Partner

Klimaschutzkommune Halle und die Stadtwerke

Bis 2010 will die EVH für rund 4 Mio Euro am Pulverweiden ein Wasserkraftwerk an die Saale bauen. Auch ein Solarthermie-Forschungsprojekt ist in Halle vorgesehen.

Lesedauer: min

Klimaschutz ist in aller Munde. Auch die Stadtwerke in Halle (Saale) wollen sich diesem Thema nicht verschließen, wie Matthias Krause, Technischer Geschäftsführer der EVH, deutlich machte. Krause erläuterte in lockerer Gesprächsathomasphäre bei einem Bierchen einige Projekte, welche die EVH in den nächsten Jahren angehen will.

Solar
Vorgesehen ist demnach ein Solarthermie-Forschungsprojekt am Kraftwerk Dieselstraße. Derzeit werde in Zusammenarbeit mit dem europaweit bekannten Gesundheits-,Energie-und Umweltforschungszentrum in Jülich die Machbarkeit untersucht. Als Partner sollen neben der TU Dresden auch diverse Hersteller entsprechender Anlagen fungieren. Durch diese Technik soll es auch möglich sein, beispielsweise das Kraftwerk über das Wochenende abzuschalten und die Versorgung über die in der Woche gespeicherte Energie zu gewährleisten. Ein Vorhaben, mit dem man auch bundesweit Schlagzeilen machen könnte, ist Krause überzeugt. Bereits jetzt bietet das Unternehmen einen Ökostrom-Tarif an. Je verkaufter Kilowattstunde fließt 1 Cent an den Regstrom e.V. in Halle, der damit diverse Ökostromprojekte in Halle realisiert. So soll im Bergzoo Halle ein Solarsegel gebaut werden.

Straßenlaternen
Großes Einsparpotenzial sieht die EVH bei den Straßenlaternen in Halle. Noch immer bestehen ein Drittel der rund 31.000 Glühbirnen aus Quecksilberdampflampen. Die Umrüstung auf die moderneren Natriumdampflampen würde Einsparungen von rund 1,5 Megawatt Strom bedeuten. Zwar gibt es bereits diverse Pilotprojekte zu LED-Leuchten für Straßenlaternen, ein weiteres Einsparpotenzial. Frei erworben werden können diese aber noch nicht, so Krause. Gern will sich die EVH auch an einer Ausschreibung zur Erneuerung und dem Betrieb der Straßenbeleuchtung beteiligen. “Wir werden uns mit aller Kraft an der Ausschreibung beteiligen”, betonte Krause. Schon im Sommer solle ein Konzept dazu vorliegen. Bereits seit 10 Jahren ist der Energieversorger für die Straßenlaternen zuständig. Doch große Investitionen wurden bislang nicht in das Leuchtennetz getätigt. Dran schuld ist der seit 6 Jahren herrschende Schwebezustand, die Stadt verlängert die Verträge immer nur mit Jahresfrist. Für die EVH fehlt damit die Zukunftsperspektive, um in das Netz zu investieren. Um das Netz der Straßenbeleuchtung auf den neuesten Stand zu bringen, muss zunächst einmal natürlich Geld in die Hand genommen werden. Doch bereits nach drei bis fünf Jahren sollen sich die Investitionen durch die Einsparungen wieder gerechnet haben.

Wasserkraft
Auch die Wasserkraft-Projekte nehmen mittlerweile konkrete Züge an. An den Pulverweiden und am Kröllwitzer Wehr sind zwei Wasserkraftwerke vorgesehen. Auch mit Umweltschutzverbänden habe man bereits geredet, die Zustimmung sei groß. So werden beide Kraftwerke eine Fischtreppe erhalten und damit die Saale auch für Fische durchlässig machen. Ihnen ist derzeit der Weg durch die Wehre versperrt. In Kröllwitz gibt es derzeit noch Probleme mit dem Denkmalschutz und dem Grundstücksbesitzer. Die obere Denkmalschutzbehörde wolle das alte Pumpenhaus wieder sanieren, so Krause. Weiter sind die Planungen schon für das Kraftwerk am Pulverweiden. Krause hofft, noch in diesem Jahr einen Baubeschluss zu fassen. 2010 könnte dann der erste Strom fließen. Rund 4 Millionen Euro soll der Neubau kosten, sagte Stefan Boettinger von den Stadtwerken dem HalleForum. Derzeit gibt es noch einen Einspruch gegen das Vorhaben.

