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IFAT 2008: Sanierung von Kanälen immer gefragter

Die Reinigung und Sanierung von Abwasserkanälen ist in Deutschland und Europa ein aufstrebendes Geschäft. Hier treffen große Potenziale und technische Herausforderungen auf kompetente Technologieanbieter und versierte Dienstleister. Auf der Umweltmesse IFAT, die von 5. bis 9. Mai 2008 in München stattfindet, informieren die Marktführer und Nischenanbieter über die neuesten Verfahren, Produkte und Dienstleistungen. Darüber hinaus bietet die IFAT auch Fakten zu den Bedingungen und Bedürfnissen in Auslandsmärkten.

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Im Mai trifft sich die internationale Umwelttechnikszene in München auf der IFAT, Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling. Die größte Umweltmesse der Welt hat im Vergleich zur Vorgängerveranstaltung vor drei Jahren nochmals um 22.000 Quadratmeter auf insgesamt 192.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zugelegt.
 
Einer der Themenbereiche mit hohem Zuwachs ist die Sanierung, Inspektion, Reinigung und Wartung von Abwasserkanälen. Hier wuchs die Standfläche um knapp 32 Prozent auf 14.500 Quadratmeter. Die positive Entwicklung in diesem Segment korrespondiert sehr gut mit anderen Marktbeobachtungen. So hat das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur (Gelsenkirchen) – Ende vergangenen Jahres eine groß angelegte Befragung unter deutschen Kanalnetzbetreibern zum Thema „Bauinvestitionen Kanalisation“ durchgeführt. Es zeigte sich, dass der Neubau von Kanälen eine rückläufige Tendenz aufweist, während bei der Sanierung mit Zuwächsen zu rechnen ist. Speziell der Kanalrenovierung und -reparatur wird laut IKT im Jahr 2008 mehr Bedeutung zukommen. Einer Umfrage der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA, Hennef) aus dem Jahr 2004 zu Folge sind bundesweit rund 20 Prozent der etwa 486.000 Kilometer langen, öffentlichen Kanalisation kurz- bis mittelfristig sanierungsbedürftig. Eine IKT-Studie hat für Nordrhein-Westfalen ermittelt, dass 14 Prozent der öffentlichen Kanalisation und neun Prozent der Schächte schadhaft sind. Dr.-Ing. Bert Bosseler, Wissenschaftlicher Leiter des IKT, umreißt das wirtschaftliche Potenzial: „Der Sanierungsbedarf beträgt für Nordrhein-Westfalen innerhalb der kommenden zwölf Jahre etwa sechs bis acht Milliarden Euro. Rechnet man dies auf die bundesweite Kanalisation hoch, kommt man auf Ausgaben von 33 bis 44 Milliarden Euro.“
 
Das Hauptproblem maroder Kanalleitungen sind Leckagen, die zum Austritt von Abwasser und – je nach Lage des Grundwasserspiegels – zum Eintritt von Grundwasser führen können. Speziell bei Verkehrsbelastung der Leitung können auch Probleme mit der Standsicherheit auftreten. Typische Schäden sind fehlende oder verrottete Dichtungsmaterialien zwischen den Rohren, Lageveränderungen der Leitungen, Risse, Scherbenbildung und Leitungseinbrüche, Abflusshindernisse durch eingetragene Fremdkörper sowie Wurzeleinwuchs.
 
Bei den Renovierungsverfahren im Hauptkanal ist das Schlauchlining besonders verbreitet. Hierbei wird ein mit Kunstharz getränkter Kunststoffschlauch in den Kanal eingezogen oder eingestülpt. Eine Alternative hierzu ist das Close-Fit-Verfahren, bei dem ein in Längsrichtung eingefaltetes PE-HD-Rohr in die alte, gereinigte Leitung eingezogen wird. Wärme und Druck sorgen dann beim weiteren Arbeitsablauf dafür, dass sich der Inliner entfaltet und sich fast spaltenfrei an die Innenwandung des alten Rohres legt. Bei kleinräumigeren Reparaturarbeiten kommen hauptsächlich Kurzliner und Innenmanschetten sowie Injektions- und Spachtelverfahren zum Einsatz.
 
„Bei der Entwicklung neuer Verfahren in der Abwassertechnik und im Kanalbau sind die Einflüsse aus gesetzlichen Regelungen von großer Bedeutung“, sagt Bosseler. „Gegenwärtig gibt es starke Impulse aus dem Bereich der Grundstücksentwässerung. So wird zum Beispiel im neuen Paragraf 61a des Landeswassergesetzes von Nordrhein-Westfalen erstmalig die Grundstücksentwässerung ausdrücklich in die Sanierungsplanung einbezogen. Darüber hinaus kann im Falle einer ganzheitlichen Fremdwassersanierung die Sanierung privater Leitungen nach Investitionsprogramm Abwasser NRW gefördert werden.“
 
Die weit verzweigten Netze der Grundstücksentwässerung stellen mit ihren kleinen Nennweiten die Verfahrensanbieter und Dienstleister vor neue Herausforderungen. Oft erschweren zum Beispiel Bögen in den Leitungen den Zugang für Reinigungs-, Inspektions- und Sanierungsgeräte. Probleme gibt es auch dort, wo ein Zugang von oben her nicht oder nur mit erheblichem Aufwand geschaffen werden kann; nämlich unter der Bodenplatte des Gebäudes. Häufig wurden im Gebäude vorhandene Revisionsöffnungen bei der Kellernutzung verschlossen und überbaut, zum Beispiel mit Wandfliesen, Holzvertäfelungen, Kachel- oder Laminatfußböden.
 
Aspekte, die Innovationen erforderlich machen. „Während im öffentlichen Bereich der Kanalreinigung und -sanierung in den letzten Jahren eher bewährte Produkte und Verfahren weiterentwickelt wurden, beispielsweise durch die Modifikation einzelner Werkstoffkomponenten und Verfahrensschritte, fordert der Bereich der Grundstücksentwässerung völlig neue Sanierungstechniken, um den speziellen Anforderungen aus kleinen Nennweiten, Bögen und schachtlosen Verzweigungen gerecht zu werden“, sagt Bosseler.
 
Geschätzte 1,5 Millionen Kilometer an privaten Abwasserleitungen in Deutschland lassen die Dimensionen des Sanierungsmarktes allein hierzulande erahnen.
Beim Blick über die deutschen Grenzen zeigen sich die EU-Beitrittsländer als besonders interessante Märkte. „Diese Länder“, so Bosseler, „verfügen seit langem über umfassende Entwässerungsstrukturen und haben in der Vergangenheit nur wenig in den Erhalt der Netze investieren können. Sie bieten jetzt als Teil des EU-Binnenmarktes gerade in den stark regionalisierten Märkten des Kanalbaus und der Kanalsanierung optimale Voraussetzungen für den Export von Technologien und die Investition in neue Standorte.“

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