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GaLaBau-Verbände: Nachwuchsmangel beschäftigt alle

Auf fast allen bisher abgehaltenen Mitgliederversammlungen wurde über den Mangel an Fachkräften und Berufsnachwuchs diskutiert.

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Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern ist die Lage dramatisch. Weitere Themen waren die Ausbildung, PR- und Imagekampagne und Landesgartenschauen (siehe auch Webseiten der Verbände).

 

Der GaLaBau-Fachverband in Mecklenburg-Vorpommern lud Mitte März 2011 zu einer Podiumsdiskussion „GaLaBau als Verlierer des demografischen Wandels?“ ins Jagdschloss nach Waldsee bei Feldberg. Dabei waren auch Staatssekretär Sebastian Schröder aus dem Verkehrsministerium und Lutz Scherling, Referatsleiter im Landwirtschaftsministerium und Vertreter der Interministeriellen Arbeitsgruppe Demografischer Wandel des Landes. Das Land kranke in allen Bereichen unter den Alterungs-, Schrumpfungs- und Abwanderungsprozessen der Bevölkerung, schilderten die beiden. Hier gebe es große Anstrengungen der Landesregierung. Man versuche auch, kleinere Zentren zu stärken, Konzentrationsprozesse zu lenken und Distanzprobleme zu managen.

Verbandspräsident Gerald Jungjohann führte noch die Imageprobleme des Berufsstands an, die als eine Ursache für die bedenklichen Zahlen im Nachwuchsbereich zu sehen seien. In diesem Ausbildungsjahr gibt es im ganzen Bundesland lediglich circa 30 neue Ausbildungsverträge. Der Verband habe eine Nachwuchswerberin eingestellt. Bei den beklagten Missständen in der Ausbildung sei es heute notwendig, das „Lernen zu lehren“, mahnte Jungjohann.

Verbandsmitglieder kritisierten die Ausbildungsbedingungen. Frank Bachmann von der Firma Rumpf aus Rampe bei Schwerin berichtete von schlechten materiellen Bedingungen. So müssten sich Auszubildende Lehrbücher im Unterricht teilen, dürften die Lehrbücher nicht mit nach Hause nehmen. Andere Unternehmer berichteten von der Wohnheimsituation am Ausbildungsstandort Zierow, die schlechte Anbindung des Ausbildungsstandorts erschwere die Anfahrt extrem. Hier sei die Landesregierung gefragt.

Hanns-Jürgen Redeker, Präsident des Bundesverbands GaLaBau (BGL), warnte davor, Personalauswahl nur nach Zensur zu betreiben. Entscheidend für eine dauerhafte Entwicklung und Bindung von Fachkräften sei ihre Motivation. Unter den diskutierten Lösungsansätzen für den Fachkräftemangel wurde die Werbung von Berufswechslern angesprochen. Während einige Unternehmer einen ambitionierten Berufswechsel ausdrücklich begrüßten, sahen andere diese Möglichkeit als zweite Wahl an, weil man Landschaftsgärtner erfolgreich nur mit Herz und Seele sein könne.

Sachsen

In Sachsen bestehe ein großer Mangel an Bauleitern und Polieren, berichtete Verbandspräsident Werner Eyßer. „Geradezu beängstigend ist die Entwicklung bei der Erstausbildung. So viele unbesetzte Lehrstellen und abgebrochene Lehrverhältnisse hatten wir noch nie. Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, dass wir flächendeckend und für jede Firma die jungen Leute finden, welche unserem Idealbild eines Auszubildenden entsprechen.“ Eyßer hob hervor, wie wichtig kompetentes Auftreten der Mitarbeiter beim Kunden ist. Er sollte sich mit Fachkunde von den mitbewerbenden Unternehmen besonders durch sein Pflanzenwissen abheben. Die über die Geschäftsstelle angebotenen Seminare dazu werden gut besucht. Alle Mitglieder waren sich einig: Das Thema Aus- und Weiterbildung sowie Mitarbeiterführung wird uns in den nächsten Jahren stark beschäftigen.

