Netphen, Warstein, Hagen-Hohenlimburg, in Hagen am Graf-von-Galen-Ring und in Iserlohn am Hohler Weg die Luftqualität. In Hohenlimburg begann das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) Anfang dieses Jahres mit den Messungen. Wegen des dortigen Kalksteinabbaus befürchtete man eine erhöhte Konzentration von Kleinstpartikeln. „Das Aufkommen ist dort jedoch wohl überschätzt worden”, sagt Klaus Vogt, beim LANUV zuständig für das Luftqualitätsmessnetz. Bis zum 31. März hat es dort sechs Überschreitungen gegeben.

Die Messstation in Netphen meldete bislang keine erhöhten Feinstaubwerte. Dagegen hat Warstein zehnmal die 50-Mikrogramm-Grenze überschritten. Soest weist acht Tage über den zulässigen Werten auf. Für das LANUV kein Grund zur Schwarzmalerei. Denn das Vervierfachen der Quartalsergebnisse führt offenbar nicht zu einem aussagekräftigen Gesamtergebnis. „Solche Werte auf das gesamte Jahr hochzurechnen, sehe ich sehr kritisch”, erläutert Vogt. Schließlich seien die Werte in einer Zeit zustande gekommen, in der wetterbedingt vermehrt höhere Werte erzielt werden. So herrschten im Winter und Frühjahr so genannte Inversionswetterlagen. „In dieser schwachwindigen Zeit gab es nur einen geringen Luftaustausch”, erklärt der Landesamt-Mitarbeiter. Deshalb sei der vom Menschen erzeugte Staub vielerorts liegengeblieben. „Kein Grund zur Panik”, meint Vogt und ergänzt: „Es ist gar nicht überall verdreckt und furchtbar.”

Maßnahmen erforderlich

Werden die Grenzwerte innerhalb eines Jahres überschritten, sind die Kommunen dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen. Neben der Einrichtung von Umweltzonen im Stadtgebiet gilt die Umleitung von Schwertransporten um Stadtkerne herum als eine Möglichkeit, um die Feinstaubemission zu senken. Bis Mitte 2011 müssen die Werte unter der geforderten Grenze liegen. Andernfalls drohen den Kommunen Strafzahlungen.

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