Kraft-Wärme-Kopplung
Eine der führenden deutsche Städte ist Halle bei der Kraft-Wärme-Kopplung. 80 Prozent des hier produzierten Stroms entstehen auf diese Weise. Entgegen anders lautender Berichte ist eine Abschaltung des Heizkraftwerks in Halle-Trotha nicht vorgesehen. Bis zum 31. März sei die Einrichtung in Betrieb gewesen, erklärte Krause. Derzeit werden Inspektionen durchgeführt, um das Kraftwerk fit für den Winter zu machen. Im Oktober soll es wieder ans Netz gehen. Stolz ist man bei der EVH über das Kraftwerk Dieselstraße, durch das der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden konnte. Um 600.000 Tonnen im Jahr sank die Belastung durch die Kraft-Wärme-Kopplung. Strom steuert auch die Kläranlage Nord bei. Etwa die Hälfte ihrer für den Betrieb verbrauchten Elektrizität produziert die Anlage anschließend durch die bei der Wasserreinigung entstehenden Faulgase wieder selbst. Grob gerechnet stammen 75 Prozent des in Halle verbrauchten Strom aus Kraftwerken in der Saalestadt, 25 Prozent müssen hinzugekauft werden.

Umweltfreundliche Fortbewegung
Engagiert ist die EVH im Bereich Erdgasfahrzeuge. Ein Drittel der eigenen Fahrzeugflotte habe man bereits auf den umweltfreundlicheren Treibstoff umgestellt. Nachholbedarf sieht Krause noch bei der HAVAG. Erst 7 Busse sind in Halle bislang auf Erdgas umgerüstet. Zufrieden zeigte sich Krause auch mit dem Erdgasverkauf an den vier Erdgastankstellen in Halle. Dieser sei um 20 Prozent angestiegen. Viele Interessenten würden sich aber noch scheuen auf Erdgas umzustellen, weil es auf den Autobahnen keine Tankmöglichkeiten gebe.

Fernwärme
Eine der Forderungen der Grünen geht auch dahin, das Fernwärmenetz in Halle auszubauen. Derzeit werden 48 Prozent der Hallenser mit Fernwärme versorgt, 35 Prozent heizen mit Gas, 15 Prozent mit Kohle und jeweils 1 Prozent mit Gas und Nachtstrom. Doch die EVH stößt nach eigenen Angaben vielfach auf Skepsis bei Bauherren. Gerade Planungsbüros aus den alten Bundesländern kennen aus ihrem eigenen Umfeld Fernwärme nicht und ziehen diese deshalb bei ihren Planungen auch nicht in Betracht. So setzte sich der Investor am Gießereidreieck damit durch, die Einfamilienhäuser mit Öl zu beheizen. Doch auch Erfolge konnte der Energieversorger aufweisen. So wurden die Wohngebiete Damaschkestraße und Stadtgutweg an das Fernwärmenetz angeschlossen, ebenso das Krankenhaus Bergmannstrost und den Weinberg Campus. In Verhandlungen befinde man sich grad mit dem Betreiber des Ritterhauses. Auch dieses soll auf Fernwärmeversorgung umgestellt werden, ebenso wie das geplante Sportzentrum am Böllberger Weg.

Doch auch wenn die EVH ihre Technik auf den neuesten Stand gebracht hat, es wird noch immer zuviel Energie verschwendet. So vor allem in den Plattenbaugebieten, in denen die Heizungsanlagen noch immer aus Ein-Rohr-Systemen bestehen. Hier sind die Wohnungsunternehmen in der Pflicht. Doch sie scheuen sich vor dieser Investition, weil durch den Stadtumbauprozess viele Unsicherheiten herrschen und nicht klar ist, welche Straßenzüge in den nächsten Jahren dem Abrissbagger zum Opfer fallen. Die ganze Problematik des Wohnungsleerstands könnte man mit einem Komplett-Abriss der Silberhöhe lösen, sagte Krause. Doch das Problem sei, dass man es mit 13 verschiedenen Wohnungsunternehmen zu tun habe. Einige von ihnen könnte durch so eine Abriss-Entscheidung in ihrer Existenz bedroht werden. Deshalb werde wohl eine solche Entscheidung nicht fallen, so Krause. Doch bereits jetzt mache sich der Rückgang auf der Silberhöhe bemerkbar. So stoße die Versorgung des 7. Wohnkomplexes westlich der Karlsruher Allee an ihre Rentabilitätsgrenze. Bei weiteren Abrissen werde sich die Fernwärme-Versorgung in diesem Bereich zu einem Zuschussgeschäft entwickeln.

Zuschießen muss die EVH auch in Halle-Neustadt. Dort aber durch das vorhandene Gasnetz. Am liebsten würde er das Gasnetz von heute auf morgen umstellen und die Bewohner künftig mit Strom kochen lassen, erklärte Krause. Doch auch hier seien die Wohnungsgesellschaften in der Pflicht.

Quelle: halleforum.de

[0]
Socials

AKTUELL & SCHNELL INFORMIERT