Hessen-Thüringen

„Stellen Sie so viel wie möglich Azubis ein. Zahlen Sie ein angemessenes Entgelt – das ist für viele Jugendliche ein unschlagbares Argument“, forderte Dr. Günter Breitbarth, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, auf der Versammlung des Fachverbands in Erfurt. Es sei wichtig, in den Medien präsent zu sein. „Sie sollten auch Ihre moderne Technik in den Vordergrund stellen, das kommt bei vielen Jugendlichen gut an.“ In Thüringen ist die Zahl der GaLaBau-Ausbildungsverträge um 50 % zurückgegangen, berichtete Verbandspräsident Eiko Leitsch. Der FGL ist besonders aktiv in der Nachwuchswerbung und auf sehr vielen Berufsbildungsmessen präsent.

Ein weiteres Diskussionsthema war die PR- und Imagekampagne des Berufsstands. Inzwischen gibt es auch Motive zum Beispiel für den Sport- und Golfplatzbereich. Positiv wurde die aktuelle Kampagne des deutschen Handwerks bewertet. Bundesweit steht die Frage im Raum, ob die GaLaBau-Kampagne verstetigt und die Kosten dafür fest eingeplant werden sollen. Bisher wird in allen Landesverbänden alle drei Jahre neu darüber abgestimmt.

Leitsch bat um Stellungnahme seiner Kollegen. Fazit: Fast alle waren dafür, dass die Kampagne dauerhaft fortbestehen soll – jedoch nicht ohne Kon­trolle. Wie und wer die Arbeit der Agentur beurteilen soll, darüber ist man sich noch nicht einig. Eine längerfristige Sicherheit sei für die Beteiligten jedoch wichtig – ähnlich wie bei einem Pflegevertrag für Landschaftsgärtner.

Landesgartenschauen spielen im Verbandsleben eine wichtige Rolle. Leitsch bezeichnete die LaGa Bad Nauheim als Erfolg. Hier hätten GaLaBau und Planer gut zusammengearbeitet. „Alle Betriebe, die hier präsent waren, haben daraus Aufträge bezogen“, betonte der Präsident. „Wir müssen die Schauen nutzen, um unsere Leistungen an den Kunden zu bringen.“

Niedersachsen-Bremen

Einen großen Raum nahmen die Landesgartenschauen bei der Sitzung des Verbands in Hannover ein. Die Landschaftsgärtner in Niedersachsen und Bremen befürchten, dass das Sondermodell der LaGa Bad Essen 2010 dazu führen wird, dass in Zukunft immer weniger Mittel für Gartenschauen bereitgestellt oder sich diese sogar ganz auf private Flächen verlagern werden. Derartige Modelle sorgen jedoch nicht für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Zur Bewerbung Papenburgs lesen Sie die Meldung in unserem Ticker (Seite 14 und online).

2007 hatte sich die Landesregierung zwar für die Fortführung der Landesgartenschauen ausgesprochen. Jedoch fördert es nicht mehr mit festen oder vorab kalkulierbaren Beträgen, sondern ist bei der Suche nach geeigneten Fördermitteln behilflich. Einstimmig sprachen sich die Verbandsmitglieder in Hannover für die Fortführung der Imagekampagne aus.

Baden-Württemberg

Die Stimmung zur Versammlung des Verbands in Leinfelden-Echterdingen war ausgesprochen gut. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe stieg vom Jahresende bis Ende Februar von 601 auf 620 Betriebe. In 400 von ihnen werden Lehrlinge ausgebildet. Dennoch ist man sich bewusst, dass es durch geringere Schülerzahlen einen Nachwuchsmangel geben wird. An einer flotten Talk­runde, moderiert von SWR-Fernsehjournalistin Andrea Müller, nahm auch Ministerialdirigent Joachim Hauck vom baden-württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz teil. Hauck betonte, dass die beste Werbung für den Beruf die Zufriedenheit derer sei, die dort arbeiten. Vorankommen und Perspektiven seien für junge Leute wichtig. „Fit für die Wissensgesellschaft“ bedeute nicht nur akademische Berufe. Zudem müsse man die Jugendlichen mit Migrationshintergrund mitnehmen.

Thomas Heumann, Vorstandsvorsitzender des Verbands, sprach sich dafür aus, die Betriebe für Mitarbeiter aus anderen EU-Ländern zu öffnen. Diese Menschen sollten bewusst und aktiv integriert werden. Sonst könne es irgendwann passieren, dass Aufträge mangels Personal nicht abge­wickelt werden können.
Bei Fort- und Weiterbildung kooperiert der Verband nun intensiv mit den bayerischen Kollegen, um den Nutzen für die Mitglieder zu erhöhen.

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